Klöckner Aktie steht für viele Anleger synonym für zyklisches Stahlgeschäft mit extremen Ertragsschwankungen. Und so schwächelt die Aktie trotz förmlicher Gewinnexplosion für die Klöckner & Co (ISIN: DE000KC01000) in 2021 auf ein (vorläufig) EBITDA von 848 Mio EUR – bei einer Market-Cap von 1,16 Mrd EUR.Nach längerer Durststrecke hat die Klöckner in 2021 natürlich von der hohen Nachfrage nach Stahl und den gleichzeitig kräftig steigenden Preisen profitiert, und natürlich werden die Stahlpreise, wenn nicht 2022 so doch 2023 wieder zurückkommen. Wie stark ein solcher Rückgang sein könnte, hängt von der konjunkturellen Entwicklung, der CO2-Bepreisung, Entwicklung der Energie- und Erzpreise und diversen anderen Faktoren ab. Aber egal wie stark dieser Rückgang sein sollte, die Klöckner hat sich zwischenzeitlich so aufgestellt, dass durch zunehmende Digitalisierung der Prozesse auch bei stark sinkenden Stahlpreisen Gewinne erzielt werden können.
Wie, dazu später. Und warum in XOM möglicherweise stille Reserven schlummern, die in keiner Weise in der aktuellen Bewertung berücksichtigt sind, auch dazu später. Zuerst Gegenwart:
Klöckner Aktie steht vor einer hohen Dividende für 2021 – mehr als 8 % Rendite, vielleicht noch viel mehr…
Bereits bei Vorlage der Q3-Zahlen am 03.11.2021 erwartete man bei Klöckner: „Für das Gesamtjahr 2021 geht das Unternehmen weiterhin von einem EBITDA vor wesentlichen Sondereffekten von rund 800 Mio. € aus. Dies entspräche dem besten operativen Ergebnis seit dem Börsengang im Jahr 2006. Vor dem Hintergrund des erwarteten Rekordergebnisses für das Geschäftsjahr 2021 wird Klöckner & Co der Hauptversammlung eine Dividende in Höhe von voraussichtlich 0,90 € bis 1,10 € je Aktie vorschlagen.“
Und jetzt meldete man am 17.02.2022 noch viel bessere Zahlen: „…das beste operative Ergebnis (EBITDA) im Gesamtjahr seit dem Börsengang im Jahre 2006 erzielen. Nach vorläufigen Zahlen beträgt das EBITDA vor wesentlichen Sondereffekten für das Geschäftsjahr 2021 848 Mio. €.“. So sollte die 1,10 EUr durchaus möglich sein als Dividende – oder vielleicht sogar „noch eine Schippe drauf“? Immerhin fiel das EBITDA nochmal knapp 50 Mio EUR besser aus, als noch im November erwartet.
Und es geht weiter im Q1 – natürlich nicht für immer, aber man hat ja aus den alten Zyklen gelernt…
Neben zusätzlichen 54 Mio EUR Zusatz-EBITDA aus dem Verkauf von Immobilien in der Schweiz sowie in Frankreich, erwartet man eine Fortsetzung des Rekordkurses: „Ferner rechnet das Unternehmen für das erste Quartal 2022 mit einem EBITDA vor wesentlichen Sondereffekten von 130-180 Mio. € (Q1 2021: 130 Mio. €), was deutlich oberhalb der derzeitigen Markterwartung liegt.“
Wochenrückblick. Im Ukraineschatten News von Steinhoff. Deutsche Konsum REIT. Verbio. Nel, Plug Power, Aurelius, BayWa, PNE,…
Und bisher deutet wenig darauf hin, dass sich die Kostensituation für Stahl in den nächsten Monaten schon wieder drehen sollte. Aber auch dem könnte Klöckner zumindest entspannter entgegensehen, als in den Jahren zuvor. Denn man ist digitaler geworden und baut diese kostenminimierende Abwicklungsmöglichkeit der Geschäfte immer weiter aus. Bereits im Q3 2021 konnte Klöckner den Anteil des über digitale Kanäle erzielten Umsatzes auf 46 % steigern (Vorjahreszeitraum 42 %). Dabei ist es erklärtes Ziel, mittelfristig einen Anteil von 80 % der Umsätze „über digitale Kanäle“ abzuwickeln.
