Nel stellte letzten Mittwoch die Quartalsergebnisse vor. Nach 200 MW Grossauftrag und 8 Mio EUR Order für H2-Tankstellen aus Europa seit Juli setzte der neue CEO Volldahl mit der Ankündigung Heroya’s Kapazität auf 1 GW zu verdoppeln ein Ausrufezeichen, das die Q2 Zahlen in den Hintergrund drängte.Nach den Zahlen erstmal Ernüchterung. Die Kursparty erstmal zumindest „on hold“ – zu gute Kursentwicklung im Vorfeld der Zahlen aufgrund der US-Förderungsentscheidung von 3,00 USD Steuergutschrift pro KG Wasserstoff zumindest in den Augen der Analysten. „Aufgrund der schwachen Quartalszahlen“ und wegen des bereits „stark gelaufenen“ Kurses fehle kurzfristig die Phantasie für weitere Kurssteigerungen. In diese abwartende, langfristig durchaus positive „Meinungslage“ über die Nel-Aktie kommt nun eine Meldung. Diese lenkt die Fragen auf eine vor einiger Zeit noch euphorisch gefeierte Kooperation, die Potential für „grossvolumige“ Aufträge für die Norweger impliziert hatte:
NIKOLA Aktie ist raus. Nel verkauft Beteiligung vollständig – mit Gewinn.
Noch vor dem Börsengang der NIKOLA Inc. hatte sich Nel im Rahmen eines Private Placements in Höhe von 5 Mio USD an NIKOLA beteiligt. Die Amerikaner, seinerzeit noch unter Führung des charismatischen und – wie später sich herausstellte – betrügerischen Trevor Milton, planten den transport zu revolutionieren. „Transportkapazität-as -a-Service“ sollte es werden. NIKOLA’s Brennstoffzellen-LKW’s inclusive H2-Bedarf, Versicherung, Steuern und Wartung sollten nach Transportleistung je Kilometer bezhalt/genutzt werden. Dafür benötigte und plante NIKOLA ein US-weites Netz von Wasserstoffproduktions- und -tankstellen. Mit Nel als Technologielieferanten.
US-H2-Infrastrukturnetz wäre eine viele 100 Mio USD Auftragsvolumen für Nel geworden
Aber nachdem Trevor Milton der offensichtlichen Falschmeldungen „überführt wurde“, musste man bei NIKOLA konsolidieren, auf die fast sichere MilliardenUSD-GM-Beteiligung und Kooperation verzichten. Und so wurden auch die Pläne für das H2-Infrastrukturnetz zumindest „auf die lange Bank geschoben“. Geblieben ist die Initial-Order NIKOLA’s an Nel vom 30.06.2020 für Elektrolyseure im Gesamtwert von 30 Mio USD, die nach Porduktionsstart in Heroya ab Ende 2021 auch produziert wurden. Bisher sind die erwarteten Folgeaufträge ausgeblieben. Vielmehr hatte sich zwischenzeitlich NIKOLA zumindest bei der Betankungstechnologie „umorientiert:
Zumindest ist die Corporate News vom 30.09.201 der NIKOLA Corp. eindeutig: „Nikola and OPAL Fuels Sign MoU to Co-Develop and Construct Hydrogen Fueling Stations and Related Infrastructure“ . Nicht Nel’s erprobte Tankstellentechnologie und „Infrastrukturkomplettpakete “ sind NIKOLA’s Wahl, sondern eine neue Kooperation. WAS IST SCHIEFGELAUFEN ZWISCHEN DEN NORWEGERN UND NIKOLA? Am 03.06.2020 sagte Nel’s Jon Lokke noch: „…excited to have reached this landmark milestone with Nikola. Since our partnership began in 2017, we have been working together to develop a massive large-scale hydrogen fueling station. It’s been amazing to see the significant progress made by the Nikola team specific to vehicle development and the station design, and now we are ready to start building,”
Nun setzte NIKOLA auf einen neuen Player – warum auch immer
NIKOLA und Opal Fuels LLC, erprobter Lieferant für nachhaltige Erdgas- und Treibstoff-Infrastruktur für Schwerlastverkehr, hatten ein MoU unterzeichnet gemeinsam H2-Tankstellen zu entwicklen, zu bauen und zu betreiben in Nordamerika. Und gleichzeitig plant man den Einsatz von „renewable“ Erdgas zur Wasserstoffproduktion (blauer H2).
