Nagarro Aktie wieder dreistellig. Geschäftsbericht und Aktienrückkauf. Entscheidend könnte der 20. April sein – Kapitalmarkttag. Natürlich geht es „um 8 red flags“.

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Nagarro legte am Freitag den Geschäftsbericht 2022 vor und kündigte ein Aktienrückkaufprogramm an. Entscheidend könnte der 20.04. werden

Nagarro (ISIN: DE000A3H2200) scheint bei ihrem Kampf gegen die negative Börsenstimmung für die Aktie voranzukommen. Seit die Wirtschaftswoche Ende Februar „acht rote Flaggen“ bei dem Unternehmen benannte, stand die Aktie unter Druck. Seitdem sind uns keine weiteren Beiträge aufgefallen,

welche die aufgeworfenen Vorwürfe oder „Anmerkungen“ vertieften oder weiter begründeten. Während also auf der Publikations-Seite derzeit nichts Neues zu berichten ist, verharren die meldepflichtigen Shortpositionen kaum verändert seit Ende Februar auf weiterhin hohem Niveau bei in der Summe 7,13% (Stand 15.04.). Offensichtlich erwarten die Hedgefonds weitere Enthüllungen oder Druck auf den Aktienkurs.

Und die Nagarro Aktie? Von den Tiefs bei 83,00 EUR im März erholt auf zuletzt exakt 100,00 EUR XETRA-Freitagsschlusskurs.

Wobei am Freitag ein Tagesplus von am Ende immerhin noch 7,76% die psychologisch wichtige 100,00 EUR Marke erreichen liess. Was ist passiert, dass ein solches Kursplus möglich war? Seit dem kritischen Wirtschaftswoche Artikel ( „Aktie mehr als 25% Minus auf Wochenbasis. Zuerst kamen die Leerverkäufe, dann kam die Wirtschaftswoche.“nwm, 24.02.2023.) hat sich das Unternehmen bemüht auf die Vorwürfe einzugehen und teilweise zu reagieren. So soll nicht nur 2024 der bisherige Wirtschaftsprüfer komplett abgelöst werden, sondern bereits in der 2023er Bilanz rund 60% des Geschäftsvolumens von „grossen internationalen WP-Gesellschaften geprüft werden. Mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Reaktion auf die Kritik der Wiwo bezüglich „zu langer Bindung an einen eher regional agierenden Wirtschaftsprüfer“. Und gegenüber dem nwm nahm sich der kritisierte CEO der Nagarro, Manas Human viel Zeit auf unsere Fragen einzugehen:

Nagarro’s Freitag Überraschung: Aktienrückkauf plus Bilanzvorlage.

Und Freitag beschloss Nagarro nicht nur ein Aktienrückkaufprogramm, sondern lieferte auch die testierten Bilanzen 2022. Womit für alle Interessierten Zeit bleibt, diese auf Herz und Nieren zu prüfen, um am Capital Markets Day am 20.04.2023 entsprechende Fragen oder Anmerkungen vorzubereiten – Showdown? Selbstverständlich wird der Capital Markets Day am 20.04. zumindest im Hintergrund beherrscht werden von den 8 „Red Flags“, wie WiWo sie nannte.  Und könnte entweder einen Befreiungsschlag für die Aktie bedeuten oder Kritiker nutzen die Aufmerksamkeit, die diese Veranstaltung bietet, um ihre Vorwürfe zu untermauern/belegen oder neue Vorwürfe aufzubringen. Ein hochspannender Tag, der wahrscheinlich einen hochvolatilen Handel der Nagarro-Aktie sehen wird. Nichts für schwache Nerven auf jeden Fall.

Bilanzen 2022 liegen jetzt geprüft/testiert vor – frei zur Sezierung durch alle Beteiligten.

