Thyssenkrupp AG (ISIN: DE0007500001) ist ein Konzern im Umbruch: Cashcow Elevators wurde verkauft, um Löcher zu stopfen und den Umbau des Konzerns zu finanzieren. Und während der Stahlbereich immer noch unter Beobachtung steht, hat man sich zumindest in einer Sache festgelegt: H2 ist die Zukunft für den Konzern.
So äusserte bereits im letzten Jahr die CEO Martina Merz die Konzentration auf Wasserstoff als Zukunftstechnologie. Mit der Mehrheitsbeteiligung (66 %) Uhde Chlorine Emngineers besitzt ThyssenKrupp einen bereits seit langem erfolgreichen Anlagenbauer für Elektrolysetechnik. Und die Expertise soll für den im exponentiellen Wachstum begriffenen Markt für grünen Wasserstoff ein Geschäft der Zukunft für den Ruhr-Konzern werden.
Und mit einer Kapazität von jährlich 1 GW-Elektrolyseanlagen ist man bereits einer der grössten Anbieter. So äusserte sich am 18.01.2021 Christoph Noeres, Leiter des Bereichs Green Hydrogen bei thyssenkrupp Uhde Chlorine Engineers„Mit dem Ausbau unserer jährlichen Lieferkette auf ein Gigawatt, unseren großen Standardmodulen und der globalen Aufstellung unseres Unternehmens als EPC-Anbieter haben wir bereits jetzt eine ideale Ausgangsposition auf einem dynamischer werdenden Markt “.
Zuerst noch abgeschoben in die Resterampe „Multi tracks“ des Konzerns – „zur Veräusserung stehende Beteiligungen“
machte die CEO bereits im November auf der Hauptversammlung deutlich, dass Uhde in Zukunft eine wichtige Rolle für den Konzern spielen würde. Und im Bereich grüner Wasserstoff scheint man einiges zu bieten zu haben. Sowohl innerhalb des Konzerns besteht Nachfrage zur Decarbonisierung der Stahlproduktion, als auch ausserhalb des Konzerns zog man einige interessante und auch wirtschaftlich bedeutende Projekte an Land: 88 MW Elektrolysekapazität wird in Kanada für Hydro Quebec installiert – Inbetriebnahme für 2023 angestrebt.
Daimler Trucks & Volvo Trucks haben verstanden. Cellcentric Joint Venture – Ambitionen. Zukunft. Wasserstoff.
Gestern wurde vom Vertragsabschluss mit dem amerikanischen Düngemittelproduzenten CF Industries über eine 20 MW Wasserelektrolyseanlage zur Herstellung von grünem Ammoniak berichtet. Und das Projekt „Westküste 100“ mit einer Test-Elektrolyseanlage von 30 MW, die später in der Kapazität vervielfacht werden soll, erhält weitere Förderzusagen.
Und das sind nur Beispiele der starken Auftragspipeline des thyssenKrupp Konzerns für Anlagen zur Gewinnung „grünen Wasserstoffs“. In den Büchern des Konzerns befinden sich grössere Aufträge mit einem Vielfachen an MW-Kapazität als bei vielen gehypten Pure Playern im Wasserstoffbereich, die bereits Elektrolyseanlagen von 2 MW als grossen verkaufserfolg feiern.
Starke Projektpipeline im Einzelnen
Bestimmt einer der derzeit grössten Aufträge im Bereich Elektrolystechnologie für „grünen Wasserstoff“ ist der kanadische
88 MW Anlage für Hydro Quebec
deren Start man Anfang Januar dieses Jahres verkünden konnte. In Kanada hat thyssenkrupp Uhde Chlorine Engineers Produktbereich Green Hydrogen den Zuschlag für einen Engineering-Auftrag zur Installation einer 88 Megawatt (MW) Wasserelektrolyse für das kanadische Energieunternehmen Hydro-Québec erhalten. Das staatliche Unternehmen ist aufgrund der enormen hydraulischen Energieressourcen in der Provinz Québec einer der größten Wasserkraftversorger in Nordamerika.
Die Wasserelektrolyse wird in Varennes, Québec, gebaut und soll nach Betriebsbeginn jährlich 11.100 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren. Sowohl der Wasserstoff als auch der Sauerstoff, der im Elektrolyseprozess als Nebenprodukt entsteht, werden in einer geplanten Biokraftstoffanlage eingesetzt, in der aus Restmüll Biokraftstoffe für den Transportsektor produziert werden. Mit einer Kapazität von 88 MW wird diese Anlage eine der weltweit ersten und größten Produktionsanlagen für grünen Wasserstoff. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2023 geplant.
