Scale | mic AG im Interview: „Chance auf eine komplette Neubewertung“

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Nach der erfolgreichen Barkapitalerhöhung möchte die Münchner Beteiligungsgesellschaft mic AG (ISIN: DE000A254W52) ihre Neuausrichtung vorantreiben.

„Eine der Alternativen, die wir im Auge haben, ist der Zukauf eines profitablen Unternehmens“, erläutert Alleinvorstand Andreas Empl im Interview mit dem Nebenwerte-Magazin. „In diesem Szenario würde die mic AG kein Beteiligungsunternehmen mehr bleiben, natürlich unter Beachtung aller rechtlichen Erfordernisse. Darin liegt ein enormes Potenzial für den Aktienkurs.“ Das Nebenwerte-Magazin sprach mit Andreas Empl auch über die Fortschritte bei der Sanierung, die aktuellen Vermögenswerte der mic AG sowie die Perspektiven der Tochter Securize IT Solutions AG.

Herr Empl, die mic AG hat eine Barkapitalerhöhung im Volumen von rund 1,0 Mio. Euro erfolgreich platziert. „Im aktuellen Marktumfeld ist Liquidität eine starke Trumpfkarte“, war Ihre Aussage dazu. Was planen Sie konkret?

Andreas Empl: Gerade in der derzeitigen Corona-Krise ist Cash Trumpf. Denn eine der Alternativen, die wir im Auge haben, ist der Zukauf eines profitablen Unternehmens. Mit diesem Schritt könnten wir die mic AG von einer Beteiligungsgesellschaft in ein operatives Unternehmen wandeln. Eine Art Reverse IPO.

Die mic AG würde bei Erwerb eines passenden Targets eine komplette Neubewertung auf Basis von EBIT-Multiples erfahren. In diesem Szenario würde die mic AG kein Beteiligungsunternehmen mehr bleiben, natürlich unter Beachtung aller rechtlichen Erfordernisse. Darin liegt ein enormes Potenzial für den Aktienkurs.

Haben Sie schon potenzielle Targets im Blick?

Andreas Empl: Sehr konkrete sogar. Wir haben Targets aus den Bereichen Umwelttechnologie, FinTech, Industrie 4.0 und Security. Es handelt sich jeweils um solide Mittelstandsunternehmen mit langjährigem Geschäft. Durch gezielte Investition der vorhandenen Liquiditätsreserve könnten wir einen enormen Wertehebel ansetzen.

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Die letzten Jahre der mic AG waren von Sanierung und Altlastenbeseitigung geprägt. Wo stehen Sie jetzt? Befinden Sie sich bereits auf der Zielgeraden?

Andreas Empl: Im Rahmen der Altlastenbeseitigung haben wir viele Hürden und Überraschungen erlebt. Die noch offenen Punkte sind tatsächlich überschaubar: Wir haben lediglich noch zwei Klagethemen gegen uns sowie vier große Schadensersatzklagen gegen ehemalige Vorstände und einen Ex-Aufsichtsrat in Abwicklung. Die Gerichts- und Anwaltskosten sind größtenteils schon bezahlt. Ich rechne damit, dass wir in den nächsten Monaten alle Rechtstreitigkeiten final abschließen können.

Das heißt, die mic AG ist saniert und kann nun operativ „angreifen“?

Andreas Empl: Das können wir. In der harten Sanierung haben wir gelernt, extrem effizient zu arbeiten und uns auf unsere Stärken zu besinnen. Diese Fähigkeit nutzen wir nun für eine systematische Offensive.

Die mic AG hat inklusive der kürzlich neu ausgegebenen Aktien nun 2,44 Mio. Aktien Grundkapital. Entsprechend liegt der Börsenwert bei nur noch 3 Mio. Euro. Welche Vermögenswerte stehen dem gegenüber?

Andreas Empl: Insgesamt stehen dem Börsenwert reelle Vermögenswerte von ca. vier Millionen Euro gegenüber. Diese setzen sich wie folgt zusammen:

  • ca. 0,9 Mio. Euro Cash,
  • ca. 1,0 Mio. Euro an Forderungen gegenüber dem Finanzamt aus Steuererstattungen und Schadensersatzforderungen gegen das Ex-Management abzgl. Rückstellungen für Klagen und offene Aufsichtsratvergütungen,
  • ca. 0,6 Mio. Euro an liquiden Aktien der börsennotierten Securize IT Solutions AG (mit Tochter Diso AG); Bewertung zum aktuellen Börsenkurs,
  • ca. 1,3 Mio. Euro an werthaltigen Darlehen und Forderungen gegenüber der Smarteag AG (mit Tochter fibrisTerre Systems GmbH) sowie
  • ca. 0,1 Mio. Euro an werthaltigen Darlehen und Forderungen gegenüber der 4industries AG.

