Trotz globaler Krise bleibt die Knorr-Bremse AG auf Wachstumskurs. Der Weltmarktführer für Bremssysteme und führende Anbieter weiterer Systeme für Schienen- und Nutzfahrzeuge hat heute in München seine vorläufigen Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2022 präsentiert.
Marc Llistosella, seit 1. Januar neuer Vorstandsvorsitzender der Knorr-Bremse AG: „Was Knorr-Bremse und alle Kolleginnen und Kollegen im vergangenen Jahr geleistet haben, beeindruckt mich sehr. Wir haben erneut ein sehr gutes Ergebnis erzielt. Wir haben geliefert, was wir versprochen haben. Und das in einem äußerst herausfordernden Jahr: mit den schlimmen menschlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen des russischen Angriffs auf die Ukraine, mit hoher Inflation, den Folgen der Corona-Pandemie und den weltweiten Lieferengpässen. Heute verfügen wir über einen sehr hohen Auftragsbestand. Das zeigt mir, welch großes Maß an Vertrauen unsere Kunden in unsere Zuverlässigkeit und Qualität haben. All das sind beste Voraussetzungen für die Zukunft – auch wenn die Herausforderungen gigantisch bleiben und wir weiterhin strikt auf unsere Kosten achten werden. Mit einem klar aufeinander abgestimmten Portfolio sowie konsequent an den Marktbedürfnissen ausgerichteten Produkten und Prozessen werden wir unsere Position als Weltmarkt- und Technologieführer verteidigen.“
Frank Markus Weber, Finanzvorstand der Knorr-Bremse AG: „Unser Geschäftsmodell mit den beiden Divisionen Schienen- und Nutzfahrzeuge hat sich erneut als resilient bewiesen. Der Auftragseingang und Umsatz sind deutlich gestiegen. Die Profitabilität ist trotz der Widrigkeiten im globalen Marktumfeld mit einer operativen EBIT-Marge von 11,1 % sehr solide. Preissteigerungen bei Kunden, Verhandlungen mit Lieferanten sowie Kostenmaßnahmen haben dazu beigetragen, dieses Ergebnis zu erzielen. Auch das Thema Nachhaltigkeit (ESG) haben wir im vergangenen Jahr weiter vorangetrieben: Allein mit drei verschiedenen Sustainability-linked Finanzierungsinstrumenten haben wir deutlich gemacht, welchen Stellenwert nachhaltiges Wirtschaften für uns als Knorr-Bremse hat. Dies wird auch dadurch eindrücklich bestätigt, dass wir unsere Klimaziele dieses Jahr auf Scope 3 ausweiten und von SBTi prüfen lassen werden.“
Knorr-Bremse: Konsequente Umsetzung von Maßnahmen zur Ergebnisoptimierung
Das Geschäftsjahr 2022 war geprägt von massiven Einflüssen durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, die bis Jahresende geltende strenge Null-Covid-Politik in China und die inflationsgetriebenen Kostenanstiege. In dieser schwierigen globalen Lage konnte der Konzernumsatz durch die gute Kundennachfrage vor allem im europäischen und nordamerikanischen Raum um 6,6 % auf 7.149,7 Mio. EUR (Vorjahr: 6.705,6 Mio. EUR) gesteigert werden. Haupttreiber war hierbei der Nutzfahrzeugmarkt und zu einem kleineren Teil der Schienenfahrzeugmarkt. Das frühzeitig im Jahr 2022 eingeführte interne Profit & Cash Protection Programm konnte die inflationsbedingten Kosten auffangen, jedoch nicht die negativen Einflüsse aus Russland und China. Die operative EBIT-Marge erreichte einen Wert von 11,1 % (Vorjahr: 13,5 %), das operative EBIT lag bei 794,6 Mio. EUR (Vorjahr: 908,1 Mio. EUR). Der Free Cashflow belief sich 2022 auf 220 Mio. EUR (Vorjahr: 600 Mio. EUR). Gründe für diese Entwicklung waren vor allem der Aufbau von Vorräten zur Sicherung der Lieferfähigkeit sowie Verzögerungen bei Zahlungen von Kunden.
