Die Vita 34 AG (ISIN: DE000A0BL849), eine der größten Zellbanken Europas, hat das erste Halbjahr 2019 mit einer EBITDA-Marge auf Rekordniveau abgeschlossen.
Im Interview mit dem Nebenwerte-Magazin erläutert CFO Falk Neukirch die Gründe für den Margensprung und verrät das Rezept für die Weiterentwicklung des Kerngeschäfts. Produktseitig wollen sich die Leipziger in den kommenden Jahren breiter aufstellen, wobei ein Schwerpunkt auf der Kryokonservierung von Immunzellen liegen soll: „Bei der Einlagerung von Immunzellisolaten aus peripherem Blut ist jeder Erwachsene unser potenzieller Kunde. Das ist ein ungleich größerer Markt.“
Herr Neukirch, die Vita 34 hat das erste Halbjahr 2019 mit operativen Ergebnismargen auf Rekordniveau abgeschlossen. Trotz eines moderaten Erlösrückgangs konnten Sie die EBITDA-Marge gegenüber dem Vorjahr von 19,6 auf 28,6 Prozent steigern. Wie haben Sie diesen Margensprung erreicht?
Falk Neukirch: Die Durchführung eines Maßnahmenpakets zur Effizienzsteigerung zählt zu den wichtigen Eckpfeilern unserer Unternehmensstrategie. Wie angekündigt haben wir Schritt für Schritt jeden einzelnen Unternehmensbereich sowie auch die einzelnen Ländergesellschaften im Hinblick auf mögliche Effizienzsteigerungen analysiert. Forschungsprojekte, die nicht im Einklang mit unserer aktuellen Strategie standen, wurden zurückgestellt. Internationale Vertriebspartner und Ländergesellschaften wurden hinsichtlich ihres Ergebnisbeitrags bewertet. Diese Maßnahmen führten zusammengenommen im ersten Halbjahr zu den erreichten Margensteigerungen. Maßgeblich dabei war die Einstellung unserer Vermarktungsaktivitäten in Skandinavien durch unsere dänische Tochtergesellschaft. Statt eines eigenen Vertriebs-Teams vor Ort setzen wir fortan auf die Zusammenarbeit mit einer dänischen Entbindungsklinik. Dies entwickelt sich sehr zufriedenstellend. Die resultierenden Einsparungen führten zu einer deutlichen Erhöhung unserer Profitabilität.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Google)}
Während der Gesamtumsatz im ersten Halbjahr 2019 aufgrund von Vertriebspartnerwechseln leicht rückläufig war, ist Vita 34 in der DACH-Region organisch gewachsen. Sie sprechen von „erfolgreich angelaufenen Marketingmaßnahmen“. Was unternehmen Sie konkret, um die Marke Vita 34 und Ihr Angebot im deutschsprachigen Raum noch bekannter zu machen?
Falk Neukirch: Im Grunde ist das ein gesamtes Paket von Maßnahmen und wir testen vielerlei neue Marketingansätze auf ihre Effizienz. In großen Ballungsräumen ist Ihnen vielleicht unsere Außenwerbung in Form von Plakaten aufgefallen. Aber auch mit Werbung im Bereich Social Media versuchen wir unsere Zielgruppe noch besser zu erreichen. Auch die Zusammenarbeit mit Krankenversicherungen intensivieren wir stetig. Wichtig ist hierbei aber, dass jede dieser Maßnahmen konsequent und sehr genau auf ihr Kosten/Nutzen-Verhältnis hin überprüft wird. Im Durchschnitt bekommt jeder Einwohner in Deutschland ca. 1,3 Kinder. Das heißt für uns im Umkehrschluss, dass nur sehr wenige Kunden zweimal bei uns einlagern. Auch wenn sie vielleicht sehr überzeugt sind von unserem Produkt. Neukundengewinnung ist daher für uns ein ganz entscheidender Erfolgsfaktor.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich zuletzt eingetrübt. Spüren Sie auch erste Anzeichen? Wie konjunktursensitiv ist Ihr Geschäft generell?
Falk Neukirch: Unsere Korrelation zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ist äußerst gering bis nicht vorhanden. Die Begründung hierfür liegt auf der Hand. Die Geburt eines Kindes wird von Eltern in der Regel als einzigartig und sehr besonders wahrgenommen. Daher lässt sich unsere Klientel bei ihrer Entscheidung hinsichtlich der Einlagerung von Nabelschnurblut im Normalfall nicht von kurzfristigen konjunkturellen Tendenzen leiten.
Dementsprechend spüren wir keine Auswirkungen der aktuellen rezessiven Tendenzen auf unseren Geschäftsverlauf. Wir gehen auch nicht davon aus, dass dies in den kommenden Quartalen der Fall sein wird. Einer wirklich tiefgreifenden und harten Rezession würden natürlich auch wir uns sicher nicht vollkommen entziehen können. Hierfür sehen wir aber aktuell keine Anzeichen.
Vor einem Jahr haben wir an dieser Stelle über die Einstellung der aktiven Vermarktungsaktivitäten in Dänemark, Schweden und Norwegen ab Juli 2018 gesprochen. Wie weit sind Sie mit den vertrieblichen Neustrukturierungen im Auslandsgeschäft insgesamt vorangekommen und wie wollen Sie Ihr Kerngeschäft in Europa weiterentwickeln?
Falk Neukirch: Wie bereits eingangs erwähnt, ist in Bezug auf den skandinavischen Markt alles so umgesetzt worden wie von uns geplant. Den Erfolg unserer Bemühungen und den deutlichen Effekt auf unsere Ergebnisentwicklung können Sie an unseren Halbjahreszahlen ablesen.