Wohlgemerkt bei einer schuldenfreien Firma ohne Fremdkapital. Die Bewertung der Börsennotiz im Frankfurter Technologiesegment Scale sowie Verlustvorträge, das Netzwerk der Gesellschaft, die Zukunftsaussichten und weitere Entwicklungsmöglichkeiten, z. B. unter anderem der Aktienkurs der Securize IT Solutions AG, sind hier nicht einberechnet. In Summe spricht dies für eine enorme Unterbewertung auf aktuellem Niveau.

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Sie sprechen die Securize IT Solutions AG an. Wie laufen die Geschäfte bei Ihrer börsennotierten Tochter?

Andreas Empl: Gut. Schauen wir auf deren 100%ige Tochter Diso AG, also das operative Geschäft der Securize. Das Ergebnis (EBIT) im Jahr 2019 lag bei immerhin 226.867 CHF, der Umsatz bei rund 9,0 Mio. CHF. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie dürften nicht ganz spurlos an Securize vorbeigehen, aber der Bedarf nach Sicherheits- und Cloudlösungen dürfte dem gegenüber zunehmen. Nach ersten Analysen der Geschäftsleitung verläuft das Geschäft sehr zufriedenstellend. Nach der erfolgreichen Barkapitalerhöhung Ende 2019 ist Securize ebenfalls auf der Suche nach einem passenden weiteren Target im Cyber-Security und Cloud-Bereich.

Welche Wachstumsperspektiven sehen Sie bei der Securize IT Solutions bzw. der Diso AG?

Andreas Empl: Der wesentliche Fokus der Diso AG liegt derzeit auf dem Vertrieb der hochsicheren Arbeitsplatzumgebung „Swiss Cloud Work Place“, speziell für VIPs (z. B. Aufsichtsrat, Management und Rechtsabteilungen) in Großkonzernen. Die thyssenkrupp AG nutzt diese Umgebung seit über 18 Monaten.

Das größte Potenzial der Securize liegt in der Gewinnung von weiteren Großkunden. Die Geschäftsleitung ist hier äußerst positiv gestimmt. Auch ein kurzfristiger Abschluss scheint möglich.

Wie geht es mit der Smarteag AG und deren Tochter fibrisTerre weiter? Welchen Wert sehen Sie in dieser Beteiligung?

Andreas Empl: Die fibrisTerre Systems GmbH hat sich großartig entwickelt. Zum einen konnte die Gesellschaft das Geschäftsjahr 2019 mit einem positiven operativen Ergebnis (EBIT) von ca. 50.000 Euro abschließen. Zum anderen hat man den Launch des neuen Produktes im Jahr 2019 durch starke Vertriebsergebnisse unter Beweis gestellt. In 2020 könnte es eine Ergebnisverdopplung geben. Ein möglicher Veräußerungswert könnte auf Basis der patentierten Technologie sowie des finalen Durchbruchs auf der Ergebnisseite bei deutlich über 2,0 Mio. Euro liegen.

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Ist der Börsengang einer Beteiligung an der australischen Börse noch ein Thema?

Andreas Empl: Der Börsengang ist aufgrund der derzeitigen schwachen Börsenphase ins Stocken geraten. Ein IPO wäre im aktuellen Umfeld kaum durchführbar. Wir haben allerdings zahlreiche Alternativen in Form von Angeboten von Private Equity Häusern, die wir momentan prüfen. Hier werden wir uns für die finanziell sinnvollste Alternative für die mic AG entscheiden.

Welchen Wert messen Sie Ihrer dritten Beteiligung, der 4industries AG, noch bei?

Andreas Empl: Hier sind derzeit lediglich noch Rückflüsse aus dem Verkauf der 3-EDGE GmbH in Höhe von ca. 0,1 Mio. Euro zu erwarten.

Wie sieht es mit dem Jahresabschluss 2019 aus? Wann werden Sie diesen vorlegen? Drohen hier noch negative Überraschungen?

