Nel Aktie – Pennystock. Story vorbei? Ovako sagte am 5. September das richtige, aber nichts konkretes. Nel’s Hauptproblem, symptomatisch.

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Nel hatte in der Vergangenheit öfters mit den Quartalszahlen die Erwartungen der Analysten verfehlt, aber bei Vorlage der letzten Ergebnisse – Q2 – Mitte Juli gab es aus Norwegen positive Überraschungen. Auf der ganzen Linie. Danach aber wieder einmal Nachrichtenflaute – Versprochenes wurde nicht geliefert.

Leider konnten die Norweger diese positive Grundstimmung nicht mit Leben füllen. Seit Veröffentlichung der – zugegebenermassen – guten Quartalszahlen gab es nichts mehr von den Norwegern. Die Liste der Presseerklärungen seit dem 18.07.2023 ist LEER. Und auch sonst scheint man nicht viel zu sagen zu haben. Und so fällt die Nel Aktie auf immer neue 52-Wochen-Tiefs. Mittlerweile auf Euro-Basis zum Pennystock geworden. Und auf NOK-Basis nähert man sich mit Riesenschritten den einstelligen Kronen-Kursen: Heute in Oslo bei 10,45 NOK (Minus 3,29%, 13:16 Uhr). Und dann gab es Hoffnung, dass bei der Einweihnung des grössten im Betrieb befindlichen Elektrolyseurs in Schweden – einem 20 MW Elektrolyseur von Nel – etwas zu Folgeaufträgen kommen könnte.

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Ovako feiert mit Premierminister erste Stahlerzeugung mit grünem Wasserstoff – Schmelzen mit CO2-armen Verfahren, powered by Nel.

Am 5. September ginge s los bei Ovako AB, einem der grössten Stahl-Recycler Skandinaviens und Teil des NIPPON Steel Konzerns: Mit der neuen Anlage in Hofors beginne ein neues Kapitel in der schwedischen Stahlgeschichte mit erheblichem Potenzial zur globalen Emissionsreduzierung. „Schweden ist jetzt das Zentrum der fossilfreien Revolution in der Stahlherstellung. Was Ovako heute hier erreicht, ist ein entscheidender Schritt – das ist ein grüner Wandel in Taten, nicht nur in Worten“, erklärte Premierminister Ulf Kristersson in seiner Eröffnungsrede. Schöne Worte. Und für „den Wasserstoffwandel“ gut, aber Nel braucht mehr. Mehr um die Enttäuschung der Anleger wegen fehlender Aufträge auszugleichen.

Wasserstoffanlage von Ovako ist die weltweit erste Anlage, die fossilfreien Wasserstoff zum Erhitzen von Stahl vor dem Walzen produziert und so die Emissionen in dieser Produktionsphase nahezu eliminiert. Der fossilfreie Wasserstoff, wie gesagt erzeugt von Nel-Technik, soll zum Erhitzen von Stahl in angrenzenden Walzwerken, aber auch zum Betanken von Brennstoffzellen-Lkw genutzt werden. Die überschüssige Wärme wird in Fernwärme umgewandelt.

Ovako macht Hoffnung für Nel Aktionäre. Aber mit einer entscheidenden Einschränkung – Zeitrahmen.

„Heute ist ein stolzer Moment für mich und alle bei Ovako. Hier zeigen wir den Weg zu fossilfreier industrieller Hochtemperaturwärme. Es ist fantastisch, Besucher aus der ganzen Welt hier in Hofors zu sehen. Wir freuen uns auf den Austausch. Wir nutzen unsere Erfahrungen und unterstützen andere Stakeholder bei der Reduzierung ihrer Emissionen“, sagte Marcus Hedblom, Präsident und CEO der Ovako Group, während der Einweihung. Und in der zugehörigen Presseerklärung der Ovako AB heisst es unmissverständlich:

„Es ist geplant, bis 2030 in allen Ovako-Einheiten, in denen Stahl gewalzt wird, die lokale Wasserstoffproduktion zu nutzen, sofern ein guter Zugang zu fossilfreiem Strom für den Elektrolyseprozess besteht.“ (Presseerklärung Ovako AB, 6. September 2023)

