Nel Aktie: Während man in Heroya feiert, mischt Fraunhofer die Karten neu.

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Nel Aktie - Feiern in Heroya und Fraunhofer mischt die Karten neu.

Langsam wird’s eng für die Nel Aktie könnte man denken, überall werden GW-Kapazitäten für Elektrolyseure förmlich aus dem Boden gestampft. ABER die kanadische RBC ist sich sicher – Nel ist“eine der besten Wetten“ im Wasserstoffsektor.

Und heute hat man in Heroya bei NEL ASA (ISIN: NO0010081235) bestimmt keine Gedanken an die Produktionsstätten für Elektrolyseure in Gladstone (AUS, 2GW), Richmond (USA, 2,5 GW), Berlin (D, „mehrere GW), Jamnagar (I, 2,5 GW) usw. Nein ,heute wird offiziell „diese wegweisende neue Anlage in Herøya“ eröffnet. Sie „verfügt derzeit über eine Produktionskapazität von 500 MW. Mit weiteren Investitionen kann diese Zahl auf 2 GW steigen, ein beträchtlicher Teil der 10 GW Kapazität, die Nel bis 2025 erreichen will, falls der Markt dies erfordert.“ (Presseerklärung Nel, 20.04.2022, Zur Eröffnung Heroya)
Gefeiert wir die technologische „Führerschaft“ Nel’s

„Nels neue Fabrik in Herøya ist ein Schritt in die richtige Richtung in eine Zukunft ohne Emissionen. In einem wachsenden Wasserstoffmarkt werden noch mehr Elektrolyseure benötigt, und es wird ein Qualitätsmerkmal sein, dass die Elektrolyseure als «Made in Norway» gekennzeichnet sind“, sagt Terje Lien Aasland, Minister für Energie und Erdöl. „Norwegen verfügt über wettbewerbsfähige und kompetente Industrieumgebungen, die zur Wasserstoffentwicklung beitragen können. Nicht zuletzt in Herøya“

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„Die Hälfte der Einsparungen, die wir erzielen müssen, wird durch Skalierung und Effizienzsteigerung in der Produktion erzielt. Der Rest ergibt sich aus Größenvorteilen und effektiven Industriepartnerschaften“, sagt Jon André Løkke, CEO von Nel. „Bei Herøya produzieren wir die besten alkalischen Elektrolyseure der Welt. Der nächste Schritt wäre, unsere PEM-Technologie in den USA auf ähnliche Weise zu industrialisieren“, sagt Løkke und fügt hinzu, dass Nel auch viel Kapital in die Entwicklung von Konzepten mit einer Größe von 800 MW und mehr investiert, basierend auf 20, 100, 200 MW Bausteine. „Unsere groß angelegten Konzepte ermöglichen es uns, die Gesamtinvestitionen zu optimieren und Synergien zu realisieren, um Kosten zu senken“, sagt Løkke.

Aber wieso wird dann vom Fraunhofer Institut – mit 22 Mio Bundesmitteln – an einer „Referenzfabrik für Elektrolyseur-Massenproduktion“ gearbeitet?

Wenn Nel sicher auf dem Rationaliserunsgweg – einer Viertelung der derzeitigen Elektrolyseur-Kosten bis 2025 – wäre, warum veröffentlicht dann das Fraunhofer Institut noch am 27.08.2021 folgende Presseerklärung:

Die Kosten zur Herstellung von Elektrolyseuren für grünen Wasserstoff um mehr als ein Viertel senken – daran arbeiten Fraunhofer-Forschende aus Chemnitz, Görlitz, Aachen, Stuttgart und Halle (Saale) in einem neuen Großforschungsprojekt. Gemeinsam bauen sie eine Referenzfabrik auf, in der in den nächsten vier Jahren neue Produktionsverfahren entwickelt und geprüft werden können. Die besten und wirtschaftlichsten Verfahren werden parallel komplett virtuell nachgebaut und in einen Technologiebaukasten überführt, der es Industrieunternehmen erlaubt, vor der Planung einer Fertigung genau zu prüfen, mit welchen Produktionskosten sie für bestimmte Elektrolyseur-Typen rechnen müssen. Das Vorhaben trägt zur Erreichung der Klimaziele bei und stärkt den Wirtschaftsstandort Deutschland. Die Bundesregierung fördert es deshalb mit 22 Millionen Euro über das Wasserstoff-Leitprojekt »H2Giga«.( Presse-information Fraunhofer Institut, 27.08.2021, Grünen Wasserstoff konkurrenzfähig machen: Innovationspool für Industrie entsteht, Fraunhofer startet Referenzfabrik für Elektrolyseur-Massenproduktion.)

