HELMA Eigenheimbau AG ein Abstieg in Raten. Ehemals hoffnungsvoller Auftritt, dann bereits in 2022 durch die „Pleite eines Zulieferers“ angeschlagen, brach zusätzlich das Geschäft mehr oder weniger auf ein nicht dauerhaft überlebensfähiges Fundament zusammen. Restrukturierung nötigst! Verhandlungen mit Banken zur Re- Finanzierung wurden und werden geführt – seit Monaten kannte der Aktienkurs nur den Weg nach Süden. Und doch könnte das wirklich dicke Ende für die sowieso schon stark gebeutelten Aktionäre noch bevorstehen. Eher kryptisch, in einem Nebensatz der gestrigen Unternehmensmeldung versteckt, findet sich der Hinweis, dass die Aktionäre – schlimmstenfalls – ohne Entschädigung draussen sein könnten. So wie es den Aktionären der Leoni bereits passiert ist. Wie geht das?
„ Gegebenenfalls werden hierbei auch Maßnahmen des Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmens für Unternehmen Anwendung finden. “ – sprich Rien ne vas plus für Helma Eigenheimbau Aktionäre möglich.
Oder wie es in der aktuellen Meldung heisst: „Die HELMA Eigenheimbau AG befindet sich nach wie vor in konstruktiven Gesprächen mit ihren Finanzierungspartnern und arbeitet gemeinsam mit diesen an einer Umsetzung der finanziellen Restrukturierung des Unternehmens. Wie am 07. Juli 2023 bereits mitgeteilt, hat HELMA mit den beteiligten Finanzierungspartnern eine Vereinbarung geschlossen, die insbesondere Regelungen zu Tilgungs- und Kündigungsrechten von bestehenden Kreditverbindlichkeiten umfasst. Diese wurde nunmehr bis zum 08. Dezember 2023 prolongiert.
Das extern zu evaluierende Restrukturierungskonzept, das sich insbesondere auf die Neuausrichtung und Stärkung des Kerngeschäfts sowie das Re-Design der Finanzierungsstruktur fokussiert, befindet sich derzeit in der Finalisierung. Basierend auf diesem Restrukturierungskonzept sollen in den kommenden Wochen gemeinsam mit den Finanzierungspartnern die Grundlagen für die neue Finanzierungsstruktur des HELMA-Konzerns geschaffen werden. Gegebenenfalls werden hierbei auch Maßnahmen des Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmens für Unternehmen Anwendung finden. Ob und welche Maßnahmen im Zuge der finanziellen Restrukturierung gegebenenfalls erforderlich werden, ist nach derzeitigem Stand noch offen und hängt insbesondere von den weiteren Gesprächen zur Finanzierungsstruktur ab.“ (ad.hoc Helma Eigenheimbau, 31.10.2023, 18:07 Uhr)
Anmerkung: Das StaRUG bietet Unternehmen zur Restrukturierung unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, unter Umgehung eines Insolvenzverfahrens u.a. das Aktienkapital auf Null herabzusetzen und dann neue Kapitalgeber „an Bord zu holen“. Wie bei Leoni vorexerziert werden dadurch die alten Aktionäre – ohne grosse, eigentlich komplett ohne Widerspruchsmöglichkeiten – enteignet. (Zum Ablauf bietet die Leoni eine mögliche Blaupause für die helma-Aktionäre). Das scheint nun auch bei Helma möglich – zumindest nicht ausgeschlossen. Wer noch nicht engagiert sit: Finger weg. Wer bereits engagiert ist, muss selber entscheiden, wie er die Wahrscheinlichkeit dieser „Enteignung“ einschätzt. Hängt auch von der „Freundlichkeit“ oder „Fairness“ der finanzierenden Banken ab. Schwierige Fahrwasser voraus für die Aktionäre.