Daimler Trucks & Volvo Trucks haben verstanden. Cellcentric Joint Venture – Ambitionen. Zukunft. Wasserstoff.
Plug Power und Ballard Power vor Trendwende? Green Hydrogen Production Incentives Act, Klimagipfel, HYDRA und Analystenlob. Reicht das?
„Dieses Projekt zeigt hervorragend, wie wichtig das Zusammenwirken von einerseits dem sicheren Zugang zu wettbewerbsfähiger erneuerbarer Energie und andererseits dem Einsatz skalierter Technologie zur Wasserstoffproduktion ist“, sagte Sami Pelkonen, CEO der Business Unit Chemical & Process Technologies von thyssenkrupp. Denis Krude, CEO von thyssenkrupp Uhde Chlorine Engineers, ergänzte: „Québec als Region und Hydro-Québec als Kunde bieten Idealvoraussetzungen, um unsere Wasserelektrolyse erstmalig im Multimegawatt-Maßstab zu installieren.“
„Westküste 100“ – Megaprojekt der deutschen Wasserstoffinitiative von 30 MW auf 700 MW Elektrolyseanlagen von thyssenKrupp steigerbar
CF Industries vertraut auch bei der Elektrolyse auf die Technologie von thyssenKrupp und erteilt Auftrag für 20 MW Eelktrolyseanlage plus
thyssenkrupp hat mit CF Industries einen Engineering- und Liefervertrag über eine Wasserelektrolyseanlage zur Herstellung von grünem Ammoniak im Produktionskomplex Donaldsonville in Louisiana geschlossen. Im Rahmen dieses Vertrags wird thyssenkrupp eine 20 MW-Anlage auf Basis der alkalischen Wasserelektrolysetechnologie entwickeln sowie alle notwendigen Versorgungseinrichtungen liefern.
Um den grünen Wasserstoff zu produzieren wird erneuerbare Energie aus dem vorhandenen Stromnetz genutzt. Der Wasserstoff wird in den bestehenden Ammoniakanlagen von CF Industries am Standort Donaldsonville in 20.000 Tonnen grünen Ammoniak pro Jahr umgewandelt. Grüner Ammoniak kann als hocheffizientes Speicher- und Transportmedium für erneuerbare Energie und auch direkt als klimaneutraler Kraftstoff, z.B. im Seeverkehr, eingesetzt werden. Die Engineering- und Beschaffungsaktivitäten haben begonnen, der Produktionsstart ist für 2023 geplant.
Daimler Trucks & Volvo Trucks haben verstanden. Cellcentric Joint Venture – Ambitionen. Zukunft. Wasserstoff.
Plug Power und Ballard Power vor Trendwende? Green Hydrogen Production Incentives Act. Klimagipfel. HYDRA. Und Analystenlob. Reicht das?
Mit sechs Ammoniak- und mehreren Düngemittelanlagen ist der Standort von CF Industries in Donaldsonville der größte Ammoniak-Produktionskomplex weltweit. Und die größte Ammoniakanlage an diesem Standort wurde ebenfalls von thyssenkrupp geliefert und basiert auf dem bewährten uhde®-Ammoniakverfahren. „Nach der kürzlichen Lieferung von zwei World-Scale-Ammoniak- und Düngemittelanlagen an CF Industries fühlen wir uns geehrt, dass unser langjähriger Kunde uns nun beauftragt hat, mit unserer Technologie zur Dekarbonisierung seiner Produktion beizutragen“, sagt Dennis Lippmann, President Chemical & Process Technologies, thyssenkrupp Industrial Solutions USA.
