niiio finance group AG (ISIN: DE000A2G8332) plant in einem stark fragmentierten Markt in die Rolle des Marktführers aufzusteigen – und bei dem Fintech hört sich der strategische Ansatz und der geplante Weg dahin „machbar“ an. Auch wenn niiio für uns bestimmt kein „Kursverdoppler“ innerhalb von drei Wochen im Depot ist, so sehen wir doch mittel- und langfristig grosse Chancen. Sofern die Strategie weiterhin erfolgreich umgesetzt werden kann. Zuletzt beim EKF22 gelang es dem Gründer, CEO und Hauptaktionär der niiio finance, Johann Horch, seine Vision überzeugend vorzustellen. Grund für uns nachzufragen. Hier das spannende Interview „mit einem der 300 Mio EUR hochprofitablen Umsatz innerhalb überschaubarer Zeit“ in einem noch stark fragmentierten Markt schaffen will:
Bevor wir zu ihren Visionen und Plänen, für die von Ihnen gegründete niiio finance group AG kommen, könnten Sie unseren Lesern beschreiben, was niiio finance eigentlich “macht” und was sie in Zukunft “machen” soll?
Sehr gerne. Wir sind Anbieter einer innovativen Cloud-basierten Plattform mit Software-as-a-Service-Lösungen (SaaS-Lösungen) speziell für Asset- und Wealth-Manager in Europa. Das Potenzial für unsere Lösungen ist enorm, denn die europäischen Banken und Finanzdienstleister stehen angesichts des rasanten technologischen Wandels, der zunehmenden Regulatorik, eines veränderten Kundenanspruchs und des immensen Kostendrucks in der Industrie aktuell vor der Notwendigkeit, ihre Prozesse generell und speziell im Asset und Wealth Management zu digitalisieren. Dabei setzen sie zunehmend auf cloud-basierte Software-Lösungen Dritter.
Der Markt an SaaS-Lösungen im Asset und Wealth Management ist jedoch stark fragmentiert mit einem großen Angebot loser Einzellösungen – und da kommen wir ins Spiel. Als One-Stop-Shop-Lösung ermöglichen wir unseren Kunden die Digitalisierung des Asset- und Wealth-Managements entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Unser Ziel ist es, Europas führende SaaS-Plattform mit vollständiger Abdeckung der Back- und Front-End Prozesse im Asset und Wealth Management-Sektor zu werden. Unsere Strategie setzt daher auch einerseits auf organisches Wachstum im Asset Management-Bereich – unter anderem auch durch Cross- und Up-Selling. Andererseits wollen wir durch Konsolidierung den europäischen Private Wealth Management aufräumen.
Haben Sie ein oder zwei Beispiele, wo der Privatkunde mit Ergebnissen Ihrer Dienstleistungen in Berührung kommt?
Der Privatkunde freut sich an vielen Stellen über unsere Services, wird jedoch in aller Regel nicht bemerken, dass niiio unter der Motorhaube steckt. Unser Geschäftsmodell ist auf B2B fokussiert, daher wird der Großteil der Lösungen von unseren B2B-Kunden genutzt und diese treten damit gegenüber den Privatkunden auf. Aber natürlich profitiert der Privatkunde durch effizientere, digitale Prozesse, die die Produkte und Dienstleistungen der Wealth Manager günstiger und innovativer machen. Zudem profitieren Privatkunden durch digitalen Zugang zu ihren Assets und dem direkten Austausch mit dem Berater, beispielsweise in den Kundeportalen, die Teil der Produktstrecke sind. Der White-Label Robo Advisor Smavesto der Sparkasse Bremen, für den wir die Infrastruktur gebaut haben, ist ein anschauliches Beispiel. Smavesto ermöglicht Kleininvestoren Zugang zu Wealth Management-Produkten – so profitieren Privatkunden von unseren Services, ohne dass der Name niiio dabei groß auf den Produkten prangt.
