Nel von zwei Seiten in die Zange genommen. PlugPower/Fortescue liefern 2GW ab 2023 und Enapter spielt die Kostenkarte.

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Nel in die Zange genommen.

Langsam wird’s eng für die Nel Asa. Während man in Heroya „erstmal“ mit 500 MW Elektrolyseur-Kapazität zufrieden ist – man warte auf weitergehende Nachfrage/Grossaufträge – gibt das Plug Power/Fortescue JV in Australien Gas. Bauarbeiten für die 2 GW-Produktionsstätte „down-under“ unter Hochdruck.

Auslieferungen sollen bereits Anfang 2023 starten. Und nachdem auch Siemens Energy „direkt mehrere GW“ Kapazität in Berlin ab 2023 an den Start bringen will, kann man schon fragen, warum Nel mit „nur“ 500 MW Jahreskapazität startet ohne weitere Ausbaumassnahmen. Klar diese könnten „schnell“ auf 2 GW erweitert werden, aber offensichtlich vertraut man der eigenen Pipeline nicht, als das man bereits im Vorfeld Kapaziätten schafft. Neben der „weiteren“ Produktionsstätte Plug Powers in Australien mit Fortescue Industries, darf man natürlich nicht die bereits angelaufene Gigafactory in Richmond vergessen und die gemeinsam mit der SK Group angeschobene Gigafactory in Südkorea. Und ach ja, auch in Duisburg sieht Plug Power ja Ausbaukapazitäten – neben der bereits eröffneten Europazentrale.

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Und aus Deutschland kommt dann noch von der Enapter die selbstbewuste Aussage gegenüber S&P Global, dass die eigenentwickelten modularen AEM-Elektrolyseure gegenüber den PEM- und alkalischen Elektrolyseuren, wie sie beispielsweise von Nel angeboten werden, wesentlich günstiger in der Herstellung und auch beim „Stromverbrauch“ je Kilogramm produzierten Wasserstoffs. Zuerst zu den Fortschritten des amerikanisch-australischen Joint ventures beim Bau der Produktionsstätte in Australien:

Fortescue berichtet von Baufortschritten der 2GW-Factory in Gladstone

Dass das Plug Power/Fortescue Future Industries Joint Venture „Gas gibt“ beim Aufbau der lokalen Produktion überrascht nach den bereits gemeldeten zwei potentiellen Grossaufträgen von Covestro respektive von e.on wenig. In australischen Medien wird bestätigt, dass Fortescue Future Industries mit dem Bau der nach eigenen Angaben weltgrößten Produktionsstätte für Elektrolyseure in Gladstone, Queensland, begonnen habe, der ersten Stufe einer riesigen Anlage, die später auch Windturbinen, Solarmodule, Batterien und Kabel herstellen soll. Wobei die aktuelle sich überschlagenden Entwicklungen im Wasserstoffsektor den Gebrauch des Wortes „grössten“ schnell zu „ehemals grössten“ werden lassen.

Fortescue Future Industries, der neu geschaffene Bereich für grüne Energie vom Eisenerzimperium Fortescue Metals, ist davon überzeugt, die ersten Elektrolyseure im Jahr 2023 auszuliefern. Und es wird geklotzt: Die Produktionsstätte soll eine Anfangskapazität von zwei Gigawatt pro Jahr haben –genug, um jedes Jahr mehr als 200.000 Tonnen grünen Wasserstoff zu produzieren. Wobei das dann nicht mal für den Eigenbedarf Fortescues reicht: Da Fortescue Future Industries allein bis 2030 jährlich 15 Millionen Tonnen grünen Wasserstoff erzeugen will, wofür mehr als 200 GW an neuer Wind- und Solarkapazität in Australien oder anderswo auf der Welt benötigt würden.

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…wird erweitert, sobald sich die aktuellen Nachfrageindikatoren herauskristallisieren. Das Ziel von Fortescue sei es, das weltweit führende, integrierte Unternehmen für rein erneuerbare Energien und grüne Produkte zu werden, die australische Wirtschaft anzutreiben und Arbeitsplätze für Australier zu schaffen, während sich die Welt von fossilen Brennstoffen wegbewege. Andrew Forrest, der Eisenerzmagnat, sagte: „Die bahnbrechende Elektrolyseanlage von Fortescue Future Industries in Gladstone stellt Queensland in den Mittelpunkt dieser Revolution, die eine völlig neue Industrie und Tausende von Arbeitsplätzen für mehrere Generationen für Australier schafft“.

“Fortescue Future Industries is ahead of the curve. The electrolyser facility is set to be complete by early next year and will quickly scale up to meet the growing demand for electrolysers. We plan to manufacture other renewable energy components in future expansions,”  sagte Julie Shuttleworth, CEO von Fortescue Future Industries. Und wo bleibt da Nel mitz seinen ehrgeizigen Plänen? Der Markt scheint riesig, die wahrscheinliche Nachfrage – Ketchuppeffekt – nach Elektrolyseuren müsste bis 2030 wahrscheinlich höher als die Nachfrage sein, aber die Grossen wie Fortescue, nucera, Siemens Energy u.a. geben Gas. Ob sich da Nel behaupten kann, wird die Zeit erweisen.

