Die Mensch und Maschine Software SE (MuM) hat nach einem Rekordergebnis in den ersten neun Monaten 2022 das Ergebnisziel für das laufende Geschäftsjahr angehoben. Der CAD/CAM/BIM-Spezialist aus Weßling bei München erwartet nun ein Ergebnis je Aktie von 1,45 bis 1,55 Euro, die Dividende dürfte um 20 Cent auf 1,40 Euro je Aktie zulegen.
Das Nebenwerte-Magazin sprach mit dem Gründer und Vorsitzenden des Verwaltungsrats Adi Drotleff und CFO Markus Pech über das Neugeschäft als Wachstumstreiber, antizyklische Investitionen der Kunden sowie weitere Aktienrückkäufe bei Kursen unter 40 Euro. Eine EBIT-Marge von 20% könnte in fünf bis sechs Jahren erreicht sein.
Herr Drotleff, Herr Pech, die Mensch und Maschine Software SE hat neue Rekordzahlen für die ersten neun Monate 2022 ausgewiesen. Es scheint fast so, dass die zahlreichen Herausforderungen und Krisen, die derzeit die Märkte im Griff haben, für Sie kein Thema sind. Täuscht dieser Eindruck?
Adi Drotleff: MuM ist in der Tat als Anbieter von Technischer Software und Digitalisierung im Moment eher antizyklisch unterwegs, weil wir unseren Kunden ja durchgängig Ressourcen-Einsparungen und Prozessoptimierungen bieten, die im Moment noch mehr gefragt sind als schon in „normalen“ Zeiten.
Mit dem starken Q3 konnten Sie sogar das Wachstum im Q2 noch toppen. Woher rührt diese ungewöhnliche Saisonalität und die starke Nachfrage nach der eigenen Software?
Adi Drotleff: Das Neugeschäft ist inzwischen der klare Wachstumstreiber im Software-Segment, und das geht querbeet durch unsere Angebotspalette. Hier ist offensichtlich die relative Durststrecke während der Pandemie einer hohen Investitionsbereitschaft der Kunden in Bezug auf unsere High-End-Lösungen für CAM, BIM und CAE gewichen.
Herr Pech, nach 9 Monaten hat MuM bereits 111 Cent Gewinn je Aktie erwirtschaftet, für das Gesamtjahr liegt das obere Ende der frisch angehobenen Prognosespanne bei 155 Cent. Nachdem Sie im Q4/2021 41 Cent verdient haben, rechnen Sie mit einer rückläufigen Gewinndynamik im Schlussquartal 2022 oder sind Sie „nur“ vorsichtig?
Markus Pech: Die 41 Cent im Q4/2021 entsprachen strammen 32,5% des Jahresgewinns von 126 Cent im Geschäftsjahr 2021, nachdem das Q3/2021 etwas geschwächelt und nur 19 Cent oder 15% beigetragen hatte. Auf Jahressicht würden 155 Cent einem Zuwachs von +23% gegenüber 126 Cent entsprechen, das ist kein Pappenstiel. Insofern wollen wir den 9-Monats-Status nicht überbewerten und bleiben lieber auf der konservativen Seite.
Man hat den Eindruck, dass die Bautätigkeit etwas abflacht, abzulesen unter anderem bei den Hypothekenfinanzierern. Wirkt sich das auch bei MuM aus? Inwiefern ist Ihr Geschäft abhängig von in diesem Fall womöglich rückläufigen Branchentrends?
Adi Drotleff: Wir glauben auch, dass die Baukonjunktur etwas abkühlen wird, allerdings haben wir schon in der Pandemie gesehen, dass die freiwerdenden Kapazitäten aus nicht weiterverfolgten Hotelprojekten in Infrastrukturprojekte umgeleitet wurden. Das hat z. B. in Deutschland den enormen Rückstau bei Bahn- und Autobahn-Brücken etwas gelindert, wo wir mit unserer BIM-Ingenieurbau-Software einen Schwerpunkt haben. Auch bei der BIM-Ausbildung und -Einführung fürchten wir keinen Einbruch, weil gerade bei den großen Baufirmen solche Investitionen in die Prozessoptimierung eher antizyklisch erfolgen.
Seit 2014 hat MuM das Ergebnis auf EBIT-Basis durchschnittlich um 26% pro Jahr gesteigert. Was waren die größten Ergebnistreiber in diesem Zeitraum?
Markus Pech: Wir haben in dieser Periode ein Rohertragswachstum von +9,2% pro Jahr erzielt und die jährliche Kostensteigerung bei +6,3% gehalten, und zwar auf Ebene der etwa 100 Profit-Center, in die unser Geschäft regional und nach Zielgruppen aufgeteilt ist. Aus dieser Kostenkontrolle ergab sich die überproportionale EBIT-Entwicklung von +26% pro Jahr, so einfach ist das.
Halten Sie ein durchschnittliches Gewinnwachstum von 26% auch in den kommenden Jahren für möglich? Oder ist dies schon allein aufgrund der nun erreichten Unternehmensgröße eher zu ambitioniert?
