Für Steinhoff International Holdings (ISIN: NL0011375019) könnte morgen einer der wichtigsten Tage in der Konzerngeschichte werden.
Denn morgen wird sich die aktuelle Führungsebene des angeschlagenen Konzerns mit Vertretern von Banken und Kreditgebern treffen. Dies wird wohl nicht wie in den Jahren zuvor ein gemütliches Treffen vor Jahresschluss werden. Nein, dies wird wohl vielmehr ein Werben um Unterstützung und „Verständnis“ in der aktuellen Krise sein. Denn hier geht es um Milliarden.
Die letzten Wasserstandsmeldungen von Steinhoff stammen vom Freitag. Hier gab der Konzern bekannt, dass die ersten personellen Konsequenzen gezogen wurden. Wie er Konzern mitteilte, trennt man sich mit sofortiger Wirkung vom Hauptaktionär, Vorsitzender des Aufsichtsrats und Delegierter Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Christo Wiese. Dr. Christo Wiese hält rund 25% der Anteile am Konzern und ist somit größter Aktionär von Steinhoff.
Neue Informationen werden aber bestimmt nicht lange auf sich warten lassen, ist der krisengeschüttelte Konzern doch aktuell eines der Top-Themen im Bereich der Finanzen.
Denn Europas zweitgrößter Möbelkonzern hinter IKEA, hat innerhalb weniger Tage Milliarden an Börsenwerte verloren und das endgültige Ausmaß des Skandals ist noch nicht abzusehen. Was bisher bekannt wurde könnte nur die berühmte Spitze des Eisberges sein.
Was bisher geschah
Der Poco-Mutterkonzern trennt sich zuerst überraschend und mit sofortiger Wirkung von seinem langjährigen Chef Markus Jooste, der über die zwei Jahrzehnte die Geschicke des Unternehmens leitete. Er muss sich den Vorwurf von Unregelmäßigkeiten in den Bilanz-Büchern gefallen lassen. Der Aufsichtsrat hat die geplante Veröffentlichung der Jahresbilanz verschoben und die Wirtschaftsprüfer von PwC beauftragt eine unabhängige Untersuchung durchzuführen. Und zwar nicht nur für die aktuelle Jahresbilanz, sondern auch für zurückliegende Jahre. Somit zieht der Aufsichtsrat die Sprichwörtliche Notbremse und bringt den Steinhoff-Zug wohl erstmal abrupt und komplett zum Stillstand.
Ebenfalls zurückgetreten ist Ben La Grange, CEO der Afrika-Tochter Star Auf Grundlage von aktuellen Informationen, die dem Aufsichtsrat zur Verfügung stehen, gibt es aber keine Anhaltspunkte dafür, dass La Grange an den untersuchten Angelegenheiten beteiligt war. Daher möchte das Unternehmen bestätigen, dass sein CFO, Ben La Grange, in seiner Position bleibt. Ben La Grange ist von seiner Position als CEO von STAR zurückgetreten, um sich zu dieser Zeit ausschließlich auf seine Rolle als CFO des Unternehmens zu konzentrieren.
In diesem Zusammenhang hat der gebildete Ausschuss, der den verbliebenen Vorstand unterstützen soll, Informationen erhalten, die es notwendig machten, auch den Konzernabschluss 2016 von Steinhoff Europe unter die Lupe zu nehmen. Hier sind wohl Unregelmäßigkeiten und Fragen zur Gültigkeit und Werthaltigkeit bestimmter bilanzwirksamer Vermögenswerte aufgetaucht, die im Rahmen der Prüfungsarbeiten 2017 auch für den Konzernabschluss 2016 relevant sind.
Daher kündigt die Gesellschaft an, dass der Konzernabschluss 2016 gemäß Abschnitt 2: 362 (6) des niederländischen Bürgerlichen Gesetzbuches angepasst werden muss und nicht mehr zuverlässig ist.
Es wurden weitere personelle Konsequenzen gezogen. So trennt man sich mit sofortiger Wirkung vom Hauptaktionär, Vorsitzender des Aufsichtsrats und Delegierter Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Christo Wiese.
Dr. Christo Wiese hat dem Aufsichtsrat das Angebot unterbreitet, um die unabhängige Unternehmensführung des Unternehmens, an dem er maßgeblich beteiligt ist, zu stärken. Dr. Christo Wiese hält rund 25% der Anteile am Konzern und ist somit größter Aktionär von Steinhoff.
Ob der starke Einfluss von Wiese auf Steinhoff damit gebrochen ist, wird man sehen.
Aktuell (18.12.2017 / 09:10 Uhr) notieren die Aktien der Steinhoff International Holdings im Xetra-Handel mit einem Plus von +0,05 EUR (+10,06 %) bei 0,591 EUR.
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