Media and Games: Remco Westermann zum Aktienkurs, über die ehemals gesehenen 6,00 EUR. Zur „neuen“ Media and Games Invest. Wie es werden soll.

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MGI Media and Games Invest Aktie: Das Jahr 2022 war ein gutes Jahr und Prognose sogar zweimal angehoben.

Media and Games Invest SE – mittlerweile in Schweden. Schaut man sich den Kursverlauf der Media and Games Invest SE (ISIN: SE0018538068) Aktie an, so hat sie in den letzten 12-Monaten schwere Kursverluste am Ende aufgeholt, ungeahnte Tiefststände getestet und  scheint sich seit Anfang März wieder auf alte Stärken zu besinnen. Rückkehr auf alte Kursniveaus möglich? Die 6,00 EUR scheinen aus heutiger Sicht weit weg – für den ehemaligen Spielekonzern, der sich nun zum Werbeplattformbetreiber gewandelt hat. Wie es operativ aussieht, welche Schwerpunkte in nächster Zeit für die MGI gesetzt sind und die Bedeutung der Werbesoftware für den gesamten Konzern. Themen in unserem Gespräch mit Remco Westermann, CEO und Hauptaktionär der Media and Games Invest.

Ein spannendes Interview über Struktur, Aufstellung, Pläne und Perspektiven der Media and Games Invest SE. Seit Juli 2020 haben wir uns regelmässig mit Remco Westermann über die Entwicklung der Media and Games unterhalten. Mittlerweile eine spannende Historie – INTERVIEW Juli 2020, INTERVIEW Februar 2021, INTERVIEW Februar 2022. Und dann das  INTERVIEW im April 2023 in schwierigen Zeiten. Jetzt zur Gegenwart der Media and Games Invest:
MGI zählt inzwischen zu den weltweit führenden Werbesoftware-Plattformen. Was macht MGI genau?

R. Westermann: MGI betreibt eine führende digitale Plattform für den Kauf und Verkauf von Werbeflächen, wobei wir den Targeting-Prozess mittels Künstlicher Intelligenz und Daten optimieren. Wir sind der führende Marktplatz für Werbung in Apps in den USA, dem größten Werbemarkt der Welt. In Europa und Asien gehören wir zu den Top 5 Anbietern. Unsere führende Marktposition wurde kürzlich auch von Pixalate und Jounce Media bestätigt, die sich intensiv mit den Marktanteilen in diesem Bereich beschäftigen.

Unsere Plattform kann man sich wie einen vollautomatischen Börsenplatz vorstellen. Freie Werbeplätze werden vollautomatisch vom System an den meistbietenden Werbetreibenden verkauft und wir erhalten dafür eine Gebühr. Wir bringen also Werbetreibende mit Anbietern von mobilen Apps zusammen, die über Werbeplätze verfügen. Neben In-App-Werbung wird insbesondere Connected TV, aber auch Web- und Digital Out of Home Werbung über unsere Plattform vermittelt. Wir sind in den letzten 5 Jahren mit einem CAGR von 48 % stark gewachsen. Auch 2023 sind wir weitergewachsen und konnten Marktanteile hinzugewinnen, so lag das Wachstum unserer Advertising Software Kunden im vierten Quartal bei 19 %.

Einige kennen MGI auch noch als Spieleunternehmen. Wie ist es Ihnen gelungen, von einer Spielefirma zu einem Marktführer im Bereich der digitalen Werbung aufzusteigen und warum ist dies aus Sicht der Aktionäre eine Wünschenswerte Entwicklung?  

R. Westermann: Richtig, wir sind als Spielefirma mit gamigo gestartet und unser eigenes Spieleportfolio spielt heute noch immer eine wesentliche Rolle, wenn auch eine etwas andere. Aber der Reihe nach. Angetreten als Spielefirma waren wir mit unseren externen Partnern für die Neukundengewinnung und auch für die Monetarisierung von Werbeflächen nicht zufrieden, weshalb wir begonnen haben, durch M&A und organisches Wachstum selbst in diese Bereiche zu investieren und eine digitale Werbeplattform aufzubauen. In den letzten vier Jahren ist unsere Ad Software Plattform, Verve Group, so stark gewachsen, dass sie heute rund 80 % unseres Umsatzes ausmacht. In diesem Zeitraum haben wir die Anzahl unserer Ad-Software Kunden kontinuierlich gesteigert, selbst, nachdem der Werbemarkt ab Mitte 2022 aufgrund der schwächelnden Wirtschaft und der ausgerufenen Kostensenkungs-programme der Unternehmen unter Druck geriet.

