Die Wacker Chemie AG (ISIN: DE000WCH8881) hat das Jahr 2020 im Rahmen ihrer eigenen Erwartungen abgeschlossen. Nach vorläufigen Berechnungen erzielte der Münchner Chemiekonzern im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Gesamtumsatz von 4,69 Mrd. €. Das sind 5 Prozent weniger als 2019 (4,93 Mrd. €). Wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie ging der Umsatz im 2. Quartal 2020 stark zurück. Im 3. und 4. Quartal hat WACKER diesen Einbruch vor allem dank der robusten Nachfrage aus der Bauindustrie sowie bei Polysilicium teilweise wieder aufgeholt, konnte ihn aber nicht vollständig ausgleichen. Neben den im Jahresvergleich insgesamt etwas niedrigeren Absatzmengen haben auch Preisveränderungen und Währungseffekte die Umsatzentwicklung gebremst.
WACKER hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr sehr gut geschlagen
Das Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) des Geschäftsjahres 2020 belief sich nach den vorläufigen Zahlen auf 665 Mio. € (2019: 783 Mio. €). Das sind 15 Prozent weniger als vor einem Jahr. Maßgeblich für diesen Rückgang ist ein Sonderertrag aus dem Vorjahr. WACKER hat 2019 in den Herstellungskosten Versicherungsleistungen in Höhe von 112,5 Mio. € aus dem Schadensfall verbucht, der sich 2017 am Standort Charleston in den USA ereignet hatte. Bereinigt um diesen Betrag ist das EBITDA im Jahresvergleich um 1 Prozent zurückgegangen.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) beläuft sich auf 260 Mio. € (2019: -536 Mio. €). Der starke Anstieg ist vor allem eine Konsequenz der Sonderabschreibung von 760 Mio. €, die WACKER 2019 auf den Bilanzwert seiner Anlagen zur Herstellung von Polysilicium vorgenommen hat. Im Geschäftsjahr 2020 belaufen sich die Abschreibungen auf rund 400 Mio. € (2019: 1,32 Mrd. €). Das Jahresergebnis 2020 liegt bei 200 Mio. € (2019: -630 Mio. €).
„Gemessen an den gravierenden Auswirkungen, die die COVID-19-Pandemie auf die Weltwirtschaft hatte, hat sich WACKER im abgelaufenen Geschäftsjahr sehr gut geschlagen“, sagte Konzernchef Rudolf Staudigl. „Die Aufstellung unseres Portfolios, mit der wir Schwächen in einzelnen Branchen zumindest zum Teil kompensieren konnten, hat sich in der gegenwärtigen Krise einmal mehr bewährt. Hinzu kommt unser erfolgreich angelaufenes Effizienzprogramm, das uns 2020 bereits eine Ergebnisverbesserung von mehr als 50 Mio. € gebracht hat.“
Investitionen, Netto-Cashflow und Nettofinanzschulden
Die Investitionen von WACKER im Geschäftsjahr 2020 lagen nach den vorläufigen Zahlen bei 225 Mio. € (2019: 380 Mio. €). Das sind 41 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Mittel gingen vor allem in den Ausbau der Kapazitäten in den Chemiebereichen sowie in Infrastrukturprojekte. Der Netto-Cashflow summierte sich im Geschäftsjahr 2020 auf rund 700 Mio. € (2019: 184 Mio. €) und hat sich damit gegenüber dem Vorjahr nahezu vervierfacht. Ursächlich für diesen starken Anstieg sind unter anderem deutliche Reduzierungen im Umlaufvermögen und deutlich geringere Investitionen. Gegenläufig hat eine Sonderzahlung an die Pensionskasse der Wacker Chemie VVaG, die das Unternehmen im 4. Quartal 2020 geleistet hat, den Netto-Cashflow um 70 Mio. € gemindert. Die Nettofinanzschulden lagen zum Stichtag 31. Dezember 2020 bei rund 70 Mio. € (31.12.2019: 714 Mio. €).
Geschäftsbereiche
Das Chemiegeschäft von WACKER hat sich im Geschäftsjahr 2020 je nach Marktsegment unterschiedlich entwickelt. Auf Grund der Auswirkungen der Corona-Pandemie gingen die Absatzmengen vor allem bei Siliconen für die Segmente Automobil und Textil deutlich zurück. Im Baubereich ist die Nachfrage dagegen vergleichsweise stabil geblieben. Sehr solide gestaltete sich das Geschäft mit Produkten für Anwendungen rund um die Themen Medizin, Gesundheit und Hygiene.
WACKER SILICONES erzielte einen Jahresumsatz von 2,24 Mrd. € (2019: 2,45 Mrd. €) und blieb damit um 9 Prozent unter dem Wert des Vorjahres. WACKER POLYMERS erwirtschaftete 2020 einen Umsatz von 1,30 Mrd. € (2019: 1,32 Mrd. €). Das ist ein Minus von 2 Prozent. Der Umsatz von WACKER BIOSOLUTIONS wuchs im vergangenen Geschäftsjahr um 1 Prozent auf 245 Mio. € (2019: 243 Mio. €).
Das EBITDA der Chemiebereiche ist 2020 in der Summe um 2 Prozent zurückgegangen. Ursächlich dafür waren in erster Linie die geringere Nachfrage und die niedrigeren Preise für Standardsilicone. Dagegen hat WACKER im Geschäft mit Dispersionen, Dispersionspulvern und biotechnologisch hergestellten Produkten das EBITDA kräftig ausgebaut. Kosteneinsparungen aus dem laufenden Effizienzprogramm des Konzerns haben das EBITDA ebenfalls positiv beeinflusst.
Geschäftsbereiche
WACKER SILICONES erzielte 2020 ein EBITDA von 385 Mio. € (2019: 479 Mio. €). Das ist ein mengen- und preisbedingter Rückgang um 20 Prozent. Spezialitäten zeigten sich in der Pandemie robuster als Standardprodukte. Das EBITDA von WACKER POLYMERS belief sich auf 270 Mio. € (2019: 194 Mio. €). Ausschlaggebend für diesen Anstieg um 39 Prozent waren die im Jahresvergleich höheren Absatzmengen und die gute Kostenstruktur des Geschäftsbereichs. WACKER BIOSOLUTIONS erwirtschaftete im vergangenen Geschäftsjahr ein EBITDA von 35 Mio. € (2019: 31 Mio. €). Das ist ein Plus von 13 Prozent. Neben den Zuwächsen bei Cyclodextrinen und biopharmazeutischen Produkten hat auch die gute Kostenstruktur die Ertragsentwicklung positiv beeinflusst.
WACKER POLYSILICON hat im Geschäftsjahr 2020 von der guten Nachfrage nach Solarsilicium im 2. Halbjahr profitiert. Der Geschäftsbereich steigerte seinen Umsatz um 1 Prozent auf 790 Mio. € (2019: 780 Mio. €). Das EBITDA summierte sich 2020 auf 5 Mio. € (2019: 57 Mio. €). Bereinigt um den Sonderertrag des Vorjahres aus Versicherungsleistungen für den Schadensfall in Charleston in Höhe von 112,5 Mio. € hat der Geschäftsbereich sein EBITDA um rund 60 Mio. € gesteigert. Hier machten sich vor allem weitere Verbesserungen bei den Herstellungskosten positiv bemerkbar.
Aktuell (02.02.2021 / 15:54 Uhr) notieren die Aktien der Wacker Chemie AG im XETRA-Handel mit einem Plus von +2,85 EUR (+2,32%) bei 125,60 EUR. Auch diese Aktie können Sie bereits ab 0,00 EUR auf Smartbroker handeln.
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