Die GRENKE AG (ISIN: DE000A161N30) im Visier der Shortseller – und diesmal reagieren BAFin und „Deutsche Prüfstelle für Rechnungswesen“ zeitnah und solllen bereits Ermittlungen gestartet haben. Und man solllte auch davon ausgehen können, das staatsanwaltliche Ermittlungen beriets angelaufen sind.
So sollten Nachrichten über eventuelle Durchsuchungen zur Beweissicherung nicht überraschen und bedeuten für sich allein keine Aussage über Schuld oder Unschuld. Die Analysten, die bisher eher positiv für Grenke eingestellt waren, gehen in Warteposition, wie die NordLB, die ihre Einschätzung „under review“ stellte oder bestätigen mit einem offenen „noch“ ihre Bewertung: Warburg Research blieb gestern (16.09/09.51 Uhr) bei dem Kursziel von 99,00 EUR und dem „Buy“, erwartet aber in den nächsten Tagen weitere Klarstellungen der Grenke AG – genauso wie einige institutionelle Investoren, die „noch“ die Grenke Aktie in ihren Fonds behalten.HEUTE jedoch zitiert Viceroy eine Bloomberg Veröffentlichung, dass Warburg sich Kepler und der Nord LB angeschlossen habe, die Bewertung der Grenke AG zu „suspendieren“ – Ist hier von gestern auf heute etwas passiert? Oder hat hier die Compliance oder Geschäftsführung „kalte Füsse“ bekommen aufgrund der Wirecard-Erfahrungen, als fast bis zum letzten Tag viele Analysten noch an die „Wirecard“ glaubten? {loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Produkt)}
Jedenfalls bleibt Viceroy „dran“
und nutzt die sozialen Medien, um weitere Zweifel an Grenke zu wecken; man spricht Beteiligungen des Grenke-Gründers an und versucht hierdurch die Spekulationen weiter zu befeuern, spricht von den Unternehmensbonds der Grenke AG, die in gewissen Fällen „ins Wanken geraten könnten“, spricht von „zahlreichen Whistleblowern“, die seit der Veröffentlichung des Berichts weitere Misstände aufdeckten oder die Vorwürfe bestätigten gegenübe rViceroy. Grenke befindet sich definitiv unter einem starken Beschuss und man sollte mit klaren Stellungnahmen zu den einzelnen Vorwürfen möglichst schnell reagieren. Zweifel sind gesät, die von Grenke schnell adressiert werden sollten, wenn man nicht einen weiteren Verfall des Aktienkurses sehen will – und den Verlust des Vertrauens bei finanzierenden Banken und Anlegern. Wichtig ist gerade für Grenke das Vertrauen und die Berechenbarkeit für die Leasingpartner oder Vermittler. Vertrauen in die Zukunfstfähigkeit des Unetrnehmens ist auch operativ existentiell.
Bisher wird wird von einigen im Fall Grenke positiv hervorgehoben, das während bei Wirecard 1,8 Mrd. Kontostände auf philippinischen Banken eindeutig „nicht existierten“, Grenke in einer ersten Stellungnahme darauf verwiesen hat, das von der in ihrer Höhe bestrittenen Cash-Position ein Großteil der Gelder bei der Bundesbank – leicht nachweisbar – gehalten werde. Hier kartete Viceroy gestern direkt nach und stellte weitergehende Fragen und betonte, dass diese Bundesbankguthaben größtenteils Kundengelder seien und nicht eigene Grenke-Mittel. Jedenfalls fiel die Aktie der Grenke AG gestern am Parkett einen weiteren tiefen Fall bis auf 25,90 EUR im Tief mit. Und am Schluss erreichte man immerhin 26,70 EUR – ein Drittel der Kapitalisierung weg – an einem Tag!
Das deshalb heute erstmal eine gewisse Gegenbewegung einsetzte, überrascht wenig. Hochvolatil ging es in den Handel und die Handelsrange bis jetzt aktuell (10.54 Uhr) zeigt eigentlich das gesamte Ausmaß der Unsicherheit: Eröffnung: 27,60 EUR, Tief: 23,92 EUR, Hoch: 31,50 EUR und derzeitiger Kurs: 30,30 EUR (Plus fast 14%) – und das in den ersten 90 Minuten des XETRA-Handels. Wahnsinn. Hier brauchen die Anleger starke Nerven.