Der Grund, warum wir in einem unter Druck stehenden Werbemarkt dennoch wachsen, ist, dass wir zwei große Werbetrends frühzeitig antizipiert haben. Das Verschwinden von Werbe-Identifikatoren wie Cookies und der Bedarf nach direktem Zugang zu Werbeflächen. In beiden Bereichen haben wir frühzeitig investiert, sowohl in unser direktem Werbeinventar als auch in Daten und den Einsatz von KI zur Optimierung des Targetings, und verfügen daher über Produkte und Services, die sowohl für Werbetreibende als auch für Publisher relevant sind.

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Wir haben in den vergangenen Quartalen beispielsweise kontinuierlich in das Thema Contextual Targeting investiert, das die gezielte Ansprache von Nutzern ohne den Einsatz von Werbe-Identifikatoren wie IDFA oder Cookies sowie ohne personenbezogene Daten ermöglicht. In der Vergangenheit basierte der Großteil der digitalen Werbung auf der Verwendung von Identifikatoren wie IDFA und der Nutzung personenbezogener Daten. Dies ändert sich nun. Apple hat seine IDFA-Kennung bereits abgeschafft und auch Google hat im Januar diesen Jahres mit der Abschaltung ihres Identifikator begonnen. Da wir darauf vorbereitet waren bzw. gewartet haben, hilft uns das jetzt, Marktanteile zu gewinnen.

Aber auch unsere starken KI-Routinen und unser riesiger Datenpool treibt die Effizienz auf unserer Plattform voran und macht sie für unsere Kunden attraktiver. Hier kommt unser Spieleportfolio zum Zuge und verleiht uns einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Mit den Daten können wir unsere KI-Routinen für das Datenschutzkonforme Targeting von Nutzern verbessern und gleichzeitig verfügen wir über eigene Werbeflächen, womit wir einen weiteren Trend bedienen können.

Werbetreibende suchen auch zunehmend eine möglichst direkte Verbindung zum Werbeplatz. Bisher waren oft mehrere Intermediäre zwischen Werbetreibenden und Werbeplatz geschaltet, was zu viel Intransparenz und hohen Kosten geführt hat. Insgesamt also zu weniger effizienten Prozessen. Wir haben eine End-to-End-Plattform aufgebaut, über die wir den Werbetreibenden direkten Zugang zu den Werbeplätzen ermöglichen.

Neben unseren eigenen Spielen haben wir sehr viele direkte Integrationen in die Apps unserer Partner, so dass wir die Werbeplätze ohne weitere Intermediäre direkt den Werbetreibenden zur Verfügung stellen können. Durch den Aufbau unserer Werbeplattform sind wir zu einem B2B-Unternehmen geworden, mit viel verlässlicheren Wachstumsmöglichkeiten als ein Spieleunternehmen. Der Werbemarkt ist grundsätzlich ein starker Wachstumsmarkt, aber auch noch sehr ineffizient, was die Möglichkeit bietet, schneller als der Markt zu wachsen. Im Gegensatz dazu ist das Spielegeschäft sehr hit-getrieben und Wachstum schwer planbar.

Wie groß ist MGI heute?

R. Westermann: 2023 haben wir einen Umsatz von 322 Millionen Euro erzielt, mit einem adjusted EBITDA von 95 Millionen Euro. Wir haben weltweit circa 700 Mitarbeiter und mehr als 20 Büros weltweit. 66 % unserer Umsätze generieren wir in Nordamerika, 20 % in Europa und 14 % im Rest der Welt.

Wie wichtig ist der Markt für MGI und wie sehen die Wachstumsperspektiven im Bereich In-App Advertising aus?