“This alliance with OPAL Fuels provides excellent potential synergies given their experience building and operating fueling stations,” sagt Nikola President, Energy und Commercial Pablo Koziner. “Today marks another important step forward in Nikola’s stated energy infrastructure plans and its focus on providing hydrogen fueling services to customers.” KEIN WORT ÜBER DIE ROLLE NEL’S IN DER GEPLANTEN H2-Infrastruktur. Nicht mal mehr bei der Produktion:
Nicht mal mehr Elektrolyse ist bei NIKOLa erste Wahl, stattdessen „blauer Wasserstoff“ – der geht ohne Nel’s Elektrolysetechnik!
“We are very excited to be working with Nikola to help fleets realize the potential of hydrogen fuel-cell trucks with reliable, cost-effective fueling infrastructure,” ergänzt am 30.09. Adam Comora, Co-CEO von OPAL Fuels. “Coupled with RNG as a fuel source to lower the carbon intensity of hydrogen, we see a very powerful combination for the future.”
OPAL Fuels hat mehr als 350 RNG-Tankstellenprojekte gebaut und verfügt über mehr als 15 Jahre erfolgreiche Beziehungen zu LKW-Flotten auf dem ganzen Kontinent, um die CO2-Intensität ihres Kraftstoffs zu reduzieren. Die Tre FCEVs von Nikola für den nordamerikanischen Markt sollen 2023 in der Produktionsstätte des Unternehmens in Coolidge, Arizona, auf den Markt kommen.
Zumindest mit Gewinn aus der Beteiligung raus – und alles andere wird sich für Nel zeigen
Aus den 5 Mio USD Ursprungsbeteiligungsbetrag sind beim jetzt gemeldeten Verkauf immerhin rund 7,5 Mio USD geworden – beim Allzeithoch der NIKOLA-Aktie, bevor Trevor Milton „vom Hof gejagt wurde“ und die Betrühgereien publik wurden, war dieses Paket mal bis zu rund 100 Mio USD wert. (Allzeithoch 93,99 USD je Aktie). Hatte seinerzeit der Nel sogar einige Quartale ein positives EBIT „gebracht“, da die Beteiligung „at equity“ bilanziert wurde, und später noch höhere Verluste als die operativen wegen Zurückkommen des Kurses.
Und so scheint der Schlusssatz der Unternehmensmeldung Nel’s zum Beteiligungsverkauf eher frommer Wunsch, als Realität: „The sale does not in any way influence the good working relationsship with Nikola“. Nel hat andere Chancen, gerade auch mit seiner anderen Minderheitsbeteiligung Everfuel, die kontimuierlich neue H2-Tankstellenstandorte erschleisst, Förderbeshceide erhält und „fleissig“ Nel-Technologie ordert.
Quartalszahlen lieferte Nel am Mittwoch – die hard facts fanden wenig Beachtung
Zuvor gab es am Dienstag noch kurz vor Toreschluss einen schönen Vorgeschmack auf die Zahlen. Mehrere H2-Tankstellen inclusive Servicepaket wurden von einem ungenannten europäischen Kunden bei Nel Hydrogen A/S, einer 100% Tochter der Nel ASA, im Gesamtwert von rund 8 Mio EUR zur Auslieferung Anfang 2023 bestellt.
Durchschnittlich wurde ein Verlust im Q2 von -0,1212 NOK je Aktie erwartet, respektive EBITDA Minus 143,1 Mio NOK – hier sind 6 Analysten mit einer Schätzung berücksichtigt. UND GELIEFERT HAT NEL EIN EBITDA VON Minus 197 Mio NOK.
Weiterhin wurde – von insgesamt 9 Analysten – durchschnittlich ein Umsatz von 255,0 Mio NOK im Q2/22 erwartet. UND GELIEFERT HAT NEL EINEN UMSATZ VON 183 Mio NOK.