Wer sind ihre “typischen” Kunden? Wie bauen Sie Ihren Kundenstamm aus? Gibt es ein Vertriebsteam? Geht es eher über Empfehlungen oder nutzen Sie vornehmlich die Kunden der “Zukäufe” für Cross-Selling-Aktivitäten?
Da niiio über eine sehr vielschichtige Kundenstruktur verfügt, gibt es den einen „typischen“ Kunden und den einen typischen Vertriebskanal nicht. Unser Geschäft liegt im B2B-Bereich und Kunden sind dabei primär Banken und Sparkassen, Family Offices und Vermögensverwalter. Namen, die den Privatkunden geläufig sein dürften, sind hier beispielsweise die Kreissparkasse Köln oder die Sparkasse Bremen mit ihrem Robo-Advisor Smavesto. Wir decken sowohl den Private Wealth Management, bei dem Privatkunden mit unseren Services in Kontakt kommen, – als auch den Asset Management Bereich ab, mit dem Privatkunden nicht direkt in Kontakt kommen. Das zeichnet uns aus – kaum ein Wettbewerber deckt beide Segmente und damit den gesamten AM & PWM Markt ab. Mit Blick auf unser Vertriebsteam haben wir seit Anfang 2022 die Kapazitäten verdoppelt. Als weiteres Standbein schafft die Plattform selbst durch die kontinuierliche Erweiterung der Angebote Up-Selling- und Cross-Selling-Potenziale zu neuen und bereits bewährten Produktmodulen.
Wie groß ist eigentlich der von Ihnen adressierte Markt? Könnten Sie den Markt definieren – räumlich, sprachlich und “inhaltlich”?
Unser Fokus liegt auf dem stark wachsenden, aber gleichzeitig auch stark fragmentierten europäischen Markt für WealthTech Lösungen mit Umsätzen, die bereits jetzt bei geschätzten 15 Milliarden Euro jährlich liegen.
Zuletzt auf dem EKF22 sprachen Sie von einer niiio finance, die 300 Mio. EUR Umsatz erreichen soll. Ist diese Zahl bei einem prognostizierten Umsatz von etwa 7,5 bis 7,9 Mio. EUR für das Geschäftsjahr 2022 nicht ferne Zukunftsmusik? Eher Traum als Planung? Wann wollen Sie so weit sein?
Traum würde ich es nicht nennen, sondern eine Vision, eine Ambition, von deren Erreichbarkeit wir überzeugt sind. Kern unserer Planung bildet unsere klare M&A-Strategie: Wir identifizieren potenzielle Targets anhand ihrer Profitabilität und daran, ob sie unser Produktportfolio sinnvoll ergänzen. Aktuell haben wir 15 Targets identifiziert – unsere Roadmap steht also. Dass niiio Integration kann, zeigen unsere Erfolge in 2022.
15 identifizierte Targets unter einen Hut zu bekommen, scheint nicht ganz einfach. In diesem Jahr haben Sie zwei Übernahmen durchgeführt. Wie war der Ablauf? Wie zufrieden sind sie mit dem Ergebnis?
Sehr zufrieden. Die Integration unterschiedlicher Software-Lösungen wie der von PATRONAS und FixHub in die niiio-Plattform ist Kernbestandteil unserer Wachstumsstrategie. Dass wir PATRONAS und FixHub so schnell und erfolgreich in unsere Plattform integriert haben, werten wir als gelungenen „Proof-of-Concept“ für unsere Integrationsfähigkeit und als Blaupause für kommende Übernahmen. Zudem zeigt sich schon jetzt das Potenzial für Skaleneffekte, Cross-Selling-Impulse und Multiple Arbitrage, das mit jeder weiteren Übernahme wachsen wird.
Heißt das, dass Sie die Integration weiterer “Teile”, Unternehmen, beschleunigen wollen und können?