Dann noch die andere Seite – Anschaffungs- und laufende Kosten – Enapter sieht sich gegenüber PEM- und alkalischen Elektrolyseur Anbietern klar im Vorteil. Bedrohung für Nel zumindest nicht kurzfristig.

Die deutsche Enapter errichtet gerade in Saerbeck eine eigene Elektrolyseur-Produktion, die modulare, kleinteilige Elektrolyseureinheiten herstellen soll, die gegenüber den „klassischen“ Verfahren grosse Vorteile aufweisen soll. Aber vorab zur Entwarnung für Nel – zumindest auf absehbare Zeit – die Elektrolyseure sollen eher in kleineren Einheiten eingesetzt werden mit Tagesproduktionsmengen von bis zu 480 KG/Wasserstoff. Also – noch? – keine Elektrolyseure für die geplanten Grossanlagen mit mehreren 100 MW oder gar mehreren GW-Kapazität. ausserdem soll die Kapazität in Saerbeck jährlich „nur“ 280 MW betragen, also auch von dieser Seite erstmal keine Konkurrenz für Nel, aber die Kostenaufstellungen machen auf mittlere oder lange Sicht schon nachdenklich:

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Die von Enapter vorangetriebene AEM-Technologie sei einem PEM-Elektrolyseur ähnlich, aber die Membran in der Einheit leite eher negativ geladene Anionen als Protonen. Und zu den Kosten sagt Enapter, dass seine Technologie im Maßstab etwa 310 USD/kW einsparen könne, verglichen mit PEM-Kosten von etwa 800 USD/kW, dem Durchschnittswert, den die International Renewable Energy Agency für PEM angebe.

Die Einsparungen sollen größtenteils aus den billigeren Bipolarplatten im Elektrolyseurstapel (20 USD/kW im Gegensatz zu 190 USD/kW für einen durchschnittlichen PEM-Stapel) sowie niedrigeren Betriebskosten für Strom von 80 USD/kW durch die Verwendung standardisierter Netzteile im Vergleich zu 220 USD/kW für eine durchschnittliche PEM-Anlage erreicht werden. In Saerbeck sieht man eine disruptive Zukunft für seine kleinen 2,4-kW-Module und stützt sich dabei auf die Entwicklung der Solar-PV-Module in den letzten 20 Jahren. „Der Mainframe wurde durch den PC gestört“, sagte Thomas Chrometzka, Head of Startegy Enapter, gegenüber S&P Capital. „Heute bestehen alle Rechenzentren aus PC-Komponenten. Die Energiebranche wurde durch ein modulares, skalierbares Gerät revolutioniert: das Solarpanel. Wir glauben, dass die Kommerzialisierung in großem Maßstab zu schnelleren Kostensenkungen führen wird“.

Nel steht wahrscheinlich in direkter Konkurrenz zu Plug Power, nucera oder Siemens Energy bei vielen der potentiellen Grossaufträge

Zuletzt sprach Lokke Mitte Oktober von über 6 Mrd USD potentiellen Aufträgen für Tankanlagen und Elektrolyseure, bei denen Nel „im Gespräch sei“ mit den Auftraggebern. Insgesamt 800 Einzelprojekte mit insgesamt mehr als 11 GW Elektrolyseurkapazität und der grösste Einzelposten betrage rund 1,6 GW. Und dann sprach er bei Vorlage der Q4-Zahlen Mitte Februar bereits über: 12 Mrd USD potenziellem Aufträgen für Elektrolyseure und Tankanlagen, insgesamt über 1.000 Einzelprojekte über mehr als 22 GW Kapazität und mit dem potentiell grössten Einzelprojekt von nehr als 2 GW. HIER ÜBERRASCHTE NEL WIEDERUM MIT KRÄFTIG GESTIEGENEN ERWARTUNGEN. Wichtig wird jetzt sein, welchen Orderintake man in den nächsten Monaten erreichen kann.

Machen andere mit „mehrere GW Kapazität“ Punkte bezüglich Lieferfähigkeit bei evtl. Grossaufträgen zu Lasten Nel’s gut?

Denn während Nel davon spricht, kurzfristig die Kapazitäten auf bis zu 2 GW erhöhen zu können, bauen andere direkt mehrere GW auf. Könnte letztendlich neben den Zweifeln an Nel’s „Grossprojektexpertise“   den entscheidenden Vorteil bringen. Bedeutet für Nel möglicherweise „das Risiko erhöhen zu müssen“ und bereits ohne feste Aufträge die Kapazitäten zu erhöhen. Vabanque-Spiel mit hohem Einsatz.

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Fazit: Schlagzahl erhöht, weltweit. Die Elektrolyseur-Produzenten bauen Kapazitäten aus – auch ihne konkrete Aufträge und bringen so auch Nel in Zugzwang. Die Branche wittert die grossen Aufträge und macht sich bereit. In den nächsten Jahren soll die Nachfrage an Elektrolyseuren das Angebot übersteigen – Chancen für die Alle. Ob Enapter’s Technologie-Lösung mittel- oder langfristig sich durchsetzen wird, lässt sich derzeit nicht abschätzen. Insbesondere da auch bei PEM- und alkalischen Elektrolyseuren quasi laufend Effizienz- und Kostenfortschritte erzeilt werden. Spannend. Technologischer und Kapazitätswettlauf.
thyssenkrupp Siemens Energy- Chartbild Siemens Energy
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