R. Westermann: Circa 80 % des gesamten Media Volumens auf unserer Ad-Software Plattform entfallen auf den Bereich In-App. Er hat für uns also eine große Bedeutung. Der gesamte adressierbare Markt ist viel größer als wir selbst und wird mittel- bis langfristig weiterwachsen. Die Zahl der Mobilfunknutzer und die Zeit, die täglich mit dem Handy verbracht wird, wird in den kommenden Jahren weiter steigen, was auch die Werbeausgaben in diesem Bereich weiter erhöhen wird. Hinzu kommt, dass sich die Werbebudgets weiter von traditioneller Werbung hin zu programmatischer Werbung verschieben werden, da diese deutlich effizienter ist. Laut Statista wird der In-App-Werbemarkt daher in den nächsten 4 Jahren um ca. 10 % p.a. wachsen. Der Werbemarkt im Bereich Handyspiele, in dem wir aufgrund unserer Historie besonders stark sind, soll mit 12 % p.a. sogar noch stärker wachsen.

Setzt man die Werbebudgets in Relation zur Verweildauer der Nutzer in Apps und vergleicht diese mit anderen Kanälen wie Web oder Search, so zeigt sich, dass In-App noch zu wenig Werbebudgets zugestanden werden, was sich in den kommenden Jahren ebenfalls ändern sollte und damit zusätzliches Wachstumspotentiale bietet. Hinzu kommt, dass wir nicht nur mit dem Markt wachsen, sondern unsere Marktanteile auch in Zukunft weiter ausbauen wollen. Daher halten wir ein mittelfristiges Umsatzwachstum von 20 % bis 30 % für realistisch.

2021 lag das organische Wachstum bei 38 %, 2022 bei 18 %. In den ersten drei Quartale 2023 lag es bei 1 % und in Q4 bei 16 %. Wo geht die Reise zukünftig hin?

R. Westermann: Obwohl der Werbemarkt grundsätzlich ein Wachstumsmarkt ist, ist der Markt auch zyklisch. Als Folge der steigenden Inflation und Zinsen, die zu einer Verlangsamung der Wirtschaft geführt haben, haben die Unternehmen begonnen, Kosten einzusparen, um Profitabilität zu zeigen und die Kürzung der Werbebudgets ist dann eine der ersten Maßnahmen. Weniger Werbeausgaben führen zu weniger Nachfrage und damit zu einem negativem Preisdruck. Das ist aber nicht nachhaltig. Die Unternehmen wollen langfristig keine Marktanteile verlieren und sind daher gezwungen, wieder in Werbung zu investieren.

2023 lagen die Preise für Werbeflächen, die so genannten CPMs, aufgrund der gesunkenen Werbebudgets und der damit einhergehenden geringeren Nachfrage, im Schnitt circa 20 % bis 30 % unter dem Vorjahresniveau. Auch unsere Großkunden, die mehr als 100.000 USD pro Jahr auf unserer Plattform ausgeben, haben ihre Ausgaben im Schnitt um 10,25 % zurückgefahren. Das vierte Quartal sah jedoch schon wieder deutlich positiver aus und der Trend hat sich Anfang diesen Jahres fortgesetzt. Beispielsweise hat sich unser organisches Wachstum im Januar 2024 gegenüber Q4 2023 nochmal beschleunigt und beträgt yoy 18 %. Für 2024 erwarten wir wieder ein zweistelliges organisches Wachstum.

Wo sehen Sie weiteres Wachstumspotenzial für MGI?

R. Westermann: Wie gesagt, im Bereich In-App sehen wir noch großes Wachstumspotenzial und wollen unsere führende Position, die wir uns in den letzten vier Jahren erarbeitet haben, weiter ausbauen. Einen ähnlichen Weg gehen wir im Bereich Connected TV, also Streaming. Dieser Markt ist noch jung und in der Entwicklung. Wir sind hier bereits gut aufgestellt und erreichen mit den Werbeflächen unserer Publisher schon heute 60 % der US-Haushalte. Mit unserer Erfahrung aus dem In-App-Bereich und unserem großen Datenpool, den wir in Kombination mit KI nutzen können, um geräteübergreifende Nutzerprofile datenschutzkonform zu erstellen, haben wir gute Voraussetzungen, auch hier weitere Marktanteile zu gewinnen und eine starke Marktposition aufzubauen. Für beide Bereiche, In-App und Connected TV, ist unsere vertikal integrierte Plattform und unser Datenpool in Kombination mit unseren substantiellen Investitionen in KI die Basis, um innovative Produkte anzubieten, die die größten Herausforderungen der Werbung von heute lösen.