Dr. Christoph Noeres, Head of Green Hydrogen bei thyssenkrupp Uhde Chlorine Engineers, fügt hinzu:
„Dieser zweite Wasserelektrolyse-Erfolg in kurzer Zeit nach der Ankündigung eines Projekts in Kanada zeigt die führende Rolle, die die Region bei der Umsetzung der grünen Wasserstoffwirtschaft spielen wird. Mit unserer gut etablierten lokalen Aufstellung sind wir bestens auf den amerikanischen Markt vorbereitet, was auch für die Bereitstellung individueller Servicelösungen über den gesamten Lebenszyklus der Anlage von großer Bedeutung ist.“
Oder wie der „Kunde“ Tony Will, President und CEO von CF Industries Holdings Inc sich äussert:“Today we launch a new era for CF Industries as we sign a definitive agreement to develop the first commercial-scale green ammonia project in North America. This project highlights the competitive advantage our world class ammonia production network offers to industries sourcing carbon-free energy and reinforces our commitment to make significant progress in reducing our carbon footprint by 2030.“
Dazu „Grüner Wasserstoff“ für Stahlproduktion in Kooperation mit RWE – 100 MW Elektrolyseurleistung für 70% des Bedarfs eines Hochofens
Im Juni letzten Jahres vereinbarte die thyssenkrupp Steel Europe mit RWE, gemeinsam auf eine längerfristige Wasserstoffpartnerschaft hinzuarbeiten. Nach Möglichkeit soll bis Mitte des Jahrzehnts der erste Wasserstoff in Richtung des Duisburger Stahlwerks strömen. Hierfür soll Wasserstoff aus dem Emsland – Kraftwerksstandort der RWE,in Lingen- für die Duisburger Stahlproduktion zur Verfügung gestellt werden.
Die Unternehmen sind sich einig, dass für den Betrieb der Elektrolyseure ausschließlich Strom aus Erneuerbaren Energien verwendet werden soll. An ihrem Kraftwerkstandort in Lingen plant RWE bereits den Bau von Elektrolysekapazitäten, mit denen grüner Wasserstoff für die Roheisenerzeugung von Deutschlands größtem Stahlhersteller bereitgestellt werden könnte. Und bereits ein 100-MW-Elektrolyseur könnte pro Stunde 1,7 Tonnen gasförmigen Wasserstoffs erzeugen. Das entspricht in etwa 70 Prozent des Bedarfs des beim Duisburger Stahlersteller für den Einsatz von Wasserstoff vorgesehenen Hochofens. Damit stünden rechnerisch rund 50.000 Tonnen klimaneutraler Stahl zu Verfügung. Bis 2022 soll die Umstellung des Aggregats umgesetzt werden – als erste wichtige Etappe eines grundlegenden Transformationsprozesses, an dessen Ende die gesamte Stahlproduktion klimaneutral sein soll.
Daimler Trucks & Volvo Trucks haben verstanden. Cellcentric Joint Venture – Ambitionen. Zukunft. Wasserstoff.
Plug Power und Ballard Power vor Trendwende? Green Hydrogen Production Incentives Act. Klimagipfel. HYDRA. Und Analystenlob. Reicht das?
Roger Miesen, Vorstandsvorsitzender RWE Generation, betonte letztes Jahr: „Wasserstoff ist ein zentraler Baustein für die Treibhausgasminderung in Deutschland. Die Nationale Wasserstoffstrategie und die Finanzmittel in Höhe von 9 Mrd. €, die bereitgestellt werden sollen, geben dieser Zukunftstechnologie den notwendigen Anschub. Damit eine Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland wirklich Fahrt aufnehmen kann, braucht es jetzt eine schnelle Umsetzung. Denn Investitionsentscheidungen in grüne Wasserstoffprojekte brauchen Planungssicherheit.“
Und Bernhard Osburg, Sprecher des Vorstands thyssenkrupp Steel erläuterte: „Die geplante Kooperation mit RWE ist ein wichtiger Schritt auf unserem Weg zur Klimaneutralität. Die angestrebte Liefermenge würde bereits zu großen Teilen zur Versorgung eines Hochofens mit grünem Wasserstoff ausreichen und die Produktion klimaneutralen Stahls für rund 50.000 Autos pro Jahr ermöglichen. Wir zeigen damit: Klimaneutralität im Stahl ist möglich und wir drücken bei der Umstellung unserer Produktion aufs Tempo. Wasserstoff kann nirgends mit einem vergleichbaren Klimaschutzeffekt eingesetzt werden wie im Stahl. Daher begrüßen wir ausdrücklich die Verabschiedung der Nationalen Wasserstoffstrategie.“
Spannende Möglichkeiten bei thyssenKrupp abseits der bekannten Wege. Und so könnte Wasserstofftechnik möglicherweise auf Sicht einiegr Jahre die ehemalige Cashcow Elevators ersetzen. Und auch eine Zukunft für die Stahlsparte wäre durch „grüne Stahlproduktion“ denkbar. Vielleicht kann der alte „Stahlriese“ überraschen und mit einer geschärften Strategie das Image des Ruhrgebietdinosauriers ablegen
Aktuell (22.04.2021 / 12:02 Uhr) notieren die Aktien der ThyssenKrupp AG im Frankfurter-Handel mit Plus 0,85 % (0,09 EUR) bei 10,65 EUR.