Rekordwerte bei Auftragseingang und Auftragsbestand
Insgesamt blieb die Nachfrage der Endkunden sowohl im Schienen- als auch im Nutzfahrzeugbereich in allen Märkten stark – mit Ausnahme Chinas, das aufgrund der Zero-Covid-Politik 2022 erhebliche Marktschwächen aufzeigte. Knorr-Bremse konnte den Auftragseingang deutlich um 11,4 % auf ein neues Rekordniveau in Höhe von 8.114,1 Mio. EUR (Vorjahr: 7.286,7 Mio. EUR) steigern. Vor allem die Erholung der Nachfrage im Schienenfahrzeuggeschäft sorgte für einen Wachstumsschub. Der Auftragsbestand betrug zum 31.12.2022 rund 6.907,5 Mio. EUR (Vorjahr: 5.558,1 Mio. EUR) und stieg somit signifikant um 24,3 %.
Division Systeme für Schienenfahrzeuge (RVS) mit hoher Nachfrage
Durch die Entspannung der Covid-19-Situation erholte sich der Markt für Schienenfahrzeuge langsam, aber stetig. Infolgedessen war die Entwicklung der Abrufe aus den Rahmenverträgen und Auftragsvergaben in der Branche erfreulich. Die Division RVS zeigte sich mit einem Umsatz in Höhe von 3.401,9 Mio. EUR auch im Krisenjahr 2022 leicht wachsend (Vorjahr: 3.317,0 Mio. EUR). Die operative EBIT-Marge erreichte aufgrund der Russland-Sanktionen und der Lage in China 14,9 % (Vorjahr: 17,9 %). Beim Auftragseingang verzeichnete die Division mit 4.161,9 Mio. EUR ein Plus von 19,9 % gegenüber 2021 (Vorjahr: 3.470,7 Mio. EUR). Der Auftragsbestand lag zum 31.12.2022 mit 4.918,9 Mio. EUR (Vorjahr: 3.875,1 Mio. EUR) auf einem neuen Rekordniveau.
Division Systeme für Nutzfahrzeuge (CVS) mit starker Performance
Auch der Nutzfahrzeugmarkt verzeichnet eine anhaltend gute Nachfrage. Die Lkw-Produktionsraten in Europa und Nordamerika entwickelten sich im Jahresvergleich positiv, während China nach der Einführung des China6-Emissionsstandards im Juli 2021 aufgrund von Vorzieheffekten erwartungsgemäß schwach war. Mit einer Steigerung des Umsatzes um 10,6 % auf 3.750,0 Mio. EUR (Vorjahr: 3.390,2 Mio. EUR) hat die Division CVS ein starkes Ergebnis erzielt. Die Profitabilität der Division verzeichnete mit einer operativen EBIT-Marge von 9,0 % einen Rückgang gegenüber 2021 (Vorjahr: 10,7 %). Gründe dafür sind zum einen die Entwicklungen in Russland und vor allem der konjunkturelle Einbruch in China, zum anderen jedoch auch die gestiegenen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung als Investition in die Zukunft. Der Auftragseingang stieg auf 3.954,3 Mio. EUR (Vorjahr: 3.818,0 Mio. EUR). Der Auftragsbestand zum Jahresende in Höhe von 1.989,8 Mio. EUR (Vorjahr: 1.696,8 Mio. EUR) bedeutete auch für die CVS-Division ein neues Rekordniveau.
Knorr-Bremse: Stärkung der Digitalisierungs- und Automatisierungskompetenz der Divisionen
Für Knorr-Bremse als ein weltweit führender Technologiekonzern bedeuten Investitionen in Forschung und Entwicklung konkrete Wachstumsperspektiven: 2022 steigerte Knorr-Bremse seine F&E-Investitionen um 9 % auf 470,0 Mio. EUR (Vorjahr: 431,4 Mio. EUR). Damit liegt die Quote des F&E-Aufwandes zum Konzernumsatz bei 6,6 %. Insgesamt verfügt das Unternehmen mittlerweile über ca. 12.000 Patente, mehr als 4.000 Beschäftigte arbeiten für Knorr-Bremse in der Forschung und Entwicklung, darunter über 750 Softwareentwicklerinnen und -entwickler.
- Die im Geschäftsjahr 2022 getätigten Investitionen zur Stärkung der Digitalisierungs- und Automatisierungskompetenz folgen konsequent der M&A-Strategie des Unternehmens: Mit der im Mai 2022 abgeschlossenen strategischen Kooperations- und Investitionsvereinbarung mit dem Schweizer TradeTech-Unternehmen Nexxiot stärkt Knorr-Bremse die eigene Kompetenz für digitale Geschäftsmodelle im Rail-Bereich. Durch die Vereinbarung wird Knorr-Bremse die Sensortechnologie und das digitale Ökosystem von Nexxiot nutzen und seinen Kunden weitere interessante digitale Geschäftsmodelle bieten.