Und was haben Sie zukünftig mit dem Spielebereich vor?

R. Westermann: Wir vermarkten Spiele und entwickeln sie weiter. Wir halten an dieser Aufstellung fest und entwickeln den Bereich Games kontinuierlich weiter. Das sichert uns den Zugang zu eigenen Werbeflächen und aktuellen Nutzerdaten. Auch 2023 ist wieder viel in unseren Spielen passiert. So haben wir beispielsweise ein sehr großes Update in Wizard101 sowie einen neuen Server für unser Spiel Fiesta Online gelauncht und eine Partnerschaft mit Epic Games geschlossen, um zukünftig auch Spiele im Epic Game Store zu veröffentlichen.

Wäre auch eine Ausgründung der Spielesparte denkbar?

R. Westermann: Nein. Die eigenen Werbeflächen in unseren Spielen und die Daten aus den Spielen sind wichtige Bausteine unserer Wachstumsstory. Die Synergien zwischen beiden Bereichen sind sehr groß. Unsere Werbeplattform konnte so schnell wachsen, weil wir den Vorteil eigener Werbeflächen und sehr vieler Daten sowie die Möglichkeit haben, unsere Test- und Produktentwicklungszyklen zu verkürzen. Gerade die Aufstellung mit einer Kombination aus Ad-Software Plattform und Spiele verspricht auch in Zukunft weiteres starkes Wachstumspotenzial für MGI.

Nachdem MGI jahrelang auch durch zahlreiche Übernahmen gewachsen ist, haben Sie sich zuletzt mit Zukäufen zurückgehalten. Was ist hier in Zukunft zu erwarten?

R. Westermann: Durch Akquisitionen in Kombination mit organischen Investitionen haben wir das Fundament für eine moderne, zukunftsorientierte digitale Werbeplattform gelegt, die Advertiser und Publisher direkt verbindet und Multichannel abdeckt. Inzwischen sind wir so gut aufgestellt, dass wir mit unserer Plattform stark organisch wachsen können und keine weiteren M&A-Aktivitäten benötigen. Gleichzeitig waren die Preise für potenzielle Übernahmekandidaten zeitweise überhöht. Deshalb haben wir uns auf Integration, organisches Wachstum und Effizienzsteigerungen fokussiert, was unsere EBITDA-Marge auf 30 % steigerte. Die letzte Übernahme haben wir Mitte 2022 getätigt und auch zukünftig sind Zukäufe nicht unsere primäre Strategie; wenn, dann müssen sie sowohl preislich als auch strategisch sinnvoll sein und der MGI einen klaren Mehrwert bieten.

Was würden Sie denn kaufen wollen, was würde die aktuelle Aufstellung gut ergänzen?

R. Westermann: Noch einmal: Wir sind nicht auf Akquisitionen angewiesen und können unsere Ziele grundsätzlich auch organisch verfolgen. Strategisches Potenzial sehen wir im Bereich Demand, also in der Stärkung unseres Direktgeschäfts mit Werbetreibenden und Agenturen, sowie in den Bereichen Web und Digital Out of Home, die im Vergleich zu unserer Position bei Mobile In-App und CTV noch relativ kleiner sind.

Wie könnte die Finanzierung eines Zukaufs aussehen?

R. Westermann: Wir hatten Ende 2023 rd. 122 Mio. Euro liquide Mittel. Damit könnten wir sehr flexibel agieren bei einem möglichen Zukauf, haben aber natürlich grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten bei der Finanzierung. Wie wir finanzieren, hängt vom Einzelfall ab, und da wir hier aktuell nicht über ein spezielles Target sprechen, ist es zu früh, etwas zur Finanzierung zu sagen. Bei den Finanzierungsüberlegungen spielt auch unser Leverage eine Wichtige Rolle welches wir Mittelfristig klar senken und nicht erhöhen wollen.

Mehrere Technologieunternehmen haben letztes Jahr weitere Einsparungen auf den Weg gebracht und auch die MGI hat Mitte des Jahres ein Kostensenkungsprogramm in Höhe von 10 Millionen Euro pro Jahr gestartet. Reichen die bisherigen Maßnahmen aus oder sehen Sie weiteren Handlungsbedarf?