In Bezug auf die Weiterentwicklung der Vertriebspartner im Ausland sind wir nach anfänglich zäher Entwicklung nun auf einem durchaus vielversprechenden Weg.
Unser Rezept für die Weiterentwicklung unseres Kerngeschäfts lautet also: Marketing optimieren, Strukturen optimieren, Margen optimieren. Und damit fahren wir aktuell recht erfolgreich.{loadmodule mod_custom,Sentifi Text Widget}
In unserem letzten Interview hatten wir uns auch über die angekündigte Neuausrichtung Ihrer F&E-Aktivitäten unterhalten. Was ist in den vergangenen zwölf Monaten in dieser Hinsicht passiert? Welche Fortschritte können Sie im Bereich Forschung & Entwicklung vorweisen?
Falk Neukirch: Vita 34 will sich in den kommenden Jahren produktseitig breiter aufstellen. Dazu zählt auch die Entwicklung eines Produkts, dass die Einlagerung von Immunzellen aus peripherem Blut beinhaltet. Da einem solchen Produkt die Erteilung einer Herstellungserlaubnis vorausgeht, die wir aus heutiger Sicht für Mitte/Ende 2021 erwarten, werden wir uns hier noch etwas gedulden müssen.
Skeptische Stimmen befürchten, dass Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen sich negativ auf Ihre Profitabilität auswirken könnten. Was entgegnen Sie diesen?
Falk Neukirch: Keine Entwicklung ohne Investitionen. Das ist vollkommen richtig. Wie eingangs erwähnt, haben wir hierfür aber ja ordentlich aufgerüstet und die Effizienz in vielen Bereichen deutlich erhöht. Über das notwenige Kapital verfügen wir also aus eigener Kraft.
Ziel des Projekts ist die Erlangung einer Herstellungserlaubnis, ein Prozess, den wir in der Vergangenheit bereits mehrfach für heute etablierte Produkte erfolgreich durchlaufen haben. Dabei geht es aber nicht um klinische Zulassungsverfahren, wie sie in der Pharmaindustrie üblich sind. Aus diesem Grund sind auch die für uns notwendigen Entwicklungsaufwendungen überschaubar. Wir wissen also genau was wir hier tun, sodass unsere Aktionäre sicher auch weiterhin Freude an unseren Ergebnissen und Margen haben werden.
Mit einem Angebot für die „Kryokonservierung von Immunzellen“ wollen Sie Ihre Produktpalette und Ihre Zielgruppe „entscheidend erweitern“. Auf welche Kundengruppen zielt dieses Angebot und welches Marktpotenzial steckt dahinter?
Falk Neukirch: Bei der Einlagerung von Nabelschnurblut haben wir ja bekanntlich eine äußerst klar definierte Kundengruppe: werdende Eltern bzw. deren neugeborenes Kind.
Bei der Einlagerung von Immunzellisolaten aus peripherem Blut ist jeder Erwachsene unser potenzieller Kunde. Das ist ein ungleich größerer Markt.
Aktuell gibt es bereits zwei zugelassene Immunzell-Therapien. Die hohe Zahl der laufenden Entwicklungsprojekte in diesem Bereich deutet darauf hin, dass die Zahl der zugelassenen Therapien zeitnah steigen wird. Da der Erfolg dieser Therapien auch maßgeblich von der Zellqualität abhängt, gehen wir davon aus, dass mit der steigenden Zahl von Entwicklungsprojekten und Zulassungsverfahren auch der Bedarf an qualitativ hochwertigen Zellen steigen wird.
Herr Neukirch, besten Dank für das Interview.
Falk Neukirch | Finanzvorstand der Vita 34 AG
Falk Neukirch, Jahrgang 1971, ist seit Oktober 2015 im Vorstand der Vita 34 AG.
Er studierte Betriebswirtschaftslehre an der TU Dresden, davon ein Jahr in Großbritannien und beendete das Studium als Diplom Kaufmann. Anschließend arbeitete Herr Neukirch mehrere Jahre für eine große Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft. Danach übernahm er verschiedene Leitungsfunktionen im Bereich Finanzen.
Von 2007 bis 2014 war Falk Neukirch als Direktor Controlling bei der börsennotierten First Sensor AG beschäftigt und direkt dem Vorstand unterstellt. In dieser Zeit baute er eine funktionstüchtige Finanzabteilung für über 18 Tochterfirmen auf und begleitete aktiv mehr als 10 Firmenakquisitionen und deren Integration in den First Sensor-Konzern.
Kurzinfo zum Unternehmen
Kerngeschäft der Vita 34 AG ist die Gewinnung, Aufbereitung und Einlagerung von Stammzellen aus Nabelschnurblut und -gewebe. Vita 34 arbeitet in einem hochregulierten Markt mit langwierigen Zulassungsprozessen, sowohl bei der Nutzung von Nabelschnurblut auch von Nabelschnurgewebe, welches unter das Organtransplantationsgesetzt fällt.
Damit möglichst viele Menschen mit einem Stammzelldepot für die Gesundheit Ihrer Kinder vorsorgen können, kooperiert Vita 34 mit rund 800 Entbindungseinrichtungen in Deutschland, was einer Marktabdeckung von 95 % entspricht.
Unser Geschäftsmodell ist auf nachhaltiges Wachstum ausgerichtet, das langfristig Werte für gegenwertige und zukünftige Generationen schafft.
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