Und das muss natürlich Balsam für die Ohren der Verantwortlichen von Nel sein. Aber gleichzeitig ein klarer Dämpfer – es eght nicht um konkrete nächste standorte, die jetzt umgerüstet werden sollen, es geht um eine für Nel’s Orderbuch zu allgemeine und zu weit in die Zukunft reichende „Zukunft“. Umrüstung der insgesamt 9 Standorte – europaweit – soll kommen. Jetzt wird an einem Standort mit der CO2-Reduktion gestartet. Sollte nicht überraschen, wenn man den eingeschlagenen Weg an den anderen Standorten fortsetzen will. Und wer wäre der „natürliche“ Elektrolyseurlieferant? Aber wann ist die Frage…

Zu wenig für ein Unternehmen wie Nel, dass aktuell immer noch mit rund 1,56 Mrd EUR bewertet wird. Bei einem aktuellen Jahresumsatz von geschätzt ca. 180 Mio EUR in diesem Jahr mit einem geschätzten Verlust von rund 86 Mio EUR. Für mehr bräuchte es grosse, profitable Aufträge. Genau die Aufträge, die auch Ovako liefern könnte, aber die FID’s hängen. An Subventionsentscheidungen, langwierigen Planungsprozessen, den noch zu hohen Zusatzkosten beim Einsatz von Wasserstoff, Angst zu früh auf Wasserstoff umzustellen und damit Wettbewerbsnachteile zu riskieren, Angst noch nicht auf die entsprechend ausreichende, noch entstehende Nachfrage nach wasserstofferzeugten Produkten zu treffen.

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EU legt Bedingungen der ersten H2-Versteigerung fest – bis zu 4,50 EUR je KG grünen Wasserstoffs für 10 Jahre möglich. Auch Nel’s Gesprächspartner sollten mitbieten.

Allein die bis zu 4,50 EUR je KG grünem Wasserstoff, die 10 Jahre ab Produktionsbeginn gezahlt werden könnten, sollten das Interesse an der anstehenden Versteigerung wecken. Und danach gäbe es wieder Projekte, die finanziert wären inclusive Auftragsvergabe an entsprechende Elektrolyseurproduzenten. Und bei der Auktion über die erste Tranche – 800 Mio EUR – im November werden mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch Unternehmen zum Zuge kommen, die mit Nel im Gespräch sind. Unternehmen, die erst dann ihr eInvestitionsentscheidung treffen, wenn die Subventionen gesichert sind.

Nel muss Geduld beweisen – und auch die Aktionäre. Nur der Kapitalmarkt ist ungeduldig.

Am Mittwoch gab es die genauen Regelwerke – „Innovation Fund Auction – Terms and conditions“. Die Auktion, die aus dem Innovationsfonds unter dem Dach der EU-Wasserstoffbank finanziert wird, soll am 23. November 2023 eröffnet werden. Nach Konsultationen der Interessenträger, die seit März 2023 laufen, gibt die Veröffentlichung von Mittwoch potenziellen Bietern Vorabinformationen über die endgültige wirtschaftliche Gestaltung der Auktion und hilft ihnen, mit der Erstellung ihrer Angebote zu beginnen.

Mit der Auktion werden bis zu 800 Mio EUR an Produzenten erneuerbarer Wasserstoff im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) vergeben. Die Förderung erfolgt in Form einer festen Prämie in Höhe von EUR/kg erneuerbarem Wasserstoff, der über zehn Betriebsjahre erzeugt wird, und zielt daher auf die Kluft zwischen den Produktionskosten und der Zahlungsbereitschaft der Nachfrage ab.

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Starkes Q2 ist ohne entsprechende Nachrichtenlage zu wenig für die Anleger – wo bleiben die Grossaufträge für Nel, die „so kurz vor der Entscheidung“ stehen sollen?

Wenn man sich den Chart der Nel Aktie fällt auf: Seit den guten Quartalszahlen ging es beinahe kontinuierlich bergab – auf dem Weg zum Pennystock. Vorgezeichnet? Oder sollte man jetzt darüber nachdenken, einzusteigen? Antworten auf diese Frage gibt es viele. Widersprüchliche. Den Anfang machen die Analysten, denen man ja eigentlich einen Erfahrungsvorsprung unterstellt. Und es war auch ein Analyst, der in den letzten Tagen der Nel Aktie einen weiteren Schlag versetzte.