Markus Pech: Was man in die Zukunft extrapolieren kann, ist die Kostenentwicklung bei etwa 2/3 vom Rohertrag, denn das haben wir als Steuerungsmethodik sozusagen in die Gene des MuM-Konzernmanagements eingeschrieben. Daraus ergibt sich aufgrund der höheren Basis für die kommenden Jahre zwar nicht mehr +26%, aber für den Zweijahres-Zeitraum bis 2023 eine Spanne von +14% bis +20% pro Jahr für EBIT und Ergebnis je Aktie (EPS).
Welchen Spielraum sehen Sie noch bei der Ergebnismarge in beiden Geschäftsbereichen? In unserem Gespräch im Oktober 2021 hatten Sie eine EBIT-Zielmarge von 20 % genannt, die Sie „um das Jahr 2027 herum“ erreichen möchten. Gilt diese Zielsetzung unverändert?
Adi Drotleff: Aus einer überproportional zum Erlöswachstum laufenden Gewinnentwicklung ergibt sich von selbst eine zunehmende Gewinnmarge. Ausgehend von den 2021 erreichten 13% EBIT-Marge dürfte ein Anstieg in Schritten von rund einem Prozent pro Jahr weiterhin machbar sein, insofern ist 20% bis 2027 oder 2028 nach wie vor ein realistisches Szenario.
Wie viele Aktien hat die Gesellschaft im laufenden Jahr bereits zurückgekauft? Und auf welchem Niveau und in welchem Umfang planen Sie weitere Rückkäufe?
Markus Pech: Wir haben bis zum 30. September 376.708 eigene Aktien zurückgekauft und andererseits im Rahmen der Aktiendividende 110.142 eigene Aktien wieder in den Markt gegeben. Per Saldo wurde der Bestand um 266.566 Stück erhöht und dafür 14,79 Mio Euro investiert; zusammen mit der Dividendenausschüttung von 20,15 Mio Euro haben wir im laufenden Jahr damit schon etwa 35 Mio Euro an den Kapitalmarkt ausgezahlt. Angesichts der steigenden Zinsen und der Tatsache, dass wir den eigenen Aktienbestand von 1,13% zum Jahresanfang bereits auf 2,68% zum 30. September erhöht haben, planen wir momentan weitere Käufe nur für den Fall, dass die MuM-Aktie unter die Marke von 40 Euro fallen sollte.
Herr Drotleff, Herr Pech, vielen Dank für das Interview.
Adi Drotleff, Verwaltungsratsvorsitzender der Mensch und Maschine Software SE
Diplom-Informatiker, Gründer und Verwaltungsratsvorsitzender, Geschäftsführender Direktor. Adi Drotleff (Jahrgang 1953) schloss 1979 sein Informatik-Studium an der TU München ab und blieb noch kurze Zeit als Assistent im Bereich Rechnerarchitektur am Institut für Informatik, bevor er 1981 eine kleine Software-Entwicklungsfirma mitbegründete und damit erste Erfahrungen als Unternehmer sammelte.
1984 gründete er die Mensch und Maschine GmbH als Alleingesellschafter und führte sie seitdem zu ihrer heutigen Position als börsennotierter Softwarekonzern mit gut 1.000 Mitarbeitern an rund 75 Standorten in 22 Ländern weltweit.
Markus Pech, CFO der Mensch und Maschine Software SE
Diplom-Betriebswirt, Geschäftsführender Direktor. Der Dipl.-Betriebswirt Markus Pech ist seit 2003 im MuM-Konzern tätig und verantwortete als stellvertretender CFO die Bereiche Accounting und Controlling. Seit dem 1.3.2016 gehört er als CFO dem „Geschäftsführenden Direktorium“ an, das in der monistisch verfassten Mensch und Maschine Software SE dem Vorstand einer AG nach deutschem Recht entspricht.
Kurzinfo zum Unternehmen
Die Mensch und Maschine Software SE (MuM) ist ein führender Entwickler von Computer Aided Design, Manufacturing und Engineering (CAD/CAM/CAE), Product Data Management (PDM) und Building Information Modeling/Management (BIM) mit rund 75 Standorten in ganz Europa sowie in Asien und Amerika. Das MuM-Geschäftsmodell basiert auf den beiden Segmenten MuM-Software (Standardsoftware für CAM, BIM und CAE) und Systemhaus (kundenspezifische Digitalisierungs-Lösungen, Schulung und Beratung für Kunden aus Industrie, Bauwesen und Infrastruktur).
Die 1984 gegründete Firma hat ihren Hauptsitz in Wessling bei München, beschäftigt gut 1.000 Mitarbeiter und hat 2021 einen Umsatz von 266 Mio Euro erzielt. Die MuM-Aktie ist in Frankfurt (scale30) und München (m:access) notiert.
Chart: Maschine Software SE | Powered by GOYAX.de
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