Klöcker Exasol -um 18:44 respektive 18:27 Uhr gab es gestern eine kalte Dusche für die Aktionäre. Beide Unternehmen mussten ihre Prognose nach unten anpassen. Und während Klöckner zur Kostenbremse greift, mit entsprechendem Personalabbau, sieht Exasol hauptsächlich im Timingaspekt wieder Morgenluft.
Während der Zykliker Klöckner versucht unabhängiger von den Preiszyklen der Stahlbranche zu werden – durch Rationalisierung, Digitalisierung und Decarbonisierungsprodukte, setzt man bei Exasol jetzt auf den Break-Even im ersten Halbjahr 2024. Verspätete Vertragsunterzeichnungen, Verschiebungen von Zahlungen und regionale Probleme lassen die Ziele 2023 unerreichbar werden. Und so setzt man trotz guter Wachstumsraten auf das neue Geschäftsjahr – entspannt, weil die Kassen so voll sind, dass man die laufenden Verluste tragen kann. Immerhin.
Klöckner Exasol – Heute vollständige Zahlen, gestern vorgewarnt.
Klöckner & Co (ISIN: DE000KC01000) seit Ende der Sonderkonjunktur in 2021 konnte man in 2022 immerhin noch ein Ergebnis je Aktie von 2,54 EUR (2021: 6,21 EUR) erzielen. Wobei das Q4/2022 vielleicht schon den Tiefststand des Stahlzyklus für Klöckner markierte – mit einem EBITDA von Minus 22 Mio EUR. Während dann im Q1/23 immerhin das ber. EBITDA mit Plus 69 Mio EUR bereits eine Erholung auf der Ertragsseite andeutete, konnte man im Q2/23 dieses Niveau bestätigen (Plus 63 Mio EUR bereinigtes EBITDA).
Und jetzt im Q3 erreicht man immerhin noch ein operatives Ergebnis (EBITDA) vor wesentlichen Sondereffekten in Höhe von 41 Mio EUR, welches am unteren Ende der Prognosespanne von 40-80 Mio EUR, aber deutlich oberhalb des Ergebnisses des Vorjahresquartals liegt (Q3 2022: 16 Mio EUR). Getragen wurde das Ergebnis durch die weiterhin positive Entwicklung in Nordamerika und der Schweiz.
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Trotzdem Prognose muss korrigiert werden – Antwort: Entlassungen.
Allerdings erwartet die Gesellschaft aufgrund der insbesondere in Europa anhaltend herausfordernden makroökonomischen Rahmenbedingungen entgegen der bisherigen Prognose von 220-280 Mio EUR für das Gesamtjahr 2023 nunmehr ein EBITDA vor wesentlichen Sondereffekten in Höhe von 170-200 Mio EUR. Um in Europa gegenzusteuern, habe die Klöckner & Co SE ein Effizienzprogramm mit einer geplanten Reduktion der Anzahl der Mitarbeitenden im europäischen Distributionsgeschäft um 10 % mit Umsetzung ab dem vierten Quartal 2023 initiiert. Ziel sei es, bereits ab dem Jahr 2024 eine jährlich wiederkehrende Verbesserung des operativen Ergebnisses (EBITDA) vor wesentlichen Sondereffekten von rund 25 Mio EUR zu erreichen.
2023 wird ein schwaches Jahr, soviel steht fest.
Möglicherweise haben die langsam in Schwung kommende Digitalisierungs- und CO2-Klassifizierungs-Initiative des Duisburger Konzerns in Verbindung mit den kontinuierlich ausgebauten internationalen Beteiligungen der Zyklik des Geschäfts zumindest auf Ertragsebene die ganz grossen Extreme nach unten genommen. Dazu der neue Geschäftsschwerpunkt Nordamerika, wo seit der Übernahme der National Material of Mexico insgesamt mehr als 50% des Konzernumsatzes erzielt werden.
Rolle als Nachhaltigkeitspionier weiter gestärkt – Digitalisierung macht unempfindlicher gegenüber niedrigen Preisen.
Am 1. August 2023 hat Klöckner & Co die Übernahme von National Material of Mexico über seine US-Tochtergesellschaft Kloeckner Metals Corporation erfolgreich abgeschlossen. Durch die Akquisition baut Klöckner & Co sein Geschäft in Nordamerika maßgeblich aus und stärkt seine Position mit zehn weiteren Standorten in ganz Mexiko, wo die bedeutendsten Automobil- und Industriekunden ansässig sind. Das kombinierte Unternehmen wird künftig auch den exklusiven Markt für Elektroband bedienen. Dieses Produkt ist ein wichtiger Bestandteil von Pkw-Elektromotoren sowie Transformatoren und verspricht ein entsprechend hohes Wachstumspotenzial.
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Zudem macht Klöckner & Co bei dem Ausbau nachhaltiger Geschäftsmodelle und der Dekarbonisierung der Stahlindustrie große Fortschritte. Einzelheiten können dem Quartalsbericht entnommen werden.
