Hawesko setzt auf Osteuropa. Wachstum durch Übernahmen. Mittel gegen den negativen Kurstrend?

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Hawesko Aktie

Hawesko Aktie erlebte seit dem „Corona-Crash“ im März 2020 einen kräftigen Aufwärtstrend bis Mitte 2021, danach begann ein langsamer Abstieg von über 60,00 EUR auf aktuell 34,70 EUR – nur knapp über dem Jahrestief von 32,40 EUR. Lockdowngewinne für Homedeliveries kompensierten etwas den Gastronomie-Ausfall.  Lange her und seitdem sah die operative Entwicklung bei der Hawesko Holding AG (ISIN: DE0006042708) nicht schlecht aus – aber bei den Anlegern kam diese Botschaft nicht an. Dazu die zunehmende Konsumzurückhaltung seit einigen Monaten, die natürlich Bremsspuren beim Umsatz zurückliess. Nichtsdestotrotz ein interessanter Investmentcase, der durch die heute gemeldete Übernahme die Osteuropaphantasie weiter steigerte.

Hawesko erwirbt 50% an der Dunker Group OÜ – baltischer Markt im Blick.

Markteintritt im Baltikum für die Hamburger mit einem Wumms – durch die Dunker Group OÜ, die mit Tochtergesellschaften rund 200 Mitarbeitern und knapp 80 Mio EUR Umsatz einer der Big Player im Baltikum ist. Bisher wurde Dunker partnerschaftlich von den Anteilseignern Andres Villomann und Arvo Kask (jeweils 50 Prozent) geführt. Letzterer veräußert seine Anteile an die Hawesko-Gruppe und scheidet aus der Geschäftsführung aus. Nach der Akquisition des tschechischen Unternehmens Global Wines & Spirits im letzten Jahr soll die Partnerschaft mit Dunker für die Hawesko-Gruppe ein weiterer wichtiger Schritt in den sich entwickelnden osteuropäischen Weinmarkt sein.

„Dunker bietet uns aufgrund seiner guten Marktpräsenz und relevanten Größe im Baltikum eine ideale Chance zum Markteintritt. Durch eine Vielzahl an bereits gemeinsam distribuierten Weinmarken sowie einer starken Eigenmarken-DNA gibt es zwischen Dunker und Hawesko bereits zahlreiche Gemeinsamkeiten, mit denen wir in die Partnerschaft starten. Wir freuen uns mit Herrn Andres Villomann einen erfahrenen Partner an unserer Seite zu wissen und gehen gemeinsam die Weiterentwicklung des Weinmarktes im Baltikum an.“ sagt der Vorstandsvorsitzende der Hawesko Holding SE, Thorsten Hermelink.

 Hawesko Aktie fristet normalerweise eher ein „unscheinbares“ Börsenleben“ – relativ illiquider Handel, relativ langweilig?

Mit einem Umsatz von 314 Mio EUR  (Vorjahr: 312 Mio) und einem adj. EBIT von 13,2 Mio EUR (Vorjahr: 15,3 Mio) zum Halbjahr blieb das Geschäft annähernd auf dem Niveau des Vorjahres und nach wie vor deutlich über dem Vor-Corona-Trend. Das anhaltend schlechte Konsumklima aufgrund der hohen Kern-Inflationsrate in Deutschland habe zu einem veränderten Kanal-Mix geführt. In Anbetracht steigender Preise weichen Kunden in allen Lebensmittel-Sortimenten „nach unten“ aus und bleiben auch beim Wein in ihren gewohnten Preiskategorien. In den Endkundensegmenten verschieben sich dadurch die Umsätze aufgrund der kleineren Warenkörbe hin zum stationären Einzelhandel und weg vom E-Commerce. Dafür konnte der B2B-Bereich von spürbaren Nachholeffekten in der Gastronomie profitieren. Insgesamt konnte jedoch eine Entspannung der Negativentwicklung zum Vorjahr im 2. Quartal verzeichnet werden.

Mit zum Vorjahr stabilen Rohmargen in allen Segmenten und Effizienzprogrammen in den Bereichen Marketing, Logistik und Verwaltung konnte trotz inflationsbedingter Kostensteigerungen ein EBIT auf Höhe des starken Corona-Jahres 2020 erzielt und die adj. EBIT-Marge bei 4,2 % zum Halbjahr (Vorjahr: 4,9 %) gehalten werden. Für das Gesamtjahr 2023 rechnet der Vorstand der Hawesko-Gruppe mit anhaltend herausfordernden Marktbedingungen. Es wird daher unverändert ein Umsatz auf Vorjahresniveau erwartet, aufgrund des veränderten Segment-Mixes mit einem EBIT vor Restrukturierung von 37 – 42 Mio EUR. Demgegenüber steht eine MarketCap von rund 311 Mio EUR, KGV von 14,38 und eine Dividendenrendite von rund 5,48% – insgesamt kein Schnäppchen, aber auch nicht überbewertet.

Konkurrenz auf dem Wein-E-Commerce-Markt ist – noch – kein Hemmschuh für die Hawesko Aktie.

Nicht vergessen: Es gibt Konkurrenz am „Markt“. Bisher steht Hawesko für viele für Onlineweinversand, wie Tempo für Taschentücher, aber mit der schwedischen Viva Group versucht sich ein neuer Player einen Anteil am deutschen E-Commerce-Wein-Markt zu sichern. Bereits in 2018 („Wine in Black“) und 2020 („Vinexus“) erwarb man kleinere Onlineanbieter und schaffte mit der Übernahme der „Viacmpo“ (zuvor mehrheitlich Burda/Jägermeister) einen Umsatzsprung in Regionen der Hawesko im Online-Weinversand.

Die E-Commerce-Gruppe der Viva Group ist auf Wachstum eingestellt – und steht damit in direkter Konkurrenz zu Hawesko. Ende September meldete die Viva Group: „ completing its plan to centralize its European e-commerce logistics in a new, modern and custom built e-commerce warehouse in Hochheim, Germany. The warehouse has been developed by VGP Group, one of the leading developers of logistics and warehouse sites in Europe. The launch of the new warehouse marks the last step in Viva eCom’s strategy to combine its various platforms into one headquarter, one warehouse and one integrated team.“ Zweikampf in neuer Runde.

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