Andreas Empl: Der geprüfte Jahresabschluss wird dieses Jahr deutlich früher vorgelegt werden, voraussichtlich bis Ende Mai. Mit Überraschungen ist nicht zu rechnen. Die aufzunehmende Abschreibung des Wertes der 4industries AG, die durch die Veräußerung der 3-EDGE GmbH im Jahr 2019 resultierte, haben wir bereits veröffentlicht. Der Rest umfasst hauptsächlich geplante Kosten der Sanierung und des Betriebs sowie Personalkosten.

Über welche Verlustvorträge verfügt die mic AG noch?

Andreas Empl: Die Höhe der Verlustvorträge liegen im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. Diese können nach Optimierung in Zukunft ausgeschöpft werden.

Mit welchen Erwartungen blicken Sie auf den weiteren Jahresverlauf? Welchen Newsflow dürfen Ihre Aktionäre erwarten?

Andreas Empl: Wie bereits erläutert, erwarte ich mir in den nächsten Monaten die Möglichkeit eines Kaufs einer Mittelstandsbeteiligung im Technologieumfeld. Aus der bisherigen mic AG würde im nächsten Schritt diese operative Gesellschaft. Dies ist derzeit die Kernhausaufgabe für unser Team. Ich erwarte mir spätestens dann eine völlige Neubewertung der mic AG. Zudem gibt es Ergebnisse aus den verbliebenen Beteiligungen sowie mögliche erfolgreiche Exits. Ein weiterer Punkt wären positive Überraschungen aus außerordentlichen Erträgen durch Zahlungen von Vorsteuern des Finanzamts und positiven Urteilen aus den Klagen gegenüber Ex-Management. Es könnte für die mic AG also ein starkes zweites Halbjahr werden.

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Herr Empl, Ihr Vorstandsvertrag wurde vor wenigen Tagen um vier Jahre bis zum 1. April 2024 verlängert. Welche Ziele haben Sie mit der mic AG in diesen vier Jahren?

Andreas Empl: Ich habe mich deshalb verpflichtet, weil ich davon überzeugt bin, die mic AG nun zu einem Turnaround führen zu können. Das eingesammelte Kapital und das entgegengebrachte Vertrauen der Aktionäre inmitten des Wirtschaftscrashs der vergangenen Wochen spricht Bände. Da meine Kompetenzen im Umsetzen und der Strukturierung von Deals liegen, ist dies nun mein persönlicher Case. Nach den zähen Zeiten der Restrukturierung bin ich weiterhin motiviert und freue mich aus der mic AG ein starkes, operatives Mittelstandsunternehmen entwickeln zu dürfen.

Herr Empl, besten Dank für das Interview.


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andreas empl mic agAndreas Empl | Vorstand (CEO)
 
Andreas Empl war als gelernter Werbekaufmann bis Ende der 90er Jahre in diversen Funktionen im Medien- und Kommunikationssektor tätig. Als einer der ersten Investor Relations Manager am Kapitalmarkt in Deutschland, begleitete er den millionenschweren Börsengang einer IT-Vermarktungsfirma in Deutschland zum Erfolg. Im Anschluss leitete Herr Empl über 10 Jahre lang die Geschicke seiner eigenen Corporate Finance und Private Equity Agentur. Zeitgleich war er immer wieder im Amt als Vorstand- oder Aufsichtsrat von börsennotierten Aktiengesellschaften. Zuletzt war Herr Empl in selbständiger Funktion in London, UK als Berater internationaler Firmen tätig. Herr Empl verfügt über ein internationales Netzwerk von Investoren, wie Banken, Institutionen sowie Private Equity Gesellschaften.
 
Kurzinfo zum Unternehmen
 
Als aktiver Investor mit langfristigem Investmenthorizont beteiligt sich die mic AG als Ergänzung zu ihren disruptiven Technologien an mittelständischen Unternehmen aus den Bereichen Optik, Elektronik, Glasfasersensorik und IT. Der Fokus ist Digitalisierung und Internet of Things.

Die mic AG hat sich so immer mehr zum Technologielieferanten für Industrie und internationale Organisationen entwickelt. Mit den Business-Units verhilft die mic-Gruppe ihren Beteiligungen zur raschen und erfolgreichen Positionierung und unterstützt sie bei der Suche nach Investoren für die Wachstumsfinanzierung.

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