MDAX | Steinhoff-Aktie: Als wenn nichts gewesen wäre

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Die Steinhoff International Holdings Aktie (ISIN: NL0011375019) zeigt sich aktuell von den dramatischen Entwicklungen der letzten Woche im Konzern unbeeindruckt.  

In der vergangenen Woche ist der Aktienkurs innerhalb weniger Tage um fast 90% eingebrochen, konnte sich aber am Montag und heute bereits wieder erholen. So legt die Aktie alleine heute um über 30% zu und notiert aktuell (12.12.2017 / 10:04 Uhr) bei 0,786 EUR

Trotz des sich erholenden Aktienkurses ist die Lage in Europas zweitgrößtem Möbelkonzern hinter IKEA, der unter anderem auch Mutterkonzern der Poco-Einrichtungsmärkte ist, nicht gerade ruhig. Nach den dramatischen Ereignissen in der letzten Woche (wir berichteten) liegt das Hauptaugenmerk darauf, die Liquidität im Steinhoff-Konzern zu sichern und somit die Geschäfte am Laufen zu halten.

Um diese Liquidität zu sichern, verhandelt der Möbelkonzern aktuell mit Banken über ein Stillhalteabkommen. Des Weiteren wurde aus gegebenem Anlass, dass jährliche Treffen mit Bankern verschiedener Institute aus Anlass der geplanten Veröffentlichung der Jahreszahlen, erstmal auf den 19. Dezember verschoben. Bei diesem alljährlichen treffen, erhalten die Banker weiterführende Informationen zu den Jahresabschlüssen und zum Budget der Steinhoff Europe Gruppe. Hier wird es am 19. Dezember wohl diesmal auch darum gehen, die internationalen Geldgeber zu beruhigen und weiterhin im Konzern zu halten.

Die Hintergründe

Hintergrund dieses dramatischen Kursverlustes waren bzw. sind Gerüchte um mutmaßliche Bilanzfälschungen in Europas zweitgrößtem Möbelkonzern hinter IKEA, der unter anderem auch Mutterkonzern der Poco-Einrichtungsmärkte ist.

Nach dem Rücktritt des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Markus Jooste und den dann eingetretenen Ereignissen, hat der Aufsichtsrat der Gesellschaft eine Reihe von Maßnahmen ergriffen. So wurde ein Board-Unterkomitee eingerichtet, welches ausschließlich aus unabhängigen und nicht geschäftsführenden Direktoren besteht. Dieses Komitee wird von Johan van Zyl geleitet und soll die aktuelle Unternehmensführung in dieser schweren Phase unterstützen.

Während der Prüfungsausschuss die Abschlussprüfer von Deloitte weiter unterstützt, um den geprüften Jahresabschuss so schnell wie möglich zu veröffentlichen, wurden Spezialisten von PwC damit beauftragt, Untersuchungen zu den Unklarheiten durchzuführen.

Zudem gibt die Steinhoff Gruppe bekannt, dass Moelis & Company und AlixPartners mit sofortiger Wirkung zum unabhängigen Finanzberater bzw. operativen Berater ernannt wurden. Moelis wird die Gespräche der Gruppe mit ihren Kreditgebern unterstützen und beratend begleiten, während AlixPartners bei Liquiditätsmanagement und operativen Maßnahmen behilflich sein wird.

Liquidität erhöhen

Die Gesellschaft möchte zudem und auf Grund der jüngsten Ereignisse ihre Liquidität verbessern und bietet Randgeschäfte zum Verkauf an. In diesem Zusammenhang hat das Unternehmen heute Interessenbekundungen für bestimmte nicht zum Kerngeschäft gehörende Vermögenswerte erhalten, die mindestens 1 Mrd. EUR an Liquidität freisetzen. Darüber hinaus wird sich die Tochtergesellschaft Steinhoff Africa Retail Limited (STAR) heute formell zur Refinanzierung ihrer langfristigen Verbindlichkeiten gegenüber der Gesellschaft verpflichten. Es wird erwartet, dass die STAR-Refinanzierung zu günstigeren Konditionen abgeschlossen wird als die kurzfristigen Verbindlichkeiten von STAR aufgrund von Steinhoff, da der Cashflow stark ist. Die zusätzliche Liquidität von rund 2 Mrd. EUR, die voraussichtlich durch diese Maßnahmen erreicht wird, wird die Bilanz des Unternehmens stärken und Stakeholdern zusätzlichen Komfort bei der Fähigkeit des Unternehmens bieten, seine bestehenden Geschäfte zu finanzieren und Schulden zu reduzieren.

Analystenmeinungen

Die Ratingagentur Moody’s hat die Kreditwürdigkeit des Poco-Mutterkonzerns Steinhoff nach dem jüngsten Bilanzskandal samt Chef-Rauswurf auf Ramsch abgestuft.

Die Analysten strichen die Bonitätsnote des Möbelhaus-Konzerns um vier Stufen von „Baa3“ auf „B1“ zusammen, wie Moody’s am Donnerstagabend mitteilte. Eine weitere Senkung sei möglich, hieß es. Als Grund führte die Agentur die Unsicherheiten um die Liquidität und die Verbindlichkeiten des Konzerns an

Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat Steinhoff nach dem Rücktritt von Konzernchef Markus Jooste im Zuge des Bilanzskandals auf „Neutral“ mit einem Kursziel von 3,80 Euro belassen.

Bisher gebe es nur sehr begrenzt Informationen über die Untersuchungen und was dabei herauskommen könnte, schrieb Analyst Tushar Jain in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Die Unsicherheit dürfte die Aktie aber belasten

Aktuell (12.12.2017 / 10:04 Uhr) notieren die Aktien der Steinhoff International Holdings im Xetra-Handel mit einem Plus von +0,20 EUR (+33,90 %) bei 0,786 EUR.


Chart: Steinhoff International Holdings | Powered by GOYAX.de

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