Die Jungheinrich AG (ISIN: DE0006219934) wächst im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres stärker als erwartet. Grund genug für den Vorstand, die Prognose für 2015 nach oben hin anzupassen.
Auf dem Aktienmarkt wurden die guten Zahlen am Dienstag zunächst gut aufgenommen. Der Kurs stieg zu Handelsbeginn bis auf ein Rekordhoch bei 68,65 EUR. Im Verlauf des gestrigen Handelstags bröckelten die Gewinne vom Vortag allerdings wieder weg und die Aktie drehte deutlich ins Minus.
Anleger reagieren mit Gewinnmitnahmen
Die Verluste an der Börse wundern ein wenig, wenn man sich die Entwicklung des Geschäfts von Jungheinrich in den ersten sechs Monaten anschaut. Noch unverständlicher wird dies, wenn man bedenkt, dass der Vorstand aufgrund der Zahlen und der weiterhin guten konjunkturellen Aussichten auch noch die Jahresprognose erhöht hat.
Klar wird die Reaktion an der Börse erst, wenn man den Kursverlauf der letzten zehn Monate mit einbezieht. So ist die Aktie seit Oktober letzten Jahres enorm aufwärts geklettert. Von 39,21 EUR legte die AKtie bis zum Allzeithoch von Dienstag über 75% zu. Da ist es nur verständlich, dass der ein oder andere Anleger hier nach guten News seine satten Gewinne mitnehmen wollte.
Wachsendes Marktumfeld treiben Umsatz, EBIT und Gewinn an
Der Spezialist für Flurförderfahrzeuge und Lager- und Materialflusstechnik zeigte im ersten Halbjahr ein Wachstum, das die eigenen Erwartungen übertroffen hat. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10% auf 1,3 Mrd. EUR (1. HJ 2014: 1,18 Mrd. EUR). Das operative Ergebnis (EBIT) legte um 14% auf 98,6 Mio. EUR zu (1. HJ 2014: 86,6 Mio. EUR) und der Gewinn gar um 15% auf 64,2 Mio. EUR (1. HJ 2014: 55,9 Mio. EUR). Mit diesem Ergebnis zeigte man sich bei Jungheinrich natürlich mehr als zufrieden.
Vor allem das stark anziehende Neugeschäft im zweiten Quartal nannte das Hamburger Unternehmen als wesentlichen Wachstumstreiber. Der Hersteller von Gabelstaplern spielte dabei die weltweit ansteigende Nachfrage nach Flurförderfahrzeugen in die Karten. Von Januar bis Juni stieg der Absatz um 3% auf 574.100 Fahrzeuge.
Gerade Europa, der Hauptabsatzmarkt von Jungheinrich, zog mit einem Wachstum von 9% deutlich an und das, obwohl der russische Markt wegen der Auswirkungen der Sanktionen um 14% einbrach. In Nordamerika stieg die Nachfrage mit 11% noch mehr. Einzig Asien war mit -3% rückläufig. Der Grund ist in der Abkühlung der chinesischen Wirtschaft zu finden. Allerdings zeigt sich bei genauerer Betrachtung der Region, auch hier eine positive Entwicklung. Ohne China wuchs Asien mit 8% ebenfalls stark.
Vorstand blickt sehr positiv aufs weitere Jahr
Dass die Zahlen überzeugten, ja überraschten, das dürfte Aktionäre des Unternehmens zweifelsohne gefreut haben. Doch nicht minder gut sind die Aussichten für das weitere Jahr, glaubt man dem Vorstand. Der geht nämlich von einer fortwährenden positiven Entwicklung der Weltwirtschaft aus, was die Erwartung an eine weitere Steigerung der weltweiten Nachfrage für das Staplergeschäft bedeutet. In allen Regionen rechnet man bei Jungheinrich mit einem fortsetzenden Wachstum, vor allem in Europa und Nordamerika.
Auf Basis dieser Annahmen geht der Vorstand davon aus, dass man einen Umsatz zwischen 2,65 Mrd. EUR und 2,75 Mrd. EUR erwirtschaften und das EBIT sich in einer Range von 195 Mio. EUR und 205 Mio. EUR bewegen wird.
Der Auftragseingang wird zwischen 2,8 Mrd. EUR und 2,9 Mrd. EUR erwartet, nachdem man im ersten Halbjahr bereits ein Volumen von 1,37 Mrd. EUR (+10% gegenüber 1. HJ 2014) verbuchen konnte. Der Auftragsbestand lag zudem zum 30. Juni mit 471 Mio. EUR satte 24% über dem von Ende 2014.
Ausbau der Logistiksystemsparte durch Kauf der MIAS Group
Zeitgleich mit der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen berichtete das Unternehmen zudem über eine Vereinbarung zum Erwerb der MIAS Group, einer Unternehmensgruppe aus dem Logistiksystemgeschäft.
Jungheinrich will seine führende Rolle als Anbieter von Logistiksystem weiter ausbauen und sieht die Akquisition als weiteren Baustein in der Umsetzung der eingeschlagenen Wachstumsstrategie. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen bewahrt. Die Transaktion soll laut Meldung von Jungheinrich im vierten Quartal über die Bühne gehen.
Die MIAS Group aus München mit ihren fünf Standorte in Deutschland, Ungarn, China, Italien und den USA hat mit seinen 300 Mitarbeitern im Geschäftsjahr 2014 einen Umsatz von 40 Mio. EUR erzielt.
Aufwärtstrend intakt und sollte sich fortsetzen
Die Aktie von Jungheinrich befindet sich seit Herbst 2011 in einem übergeordneten Aufwärtstrend. Vom Tief bei 17,80 EUR ging es seither bis auf das vor kurzem erreichte Allzeithoch bei 68,65 EUR rauf. Eine Performance von mehr als 285% in vier Jahren.
Im Frühjahr letzten Jahres setzte dann eine Korrektur ein, welche die Aktie von 55 EUR auf 39 EUR (-29%) zurückbrachte. In der Folge ging es seither wieder steil aufwärts bis zum aktuellen Kursniveau.
Zwar drückten im gestrigen Handel Gewinnmitnahmen den Titel nach den sehr guten Zahlen und positiven Aussichten um 5,70% auf 63,88 EUR ins Minus, doch der Kursrückgang dürfte von kurzer Dauer sein. Das sieht auch der überwiedende Teil der Analysten so. Von sechs Bank- und Researchhäusern sprachen sich vier mit dem Rating „Buy“ aus, zwei rieten die Aktie zu halten. Die Kursziele reichen derweil von 60 EUR bis 79 EUR.
Aufgrund der aktuellen Entwicklung und unter Voraussetzung, dass die weltweite Nachfrage in den Märkten tatsächlich weiter anzieht, sollte sich die Aktie in den oberen Bereich dieser Kurszielspanne entwickeln.