Der Private-Equity-Investor Mutares hat Großes vor. Die Refinanzierung der mit einem Volumen von 80 Mio. Euro ausstehenden Anleihe steht an, gleichzeitig will man frische Mittel ins Unternehmen holen und dafür einen neuen Bond mit bis zu 125 Mio. Euro ausgeben. Ab dem 14. März läuft die Zeichnungsfrist für die neue Anleihe 2023/2027, die jährliche Verzinsung liegt bei mindestens 7,5 % plus EURIBOR. Wie CIO Johannes Laumann im Exklusiv-Interview mit dem Nebenwerte-Magazin verrät, ist das zusätzliche Kapital vor allem für das Portfolio und weitere Zukäufe in der aktuellen Pipeline geplant.
Herr Laumann, das Projekt Anleihe-Refinanzierung und -Aufstockung stand schon vor knapp einem Jahr auf der Agenda, ist jetzt der bessere Zeitpunkt?
Johannes Laumann: Aus unternehmerischer Perspektive: ein klares Ja. Im vergangenen Jahr haben wir aufgrund eines instabilen Marktumfeldes und einer unattraktiven kommerziellen Transaktionsseite die Begebung nicht durchgeführt. Trotzdem möchte ich betonen, dass dies keinerlei Auswirkungen auf unser Geschäft und unser Wachstum hatte. Wir konnten alle gewünschten Transaktionen durchführen und auch weiter organisch in den Beteiligungen wachsen. Jetzt sehen wir den richtigen Zeitpunkt für diesen Schritt gekommen.
Sie wollen nicht nur den bestehenden 80 Mio. Euro Bond refinanzieren, sondern noch einmal deutlich um bis zu 45 Mio. Euro aufstocken. Wofür benötigen Sie das Kapital?
Johannes Laumann: Die Mutares ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und verzeichnete 2022 das transaktionsreichste Jahr der Firmengeschichte. Dieses Momentum wollen weiter aufrechthalten und sogar noch beschleunigen. Zusätzliches Kapital sichert uns die nötige finanzielle Flexibilität, um das Maximum aus den Möglichkeiten herauszuholen. Unsere Ziele sind ambitioniert; wir wollen bis 2025 auf ca. 7 Mrd. Euro Konzernumsatz wachsen und das soll noch lange nicht das Ende sein.
Gibt es bereits konkrete Targets für Zukäufe und können Sie das Umsatzvolumen beziffern, welches damit verbunden ist?
Johannes Laumann: Konkrete Targets kann ich zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht namentlich nennen. Unsere derzeitige Deal-Pipeline umfasst mehr als 90 Projekte, von denen wir uns zwölf aktuell genauer anschauen. Diese zwölf liegen bei einem Gesamtumsatz von ca. 2 Mrd. Euro. Bei den sich bietenden Opportunitäten können wir aus dem Vollen schöpfen.
Inwieweit ist die erfolgreiche Platzierung der neuen Anleihe 2023/2027 bzw. die Aufstockung entscheidend dafür, um das ausgegebene Ziel von ca. 7 Mrd. Euro Konzernumsatz per 2025 zu erreichen?
Johannes Laumann: Entscheidend im Sinne von Hopp oder Top ist die Aufstockung auf keinen Fall. Sie würde das Wachstum der Gesellschaft erleichtern und beschleunigen. Wir zahlen bekanntlich keine übermäßigen Kaufpreise für die Akquisitionen. Wir möchten schlicht und ergreifend die sich bietenden, zahlreichen Gelegenheiten nutzen und maximal flexibel sein, gute Deals zu schließen und aus dem Vollen zu schöpfen.
Wie ist insgesamt das aktuelle Umfeld für Mutares auf Seite der Zukäufe zu charakterisieren? Gibt es mehr Opportunitäten angesichts der unsicheren Konjunkturlage und der steigenden Zinsen samt Inflation?
Johannes Laumann: Abspaltungen in Konzernen sind eher selten durch Zinsen oder Inflation getrieben, sondern vielmehr durch Underperformance, strategische Neupositionierung oder auch einfach durch Aufspaltungen bestimmter Bereiche. Trotzdem führen hohe Zinsen und Inflation zu einem eher hektischen Marktumfeld, was uns zugutekommt, da wir schnell und zielorientiert jedem Verkäufer eine Lösung bieten; es ist und bleibt nur eine Frage des Preises und des strategischen Konzepts. Generell sehen wir aktuell ein Umfeld, dass uns als Investor mit Fokus auf Sondersituationen sehr gut in die Karten spielt.
Woher kommen die meisten für Mutares relevanten Deals? Sind das mehrheitlich Carve-outs, wie man an den Deals mit Mann + Hummel sieht, Privatisierungen von staatlichen Unternehmen wie zuletzt bei Arriva/Deutsche Bahn oder nun eher häufiger klassische Turnaroundfälle?