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Weiter wird ausgeführt vom Fraunhofer Institut: „Die Fraunhofer-Forschenden sind überzeugt: Der beste Weg, grünen Wasserstoff schnell in der Breite anwendbar zu machen, besteht darin, seine Herstellung als wettbewerbsfähiges Geschäftsmodell zu etablieren. Allerdings gibt es gegenwärtig noch zu wenige Elektrolyseur-Hersteller am Markt, und sie bedienen mit kleinen Stückzahlen eher Nischenmärkte. Ein starker Heimatmarkt für Wasserstofftechnologien fehlt noch. Technologieführerschaft in diesem Industriebereich kann dazu beitragen, einen solchen Markt zu entwickeln. Das würde den Wirtschaftsstandort Deutschland weiter stärken – auch im Export.“

Aber was wird aus Nel’s erklärter Technologieführerschaft von der Lokke heute spricht: „…Herøya produzieren wir die besten alkalischen Elektrolyseure der Welt. Der nächste Schritt wäre, unsere PEM-Technologie in den USA auf ähnliche Weise zu industrialisieren“, wenn das Fraunhofer Institut die Ergbenisse seines Projekts der Industrie zur Verfügung stellt? Können die Norweger mit „ihrer Herangehensweise“ und „ihrer Produktionstechnologie“ da mithalten? Oder entsteht so durch die arbeit des fraunhofer Instituts noch viel mehr Konkurrenz zum Technologieansatz der Norweger und egalisiert deren „Vorsprung“?

Heroya wirkt mittlerweile eher „klein“ und ohne Ausbaustart möglicherweise „als Bremsklotz“ gegenüber der Konkurrenz. Nel Aktie mit Rückfallgefahr?

Während man in Heroya „erstmal“ mit 500 MW Elektrolyseur-Kapazität zufrieden ist – man warte auf weitergehende Nachfrage/Grossaufträge – gibt das Plug Power/Fortescue JV in Australien Gas. Bauarbeiten für die 2 GW-Produktionsstätte „down-under“ unter Hochdruck.Auslieferungen sollen bereits Anfang 2023 starten. Und nachdem auch Siemens Energy „direkt mehrere GW“ Kapazität in Berlin ab 2023 an den Start bringen will, kann man schon fragen, warum Nel mit „nur“ 500 MW Jahreskapazität startet ohne weitere Ausbaumassnahmen. Klar diese könnten „schnell“ auf 2 GW erweitert werden, aber offensichtlich vertraut man der eigenen Pipeline nicht, als das man bereits im Vorfeld Kapaziätten schafft. Neben der „weiteren“ Produktionsstätte Plug Powers in Australien mit Fortescue Industries, darf man natürlich nicht die bereits angelaufene Gigafactory in Richmond  (2,5 GW) vergessen und die gemeinsam mit der SK Group angeschobene Gigafactory in Südkorea. Und ach ja, auch in Duisburg sieht Plug Power ja Ausbaukapazitäten – neben der bereits eröffneten Europazentrale.

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Und aus Deutschland kommt dann noch von der Enapter die selbstbewuste Aussage gegenüber S&P Global, dass die eigenentwickelten modularen AEM-Elektrolyseure gegenüber den PEM- und alkalischen Elektrolyseuren, wie sie beispielsweise von Nel angeboten werden, wesentlich günstiger in der Herstellung und auch beim „Stromverbrauch“ je Kilogramm produzierten Wasserstoffs. Zuerst zu den Fortschritten des amerikanisch-australischen Joint ventures beim Bau der Produktionsstätte in Australien:

Dann noch die andere Seite – Anschaffungs- und laufende Kosten – Enapter sieht sich gegenüber PEM- und alkalischen Elektrolyseur Anbietern klar im Vorteil. Bedrohung für Nel Aktie – aber zumindest nicht kurzfristig.