Trauerspiel eines ehemaligen Hoffnungsträgers setzt sich fort. Wer hätte das 2021 gedacht? So viele Versprechen, Visionen…
HELMA Eigenheimbau musste bereits in 2022 kräftige Abstriche beim Ergebnis hinnehmen – die Pleite eines Subunternehmers führte zu hohen Gewährleistungskosten und sinkende Auftragseingänge liessen auch beim Umsatz „nur“ das untere Ende der Prognosepanne erreichen. Mit 302,5 Mio EUR Umsatz und einem EBT von 3,5 Mio EUR (prognostiziert hatte man noch 20 Mio EUR) reichte es in 2022 immerhin noch für einen Jahresüberschuss. Dass 2023 nicht besser werden würde, sah man bereits bei der Bilanzvorlage. Aber man ging immerhin noch von einem „profitablen Geschäftsjahr mit einem positiven EBT in etwa auf Vorjahresniveau (Vj: 3,5 Mio. EUR) sowie Umsatzerlösen leicht bis moderat über dem Vorjahreswert (Vj: 302,5 Mio. EUR)„.
Traum geplatzt – HELMA Eigenheimbau strich Erwartungen für 2023 zusammen. Es wird rot.
Während man am 7.03.2023 noch von einem positiven Jahresergebnis ausging, haben sich seitdem wohl die Hoffnungen auf eine Erholung in der zweiten Jahreshälfte „in Luft aufgelöst“. Immobilienkrise 2.0 – mit der schnellen Erholung am Immobilienmarkt scheint es erstmal nichts zu sein. Und so müssen sich die Anleger damit abfinden: Umsatzerwartung wurde von rund 302,5 Mio EUR auf eine Bandbreite von 220 Mio bis 260 Mio EUR reduziert. Und das Ergebnis soll – ohne die Grössenordnung zu beziffern – negativ werden. Viel Unsicherheit. Zu viel.
Und dann die Halbjahreszahlen – Bonjour tristesse.
Am 10, August kamen die Halbjahreszahlen aufs Tapet. Erwartet schlecht: In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2023 erzielte der HELMA-Konzern Umsatzerlöse in Höhe von 125,7 Mio EUR (H1 2022: 169,2 Mio EUR) und ein EBT in Höhe von Minus 24,8 Mio EUR (H1 2022: Plus 13,5 Mio EUR), welches außerordentliche Aufwendungen für Abwertungen des Vorratsvermögens in Höhe von 13,5 Mio EUR sowie für Rechts- und Beratungsleistungen in Höhe von 1,9 Mio EUR enthält. Somit belief sich das um die vorgenannten Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern auf Minus 9,4 Mio. EUR. Das Konzernergebnis nach Steuern und Anteilen Fremder betrug Minus 17,0 Mio EUR (H1 2022: 8,9 Mio EUR).
… auch die Vertriebserfolge zeigten keine Belebung für Helma Eigenheimbau.
Die HELMA Eigenheimbau AG hat im ersten Halbjahr 2023 einen Konzern-Auftragseingang von 60,8 Mio EUR erzielt. Somit konnte das Auftragseingangsvolumen im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2022 (H2 2022: 57,8 Mio EUR) nur unwesentlich gesteigert werden. Im Segment Individuell belief sich der Auftragseingang auf 32,3 Mio EUR, wobei mit 30,6 Mio EUR der überwiegende Anteil von der HELMA Eigenheimbau AG erwirtschaftet wurde. Im Segment Vorgeplant betrug das Auftragsvolumen 28,4 Mio EUR, wovon auf die HELMA Wohnungsbau GmbH 19,7 Mio EUR und auf die HELMA Ferienimmobilien GmbH 8,8 Mio EUR entfallen.
Nachdem man den Aufsichtsrat konsequent einer Verjüngung unterzogen hatte -seit der Hauptversammlung am 7. Juli durch den Austausch von direkt drei Mitgliedern und später durch einen weiteren Zugang per Amtsgericht – will man „in einer Phase der konsequenten Neuausrichtung ihres Geschäfts, um angesichts der aktuellen, massiven Marktveränderungen ihr angestammtes Geschäft zu stabilisieren und schnell wieder qualitativ zu wachsen.“ Könnte man auch so verstehen, dass man vorher die Zeichen der Zeit verschlafen hatte. Und die Zeche zahlen dafür jetzt – wie so oft – die Aktionäre? Könnte so sein…
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