Hawesko Aktie befindet sich seit dem „Corona-Crash“ im März 2020 in einem Aufwärtstrend. Aber was heute mit der Aktie der Hawesko Holding AG (ISIN: DE0006042708) passierte ruft nach einer Erklärung. Bereits jetzt handelt die Aktie (13:33 Uhr) mit dem Zehnfachen eines durchschnittlichen Tagesumsatzes auf XETRA.Und der Kurs sprang förmlich ab ca. 10:16 Uhr „an“ – Trade für Trade, stieg die Aktie von 52,00 EUR auf 64,00 EUR innerhalb von 30 Minuten – mit hohen Volumina. Danach schien sich der Markt zu besinnen – wahrscheinlich fingen einige Anleger an, dieses unerwartete und NACHRICHTENLOSE Kursgeschenk zu nutzen. Mittlerweile liegt die Aktie wieder bei 55,00 EUR, aber es bleibt Musik am Markt.
Woran mag es liegen? Hawesko Aktie fristet normalerweise eher ein „unscheinbares“ Börsenleben“
Die plumpe Antwort ist einfach: Eine grössere Kauforder – wohl über einen Makler der sukzessive „an den Markt geht“ – trifft auf einen relativ illiquiden Markt. Der Internetauftritt Haweskos bietet auch keine Antwort: Keine ad-hoc-Meldung, die letzte Unternehmens-News datiert vom 11.05.2022 und befasste sich mit den – zugegebenermassen sehr guten – Quartalszahlen zum 31.03.2022. Wie sollte man als Anleger reagieren? Ohne den Grund des Anstiegs zu kennen, macht auf jeden Fall ein „blindes Hinterherlaufen“ keinen Sinn. Ausser für Hasardeure, die einen handfesten Grund hinter einer solchen extremen Kursbewegung vermuten. Und als Aktionär verkaufen? Wäre eine Gelegenheit, aber auch hier könnte es ein Fehler sein ohne Hintergrundwissen „einfach zu verkaufen“. Es sei denn man ist mit dem erreichten Kursniveau zufrieden oder hatte sowieso schon ein „besser erscheinendes Anlageobjekt identifiziert.
Steinhoff steht auch für 78% der Pepco Aktien, die derzeit wohl auch wegen des Schwerpunktes Osteuropa relativ schwach handeln, aber operativ überzeugt Pepco Heute.
Hawesko Aktie steht für eine operativ positive Entwicklung, was aber nicht den heutigen Kurssprung bei verzehnfachtem Handelsvolumen erklärt.
PNE Aktie mit Topperformance. Und auch die Anleihe scheint auf rege Nachfrage zu treffen – 5%, 5 Jahre, Zeichnung bis 13.06.2022 offen.
Plug Power Aktie deckt ganze H2-Wertschöpfungskette ab. „Green hydrogen“-Produktion in Antwerpen eigene Technik & grossindustrieller Masstab.
H2-Update: Bloom Energy schockt Nachhaltigkeitspuristen. Westinghouse plant Grosses mit Bloom’s Elektrolyseuren.
SGL Carbon Aktie fliegt aus dem SDAX, aber der Kurs hebt ab. Warum? Fakten.
Q1 Zahlen stimmten auf jeden Fall positiv – wenn auch nicht unbedingt so positiv , dass sie die heutige Bewegung erklären könnten.
Man ist wieder im Normalmodus angekommen. Oder wie es im Quartalsbericht heisst: „Die Pandemie spielt im (Kauf)verhalten von Konsumenten bei Weinen keine Rolle mehr. Auch wenn die pandemische Situation heute noch nicht vollständig eliminiert ist, sind pandemiebedingte Sondereffekte wie im Lockdown im Vorjahres-
quartal nicht mehr vorhanden.“
Wie erwartet, hat sich der erste Effekt (erhöhter Bedarf im Heimkonsum) wieder auf ein ähnliches Niveau wie vor der Pandemie zurückgebildet. Bei einem normalisierten Kundenverhalten ist der Umsatz der Hawesko-Gruppe im ersten Quartal 2022 um -5,7 Prozent auf 149,5 Mio EUR zurückgegangen. Die im Vergleich zum Lockdown gesunkene Nachfrage in den B2C-Formaten – auch durch die Verschiebung des Ostergeschäfts in den April – wird mit gestiegenen Umsätzen aus dem margenschwächeren B2B-Geschäft teilweise kompensiert.
Das Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit im Konzern (EBIT) liegt, vor allem durch diesen Mixeffekt und höheren Werbekosten für Neukunden als im Lockdown, mit 9,3 Mio EUR um rund 6,3 Mio unterhalb des Rekordergebnisses des Q1/2021. Im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren liegen Umsatz und Ergebnis der Gruppe
insgesamt jedoch auf einem deutlich höheren Niveau, und das in allen Segmenten. So zeigt sich, dass die Hawesko Gruppe nach dem Auslaufen der Sondereffekte deutlich stärker aus der Pandemie kommt, als sie vor zwei Jahren in sie hineinging.