Wir haben einen Integration Layer, eine Schablone, geschaffen, mit der wir weitere Unternehmen schnell und effizient integrieren können. Durch diese maximale Standardisierung sind wir in der Lage, mehrere Unternehmen gleichzeitig zu integrieren. Erleichtert wird die Integration auch durch die Tatsache, dass es sich um Software Companies handelt, deren Integration deutlich unkomplizierter ist als beispielsweise bei produzierenden Unternehmen.
Wieso glauben Sie aus 15 kleinen, nicht besonders profitablen Unternehmen einen europäischen Marktführer machen zu können, der ein Mehrfaches der addierten Gewinne der Einzelfirmen erzielen soll?
Es gibt schlicht und einfach keine Software-Plattform, die alles einer Hand anbieten kann. Wir schließen diese Lücke – alleine dadurch ergeben sich vielfältige Synergiepotenziale. Gleichzeitig steigt der Kostendruck auf Banken stetig und steigert die Nachfrage nach kosteneffizienten, einfachen und ganzheitlichen Software-Lösungen. In unserer One-Stop-Shop-Plattform sehen wir daher enormes Potenzial durch Synergieeffekte, das wir natürlich bestmöglich ausschöpfen wollen.
Warum geht diese Konsolidierung von der – entschuldigen Sie – kleinen niiio finance aus? Warum kommt keiner der amerikanischen großen Player “über den Teich” und erntet? Oder irgendwelche Hedgefonds, die doch gerne aus vielen Einzelfirmen einen schlagkräftigen Marktführer zusammenführen?
Amerikanische Konsolidierer kaufen, wenn der Markt schon gereift ist. So weit sind wir in Europa aber noch nicht – der Markt für SaaS-Lösungen im Bankensektor steht hier erst am Anfang. In einem solchen Umfeld mit aktuell vielen Nischenanbietern braucht man besondere Integrationsfähigkeiten, um Skalierung und Synergien zu heben. Im Gegensatz zu reinen Private-Equity-Firmen bringen wir diese Fähigkeiten mit. Zudem ist der adressierbare Markt so riesig, dass wir glauben, dass sich mehrere große Plattformen am Ende den Markt teilen werden – genug Raum für uns also.
Nun zum Thema Aktie. Die aktuellen Kurse der niiio finance Aktie können auch Sie nicht zufriedenstellen. Ist der Börsengang ein Flop gewesen? Oder zu früh?
Das aktuelle Marktumfeld erweist sich generell als schwierig für wachstumsstarke Micro- und SmallCaps wie uns. Wir gehören zu den Pionieren eines innovativen Geschäftsmodells für die kommenden Anforderungen der Bankenbranche, die in der breiten Öffentlichkeit noch eher unbekannt sind. Wenn wir aber unser Potenzial ausschöpfen, wird sich das hoffentlich auch zunehmend positiv im Kurs widerspiegeln. In diesem Zusammenhang möchte ich gerne darauf hinweisen, dass AlsterResearch niiio unter Verweis auf die Einzigartigkeit des Geschäftsmodells mit einer Kaufen-Empfehlung und einem Kursziel von 1,60 Euro in die Coverage aufgenommen. Das Kursziel entspricht einem Aufwärtspotenzial von rund 67 Prozent. Und dass, obwohl zukünftige Übernahmen darin noch gar nicht miteinbezogen werden.
Es fragt sich natürlich auch, wie viel Verwässerung müssten derzeitige Aktionäre der niiio “hinnehmen” auf dem Weg zu einem – in ersten Schritt – 300 Mio. EUR Umsatz Unternehmen?
Der Mehrwert durch unsere Buy-And-Build-Strategie überwiegt hier. Wenn man beispielsweise auf die Integration von PATRONAS und FixHub blickt, hat sich hier der Umsatz je Aktie trotz der Ausgabe neuer Aktien verdoppelt, was de-facto eine Wertsteigerung für Aktionäre bedeutet. Grundsätzlich gilt, dass wir ganz genau analysieren, welche Finanzierungsinstrumente wir nutzen, um eine Verwässerung zu minimieren. Auch die Wirtschaftlichkeit und Bewertungen der Übernahmen werden selbstverständlich sehr genau überprüft.