„XOM“ – unternehmensübergreifende Plattform mit dem Charme eines potentiellen Börsengangs – irgendwann…
Digitalisierung steht seit dem Führungswechsel letztes Jahr noch mehr im Vordergrund: Neben XOM, einer digitalen Handelsplattform für „alle Branchenvertreter“ auf der Kauf und Verkaufsseite, verfolgt man mit kloeckner.i mit einem deutschen und einem US-Hub die Digitaliserung der „Stahlhandelsgeschäfte“ der Klöckner & Co. an deren 140 Standorten und insgesamt 7.100 Mitarbeiter – übrig geblieben nach dem Surtsey-Programm zur Straffung und Effizienzsteigerung in 2020,das 1.200 „Jobs“ kostete.
XOM – Beteiligung mit Potential
Die XOM-Plattform, die auch für andere Anbieter/Verkäufer offensteht, bietet über den Marktplatz und die eShops hinaus seit 2020 auch die sogenannte XOM eProcurement-Lösung an. Diese soll die die Beschaffung und die Bedarfsplanung für Einkäufer erheblich vereinfachen. Sie automatisiere den Abgleich von Materialbedarfen und Angeboten und ermögliche direkte Vertragsverhandlungen, Abrufe sowie den Zugriff auf aktuelle Informationen zu Verfügbarkeiten und Bestellungen. Mit der Applikation sollen XOM Materials-Kunden, seit 2021 auch auf dem US-amerikanischen und brasilianischen Markt, ihre Beschaffungsprozesse vollständig digitalisieren und darüber hinaus datengetrieben wertvolle und bisher verborgen gebliebene Erkenntnisse über ihre Beschaffungsvorgänge zur weiteren Optimierung gewinnen können.
Plug Power und Nel liefern gute News. Aber der allgemeine Markttrend spricht gegen die beiden Wachstumswerte.
Deutsche Konsum REIT. Management im Gespräch nach den Zahlen. „Läuft sehr gut“ beim „Geschäftsmodell mit eingebautem Inflationsschutz“.
XOM Materials konnte im Jahresverlauf 2020 um über 1.300 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum zulegen. Und erreichte einen Gross Merchandise Volume (GMV) von über 140 Mio EUR. Die letzten uns bekannte Zahlen nennen ein Gross Merchandise Volume (GMV) – der Wert aller auf der Plattform verkauften Produkte – im Q1/21 von rund 150 Mio EUR. Und das war schon mehr als im gesamten 2020. Aktuellere Zahlen sollte es im März mit der Vilanz2021 geben.
kloeckner.i – digitale Revolution des Stahlhandels?
Zusätzlich wird die Digitalisierung und Automatisierung im Konzern mit dem Ziel „Zero-Touch“ weiter beschleunigt. Die Neuaufstellung der kloeckner.i-Organisation wurde im Q3 abgeschlossen. Und der neue kloeckner.i-Hub in den USA gegründet. Die KI-getriebene Applikation „Kloeckner Assistant“ soll ebenfalls weiter verbessert worden sein. So sollen durch die angestoßenen Maßnahmen künftig 80 % der Verkaufsprozesse digitalisiert und automatisiert werden. In Zukunft soll der Kloeckner Assistant auch in anderen Bereichen der Wertschöpfungskette von Klöckner & Co zum Einsatz kommen.
Klöckner Aktie positioniert sich auch im Zukunftsthema „Nachhaltigkeit“ – rechtzeitig. proaktiv.
