Die KION GROUP AG (ISIN: DE000KGX8881) hat in einem schwierigen makroökonomischen und geopolitischen Umfeld das Geschäftsjahr 2022 mit einem Auftragseingang auf hohem Niveau abgeschlossen. Der weltweit tätige Intralogistikkonzern verzeichnete eine Umsatzsteigerung gegenüber dem Vorjahr, einschließlich deutlich positiver Währungseffekte. Die stark gestiegenen Material-, Energie- und Logistikkosten sowie anhaltende Störungen in den Lieferketten beeinträchtigten im abgelaufenen Jahr beide operativen Segmente erheblich, was sich in einem rückläufigen EBIT bereinigt und einem deutlichen negativen Free Cashflow des Konzerns niederschlug.
„Das Jahr 2022 hat uns vor besondere Herausforderungen gestellt. Deshalb fokussieren wir uns auf die konsequente Umsetzung der zahlreichen eingeleiteten Maßnahmen, um unsere Widerstandskraft und Profitabilität zu steigern“, sagt Rob Smith, Vorstandsvorsitzender der KION GROUP AG. „Schon jetzt sind wir deutlich agiler und resilienter aufgestellt als im vergangenen Jahr. Unsere Innovationspipeline ist voll und wir investieren weiter in unsere weltweiten Standorte. Zudem sind die globalen Wachstumstreiber wie etwa Digitalisierung, Automatisierung und alternative Energiesysteme bei der KION Group nach wie vor intakt. Daher blicken wir mit Zuversicht in dieses Jahr.“
Der Auftragseingang der KION Group reichte trotz einer spürbar nachlassenden Nachfrage mit 11,708 Mrd. € bis auf
6,2 Prozent an den Rekordwert des Vorjahres (12,482 Mrd. €) heran. Währungseffekte wirkten sich mit insgesamt
391,2 Mio. € erhöhend auf den Auftragseingang aus.
Das Segment Industrial Trucks & Services steigerte den Auftragseingang im Berichtsjahr um 3,2 Prozent auf
8,426 Mrd. € (Vorjahr: 8,166 Mrd. €) und profitierte dabei auch von vorgezogenen Bestellungen infolge längerer Lieferzeiten. Insgesamt wurde in allen Absatzregionen der Vorjahreswert übertroffen. Preisanpassungen bei Neufahrzeugen haben den deutlichen Rückgang der Bestellzahlen im zweiten Halbjahr 2022 wertmäßig im Auftragseingang nahezu kompensiert. Das wachstumsstarke Servicegeschäft trug überproportional zum Auftragsplus bei.
Das hohe Bestellvolumen des Vorjahres konnte, gemessen an den Zahlen im Neufahrzeuggeschäft mit 268,2 Tsd. bestellten Flurförderzeugen, jedoch nicht erreicht werden (-10,4 Prozent).
Im Segment Supply Chain Solutions hat die spürbare Zurückhaltung der Kunden bei ihren Investitionsentscheidungen, insbesondere im Bereich E-Commerce, zu einem deutlichen Rückgang des Auftragseingangs von 22,3 Prozent auf 3,362 Mrd. € (Vorjahr: 4,329 Mrd. €) geführt. Der Rückgang im Neugeschäft, der sowohl die Regionen Nordamerika als auch EMEA betraf, wurde durch ein erfreuliches Auftragsplus im Servicegeschäft zu einem gewissen Teil ausgeglichen.
Der Auftragsbestand der KION Group erhöhte sich in der zweiten Jahreshälfte 2022 um 6,3 Prozent auf 7,078 Mrd. € zum Bilanzstichtag.
Der Konzernumsatz übertraf den Vorjahreswert (10,294 Mrd. €) um 8,2 Prozent und lag bei 11,136 Mrd. €. Hierzu trugen beide operativen Segmente bei, die im Wesentlichen von der Abarbeitung der hohen Auftragsbestände aus dem Vorjahr sowie der guten Entwicklung im Servicegeschäft profitierten. Währungseffekte wirkten sich in Höhe von insgesamt 406,3 Mio. € positiv aus.
Der Gesamtumsatz des Segments Industrial Trucks & Services erhöhte sich um 12,9 Prozent auf 7,356 Mrd. € (Vorjahr: 6,514 Mrd. €). Der Konzern erzielte insbesondere wegen einer besseren Verfügbarkeit von Zulieferteilen im zweiten Halbjahr deutliche Fortschritte bei der Auslieferung von Fahrzeugen. Da die Umsätze vorrangig auf der Abarbeitung des Auftragsbuches aus dem Vorjahr beruhten, wirkten sich die Preiserhöhungen im abgelaufenen Jahr noch nicht nennenswert auf den Segmentumsatz aus. Das Servicegeschäft trug vor allem über ein wachsendes After-Sales- und Mietgeschäft maßgeblich zum Umsatzplus bei.