R. Westermann: Wir beobachten unsere Kosten sehr genau und verfolgen ein aktives Margenmanagement und eine kontinuierliche Kostenkontrolle. Wir arbeiten ständig an der Optimierung unserer Plattform und setzen beispielsweise auch KI aktiv ein, um die Effizienz zu steigern und die Kosten zu senken. Das im Juli 2023 gestartete Kostensenkungsprogramm hat bereits zu einer Steigerung unserer Adjusted EBITDA-Marge von 29 % auf 30 % geführt und wir sehen weiteres Potenzial, zum Beispiel in der weiteren Optimierung unserer Plattformen. Wir verfügen über eine flexible Kostenstruktur, die es uns ermöglicht, unsere Profitabilität zu sichern.

Der Kurs ist nach den Kursen im Bereich von 6,00 EUR und mehr wieder deutlich zurückgekommen. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung?

R. Westermann: Letztlich ist das eine Frage für die Investoren, aber als Small Cap in einer zyklischen Branche stand MGI zuletzt nicht im Fokus der Anleger. Hinzu kommt, dass wir in den letzten Quartalen marktbedingt kaum Umsatzwachstum hatten, was in Kombination mit unserer Verschuldung suboptimal ist. Wir haben nun in Q4 aber schon wieder gezeigt, dass wir unsere Wachstumsstory fortsetzen. Ich bin aber von den langfristigen Perspektiven des Unternehmens überzeugt und davon, dass der Aktienkurs langfristig der operativen Performance folgen wird. Deshalb habe ich im Laufe des Jahres auch kontinuierlich Aktien zugekauft.

Was denken Sie, warum die MGI-Aktie am Kapitalmarkt so wenig Aufmerksamkeit findet?

R. Westermann: Als wir mit rd. 1 Mrd. Euro bewertet wurden, haben wir eine deutlich höhere Aufmerksamkeit erfahren als jetzt mit rd. 150 Mio. Euro. Größe ist also schon ein wichtiges Kriterium. Zudem war wenig Interesse im Werbesektor auf Grund der Wirtschaftskrise. Für uns heißt das, aktiv zu bleiben, um am Kapitalmarkt wahrgenommen zu werden. Wir stellen zuletzt jedoch auch fest, dass das Interesse wieder zunimmt. Einerseits spüren wir, dass Small Caps langsam wieder etwas mehr Beachtung finden, andererseits erkennen die Investoren, dass der Werbemarkt an einem Wendepunkt stehen könnte.

Schaut man sich die aktuellen Researchberichte zu Ihrem Unternehmen an, dann sieht es doch eigentlich sehr gut aus: Die GBC AG nennt beispielsweise ein Kursziel von 4,50 EUR auf Jahressicht. Wären Dividenden oder Aktienrückkäufe Varianten, mit denen Sie sich anfreunden könnten?

R. Westermann: Auch wenn 2023 für die MGI aufgrund des schwierigeren Marktumfelds ein Jahr der Konsolidierung war, sehen wir uns als Wachstumswert und werden in einem besseren wirtschaftlichen Umfeld wieder deutlich zulegen, was wir auch in Q4 schon wieder zeigen konnten. Unser mittelfristiges Wachstumsziel ist ein Umsatzwachstum von 25 % bis 30 % bei einer stabilen bereinigten EBITDA-Marge von 25 % bis 30 %. Wir investieren weiter in den Ausbau der MGI. Dividenden und Aktienrückkäufe sind für uns daher zurzeit noch kein Thema.

Wie zufrieden ist Oaktree, mit rund 17,7 % nach Ihnen der zweitgrößte Aktionär der MGI, mit der aktuellen Kursentwicklung? Gibt es Verbesserungsvorschläge oder eine aktive Mitarbeit? Auf Boardebene?

R. Westermann: Wir freuen uns, das Oaktree ein langfristiger Aktionär ist und stehen im regelmäßigem Austausch mit Oaktree. Sie sind als zweitgrößter Aktionär der MGI im Nomination Committee vertreten. Aber bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir nicht für einen Großaktionär von MGI sprechen können.

Sie haben das Thema Verschuldung angesprochen. Können Sie uns dazu einen kurzen Überblick geben? Wann steht die nächste Rückzahlung oder Refinanzierung an? 

