Nordex Aktie bei 7,58 EUR Gestern geschlossen. Geht wieder in Richtung gesehener Tiefs? Woran liegt’s? Vereinfacht: An der Marge. Und für die Nordex Group (ISIN: DE000A0D6554) könnte es relativ einfach operativ aufwärts gehen:
Möglichst viele Aufträge gewinnen, die auch im Falle steigender Rohstoff- und Logistikkosten noch „profitieren“. Bei Nordex geht es weniger um Perspektiven, Produktnachfrage, sondern eher um die schwierige Entwicklung der Kostensituation der Komponenten, erhöhten Logistikkosten, Produktionsumstellung, Kosten von Rationalisierunsgmassnahmen und einmalige Kosten einer Cyberattacke. Damit das vom Management immer noch ausgerufene Ziel, dem Erreichen von – mittelfristig – einer EBITDA-Marhe von 8 %, erreicht werden kann, müssen zumindest die neuen Aufträge inflations- und kostensteigerungssicher ausgestaltet werden. Und natürlich mit einer entsprechenden Marge. Davon ausgehend, sollte der heute gemeldete Auftrag der Nordex bei den Margenzielen helfen:
Nordex Group erhält Aufträge über bis zu 137 MW – Polen.
Eine Tochtergesellschaft der Ignitis Group, Litauens staatliche Energieholding, hat die Nordex Group Ende September mit der Lieferung von 37 Turbinen des Typs N117/3600 für den Windpark „Silesia 2“ in Polen beauftragt. Ergänzend gibt es die Option, den Windpark um eine weitere Anlage zu erweitern. Der Vertrag beinhaltet auch einen Premium Service-Vertrag der Turbinen über 15 Jahre, der eine Verlängerungsmöglichkeit um weitere fünf Jahre beinhaltet.
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Die Nordex Group wird die Turbinen für „Silesia 2“ auf 134 Meter hohen Stahlrohrtürmen installieren. Die Liefer- und Installationsarbeiten nahe der Stadt Opole im Südwesten des Landes beginnen im Sommer 2023. Der Windpark „Silesia 2“ entsteht nahe des 50-MW-Windparks “Silesia 1”, den die Ignitis Group Ende 2021 ebenfalls bei der Nordex Group mit Turbinen des Typs N117/3600 in Auftrag gegeben hatte. “Silesia 2” wird nach der Fertigstellung der bis heute größte Windpark mit Turbinen der Nordex Group in Polen sein. Mit diesem neuen Auftrag hat Nordex von der Ignitis Group bis heute insgesamt Aufträge über 340 MW für Windparks in Polen und Litauen erhalten.
Erstes Halbjahr für Nordex war erwartet schwach: Tiefrote Zahlen bei vermindertem Umsatz und Leistung.
Der Umsatz sank infolge niedrigerer Installationen auf 2,1 Mrd EUR (H1/2021: 2,7 Mrd). Die Gesamtleistung, die auch Bestandsveränderungen umfasst, verringerte sich um 4,5 % auf 2,2 Mrd EUR (H1/2021: 2,3 Mrd). Die rückläufige Entwicklung wurde im zweiten Quartal vor allem durch geringe Installationen außerhalb Europas und Lateinamerikas beeinflusst. Zudem waren die indirekten Auswirkungen der Pandemie und des Ukrainekrieges durch die Verwerfungen an den Energie-, Rohstoff- und Logistikmärkten weiterhin deutlich spürbar. In diesem Umfeld belief sich das EBITDA auf Minus 173,3 Mio EUR (H1/2021: 68,4 Mio). Dies entspricht einer EBITDA-Marge von Minus 8,1 % (H1/2021: 2,5 %). Bereinigt um die Kosten für die Neuausrichtung der Produktion lagen das EBITDA bei Minus 143,7 Mio EUR und die EBITDA-Marge bei Minus 6,8 %.
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José Luis Blanco, Vorstandsvorsitzender (CEO) der Nordex Group zu den Halbjahreszahlen: “Die Marktentwicklung ist unverändert anspruchsvoll und insofern hat sich unsere Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal wie erwartet gezeigt. In diesem Umfeld ist es uns dennoch gelungen, unsere Kapitalstruktur deutlich zu stärken. Wir sehen weiterhin eine starke Auftragslage und verfügen über ein wettbewerbsfähiges Produktportfolio. Daher sind wir zuversichtlich, dass wir mittelfristig von den guten Wachstumsaussichten unserer Industrie profitieren werden.”