Nel Plug Power ITM Power Elringklinger PNE - Chartbild Nel.
Chart: NEL Aktie | Powered by GOYAX.de

Analysten bleiben mehrheitlich positiv für Nel. Aber war schon mal positiver…

Von 27 covernden Analysten sagen 9 KAUFEN, 9 meinen HALTEN und 9 VERKAUFEN. Auch wenn das Bild schlechter aussieht als aktuell bei dem anderen populären Wasserstoffplayer – Plug Power – ist ein mittleres Kursziel von 15,27 NOK immerhin noch rund 45% über dem aktuellen Kursniveau. War schon mal wesentlich mehr „Potential“ zwischen Nel-Kurs und Analysten-Erwartungen, aber immerhin.

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Und Shortseller? Bewegungen?

Auch wenn die Zahl der meldepflichtig (mindestens 0,5% je Position) gehaltenen Shortpositionen sich seit den Tiefstständen von für Nel sehr niedrigen 3,41% bis zum 22.06. (bei einem Kurs von 12,90 NOK) auf aktuell 4,95% bei einem Kurs von 11,51 NOK erhöht hat, ist das Niveau der Shortpositionen kein sonderlich klarer Ausdruck für die Erwartung weiter fallender Kurse. Insgesamt eher neutral zu sehen mit Tendenz zu negativen Aussichten. Und operativ?

Ordereingang im Q2 –und das  ohne Grossaufträge ausser in der Fueling-Sparte – „nicht übel“

Denn der Ordereingang im Q2/23 erreichte 428 Mio NOK (54% Anteil Elektrolyseuranteil), ein Plus von 81 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Und das Orderbacklog erreichte zum 30.06.2023 rekordmässige 2.964 Mio NOK (83% Elektrolyseuranteil), ein Plus von 106% gegenüber dem Vorjahresquartal. Der „Aufholer“ durch den Grossauftrag aus Amerika bringt die Fueling-Sparte voran. Insgesamt: Wieder gelungen das Orderbacklog gegenüber Vorquartal zu steigern, Dynamik liess nach. Wobei die beiden zuletzt – nach Quartalsende – gemeldeten Orders über 20 bzw, 40 MW hier wieder Schub bringen sollten.

Passt in eine positive Entwicklung, die bereits im Vorquartal startete: Ordereingang im Q1/23 erreichte 580 Mio NOK (96% Anteil Elektrolyseuranteil), ein Plus von 105 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Und das Orderbacklog erreichte zum 31.03.2023 rekordmässige 2.913 Mio NOK (88% Elektrolyseuranteil), ein Plus von 126% gegenüber dem Vorjahresquartal, plus 12% gegenüber dem Q4/22. Spannend ist die Entwicklung. Insbesondere ob durch viele kleine nicht gemeldete Elektrolyseur-Aufträge das Orderbuch weiter gestärkt werden konnte.

Geld müsste reichen – oder hat der CS Analyst recht?

Mit einer Cashbalance von 4.122 Mio NOK zum 30.06.2023 sollten die Norweger ein gesundes Niveau erreichen, das erstmal keine weiteren Kapitalmassnahmen erforderlich machen sollte. Gegenüber dem Vorquartal „verbrannten“ die Norweger knapp 500 Mio NOK.

INTERVIEW.  MetalCorp, PREOS, ERWE, Euroboden, Steinhoff, Wirecard, Eyemaxx und andere. Darüber spricht der SdK Vorsitzende D. Bauer –  aktuelle Problemfälle.
FAZIT: Kommen die angekündigten Grossaufträge für die Nel nach eigenen Worten hohe Investitionen in die Angebotserstellung (FEED-Studien) fliessen lassen  muss. Und wenn diese dann wirklich die wesentlich höheren Margen erzielen, als die alten Aufträge, deren Abarbeiten die hohen laufenden Verluste erklären soll, dann könnte noch was aus der Nel Aktie werden – spannend. Kaufkurse? Charttechniker würden sagen: Finger weg. Mutige: So günstig wird’s nicht wieder. Vorsichtige: Wird auch noch billiger…

 

 

 

 

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