Auf jeden Fall erstmal beeindruckendes Wachstum  – ohne auf die Kritikpunkte bezüglich Struktur/Entwikclung der einzelnen Bilanzpositionen eingehen zu wollen. So hat Nagarro im Geschäftsjahr 2022 einen Umsatz von 856,3 Mio EUR erreicht, was ein Umsatzwachstum von 56,8 % gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Das währungsbereinigte Umsatzwachstum betrug 48,0 % und das währungsbereinigte organische Umsatzwachstum lag bei 39,3 %. Und die Gewinnentwicklung konnte mithalten: Das EBITDA erhöhte sich um 75,3 Mio EUR von 70,3 Mio EUR im Jahr 2021 auf 145,6 Mio EUR im Jahr 2022. Das EBIT wuchs um 66,7 Mio EUR von 45,7 Mio EUR im Jahr 2021 auf 112,4 Mio EUR im Jahr 2022. Das Ergebnis der Periode stieg um 47,3 Mio EUR auf 77,3 Mio EUR im Jahr 2022 gegenüber 30,0 Mio EUR im Jahr 2021.

Jetzt wird es spannend, welche Bestätigungen die Kritiker aus dem vorliegenden Geschäftsbericht ziehen können, wo sie möglicherweise Fragebedarf sehen. Wo möglicherweise Zahlen in Zweifel gezogen werden. Bis zum Capital Markets Day sollte es erstmal ruhig bleiben und dann könnte durchaus ein Schlagabtausch erfolgen. Bis dahin machte die Nagarro ihren Aktionären ein „Geschenk“:

Vom 24.04. bis zum 31.10.2023 sollen Aktien im Gesamtwert von bis zu 30 Mio EUR zurückgekauft werden.

Sollte natürlich dem Aktienkurs „helfen“. Natürlich „nur“ eine flankierende Massnahme, wichtiger wird es natürlich sein, ob es dem Nagarro Management gelingt überzeugend die aufgebrachten Kritikpunkte zu entkräften. Und hierbei spielt wahrscheinlich derCapital Markets Day am  20.04. eine weichenstellende Rolle. Konkret zum Aktienrückkauf: „Der Vorstand der Nagarro SE, München (die „Gesellschaft“), hat heute beschlossen, von der durch die Hauptversammlung am 30. Oktober 2020 erteilten Ermächtigung gemäß § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG zum Rückkauf eigener Aktien erneut Gebrauch zu machen.

Insgesamt sollen bis zu 350.000 Aktien der Gesellschaft zurückerworben werden – entsprechend einem Anteil von rund 2,54 % des derzeitigen Grundkapitals –, wobei der Rückkauf auf eine solche Anzahl von Aktien begrenzt ist, die einem Gesamtvolumen von EUR 30 Mio. (ohne Erwerbsnebenkosten) entspricht. Die erworbenen Aktien können zu allen in der Ermächtigung genannten Zwecken verwendet werden.(…)“ (ad-hoc. Nagarro, 14.04.2023)

Aktuell liegt der Ball bei Nagarro. Und wie geht es weiter? Die seit Februar kurz vor dem Wirtschaftswoche-Artikel nach oben geschossenen Shortpositionen sind nur unwesentlich reduziert. Und die von der Wirtschaftswoche angesprochenen Kritikpunkte an der Nagarro-Bilanz und am Unternehmen stehen im Raum. Wobei zum Thema WP zumindest ein kleiner Schritt gemacht wurde. Ob die Strategie des Nagarro-Managements die richtige ist, wird sich erst in den nächsten Wochen oder Monaten zeigen. Jetzt wird der Bilanzprüfbericht für 2022 mit Argusaugen betrachtet und seziert werden. Und die Wirtschaftsprüfer der Nagarro werden die Wirtschaftswoche-„Punkte“ ebenfalls gelesen haben und entsprechend die Bilanzen nochmals vor testatserteilung besonders auf die vorgebrachten Kritikpinkte hin durchgesehen haben. Ob Sturm im Wasserglas oder dauerhafte Beeinträchtigung der Investmentstory „Nagarro“ ist noch nicht klar. Klar ist aber: Unsicherheit tut nie gut.
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Chart: Nagarro SE | Powered by GOYAX.de
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