Hawesko Aktie soll weiterhin ein E-Commerce-Geschäft auf wesentlich höherem Niveau als „Vorcorona“ sehen
So sah es zumindest der Vorstand bei der Vorlage der Zahlen für 2021. Denn Thorsten Hermelink, der Vorstandsvorsitzende der Hawesko-Gruppe, kommentiert: „In 2021 ist es uns gelungen, die gestiegene Nachfrage im Markt durch enormes Engagement unserer Bereiche Marketing, Einkauf, IT und Supply Chain in ein sehr gutes Wachstum und Ergebnis umzuwandeln.“ Und weiter: „Auch wenn das 1. Quartal 2022 durch eine veränderte Pandemiesituation leicht hinter dem 1. Quartal 2021 zurückbleiben wird, sollte das Umsatzniveau in unseren B2C-Einheiten dauerhaft deutlich über dem der Vor-Coronazeit liegen. Das stimmt uns für das Geschäftsjahr 2022 insgesamt optimistisch.“
In 2021 erzielte Hawesko einen Konzernumsatz von rund 680 Mio EUR (Plus 10%). Und auch die Gewinne halten mit: Konzern-EBIT soll auf ca. 53 Mio EUR (Vorjahr: 42 Mio EUR) steigen. Zur Erinnerung sei gesagt, dass bereits 2020 für Hawesko ein rekordmässiges Jahr war: Auch 2020 gab es eine kräftige Umsatzsteigerung von 12 % für den Konzern und das EBIT stieg auf 42 Mio EUR von 29,1 Mio EUR in 2019.
Enapter Aktie wird „immer runder“. Wilo-Gruppe als Kooperationspartner bestellt für eine Pilotanlage in Firmenzentrale 96 Elektrolyseure.
Operativ hat Hawesko „Lauf“
Woher die positive Entwicklung kommt, erläutert Hawesko: „Das zweistellige Umsatzwachstum in 2021 resultiert insbesondere aus der gestiegenen Nachfrage in dem Segment E-Commerce. Dank hoher Neukundengewinnung und einer anhaltenden Verschiebung hin zum Onlinekauf konnte der Umsatz 2021 im E-Commerce um rund 17 Prozent gegenüber Vorjahr gesteigert werden. Auch die Segmente Retail (+5 Prozent) und B2B (+7 Prozent) konnten im Umsatz zulegen.“
Somit profitiert Hawesko vom allgemeinen Onlineboom und kann die stationären Umsatzbremsen offensichtlich mehr als ausgleichen. Und weiter? Wie bei den anderen Onlineprofiteuren fragt sich, wie dauerhaft die Verhaltensänderung der Anleger hin zum Onlineeinkauf sein wird. Oder bleiben Hawesko-Kunden (also einer der diversen „Marken“) treu – ob online oder in den „Weinstores“? Und wird die Gastronomie sich schnell von den Corona-Einschränkungen erholen und mit einem „Nachholeffekt“ so zu einer kleinen „Sonderkonjunktur“ im weiteren Verlauf von 2022 führen? Jedenfalls sollte der allgemein beliebte „Präsentversand“ von Weinkollektionen für Kunden oder Geschäftspartner zumindest ein ähnliches Niveau wie in den Vorjahren erreichen – möglicherweise wird als Ersatz für „Essenseinladungen“ sogar eine Steigerung möglich sein. Jedenfalls gute Aussichten weiterhin. Die Aktie hat jedoch schon einiges davon eingepreist.
KHD Humboldt Aktie bis 2,00 EUR KAUFEN? Warum „Aktien Spezialwerte“ das so sieht, wird fundiert und ausführlich erläutert. Allein…
Konkurrenz auf dem E-Commerce-Markt ist – noch – kein Hemmschuh für die Hawesko Aktie
Nicht vergessen: Es gibt Konkurrenz am „Markt“. Bisher steht Hawesko für viele für Onlineweinversand, wie Tempo für Taschentücher, aber mit der schwedischen Viva Group versucht sich ein neuer Player einen Anteil am deutschen E-Commerce-Wein-Markt zu sichern. Bereits in 2018 („Wine in Black“) und 2020 („Vinexus“) erwarb man kleinere Onlineanbieter und schaffte mit der Übernahme der „Viacmpo“ (zuvor mehrheitlich Burda/Jägermeister) einen Umsatzsprung in Regionen der Hawesko im Online-Weinversand. Die neue E-Commerce-Gruppe der Viva Group soll in 2021 zwischen 80-100 Mio EUR Umsatz in Deutschland erzielen. Die Frage ist einfach: Werden die Marketingkosten der Kundenakquise durch diesen neuen Player steigen? Wird es zu Preiskämpfen oder teuren Rabattaktionen kommen? Spannend.