R. Westermann: Wir haben drei ausstehende Anleihen mit einem Gesamtvolumen von rund 385 Millionen Euro sowie einen Bankkredit von rund 30 Millionen Euro. Die Anleihe mit der kürzesten Laufzeit läuft bis November 2024. Anfang des Jahres 2023 haben wir mit einer Anleihe, die bis März 2027 läuft, den größten Teil der 24er Anleihe bereits refinanziert, so dass von ursprünglich 350 Millionen Euro nur noch rund 35 Millionen Euro ausstehen, die wir direkt aus der Kasse, die Ende 2023 über 120 Millionen Euro verfügte, zurückführen können. Die zweite Anleihe läuft bis Juni 2026. Wir haben 60 % unserer Anleihen frühzeitig über ein Hedging abgesichert, das heißt, der Großteil unserer Zinsen ist nach oben hin gedeckelt.

Insgesamt haben wir also rund 415 Millionen Euro an verzinslichen Schulden. Dazu haben wir über 120 Millionen Euro Cash, also eine Nettoverschuldung von rund 295 Millionen Euro. Unser Ziel ist es, die Verschuldung in einer Bandbreite von 2 bis 3x EBITDA zu halten. Derzeit liegen wir mit 3,1 etwas darüber. Im Jahr 2023 hatten wir auf Basis der letzten zwölf Monate einen Free Cashflow nach Zinszahlungen und Maintenance Capex von 31 Millionen Euro. Wir sehen uns hier also sehr solide aufgestellt und gehen auch davon aus, dass wir unseren Leverage weiter reduzieren werden, insbesondere wenn unser Wachstum wieder Fahrt aufnimmt.

Wie soll die Media and Games Invest in 5 Jahren positioniert sein?

R. Westermann: Wir wollen weiterhin stark wachsen und unsere Position als führendes globales Medienunternehmen ausbauen. Wir wollen unsere starke Position in den Bereichen In-App Advertising und CTV weltweit weiter ausbauen und weiter in verbessertes Targeting durch KI und Daten investieren. Die Disruption durch das Verschwinden von Werbe-Identifikatoren wie Cookies bietet uns eine große Chance, mit unseren Contextual Targeting Produkten, die wir in den letzten Jahren entwickelt haben, stark zu wachsen. Während wir heute vor allem auf der Supply-Seite stark sind – also auf der Seite der Publisher, die über das Werbeangebot verfügen – wollen wir in den kommenden Jahren vor allem unsere Demand-Seite (die Seite der Werbetreibenden) stärken.

Herr Westermann, vielen Dank für das Interview.
Remco Westermann | CEO und Vorstandsvorsitzender der Media and Games Invest SE

remco westermann media and gamesRemco Westermann verfügt als Manager, Unternehmer und Investor über mehr als 25 Jahre Erfahrung in verschiedenen Führungspositionen. Bei mehreren Gesellschaften im Bereich Technologie und Medien war Westermann maßgeblich bei der Gründung tätig bzw. auch für die Reorganisation und das Wachstum verantwortlich.


Kurzinfo zum Unternehmen Media and Games Invest SE

MGI – Media and Games Invest SE (MGI) betreibt eine schnell wachsende, profitable Ad-Software-Plattform, die die weltweite Nachfrage von Werbetreibenden mit dem Anzeigenangebot von Publishern zusammenbringt und gleichzeitig die Ergebnisse durch First-Party-Daten aus eigenen Spielen verbessert. MGI ist hauptsächlich in Nordamerika und Europa tätig. Durch Investitionen in organisches Wachstum und Innovation sowie gezielte Fusionen und Übernahmen hat MGI einen One-Stop-Shop für programmatische Werbung aufgebaut, der es Unternehmen ermöglicht, Werbeplätze über alle digitalen Geräte (mobile Apps, Web, Connected TV und Digital Out of Home) zu kaufen und zu verkaufen, mit dem Ziel, Werbung besser zu machen. Die Aktien von MGI sind am Nasdaq First North Premier Growth Market in Stockholm und im Scale-Segment der Frankfurter Börse notiert. Das Unternehmen hat besicherte Anleihen, die an der Nasdaq Stockholm und am Open Market der Frankfurter Börse notiert sind.

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