Liquidität reicht um schwierige Phase zu überstehen – Eigenkapital gestärkt plus Anleihe refinanziert
Der Konzern verfügte zum 30.06.2022 über flüssige Mittel von 653 Mio EUR (31. Dezember 2021: 784 Mio). Weiterhin hat die Nordex Group hat erfolgreich zwei Kapitalerhöhungen gegen Bareinlage durchgeführt und einen Bruttoerlös von insgesamt rund 351 Mio EUR erzielt: 139 Mio EUR bei einer Kapitalerhöhung im Juni unter Bezugsrechtsausschluss im Rahmen einer Privatplatzierung an die Ankeraktionärin – zum 30.06.2022 als Liquidität verbucht – sowie eine weitere Kapitalerhöhung im Juli über 212 Mio EUR mit Bezugsrecht – nach Bilanzstichtag zugeflossene Liquidität. Parallel dazu hat die Nordex Group im Juli ein Darlehen von der Ankeraktionärin über 286 Mio EUR erhalten, das die im Februar 2023 auslaufende Anleihe über 275 Mio EUR ersetzen wird – ebenfalls noch nicht am 30.06.2022 bilanziert.
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Prognose der Nordex bestätigt – zweites Halbjahr muss dafür auf jeden Fall besser als das erste laufen
Die Nordex Group bestätigt ihre Prognose für das laufende Geschäftsjahr, einen Konzernumsatz von 5,2 bis 5,7 Mrd EUR und eine EBITDA-Marge von Minus vier bis null Prozent zu erzielen. Ferner bestätigt die Nordex Group ihr strategisches Mittelfristziel, eine EBITDA Marge von 8 Prozent zu erreichen.
Operativ – Auftragseingang leicht positiv, Produktion rückläufig bei Nordex
Die Nordex Group erhöhte im Segment Projekte (ohne Service) in den ersten sechs Monaten 2022 ihren Auftragseingang um 7,9 % auf 3,0 GW (H1/2021: 2,8 GW); dies entspricht einem wertmäßigen Neuauftragsvolumen von 2,357 Mrd EUR nach 1,962 Mrd EUR im Vorjahreszeitraum. Auch wegen der geringeren Produktion erhöhte sich zum Ende des ersten Halbjahres der Auftragsbestand der Nordex Group deutlich um 26 % auf insgesamt 9,7 Mrd EUR (H1/2021: 7,7 Mrd), der sich auf 6,7 Mrd EUR (H1/2021: EUR 4,8 Mrd) im Segment Projekte und 3,1 Mrd EUR (H1/2021: 2,9 Mrd) im Segment Service verteilt.
Im ersten Halbjahr 2022 sank die Produktion in der Turbinenmontage um 5,5 Prozent von 3.105 MW im Vorjahreshalbjahr auf nunmehr 2.935 MW. Die Anzahl der produzierten Rotorblätter erhöhte sich auf 2.162 Stück (H1/2021: 2.028), davon stellte das Unternehmen 573 Stück (H1/2021: 819) selbst her und beschaffte von externen Lieferanten 1.589 Rotorblätter (H1/2021: 1.209).
In den ersten sechs Monaten 2022 hat die Nordex Group 416 Windenergieanlagen in 16 Ländern mit einer Gesamtleistung von 1,9 GW errichtet (H1/2021: 775 Windenergieanlagen in 21 Ländern mit einer Gesamtleistung von 3,0 GW).
Wird das auf Dauer den Kurs absichern?
Solange die Märkte derartig volatil sind, mit immer wieder drohenden weiteren Rückgängen, hat es eine Aktie, die wiederholt „nicht abliefern“ konnte, schwer. Sehr schwer. Und die jetzt vorliegenden Quartalsergebnisse bestätigten die negativen Erwartungen aus Prognosereduktion, Cyberangriff, Kostenproblemen, Werksschliessungen, Lieferkettenproblemen und explodierenden Logistikkosten. Und jetzt bleibt die Frage trotz gegenteiliger Beteuerung, ob wenigstens die – vor einiger Zeit reduzierte – Prognose erfüllt werden kann. Da muss in den folgenden Quartalen noch einiges passieren.