Grenke kündigt Erklärungen an – heute Nachmittag vom Gründer, Morgen vom Unternehmen
Für die Aktionäre Grenkes wäre zu wünschen, das die Aussagen eindeutig werden, die man „just in the moment“ (11:05 Uhr) angekündigt hat:
„Auf Basis dieser Arbeit werden sich am morgigen Freitagnachmittag Antje Leminsky, Vorstandsvorsitzende der GRENKE AG, und Sebastian Hirsch, Mitglied des Vorstands, gemeinsam mit dem Unternehmensgründer und stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Grenke und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Prof. Dr. Ernst-Moritz Lipp schriftlich sowie im Rahmen eines Investoren- und Analystencalls zu allen Themenkomplexen äußern: den Vorwürfen des Betrugs, der Bilanzfälschung und der Geldwäsche sowie der Kritik am Geschäftsmodell und der Governance. Vorstand und Aufsichtsrat sehen alle diese Vorwürfe weiterhin als unbegründet an.
Bereits am heutigen Donnerstagnachmittag wird es gegen 16 Uhr ein kurzes schriftliches Statement von Wolfgang Grenke geben, in dem er insbesondere auf die gegen ihn persönlich gerichteten Anschuldigungen und den Themenkomplex Franchise eingeht.„
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Worum geht es konkret?
Die Grenke AG habe falsche, also zu hohe Liquiditätszahlen/Kassenbestände ausgewiesen in ihren Bilanzen – hier geht es wohl nicht nur um Bilanzierungsmaßstäbe/-grundsätze. Welches Geld gehört wem im Laufe eines Leasinggeschäfts. Weiterhin seien überteuerte, nicht marktgerechte Preise für Beteiligungen gezahlt worden, die von verbundenen Unternehmen oder Personen übernommen worden seien. Dadurch sei die Bilanz aufgebläht, der Gewinn erhöht worden. Und so ein Gewinn suggeriert worden, der so nie erwirtschaftet worden sei. Die Bilanz sei durch Scheingeschäfte aufgebläht worden, um so mehr Umsatz zu suggerieren, als wirklich erzielt worden sei.Die Bank-Geschäfte der Grenke Tochter dienten der Geldwäsche und die Lizenz für Bankgeschäfte sei aufgrund der betrügerischen Geschäfte gefährdet – was für Grenke natürlich ein GAU wäre. Die Flut der Vorwürfe geht dann auch noch in den Kryptowährungsbetrug und nicht genehmigte Geschäftstätigkeiten – erinnert in der Vielfalt der Vorwürfe an Wirecard. Bei Wirecard führte die Vielfalt der Vorwürfe dann dazu, das durch das Widerlegen einzelner, „Randvorwürfe“, wie die angeblich genehmigungswidrigeTätigkeit in Brasilien, Wirecard auich die anderen Vorwürfe zweifelhaft machen konnte. {loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Produkt)}
Schwere Vorwürfe, die wenn sie sich auch nur zum Teil bewahrheiten sollten, viele Fragen aufwerfen und Handlungsbedarf auslösen würden. Der Bericht selber ist unter dem Titel „Grenke – for your fraud financing needs“ klar positioniert und macht auch aus dem Interessenskonflikt der Autoren/des Autors keinen Hehl: Man ist short Grenke AG und wird/hat so bereits an einem eventuellen Kursrückgang profitiert und wird daran weiter profitieren. Zumindets in Bezug darauf war der Bericht Viceroy’s bereits ein Erfolg. Der komplette Bericht hier.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Produkt_02)}
„Viceroy Research believes Grenke AG’s stock is uninvestable due to blatant accounting fraud, including dozens of undisclosed related party transactions, and the complete lack of internal controls, right down to individual due diligence on customers.“
so weit das Fazit Viceroy’s. Und wie reagierte die Grenke AG gestern? Schnell, wesentlich schneller als beispielswiese NIKOLA, positionierte man sich mit einer klaren Erwiderung. Wobei man – wohl auch der Kürze der Reaktionszeit geschuldet – nur auf einen, dafür aber mit Recht als wesentlich bezeichneten Punkt eingeht. Und der Vorwurf Viceroy’s, das eine „substantial portion of Grenke’s cash does not exist“ ließe sich ja leicht widerlegen, was Grenke auch tut, indem man auf die Bundesbankguthaben zu den genannten Bilanzstichtagen hinweist. Und diese Kontosalden lassen sich leicht durch Dritte verifizieren.
