TecDAX | Wirecard Aktie: Unglaublich – Jetzt gilt es den Schaden zu begrenzen, soweit möglich…

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Wirecard AG (ISIN: DE0007472060) schockte die Märkte – und auch uns – um 10.43 Uhr mit einer Meldung, deren Folgen noch gar nicht absehbar sind. Denkbar sind alle Spielarten bis zu einer Insolvenz. Und das bei DEM Deutschen Paymentdienstleister.

Der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. kam um 14:22 Uhr mit folgendem Angebot: „Die SdK plant, mögliche Schadensersatzansprüche von Aktionären und Anleiheinhabern der Wirecard AG gegenüber Organen der Gesellschaft und Dritten prüfen zu lassen und organisiert hierfür ein gemeinsames Vorgehen geschädigter Kapitalanleger.“ – wahrscheinlich werden in nächster Zeit noch einige weitere Möglichkeiten angeboten werden, um einen Schaden zu begrenzen, der wohl kurzfristig nicht wieder „aufgeholt“ werden wird. Hätte gestern wahrscheinlich kaum jemand für möglich gehalten – die FT lag offensichtlich richtiger mit ihren Vermutungen, als Viele wahr haben wollten. Gestern ging es noch um eine möglicherweise eingeschränkte Testierung der Bilanzen, gestern ging es noch um ein mögliches Aufbruchsignal für die Aktie, heute geht es um das Ganze. Doppelschlag: 25% der Bilanzsumme möglicherweise „nicht vorhanden“ plus nochmal ungefähr die gleiche Summe an Darlehen, die fällig gestellt werden könnten, wenn bis Morgen kein Testat vorliegt. Und daran, das bis Morgen ein Testat vorliegt, kann nicht mal der größte Optimist glauben. Und bis heute Morgen kein Hinweis, keine Ad-hoc über Schwierigkeiten bei der Bestätigung eines derartig großen Bilanzpostens – Kommunikation war nie Wirecards Stärke, aber so… Und auch E&Y hat sich nicht zu einer Vorabinformation veranlasst gesehen…

„Der Abschlussprüfer der Wirecard AG, die Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, München, hat die Wirecard AG darüber informiert, dass über die Existenz von im Konzernabschluss zu konsolidierenden Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von insgesamt 1,9 Milliarden Euro (dies entspricht in etwa einem Viertel der Konzernbilanzsumme) noch keine ausreichenden Prüfungsnachweise zu erlangen waren.

Es bestehen Hinweise, dass dem Abschlussprüfer von einem Treuhänder bzw. aus dem Bereich der Banken, welche die Treuhandkonten führen, unrichtige Saldenbestätigungen zu Täuschungszwecken vorgelegt wurden, damit dieser ein unrichtiges Vorstellungsbild über das Vorhandensein der Bankguthaben bzw. die Führung von Bankkonten zugunsten der Wirecard-Gesellschaften erhalte. Der Vorstand arbeitet mit Hochdruck daran, den Sachverhalt in Abstimmung mit dem Abschlussprüfer weiter aufzuklären.

Vor diesem Hintergrund wird die Abschlussprüfung des Jahres- und Konzernabschlusses 2019 nicht wie geplant bis zum 18. Juni 2020 abgeschlossen sein. Ein neuer Termin wird bekannt gegeben. Wenn ein testierter Jahres- und Konzernabschluss nicht bis zum 19. Juni 2020 vorgelegt wird, können Kredite der Wirecard AG in Höhe von ca. 2 Mrd EUR gekündigt werden.“

Das ist schwere Kost – neben dem Timing, der widersprüchlichen Kommunikationspolitik – 1,9 Mrd. EUR nicht ausreichend nachgewiesen ist unglaublich. Hinweise auf gefälschte Saldenbestätigungen – ERSCHRECKEND. Wenn es jetzt nicht kurzfristig gelingen sollte, diesen Sachverhalt zu klären, wird Wirecard in Stürme geraten, die das bisher Aufgebaute gefährden könnten. Kein neuer Termin… Alles sehr, sehr schwierig.

Um Beruhigung bemühter CEO äußert sich: „Wir stehen im Austausch mit dem vor Ort anwesenden Treuhänder. Frühere erteilte Bestätigungen der Banken wurden vom Wirtschaftsprüfer nicht mehr anerkannt. Alle Beteiligten sind um schnellstmögliche Aufklärung bemüht. Ob betrügerische Vorgänge zum Nachteil der Wirecard AG vorliegen, ist derzeit unklar. Die Wirecard AG wird Anzeige gegen unbekannt erstatten.

Die Kursentwicklung entsprechend – die Aktie fällt wie ein Stein, man fühlt sich an alte Steinhoff-Zeiten erinnert. Glaubwürdigkeit wird der aktuelle Vorstand bei den Aktionären wohl nicht wieder gewinnen können. Egal ob der Vorstand involviert ist oder nicht: Wenn ein Viertel des Unternehmnsvermögens möglicherweise „weg“ ist, kann man nicht mehr von einem Fehler reden, dass ist schon …

HINTERGRUND, wie es Wirecard in einer ergänzenden Meldung darstellt: „Die jeweiligen Tochtergesellschaften der Wirecard AG haben auf diese Treuhandkonten erhebliche Sicherheitsleistungen von insgesamt 1,9 Mrd. Euro eingezahlt, um für das Risikomanagement für teilnehmende Händler zu garantieren. Bei den die Treuhandkonten führenden Banken handelt es sich um zwei asiatische Banken. Beide Institute verfügen über Investmentgrade Ratings. Der seit 2019 amtierende Treuhänder nimmt in Asien zahlreiche Mandate wahr.“

Viele Fragen und dringender Aufklärungsbedarf…

Handlungsbedarf für den Aufsichtsrat besteht auf jeden Fall – hier ist kein Taktieren mehr möglich, hier ist keine Transformation mehr das probate Mittel, hier hilft wohl nur ein klarer Bruch und Neuanfang…

UND DROHENDE Darlehenskündigungen über 2 Mrd. EUR, wenn nicht bis Morgen…

Die Kündigung von Darlehen in Höhe von 2 Mrd. EUR ist eine Bedrohung der Geschäftsbasis – eine solche Entwicklung war bis 10.42 Uhr nicht absehbar und sollte die Kapitalmärkte schocken – wie geht es weiter? Wie kann das Management dieser Bedrohung begegnen – viele Fragen für die Wirecard schnellstmöglich Antworten liefern müsste. Muss. Operativ scheitn Wirecard ja reales Geschäft zu tätigen, operativ scheint ja alles in Ordnung zu sein – anders als bei Flowtex seinerzeit. Aber was aus diesem Geschäft werden soll, kann derzeit wohl niemand mehr mit Gewissheit beantworten – der Worst Case, den wir zugegebenermaßen nicht für möglich gehalten hätten, ist eingetreten. Jetzt muss Schadensbegrenzung betrieben werden, jetzt muss versucht werden, das zu retten, was funktioniert, damit die Aktionäre nicht einen …

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