Lohnt es sich überhaupt, die Aktie jetzt näher anzusehen? Welchen Anlagehorizont sollte “der” Aktionär der niiio finance haben?
Das kann ich mit einem klaren Ja beantworten. Mit unserem Ansatz entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Asset und Wealth Managements eine Tech-Plattform mit allen relevanten Lösungen aus einer Hand zu bieten, verfügt niiio über ein Alleinstellungsmerkmal in Europa. Bisher gibt es nur die Teillösungen diverser Nischenanbieter, der Markt ist extrem fragmentiert. Mit Blick auf die Zukunft wollen wir eine der führenden europäische SaaS-Plattformen für Asset und Wealth Management werden. Wir haben bereits nachgewiesen, dass wir Plattform können. Nicht zuletzt unsere erfolgreichen Integrationen zeigen, dass wir am richtigen Punkt sind, um zum Konsolidierer zu werden. Der Prozess der Konsolidierung geht natürlich nicht von heute auf morgen, entsprechend sollte der Aktionär einen langfristigen Anlagehorizont mitbringen. Wir denken nicht von Quartal zu Quartal, sondern verfolgen eine langfristig angelegte Strategie – so sollten auch interessierte Investoren denken.
Was planen sie im Jahr 2023 umzusetzen? Wie viele Übernahmen denken Sie könnten es werden?
niiio ist eine Wachstumsstory – wir investieren, um zu konsolidieren und künftig substanzielle Gewinne zu erzielen. Daher werden wir auch im kommenden Jahr daran arbeiten, unser Portfolio entlang der gesamten Wertschöpfungskette in den Asset- und Wealth-Management-Prozessen noch weiter auszubauen. Wie viele Übernahmen es letztendlich werden, ist von vielen Faktoren abhängig, die nicht alle in unserer Hand liegen.
Welche Umsatz- und Ertragsziele stehen für 2023 im Raum?
Auch das ist abhängig von vielen verschiedenen Faktoren. Eins kann ich aber sicher sagen: Wir wollen weiter organisch, aber auch anorganisch wachsen. Unsere offizielle Prognose für 2023 werden wir vor dem Jahresbilanztermin veröffentlichen.
Herr Horch, besten Dank für das Interview.
Johann Horch | CEO der niiio finance group AG
Verantwortlicher der Wachstumsstrategie der niiio finance group AG. Nach seinem Studium an den Universitäten in Tübingen und Köln entwickelte Johann Horch den weltweit ersten vollautomatischen und risikoadjustierten Algorithmus zur Wertpapieranlage und gründete so die heutige Tochtergesellschaft DSER GmbH im Jahr 2006.
Kurzinfo zum Unternehmen
Die niiio finance group AG (niiio) kreiert eine skalierbare pan-europäische WealthTech-Plattform, indem sie technologische Innovationen bündelt und damit Asset und Wealth Manager befähigt, ihre Prozesse zu digitalisieren und ihre Kunden optimal zu betreuen. niiio ist ein Software-as-a-Service (SaaS) Provider für das Asset und Wealth Management. Als „one-stop-shop“ digitalisiert das Unternehmen die Prozesse seiner über 80 europäischen Kunden, damit sie effizient, flexibel und rechtssicher arbeiten können. Als Branchenvorreiterin treibt niiio auch die Konsolidierung des Softwaremarktes voran und plant, bestehende Prozesse mittel- bis langfristig dezentral über die Distributed Ledger Technologie (DLT) und Blockchain abzubilden. Die Vision von niiio ist die kostengünstige digitale Emission, Verwahrung, Depotführung und der anschließende Handel von Wertpapieren auf DLT-Basis – und somit ein dezentrales Settlement auf Basis der Blockchain-Technologie.
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