Die Aktie von Zalando SE (ISIN: DE000ZAL1111) ist im Verlauf des heutigen Handelstages deutlich ins Minus gerutscht.
Das Papier der führenden europäischen Online-Plattform für Mode fiel im gestrigen Handel von 40,345 EUR (Schlusskurs 18. April 2017) um -4,77% auf 38,42 EUR. Im Tief notierten die Anteilsscheine bei 38,01 EUR und gaben damit zeitweise sogar –5,79% ab.
Grund für den Kursrückgang waren die gestern Morgen vom MDAX-Unternehmen veröffentlichten vorläufigen Zahlen für das erste Quartal. Trotz Bestätigung der Jahresprognose hat Zalando insbesondere mit einer recht großen Spanne beim bereinigten EBIT und bei der bereinigten EBIT-Marge viele Anleger vorerst vergrault.
Große Spanne beim bereinigten EBIT kommt an der Börse schlecht an
Zalando hat mit der Bekanntgabe des vorläufigen bereinigten EBITs und der vorläufigen bereinigten EBIT-Marge an der Börse für einige Verunsicherung und auch Enttäuschung gesorgt.
Aufgrund der großzügig ausgegebenen Spanne von 10 Mio. EUR bis 30 Mio. EUR beim bereinigten EBIT und einer daraus resultierenden bereinigten EBIT-Marge von 1% bis 3% wurde der Aktie ein deutlicher Dämpfer verpasst.
Im Vorjahreszeitraum (Q1 2016) erzielte Zalando ein bereinigtes EBIT von 20,2 Mio. EUR und eine bereinigte EBIT-Marge von 2,5%. Mit dem jetzt bekannt gegebenen Korridor besteht somit in Hinblick auf die endgültigen Q1-Zahlen, die am 9. Mai bekannt gegeben werden, eben auch die Möglichkeit, dass das bereinigte EBIT und die bereinigte EBIT-Marge deutlich unter dem Ergebnis des Vorjahres bleibt. Und genau dies quittieren Anleger gestern und heute in Form von Verkäufen.
Nichtsdestotrotz bestätigte der Vorstand jedoch seine Zielvorgabe für das Gesamtjahr: Man geht für 2017 nach wie vor von einer bereinigten EBIT-Marge zwischen 5% und 6% aus. In 2016 erzielte Zalando ein bereinigtes EBIT von 216,3 Mio. EUR und eine bereinigte EBIT-Marge von 5,9%.
Umsatz steigt weiterhin deutlich
Zalando wächst weiter: In den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres hat der Online-Händler für Mode auf Basis der vorläufigen Zahlen einen Umsatz zwischen 971 Mio. EUR und 987 Mio. EUR erzielt.
Dies würde gegenüber dem Vorjahresquartal (Q1 2016: 795,1 Mio. EUR) einer Steigerung von +22 bis +24% entsprechen. Gerechnet haben Analysten laut Medienberichten mit einem Umsatz von 982 Mio. EUR. Auch hier könnte also Zalando letztendlich ebenfalls unter den Erwartungen bleiben.
Das Management hält aber wie bei der bereinigten EBIT-Marge auch hier an seinem ausgegebenen Jahresziel fest: So will man den Umsatz in 2017 um 20% bis 25% steigern, d.h. man erwartet für das laufende Jahr einen Umsatz zwischen ca. 4.366,8 Mio. EUR und 4.548,75 Mio. EUR.
Zalando unterliegt saisonalen Schwankungen
Auch wenn die vorläufigen Q1-Zahlen den ein oder anderen Marktteilnehmer gestern an der Börse enttäuscht haben, sollten Anleger bezüglich Zalando immer auch eines im Blick behalten: Auf den Umsatz bezogen hat sich in der Vergangenheit das Q1 stets als das schwächste Quartal herauskristallisiert. Demgegenüber ist das letzte Quartal in den vergangenen Jahren immer das stärkste gewesen. Das Q4 2016 ist der beste Beweis dafür: Hier konnte Zalando mit einem Umsatz von 1.091,6 Mio. EUR erstmals auf Quartalssicht die 1 Mrd. EUR-Marke durchbrechen.
Die teils erheblichen Umsatzschwankungen im Verlauf des Jahres sind der Saisonalität des Geschäfts geschuldet. So werden die Herbst- und Winterkollektionen in der Regel zu höheren Preisen verkauft als die Frühlings- und Sommerwaren. Dies führt z.B. dazu, dass die Umsätze des MDAX-Unternehmens im ersten Halbjahr tendenziell niedriger ausfallen als in der zweiten Hälfte.
Weiterhin ist zu beachten, dass Zalando im zweiten und im vierten Quartal bisher immer höhere Umsätze erzielt hat als im ersten und im dritten Quartal. Zu erklären ist dies durch die klassischen Schlussverkaufszeiträume, die das Q1 und Q3 traditionell belasten.
Aktie legt seit Börsengang um +88% zu
Wenngleich die Aktie von Zalando jetzt kurzfristig unter Druck geraten ist, fällt das Urteil über die bisherige Gesamtperformance seit dem IPO am 1. Oktober 2014 eindeutig positiv aus.
Damals wurden die Anteilsscheine zu einem Emissionspreis von 21,50 EUR ausgegeben. Der erste Kurs lautete damals 24,10 EUR. Seither stieg das Papier zeitweise über 40 EUR. Erst in der letzten Woche schloss das Papier von Zalando bei einem neuem Allzeithoch bei 40,50 EUR.
Damit stieg der Kurs ausgehend vom Emissionspreis in 30 Monaten um +88,37%, vom ersten Kurs aus berechnet, beträgt die Performance immerhin noch +68,05%.
Getragen wurde dieser Anstieg vor allem von der starken Wachstumsdynamik. Der Umsatz stieg seit 2014 jährlich immer deutlich um mehr als +20%. Und auch für 2017 hat das Unternehmen dieses Ziel wieder ins Auge gefasst.
Co-CEO Rubin Ritter lässt hinsichtlich der zukünftigen Ausrichtung jedenfalls keine Zweifel aufkommen: „Wir verfolgen konsequent unsere Wachstumsstrategie und sind mit einem starken Wachstumsschub in das Jahr 2017 gestartet. Wir konzentrieren uns auf unsere langfristigen Ziele und bauen gleichzeitig unser Geschäft mit hohem Tempo aus – dabei investieren wir sowohl in das Kundenerlebnis als auch in das Angebot an unsere Markenpartner.“
Analysten empfehlen Aktie weiter zum Kauf
Für die sechs Analysten der DZ Bank, Baader Bank, Hauck & Aufhäuser, Warburg Research, Robert W. Baird & Co. und Barclays Capital, die Zalando im April unter die Lupe genommen haben, bleibt die Aktie auch weiterhin ein Kauf.
Die Kursziele reichen dabei von 42 EUR bis 54 EUR und gehen auf Basis des gestrigen Schlusskurses bei 38,42 EUR damit von einem Aufwärtspotenzial zwischen +9,32% und +40,55% aus. Rechnerisch ergibt sich aus den Kurszielen der sechs genannten Analysten ein durchschnittliches Kursziel von 46,29 EUR, was einem gemittelten Upside-Potenzial von +20,48% entspricht.
Allerdings vergrößert sich das mögliche Aufwärtspotenzial heute weiter: Denn im heutigen Handelstag startet die Aktie zunächst mit weiteren Abschlägen. Aktuell notiert das Papier bei 37,67 EUR und liegt nochmals -1,95% unter dem Schlusskurs von gestern.
Mit Material von Zalando SE