Beim Ziel der Klimaneutralität bis 2040, inclusive der eingekauften „Produkte“ bis 2050 hat Klöckner & Co klare Pläne. Man hat bereits begonnen, bei der LKW- und PKW-Flotte auf innovative Antriebsmöglichkeiten wie E-Mobilität oder Wasserstoff umzustellen. Durch umfassende Emissionsanalysen und -beschränkungen in der Beschaffung und Logistik sollen weitere Einsparpotenziale gehoben.
Hinsichtlich der direkt beeinflussbaren CO2-Emissionen aus der vor- und nachgelagerten Lieferkette, des sogenannten Scope 3, spart Klöckner & Co Emissionen durch entsprechende Meeting- und Reisekonzepte. So habe das Unternehmen bereits in diesem Jahr von Inlandsflügen auf emissionsärmere Reiseoptionen verpflichtend umgestellt. Und hybride Arbeitskonzepte mit erheblich ausgeweiteten Homeoffice-Möglichkeiten eingeführt. Dadurch werde der Pendelverkehr minimiert, was weitere Einsparungen bei den Emissionen erlaubt.
„grüner Stahl“ – nicht erst 2050
Klöckner & Co übernehme zudem Verantwortung für die gesamte Lieferkette, also einschließlich der nur indirekt beeinflussbaren Emissionen durch eingekaufte Waren und Dienstleistungen, Investitionsgüter oder vorgelagerte Transport- und Vertriebsaktivitäten. Ein wichtiger erster Meilenstein beim Angebot nachhaltiger Produkte und Services sei bereits erreicht:
Klöckner & Co hat eine Partnerschaft mit dem schwedischen Start-up H2 Green Steel (H2GS), dem potentiellen Grosskunden Nel’s, geschlossen und sich signifikante Mengen an nahezu CO2-emissionsfreiem Stahl gesichert. Ab 2025 sollen im Rahmen der Partnerschaft zunächst bis zu 250.000 Tonnen grüner Stahl geliefert werden – mit der Option auf eine zukünftige Erweiterung der Liefermengen. Dieser Stahl gilt als nahezu CO2-emissionsfrei, da bei der Stahlproduktion von H2GS über 95 % weniger Brutto-CO2-Emissionen als in der konventionellen Produktion anfallen. Mit der Kooperation erweitert Klöckner & Co sein nachhaltiges Produkt- und Dienstleistungsspektrum deutlich.
Heidelberger Druck Aktie seitwärts. Nach den Anstiegen im letzten Jahr nicht unbedingt überraschend. Es gibt drei Argumente für die Aktie.
Aurelius kaufen. Platow Brief sieht hohen Cashbestand. Geringe Zinssensitivität. Handel rund 30 % unter NAV, …
Eyemaxx. Deutsche Lichtmiete. Insolvenzverfahren wird zum langwierigen Hoffnungsmarathon, beim anderen könnte es etwas anders laufen.
Media and Games Invest – CEO und Hauptaktionär im Gespräch. Strategie, Wachstum, Schweden – viel Bewegung.
EINE INTERESSANTE AKTIE, DIGTAL, HOHE DIVIDENDENRENDITE, KLARES PROGRAMM UM SICH DEN HERAUSFORDERUNGEN AUS DER KLIMADISKUSSION ZU STELLEN und auch die Problematik drohender Pensionslasten konnte Klöckner dieses Jahr aufgrund sprudelnder Einnahmen angehen. Im Q3/2021 wurde ein Projekt zur Verbesserung des Deckungsgrads der Pensionsverpflichtungen des Konzerns initiiert. Hierzu ist beabsichtigt, Vermögenswerte auf einen Treuhänder zu übertragen und damit zweckgebunden für die Bedienung von Pensionsleistungen zu verwenden. Diese Dotierungen sollen so zu einer signifikanten Reduzierung der ausgewiesenen Pensionsrückstellungen um mehr als 200 Mio EUR führen und damit die Struktur der Bilanz von Klöckner & Co substanziell verbessern.
Aktuell (21.02.2022 / 09:14 Uhr) notiert die Klöckner Aktie im Stuttgarter-Handel bei 11,36 EUR (-0,09 EUR / -0,79 %) .
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