- Im Bereich Systeme für Nutzfahrzeuge hat Knorr-Bremse seit November 2022 zum Ausbau seiner Position auf dem Gebiet digitaler und datengetriebener Aftermarket-Lösungen die Mehrheit an der spanischen Cojali S.L. übernommen. Cojali ist ein weltweit erfolgreicher Entwickler und Hersteller von Mehrmarkendiagnoselösungen für Nutzfahrzeuge. Knorr-Bremse erweitert dadurch unter anderem das bestehende Aftermarket-Geschäft mit einer nutzfahrzeugspezifischen Softwarelösung, um künftig auch im Bereich Big Data und der vorausschauenden Wartung (Predictive Maintenance) neue Geschäftsfelder zu erschließen.
Weiterer Ausbau der ESG-Maßnahmen entlang der Wertschöpfungskette
Für Knorr-Bremse ist unternehmerische Verantwortung und nachhaltiges Wirtschaften eine Selbstverständlichkeit. Die Bedeutung von Nachhaltigkeit zeigt sich auch im neuen globalen Vergütungssystem für den Vorstand und das Management: Die kurzfristige variable Vergütung orientiert sich seit 2022 mit 20 % an der Erreichung von Nachhaltigkeitszielen zu Klimaschutz und Arbeitssicherheit sowie an Nachhaltigkeitsratings. Für 2022 wurden sämtliche Nachhaltigkeitsziele erreicht.
Ein weiterer Beleg für die ESG-Strategie sind die drei Sustainability-linked Finanzierungsinstrumente, die Knorr-Bremse 2022 an den Start gebracht hat: der im Januar abgeschlossene Konsortialkredit, die im September platzierte erste nachhaltigkeits-gekoppelte Anleihe (Sustainability-Linked Bond) sowie das im Dezember eingeführte Supply Chain Finance Program.
Die Knorr-Bremse AG liegt bei ihrem Ziel, die produktionsbedingten CO2-Emissionen (Scope 1+2) bis 2030 zu halbieren, voll auf Kurs – im Geschäftsjahr 2022 hat Knorr-Bremse eine Reduktion von mehr als 65 % gegenüber dem Basisjahr 2018 erreicht. Im laufenden Jahr wird Knorr‑Bremse zudem die Klimaziele ausweiten und auch die vor- und nachgelagerte Wertschöpfungskette (Scope 3) berücksichtigen. Im Fokus stehen dabei Emissionen aus der Lieferkette (bezogene Materialien), der Logistik sowie der Nutzungsphase der Produkte. Knorr-Bremse plant, bis zum 31. August 2023 ein von der Science Based Targets initiative (SBTi) validiertes Ziel zur Reduktion ihrer Scope 1, Scope 2 sowie relevanter Scope 3 Treibhausgasemissionen zu veröffentlichen.
Der Knorr-Bremse Konzern beschäftigte zum 31.12.2022 insgesamt 31.464 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (FTE), 3 % mehr als im Vorjahr (30.544). Um den Anteil von Mitarbeiterinnen zu steigern, hat Knorr-Bremse 2022 global geltende Zielquoten festgesetzt: 25 % Frauenanteil in der Belegschaft und 20 % im Management bis Herbst 2027. Zum Jahresende 2022 betrug der Anteil der Mitarbeiterinnen weltweit 21,1 % (Vorjahr: 20,3 %). Der Frauenanteil in Führungspositionen erhöhte sich auf 16,4 % (Vorjahr: 14,1 %).
Knorr-Bremse: Ausblick für 2023
Unter der Annahme aktueller Wechselkurse, im Wesentlichen stabiler geopolitischer und makro-ökonomischer Rahmenbedingungen, keiner neuen Lockdowns aufgrund der Corona-Lage, keiner deutlichen Verschärfung der Inflation und keiner zusätzlichen Probleme bei den Lieferketten bedingt durch potenzielle Energie-Engpässe, erwartet das Unternehmen für das Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz zwischen 7.300 Mio. EUR und 7.700 Mio. EUR, eine operative EBIT-Marge von 10,5 % bis 12,0 % sowie einen Free Cashflow zwischen 350 Mio. EUR bis 550 Mio. EUR.