Johannes Laumann: Ganz überwiegend sind es Corporate Carve-outs. Die Käufe großer Konzerne, aber auch Privatisierungen sprechen eine klare Sprache: Man vertraut Mutares als New Best Owner und wir punkten bei den Verkäufern mit konzeptuell überzeugenden Lösungen für individuelle Problemstellungen bei Carve-outs.
Wie sieht es umgekehrt auf der Exit-Seite aus? 2023 hatten Sie ja bereits drei erfolgreiche Exits. Gibt es für die „reifen“ Unternehmen wie Donges Group, Sabo, Terranor, Clecim und LaRochette bereits Interessenten oder zumindest Aktivitäten, sodass sich ein Exit zeitnah anbahnt?
Johannes Laumann: Wir sind sehr stolz, bereits vier Exits in 2023 angekündigt bzw. vollzogen zu haben. Gerade in Zeiten wie diesen untermauert das unsere Fähigkeit, unprofitable Unternehmen nachhaltig und erfolgreich als eigenständige Unternehmen neu zu positionieren und auch in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten resilient zu bleiben. Wie in Ihrer Frage angesprochen, arbeiten wir an weiteren Exits, unter anderen auch ein paar aus der in der Frage explizit angesprochenen Gruppe.
Der neue Bond soll eine Laufzeit von vier Jahren haben, das zeitlich in etwa auch dem durchschnittlichen Lifecycle bei Mutares von der Akquisition über die Optimierung bis hin zum Exit entspricht. Von der Logik her, wären dann aus den 45 Mio. Euro zusätzlichem Kapital gemäß Ihrer ROIC-Ziele 315 bis 450 Mio. Euro Return zu erwarten, also in etwa einmal Börsenwert – entspricht das Ihrem Szenario oder ändern sich die ROIC-Perspektiven?
Johannes Laumann: Das ist genau richtig und weiterhin unser Ziel. Ich halte nichts davon Ziele, KPIs und Guidelines ständig anzupassen, sondern möchte eine Mutares haben, die liefert, was sie verspricht – nicht viel mehr, aber vor allem auch nicht weniger.
Herr Laumann, vielen Dank für das Gespräch.
Johannes Laumann | CIO der Mutares SE & Co. KGaA
Johannes Laumann, geboren 1983, ist seit 2016 bei der Mutares. Im Mai 2019 wurde er zum Mitglied des Vorstands ernannt. Als Chief Investment Officer verantwortet er die Bereiche M&A und Investor Relations.
Vor seinem Eintritt in die Mutares SE & Co. KGaA hatte er verschiedene Managementpositionen bei der Ernst & Young GmbH, der Porsche Consulting GmbH und in der Oil & Gas Division von Atlas Copco inne.
Johannes Laumann studierte Wirtschaftsrecht und internationales Management an der Hochschule in Pforzheim und der Business School in Kopenhagen.
Kurzinfo zum Unternehmen
Die Mutares SE & Co. KGaA, München (www.mutares.de), erwirbt als börsennotierte Private-Equity-Holding mit Büros in München (HQ), Frankfurt, London, Madrid, Mailand, Paris, Stockholm und Wien kleine- bis mittelständische Unternehmen und Konzernteile in Umbruchsituationen mit Sitz in Europa, die ein deutliches operatives Verbesserungspotenzial aufweisen und nach einer Stabilisierung und Neupositionierung wieder veräußert werden. Mutares unterstützt und entwickelt dabei die Portfoliounternehmen aktiv mit eigenen Investment- und Expertenteams sowie durch strategische Add-on-Akquisitionen. Ziel ist es, mit Fokus auf nachhaltigem Wachstum der Portfoliounternehmen eine signifikante Wertsteigerung mit einer Rendite von 7 bis 10 Mal ROIC (Return on Invested Capital) auf die Gesamtinvestitionen zu erreichen.
Für das Geschäftsjahr 2022 wird ein Konzernumsatz von ca. 4 Mrd. EUR erwartet. Darauf aufbauend soll der Konzernumsatz bis 2025 auf ca. 7 Mrd. EUR ausgebaut werden. Mit dem Wachstum des Portfolios steigen auch die Beratungserlöse, die zusammen mit den Portfoliodividenden und Exit-Erlösen der Mutares Holding zufließen. Dementsprechend wird für das Geschäftsjahr 2025 ein Nettogewinn in der Holding in der Größenordnung von 125 bis 150 Mio. Euro erwartet. Vorstand und Aufsichtsrat halten zusammen mehr als ein Drittel aller stimmberechtigten Mutares-Aktien. Mutares setzt stark auf eine nachhaltige Dividendenpolitik, die aus einer Basisdividende und einer exit-abhängigen Performance-Dividende besteht.
Chart: Mutares Aktie | Powered by GOYAX.de