Im Segment Supply Chain Solutions lag der Gesamtumsatz von 3,807 Mrd. € insbesondere durch positive Währungseffekte mit einem Plus von 0,3 Prozent auf dem vergleichbaren Vorjahresniveau (3,796 Mrd. €). Der Umsatz im Servicegeschäft wuchs überproportional, wodurch der Rückgang im langfristigen Projektgeschäft kompensiert wurde.
Das EBIT bereinigt der KION Group blieb mit 292,4 Mio. € – infolge der erheblich gestiegenen Kosten und Lieferkettenstörungen – deutlich hinter dem Vergleichswert 2021 (841,8 Mio. €) zurück. Die EBIT-Marge bereinigt der KION Group lag bei lediglich 2,6 Prozent (Vorjahr: 8,2 Prozent).
Das EBIT bereinigt des Segments Industrial Trucks & Services nahm deutlich auf 420,5 Mio. € (Vorjahr: 536,0 Mio. €) ab. Die EBIT-Marge bereinigt reduzierte sich im Berichtsjahr auf 5,7 Prozent (Vorjahr: 8,2 Prozent). Den positiven Ergebniseffekten aus dem Umsatzwachstum standen umfangreiche negative Effekte aus den erheblich gestiegenen Material-, Energie- und Logistikkosten sowie Ineffizienzen in der Produktion durch mangelnde Materialverfügbarkeit in der Produktion gegenüber. Obwohl die Kostensteigerungen durch operative Gegenmaßnahmen begrenzt wurden, ging die Bruttomarge des Segments im Berichtszeitraum deutlich zurück. Die gestiegenen Herstellungskosten konnten durch Anhebungen der Listenpreise im abgelaufenen Berichtsjahr nur unwesentlich kompensiert werden, da vorwiegend die vor den Preisanpassungen erhaltenen Kundenaufträge im Auftragsbestand abgearbeitet wurden.
Das EBIT bereinigt des Segments Supply Chain Solutions wies einen Verlust von -45,6 Mio. € auf und lag damit signifikant unter dem Vorjahreswert (409,5 Mio. €). Die EBIT-Marge bereinigt verringerte sich entsprechend deutlich auf -1,2 Prozent (Vorjahr: 10,8 Prozent). Die Störungen in den Lieferketten schränkten im Jahresverlauf zunehmend die Verfügbarkeit wichtiger Teile an den Projektstandorten ein und führten neben dem Fachkräftemangel in Nordamerika zu Projektverzögerungen und damit zu internen Ineffizienzen. Lediglich ein geringer Teil der projektbezogenen massiven Kostensteigerungen konnte dabei an die Kunden weitergegeben werden. Auf operativer Ebene wurden Gegenmaßnahmen eingeleitet, indem – beginnend im zweiten Quartal 2022 – unter anderem geänderte Preisanpassungsklauseln in Neuverträgen aufgenommen, wesentliche Verbesserungen in den Projektmanagement-Prozessen initiiert sowie die Lieferantenbasis erweitert wurden.
Das Konzernergebnis reduzierte sich im Vorjahresvergleich deutlich auf 105,8 Mio. € (Vorjahr: 568,0 Mio. €). Zusätzlich zum operativen Ergebnisrückgang minderten die Sondereffekte aus dem zum Verkauf stehenden Russlandgeschäft des Segments Industrial Trucks & Services sowie aus der Rückabwicklung eines Russlandgeschäfts des Segments Supply Chain Solutions das Konzernergebnis um insgesamt 36,8 Mio. €.
Entsprechend verringerte sich bei einer annähernd vergleichbaren Aktienanzahl das unverwässerte Ergebnis je Aktie auf 0,75 € (Vorjahr: 4,34 €). Die KION GROUP AG wird der Hauptversammlung 2023 eine Dividende von 0,19 € (Vorjahr: 1,50 €) je Aktie vorschlagen.
Der Free Cashflow lag mit -715,6 Mio. € (Vorjahr: 543,8 Mio. €) deutlich im Minus. Neben dem Ergebnisrückgang wirkte sich der im Vergleich zum Vorjahr erhebliche Aufbau des Net Working Capital negativ aus.
Weltwirtschaft belastet, Material-Handling-Markt uneinheitlich
Der anhaltende Krieg in der Ukraine, die globale Inflation und die damit einhergehenden Anhebungen der Leitzinsen sowie die rapide Verbreitung des Coronavirus in China haben die Weltwirtschaft im Jahr 2022 belastet. Die weltweite Nachfrage nach Flurförderzeugen nahm im Jahresverlauf durch die konjunkturellen Rahmenbedingungen zunehmend ab. Lagen die Bestellzahlen im ersten Quartal noch über dem Vorjahresniveau, so ließ die Dynamik im weiteren Verlauf deutlich nach. Im Berichtszeitraum 2022 dürften die weltweiten Bestellzahlen im Markt unter dem Vergleichszeitraum des Vorjahres liegen – vor allem in der Region EMEA.