Und Klöckner wandelt sich vom reinen Stahlhändler zum Full-Servie-Dienstleister. Denn durch Digitalisierung und Abdeckung der Decarbonisierungsthemen setzt man die aktuellen Trends der Zeit für eine traditionelle Branche um. Die Zyklik des Geschäfts ist seit langer Zeit Belastung für den Aktienkurs und wird wohl auch noch einige Zeit für den Aktienkurs belastend sein. Ob das aktuelle, extreme Kursniveau nun günstig oder angemessen oder „teuer“ ist, hängt – auch – davon ab, ob die Nachhaltigkeits-Initiative vom Markt als Wettbewerbsvorteil genutzt wird. Und entsprechend höhere Abnahmepreise gewährt.
Chart: Klöckner & Co SE | Powered by GOYAX.de
Klöckner Exasol – 2024 wird’s endlich werden. In 2023 muss man zurückrudern.
Exasol AG (ISIN DE000A0LR9G9) auf dem Weg zum Break-Even. Kunden wie T-Mobile, Revolut oder Bumble setzen auf die Exasol-Analytics-Datenbank. Und mit bis jetzt über 500 Installationen weltweit scheint man dabei langsam die Kundenbasis zu gewinnen, die durch Skaleneffekte zur Profitabilität führen kann. Dabei scheint der Gestern gemeldete „Stolperer“ nur verzögernd auf den Break-Even zu wirken. Ob das alles schon genug im Aktienkurs abgebildet ist? Muss jeder Anleger für sich selber entscheiden.
Annualisierten wiederkehrenden Umsatzerlöse (ARR) zum Ende des dritten Quartals um 10% auf 37,0 Mio EUR gesteigert (Vorjahr: 33,5 Mio EUR).
Nicht berücksichtigt sollen hierbei einige Vertragsausweitungen mit Bestandskunden sein, die erst knapp nach Quartalsschluss umgesetzt werden konnten – darunter auch eine Vertragsverlängerung und -ausweitung mit dem führenden deutschen E-Commerce-Händler Otto Group, einem langjährigen Exasol-Kunden. Zum 27. Oktober 2023 belief sich der ARR daher bereits auf insgesamt 38,3 Mio EUR (+14% ggü. Vorjahr). Insgesamt zeigt sich damit wie prognostiziert eine deutlich gesteigerte Dynamik gegenüber dem Wachstum des ersten Halbjahres.
„Das dritte Quartal hat wie erwartet eine zunehmende Dynamik in der ARR-Entwicklung gezeigt, auch wenn einige Verträge erst Anfang Oktober unterschrieben werden konnten“, sagt Jörg Tewes, CEO von Exasol. „Trotz der sich positiv entwickelnden Dynamik haben sich unsere Erwartungen jedoch nicht voll erfüllt. Insbesondere in der Neukundengewinnung haben wir unsere Ziele noch nicht erreicht, da unsere im Jahresverlauf komplettierte Produktpalette und angepasste strategische Positionierung noch nicht ihre volle Wirkung entfaltet“ so Jörg Tewes weiter. „Durch diese Verzögerung im Neukundengeschäft sowie insgesamt höher als erwartet ausfallende Vertragsreduktionen bei einigen Bestandskunden in EMEA können wir unser Wachstum derzeit noch nicht in dem Maße umsetzen, wie zu Jahresbeginn erwartet.“
„Angepasste“ EBITDA nach 9 Monaten bei Minus 4,1 Mio EUR (Vorjahr: Minus 8,7 Mio EUR)
Und dass kein Grund zur Sorge besteht drücken die flüssigen Mittel zum 30.9.2023 aus – sie lagen bei 14,7 Mio EUR. ABER: Trotz der im dritten Quartal angezogenen ARR-Dynamik und der positiven Entwicklung der Ertragslage gegenüber dem Vorjahr lagen die Erwartungen an den Geschäftsverlauf zu Jahresbeginn höher. Wesentlicher Grund für die Abweichung sei eine unter den Erwartungen liegende Entwicklung in der Region EMEA North (UK), während die Regionen DACH und USA sich im Wesentlichen nach Plan entwickelten.
Vor diesem Hintergrund sehe der Vorstand die Ziele für das Geschäftsjahr 2023 nicht mehr als realistisch an und passte die Prognose für das Geschäftsjahr an. Zum Jahresende soll jetzt ein ARR in Höhe von 40,0 bis 42,0 Mio EUR erreicht werden (bisher: 42,5 bis 44,0 Mio; 31.12.2022: 35,3 Mio). Auf Basis der reduzierten Wachstumserwartung und aufgrund von späteren Vertragsabschlüssen in 2023 geht der Vorstand von einem adj. EBITDA von -5,5 bis -4,5 Mio EUR für das Gesamtjahr aus (bisher: -3,0 bis -1,0 Mio eUR; 2022: -13,4 Mio). Die flüssigen Mittel werden zum Jahresende bei 11,0 bis 13,0 Mio EUR erwartet (bisher: 15,8 bis 17,8 Mio EUR).
„Auch wenn wir das Ziel eines ausgeglichenen operativen Ergebnisses im vierten Quartal voraussichtlich verfehlen, werden wir die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um einen zeitnahen Break-Even spätestens zum Halbjahr 2024 sicherzustellen.“, erläutert Jan-Dirk Henrich, CFO bei Exasol. „Zudem werden sich hinsichtlich unserer Liquidität im ersten Quartal 2024 positive Nachholeffekte aus Zahlungseingängen einiger signifikanter Neuverträge einstellen, die gegenüber der ursprünglichen Erwartung erst mit Verzögerung geschlossen werden konnten.“
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