Bei der Brenntag AG (ISIN: DE000A1DAHH0) scheint so ziemlich alles auf organisches Wachstum eingestellt zu sein. Neben der geplanten Sitzverlegung und der Erweiterung des Vorstands will der Weltmarktführer für Chemiedistribution dieses Jahr auch kräftig in die Übernahme-Kiste greifen.
Mehr Akquisitionen sind geplant
In einem kürzlich erschienenen Interview mit der Welt am Sonntag sagte CEO Steven Holland, er gehe aufgrund der gut gefüllten Pipeline davon aus, dass das zur Verfügung stehende Jahresbudget für mögliche Akquisitionen in Höhe von 200 bis 250 Mio. EUR in diesem Jahr genutzt wird. 2014 hatte Brenntag lediglich Unternehmen im Wert von 140 Mio. EUR aufgekauft und somit einen Großteil des Budgets ungenutzt gelassen.
Der Mülheimer Spezialist für den weltweiten Chemiehandel verfügt derzeit in 72 Ländern der Regionen Europa, Nordamerika, Lateinamerika und Asien.Pazifik über 490 Distributionszentren.
Wegen dem mit mehr als 10.000 Unternehmen hochgradig fragmentierten Markt für Chemiedistribution bieten sich Brenntag weiterhin reizvolle Übernahmeziele, die es zu orten, zu analysieren und eventuell zu kaufen gilt. CEO Holland betont dabei ausdrücklich, das sich vor allem in der Asien-Pazifik-Region langfristig die größten Wachstumschancen für das eigene Geschäft befinden.
Dennoch wird der Konzern auch in Europa und anderen Regionen weiterhin nach attraktiven Akquisitionen Ausschau halten. Zuletzt schlug Brenntag beim spanischen Chemikalienhändler Quimicas Meroño zu. Die Spanier generierten in 2014 einen Umsatz von 12,7 Mio. EUR. Weitere kleinere Übernahmen in Europa stehen auf der Liste.
Neuer Firmensitz und neue Vorstände
Doch mit dem Portfolio müssen auch andere Bereiche des Konzerns mitwachsen. So teilte Brenntag im April dieses Jahres mit, dass die Firmenzentrale von Mülheim nach Essen verlegt wird. Hochtief ist damit beauftragt, die neue Zentrale in Essen zu bauen. Rund 650 Mitarbeiter sollen dort bis Ende 2017 auf ca. 20.700 Quadratmetern Platz finden und modernste Arbeitsplätze nutzen können.
Ausgebaut wird aber nicht nur die Unternehmenszentrale, sondern auch die Führungsstruktur der Brenntag. Das Unternehmen Anfang gab Anfang Juni bekannt, dass neben den bisherigen Vorständen Steven Holland (CEO) und Georg Müller (CFO) sowie dem scheidenden William Fidler künftig insgesamt fünf Vorstände die Geschicke von Brenntag leiten sollen. Aus den eigenen Reihen rücken jetzt Hernri Nejade (CEO Asia Pacific), Markus Klähn (CEO North America) und Karsten Beckmann (CEO EMEA) als neue Vorstände auf.
Aufstieg in den DAX bald ein Thema
Dieses Mal hat es mit der Kandidatur bzw. dem Aufstieg in den DAX noch nicht geklappt. Während Brenntag bei der Marktkapitalisierung bereits jetzt an 30. Stelle rangiert, sieht es bei der Liquidität mit Platz 47 eben noch nicht ganz so gut aus. Hier hat Brenntag noch Aufholbedarf, jedenfalls wenn man künftig in den deutschen Leitindex aufsteigen möchte.
Aber auch ohne DAX-Aufnahme haben Aktionäre der Brenntag AG in letzter Zeit sicherlich viel Grund zur Freude gehabt. So stieg die Aktie seit Mitte Oktober 2014 von 35,38 EUR bis Mitte April in nur sechs Monaten um 66,51% auf 58,91 EUR. In den letzten sechs Wochen korrigierte der Titel auf aktuell 51,68 EUR. Ein Minus zum Hoch aus April von über 12%.
Im Hinterkopf behalten sollte man allerdings auch, dass das Papier noch vor ziemlich genau fünf Jahren gerade einmal bei 17,50 EUR stand. Seither legte die Aktie um mehr als 195% zu.