Nach Einschätzung der KION Group und gestützt auf das Research-Institut Interact Analysis hat der Weltmarkt für Supply-Chain-Lösungen im Berichtsjahr 2022 das Vorjahresniveau erneut übertroffen – trotz der allgemeinen makroökonomischen Unsicherheiten. Eine deutlich rückläufige Investitionsbereitschaft der E-Commerce-Anbieter wurde dabei durch ein höheres Investitionsvolumen in anderen Kundensegmenten überkompensiert. Alle Regionen (EMEA, Americas und APAC) verzeichneten ein positives Marktwachstum.
KION Group: Ausblick
Mit ihren Maßnahmen zur Stärkung der Resilienz sieht sich die KION Group insgesamt für die Zukunft gut aufgestellt. Für das Geschäftsjahr 2023 erwartet die KION Group einen Anstieg im Umsatz sowie eine deutliche Verbesserung im EBIT bereinigt und Return on Capital Employed (ROCE). Auf dieser Grundlage wird auch der Free Cashflow deutlich positiv erwartet. Aufgrund der genannten marktseitigen und geopolitischen Risiken bestehen allerdings weiterhin Unsicherheiten für die Geschäftsentwicklung des Konzerns und der operativen Segmente.
Die KION Group hat im Berichtsjahr 2022 entschiedene Maßnahmen in beiden operativen Segmenten eingeleitet, welche die Resilienz des Geschäftsmodells nachhaltig stärken sollen. Die Maßnahmen zur Vertragsgestaltung unter Preisanpassungs- und Risikosteuerungsgesichtspunkten sowie zur Verbesserung der Prozesse in Einkauf, Produktion und Projektsteuerung werden erwartungsgemäß bereits im Geschäftsjahr 2023 in den Bruttomargen ihre Wirkung zeigen.
Die erwartete Umsatzentwicklung im Segment Industrial Trucks & Services ist vom rückläufigen Markt nur bedingt betroffen, da ein sehr hoher Auftragsbestand aus dem Vorjahr vorhanden ist. Die erwartet geringere Nachfrage im Neugeschäft sollte das Segment in die Lage versetzen, die Lieferzeiten im Jahresverlauf zu verkürzen und überdies die noch verbleibenden Bestände an unfertigen Flurförderzeugen abzubauen. Der Umsatz und die Bruttomarge im Neugeschäft werden darüber hinaus durch die im Geschäftsjahr 2022 vorgenommenen Listenpreiserhöhungen in Reaktion auf die gestiegenen Herstellungskosten positiv beeinflusst. Aufgrund des sukzessiven Abbaus des Auftragsbestands werden sich diese Preiseffekte größtenteils erst in der zweiten Jahreshälfte positiv auswirken. Für das Segment wird auch aufgrund der erwartet besseren Materialverfügbarkeit mit einer positiven Umsatzentwicklung gegenüber 2022 im Neugeschäft gerechnet. Für das Servicegeschäft bildet die hohe Anzahl der weltweit eingesetzten Flurförderzeuge ein solides Fundament für einen leicht steigenden Umsatz. Beim EBIT bereinigt erwartet die KION Group für das Segment Industrial Trucks & Services eine deutliche Verbesserung, was im Wesentlichen auf die positiven Preiseffekte und die Annahme weitgehend stabiler Herstellungskosten im Neugeschäft zurückzuführen ist.
Im Segment Supply Chain Solutions liegt der Fokus auf der fortgesetzten Stärkung der operativen Resilienz durch eine risikomindernde Vertragsgestaltung sowie auf verbesserte Prozesse im Einkauf, der Projektdurchführung und -steuerung. Das Portfolio an integrierten Automatisierungs- und Softwarelösungen wird systematisch weiterentwickelt und ist die Basis für ein stabiles Geschäft in den zentralen Abnehmerbranchen (Allgemeiner Warenhandel, Textil, Nahrungsmittel und Getränke sowie Lebensmittel-Einzelhandel). Für das Segment wird dennoch ein deutlich rückläufiges Umsatzvolumen aus dem Projektgeschäft (Business Solutions), insbesondere aufgrund des marktseitigen Rückgangs von Investitionen der E-Commerce-Anbieter, erwartet. Für das margenstarke Servicegeschäft wird hingegen mit einer weiterhin positiven Umsatzentwicklung gerechnet. Durch den höheren Anteil an neu geschlossenen Kundenverträgen mit hinreichenden Preisanpassungsklauseln sowie die eingeleitete Optimierung der Projektmanagement-Prozesse wird von einer verbesserten Bruttomarge ausgegangen. Beim EBIT bereinigt des Segments Supply Chain Solutions wird ein deutlicher Anstieg erwartet, was im Wesentlichen auf die verbesserte Bruttomarge im Projektgeschäft (Business Solutions) zurückzuführen ist.
Ab dem Geschäftsjahr 2023 wurden die Größen Umsatzerlöse, EBIT bereinigt, Free Cashflow und Return on Capital Employed (ROCE) als die für die Steuerung der KION Group bedeutsamsten Leistungsindikatoren festgelegt. Demnach ist der Auftragseingang nicht mehr Bestandteil dieser Prognose.
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