Wahrscheinlich geholfen: Reduzierung der meldepflichtigen Short-Positionen, also erhöhte Aktiennachfrage, von letzte Woche Freitag auf diesen Freitag von 4,82% auf 4,23 %. Dazu die positive Reaktion der Analysten für die langfristigen Aussichten für Nel. Insbesondere Beachtung fanden die Updates von Goldman Sachs mit dem Kursziel von 21,00 NOK, Barclays mit 25,00 NOK, RBC Capital mit 23,00 NOK, Jeffries mit 23,00 NOK – die negativ eingestellten Analysten von JP Morgan und Credit Suisse befinden sich auch nach den Quartalszahlen in der Minderheit.
Und mit SMASolar Aktie ist der „letzte“ deutscherSolarwert auf dem Weg zum Wasserstoffwert? Aber die Halbjahresergebnisse leiden unter Lieferkettenproblemen.
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Ordereingang macht Hoffnung, Cash passt – noch…
Weitere wichtige Punkte der heutigen Quartalsmeldung: Cash-Bestand per 30.06.2022 für die Nel Asa lag bei 3.646 Mio NOK. Reicht noch für einige Zeit (ca. 360 Mio EUR), bevor wieder eine Kapitalmassnahme notwendig werden sollte. Und der Orderbestand erreichte im Q2 rekordmässige 1.439 Mio NOK – bei einem Ordereingang im Q2 von 236 Mio NOK (Q2/21 noch 147 NOK).
Besonderheiten: Auftragseingang über mehrere H2-Stationen – Auftragswert rund 8 Mio EUR, gestern gemeldet. Und natürlich die 200 MW Order, die der erste Grossauftrag in Nel’s Historie ist. BEIDE Aufträge werden erst im Q3 verbucht werden, so dass der erhöhte Ordereingang im Q2 allein auf folgende Aufträge aufbaut:
Bei der Elektrolyseur-Einheit, deren 500 MW Produktionslinie in Heroya seit April dieses Jahres „läuft“:
„• An alkaline electrolyser for a refinery in India.
Value approximately EUR 2 million.
• An alkaline electrolyser in Norway for production of hydrochloric acid.
Value approximately EUR 3 million.
• An alkaline electrolyser in Denmark for production of green ammonia.
Value approximately EUR 4 million.
• An alkaline electrolyser in the U.S. for industrial application.
Value approximately EUR 45 million.
• A PEM electrolyser in Australia providing green hydrogen to heavy fuel cell vehicles.
Value approximately EUR 4 million.“ (Unternehmensmeldung Nel, 11.08.2022)
Und in der „H2-Fueling Einheit:
„• One H2Station™ hydrogen fueling module from HTEC in Canada.
Value approximately USD 1.5 million.
• Hydrogen fueling equipment from Biproraf in Poland.
Undisclosed value.
• Two H2Station™ fueling systems from a European client.
Value approximately EUR 3 million.
• Multiple H2Station™ units from a European client.
Value approximately EUR 8 million.„(Unternehmensmeldung Nel, 11.08.2022)
Heroya wird ausgebaut auf 1 GW-Kapazität – Meldung „direkt nach den Zahlen“ – positives Signal!
Signal für die Zukunft kam rund zwanzig Minuten nach den Zahlen – vielleicht auch nötig nach den verfehlten Erwartungen im Q2 – Heroya erhält die angekündigte zweite Produktionslinie mit ebenfalls 500 MW Kapazität. Geplante Inbetriebnahme April 2024, Kosten rund 35 Mio EUR.
“The expansion means that Nel is strengthening its position as a global frontrunner for development and industrialization of green hydrogen technology and provides Norway with a great opportunity to take on the role as the leading exporter of electrolyser equipment to a rapidly growing market,” erläutert Nel’s CEO Håkon Volldal.
„Schubser soll die 200 MW-Order gewesen sein – Kapazität als Engpassfaktor erkannt
“The Herøya expansion supports what we have previously communicated: when demand is present, we will add capacity. The recent 200 MW contract will not be a one-off, and as we see a potential for additional large orders in the foreseeable future, we have decided to expand our production capacity”, ergänzte Volldal. Derzeit wird im Drei-Schicht-Betrieb in Heroya gearbeitet, Ausweitung auf einen 5-Schicht-Betrieb bis Ende des Jahres ist eingeplant.
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