In den nächsten Tagen sollte dann noch mehr kommen zu den einzelnen Vorwürfen, als die pauschale Verneinung aller Vorwürfe. Denn die Viceroy-Vorwürfe werden relativ konkret und könnten so auch relativ konkret beantwortet bzw. widerlegt werden. Viel Arbeit, um die aber Grenke nicht herumkommen wird, wenn man seine Glaubwürdigkeit zurück erhalten will. Gestern Abend die erste offizielle Reaktion mit der klaren Aussage zur angeblich grötenteils nicht existierenden Cash-Position Grenkes:
„Die GRENKE AG, ein globaler Finanzierungspartner für kleine und mittlere Unternehmen, ist Gegenstand eines heute veröffentlichten Berichts des Unternehmens „Viceroy Research“, einer von dem als Shortseller tätigen Investor Fraser Perring gegründeten Plattform. Dieser Bericht enthält Unterstellungen, die Grenke auf das Schärfste zurückweist.
Ein zentraler Vorwurf lautet, dass von den im Halbjahresfinanzbericht 2020 ausgewiesenen 1.078 Mio. Euro liquiden Mitteln ein substanzieller Anteil nicht existiere. Dies ist nachweislich falsch. 849 Mio. Euro, also fast 80 % der liquiden Mittel, befanden sich zum 30.06.2020 auf Konten der Deutschen Bundesbank – wie im Halbjahresfinanzbericht veröffentlicht. Per heute beträgt das Guthaben bei der Bundesbank 761 Mio. Euro.
Darüber hinaus enthält der 64 Seiten lange Bericht zahlreiche weitere nicht zutreffende Anschuldigungen. Die GRENKE AG bereitet derzeit eine ausführliche Replik auch zu diesen Anschuldigungen vor und wird dazu Stellung nehmen.
GRENKE behält sich rechtliche Schritte vor und wird diese entsprechend in die Wege leiten.“
Rechtliche Schritte sind legitim, aber derzeit erwartet der Kapitalmarkt ein mehr an Transparenz und konkrete Antworten.
Unsere Reihe über Wasserstoffaktien:
H2TEIL1: Ballard Power Systems Inc – Kursrakete steigt weiter oder…
H2TEIL2: Plug Power Inc. – Kursdelle+Kaufkurse oder geht es weiter runter?
H2TEIL3: Nel Asa – Elektrolyse, Tankstellen und mehr, Milliardenmarkt. Für Nel?
H2TEIL4:NIKOLA Corp. – TESLA Nachfolger auf dem Weg?
H2TEIL5:SFC Energy AG. – Deutschlands Ballard Power?
BAFin hat sich bereist eingeschaltet und sollte diesmal
aus den Wirecard-Fehlern gelernt haben. Ermittlet werde in beide Seiten: Also eine eventuelle Kursmanipulation seitens der Shortseller verbunden mit eventuellen Insidergeschäften und auf der anderen Seite – hier hat man aus den Wirecard-Erfahrungen gelernt: Prüfung der erhobenen Vorwürfe gegen Grenke. Wobei die Vorwürfe gegen Grenke durchaus in den strafrechtlichen Bereich reichen, so das auch möglicherwiese staatsanwaltliche Ermittlungen erfolgen könnten/werden? Eine offene Geschichte, wobei die Erfahrungen aus dem Wirecard-Skandal im Fall Grenke wohl ein gänzlich anderes Herangehen an den Komplex bedingen. Die nächsten Wochen werden hier entscheidend.
Aktuell (17.09.2020 / 10.25 Uhr) notieren die Aktien der Grenke AGA im XETRA-Handel mit einem Plus von +2,82 EUR (-10,56%) bei 29,52 EUR. Auch diese Aktie können Sie bereits ab 0,00 EUR auf Smartbroker handeln.