Die deutsche Enapter errichtet gerade in Saerbeck eine eigene Elektrolyseur-Produktion, die modulare, kleinteilige Elektrolyseureinheiten herstellen soll, die gegenüber den „klassischen“ Verfahren grosse Vorteile aufweisen soll. Aber vorab zur Entwarnung für Nel – zumindest auf absehbare Zeit – die Elektrolyseure sollen eher in kleineren Einheiten eingesetzt werden mit Tagesproduktionsmengen von bis zu 480 KG/Wasserstoff. Also – noch? – keine Elektrolyseure für die geplanten Grossanlagen mit mehreren 100 MW oder gar mehreren GW-Kapazität. ausserdem soll die Kapazität in Saerbeck jährlich „nur“ 280 MW betragen, also auch von dieser Seite erstmal keine Konkurrenz für Nel, aber die Kostenaufstellungen machen auf mittlere oder lange Sicht schon nachdenklich:

Die von Enapter vorangetriebene AEM-Technologie sei einem PEM-Elektrolyseur ähnlich, aber die Membran in der Einheit leite eher negativ geladene Anionen als Protonen. Und zu den Kosten sagt Enapter, dass seine Technologie im Maßstab etwa 310 USD/kW einsparen könne, verglichen mit PEM-Kosten von etwa 800 USD/kW, dem Durchschnittswert, den die International Renewable Energy Agency für PEM angebe.

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Die Einsparungen sollen größtenteils aus den billigeren Bipolarplatten im Elektrolyseurstapel (20 USD/kW im Gegensatz zu 190 USD/kW für einen durchschnittlichen PEM-Stapel) sowie niedrigeren Betriebskosten für Strom von 80 USD/kW durch die Verwendung standardisierter Netzteile im Vergleich zu 220 USD/kW für eine durchschnittliche PEM-Anlage erreicht werden. In Saerbeck sieht man eine disruptive Zukunft für seine kleinen 2,4-kW-Module und stützt sich dabei auf die Entwicklung der Solar-PV-Module in den letzten 20 Jahren. „Der Mainframe wurde durch den PC gestört“, sagte Thomas Chrometzka, Head of Startegy Enapter, gegenüber S&P Capital. „Heute bestehen alle Rechenzentren aus PC-Komponenten. Die Energiebranche wurde durch ein modulares, skalierbares Gerät revolutioniert: das Solarpanel. Wir glauben, dass die Kommerzialisierung in großem Maßstab zu schnelleren Kostensenkungen führen wird“.

Machen andere mit „mehrere GW Kapazität“ Punkte bezüglich Lieferfähigkeit bei evtl. Grossaufträgen zu Lasten Nel’s gut? Nel Aktie Opfer des „vorsichtigen Agierens“?

Denn während Nel davon spricht, kurzfristig die Kapazitäten auf bis zu 2 GW erhöhen zu können, bauen andere direkt mehrere GW auf. Könnte letztendlich neben den Zweifeln an Nel’s „Grossprojektexpertise“   den entscheidenden Vorteil bringen. Bedeutet für Nel möglicherweise „das Risiko erhöhen zu müssen“ und bereits ohne feste Aufträge die Kapazitäten zu erhöhen. Vabanque-Spiel mit hohem Einsatz.

Fazit: Schlagzahl erhöht, weltweit. Die Elektrolyseur-Produzenten bauen Kapazitäten aus – auch ihne konkrete Aufträge und bringen so auch Nel in Zugzwang. Die Branche wittert die grossen Aufträge und macht sich bereit. In den nächsten Jahren soll die Nachfrage an Elektrolyseuren das Angebot übersteigen – Chancen für die Alle. Ob Enapter’s Technologie-Lösung mittel- oder langfristig sich durchsetzen wird, lässt sich derzeit nicht abschätzen. Insbesondere da auch bei PEM- und alkalischen Elektrolyseuren quasi laufend Effizienz- und Kostenfortschritte erzeilt werden. Spannend. Technologischer und Kapazitätswettlauf. Und jetzt mischt auch noch das Fraunhofer Institut mit seinen Kapazitäten mit und könnte Nel’s Vorsprung, so er denn existiert, egalisieren…

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