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Aber die nach den beiden Kapitalerhöhungen deutlich gesteigerte Liquiditätssituation wird natürlich auf Dauer der Aktie eine gewisse Sicherheit geben. Nordex will sich in dem möglichen Überlebenskampf der Windanlagenhersteller postionieren als einer derjenigen, der mit vollen Kassen durch die Krise kommen kann. Neben einer vom Siemens Enenrgy Konzern „gesicherten“ Siemens Gamesa beispielsweise. Und dann die Früchte von REPowerEU oder Fitfor55 und all den anderen Klimaintiativen weltweit ernten kann.
Nach der gesicherten Liquidität geht es jetzt – wieder – um die Kosten, die Marge! Wie kann man diese Probleme in einer Gemengelage aus Lieferengpässen, explodierenden Rohstoffpreisen und extrem verteuerten Logistikkosten „in den Griff“ bekommen? Das erste Halbjahr war durch negative Sonderfaktoren – Cyberangriff, Produktionsumstellung – bestenfalls als durchwachsen zu bezeichnen.
Nordex Aktie bleibt wohl unter Druck – schwieriges Jahr voraus – Breakeven verschiebt sich weiter in die Zukunft
Die am 25.05.2022 „aktualisierte“ Prognose berücksichtige direkte und indirekte Effekte, mit denen aus heutiger Sicht aufgrund des Kriegs in der Ukraine gerechnet wird, sowie Einmalaufwendungen für die Umstrukturierung der Produktion – Schliessung der Rotorproduktion in Mecklenburg-Vorpommern und die Schliessung einer spanischen Produktionsstätte für die Montage von Maschinenhäusern, abgeschlossen. Insgesamt soll das insgesamt rund 1,5 % Marge kosten.
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Beide Aspekte konnten mangels ausreichender Vorhersehbarkeit in der Ende März veröffentlichten Prognose noch nicht berücksichtigt werden, so zumindest Nordex. Zudem schließe die aktualisierte Prognose die erwarteten Effekte der Lieferkettenstörungen in China sowie die zusätzlichen Kosten und Auswirkungen auf das Geschäft im Zusammenhang mit dem Cyber-Vorfall vom 31. März 2022 ein. Ursprünglich hatte die Nordex Group einen Konzernumsatz von 5,4 bis 6,0 Milliarden Euro und eine EBITDA-Marge von plus 1,0 bis 3,5 Prozent prognostiziert, ohne Berücksichtigung etwaiger Kosten im Zusammenhang mit der geplanten Anpassung des Fertigungsnetzwerks und infolge geopolitischer Ereignisse. Die Erwartungen für Investitionen in Höhe von rund 180 Millionen Euro und die Working-Capital-Quote von unter minus 7 Prozent bleiben zumindest derzeit unverändert.
Schwieriges Jahr – und dann? Nordex Aktie braucht Perspektiven, aber woher…
„Aufgrund dieser zahlreichen und unerwarteten Turbulenzen wird das Geschäftsjahr 2022 schwieriger werden als wir ursprünglich angenommen haben. Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine und des Lockdowns in China auf die globale Wirtschaft und die Lieferketten beeinträchtigen die Windindustrie und lasten auf der Entwicklung unseres Konzernumsatzes und der Marge. Wir müssen davon ausgehen, dass uns einige dieser Effekte bis in das kommende Jahr begleiten werden“, sagt José Luis Blanco, CEO der Nordex Group. „Mittelfristig gehen wir weiterhin davon aus, dass sich das weltweite Momentum für die erneuerbaren Energien durch die immer ehrgeizigeren Ziele zur Bekämpfung des Klimawandels verstärken und damit auch zu einem signifikanten Ausbau der Windkraft an Land führen wird.”
Fazit. Mit nochmals gestärkter Liquidität will man sich auf die Zukunft einstellen. Rationalisierungen in Spanien und Mecklenburg-Vorpommern sollten zukünftig die Kostenbasis verringern. Auch die Lieferkettenprobleme sollten im Laufe des Jahres reduziert werden können. Aber wie lange die Transport- und Logistikkosten in der derzeitigen Höhe sich bewegen, lässt sich kaum abschätzen. Wenigstens der Cyberangriff sollte – hoffentlich – ein singuläres Ereignis bleiben. Aber die Energie- und Rohstoffpreise sollten auch erstmal auf hohem Niveau verharren. Nordex erinnert ein wenig an eine Baustelle. Gleichzeitig ist Nordex aber auch in einer Branche tätig, die vor Jahren mit steigender Nachfrage steht. Letztendlich ist die Frage, ob man auch profitabel Aufträge gewinnen und abarbeiten kann…
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