Die HanseYachts AG (ISIN: DE000A0KF6M8) ist überraschend stark ins Geschäftsjahr 2023/2024 gestartet: Nach vorläufigen Zahlen schaffte der Greifswalder Yachtbauer bei einem Umsatzsprung auf 48,2 Mio EUR ein positives EBITDA von 3,5 Mio EUR und ein Konzernergebnis von 1,5 Mio EUR. „Das erste Quartal ist das beste seit mehr als zehn Jahren. Neben den Investitionen in Neuprodukte haben wir stark in unser Produktionssystem investiert und sehen mittlerweile auch deutlich die positiven Effekte“, erläutert HanseYachts-CEO Hanjo Runde im Exklusivinterview. Das Nebenwerte-Magazin sprach mit Runde zudem über die Vollauslastung der Produktion, die Innovations- und Wachstumsstrategie Confidence 2025 und das Ziel einer EBITDA-Marge von 10 Prozent. Und im Hintergrund schwingt immer die Frage mit, was der Hauptaktionär Aurelius plant…
Herr Runde, bei unserem jüngsten Gespräch im Februar 2023 sprachen Sie davon, dass HanseYachts „jetzt ein nahezu ideales Fahrwasser vor sich hat“. Gilt diese Einschätzung nach wie vor oder gibt es neue Anzeichen für eine stürmische See, insbesondere angesichts des konjunkturellen Gegenwinds und der weltweiten Krisen?
Hanjo Runde: Die Supply-Chain-Situation hat sich deutlich entspannt und wir haben ein volles Orderbuch. Das bedeutet eine Vollauslastung unserer Produktion, wodurch wir aktuell nahezu optimale Bedingungen ohne die früher übliche Saisonalität haben. Außerdem beeinflussen die durchgesetzten Preissteigerungen das Ergebnis positiv. Unsere gerade veröffentlichten Zahlen fürs erste Quartal zeigen das deutlich.
Sie sprechen das vorläufige Ergebnis des ersten Quartals 2023/2024 an. Der Umsatzsprung auf voraussichtlich 48,2 Mio. Euro sowie das positive EBITDA von 3,5 Mio. EUR belegen, dass sich die deutlichen Preiserhöhungen und die normalisierenden Lieferketten nun endlich auch in der Umsatz- und Ergebnisentwicklung der Gesellschaft widerspiegeln. Wie bewerten Sie das operative Abschneiden im Auftaktquartal 2023/2024?
Hanjo Runde: Das erste Quartal ist das beste seit mehr als zehn Jahren, das zeigt sich auch im positiven vorläufigen Konzernergebnis von 1,5 Mio. Euro. Neben der Normalisierung der Lieferketten und dem Effekt unserer erfolgreich umgesetzten Preiserhöhungen ist das gute Ergebnis auch auf die sich jetzt zeigenden Auswirkungen der konsequenten Umsetzung unserer Unternehmensstrategie zurückzuführen. Und nicht zuletzt natürlich auf die Leistung des gesamten Teams von HanseYachts.
Apropos Unternehmensstrategie: Welche Rolle spielten bei diesem deutlichen Ergebnissprung die im vergangenen Jahr gestartete Strategie Confidence 2025 und die dazu gehörenden Preis-, Qualitäts- und Effizienzinitiativen?
Hanjo Runde: Confidence 2025 ist unsere Innovations- und Wachstumsstrategie. Wir wollen mit neuen und innovativen Produkten am Markt überzeugen. Das führt auch zu einer verbesserten Margensituation. Neben den Investitionen in Neuprodukte haben wir stark in unser Produktionssystem investiert und sehen mittlerweile auch deutlich die positiven Effekte. Beispielsweise haben wir die Arbeitsstunden pro Boot bei der Hanse 460 von rund 1.300 auf unter 900 gesenkt. Auch der starke Fokus auf Qualität, wo HanseYachts schon immer gut war, zahlt sich aus. Ich bin stolz, wie diszipliniert die Mannschaft in der Produktion arbeitet, und freue mich, dass sich dies durch die Beruhigung in den Lieferketten nun auch in sichtbaren wirtschaftlichen Erfolgen niederschlägt.
Wie nachhaltig ist der im ersten Quartal erfolgte Turnaround? Unter welchen Annahmen werden Sie auch im gesamten Geschäftsjahr 2023/2024 schwarze Zahlen schreiben?
Hanjo Runde: Der Turnaround ist absolut nachhaltig. Für das laufende Geschäftsjahr 2023/2024 gehen wir von einer Umsatzsteigerung auf 180 Mio. bis 200 Mio. Euro sowie einem EBITDA im mittleren bis oberen einstelligen Millionen-Bereich und einem positiven Konzernergebnis im niedrigen einstelligen Millionen-Euro-Bereich aus. Wir sind für das Geschäftsjahr ausverkauft und wir kennen die Preise der Boote. Damit sind die beiden relevanten Annahmen die Materialpreise und unsere Produktionseffizienz. Diese haben wir hinreichend konservativ in unsere Planung einfließen lassen.
Gibt es nach wie vor besondere Herausforderungen in der Produktion oder läuft diese nun weitgehend im „Normalbetrieb“?
Hanjo Runde: Die Produktion läuft wieder stabil im Normalbetrieb. Nach über 2.500 Fehlteilen, mit denen wir im vergangenen Geschäftsjahr zum Teil konfrontiert waren, liegen wir jetzt konstant bei unter 500. In der Konsequenz ist die Anzahl unfertiger – also nicht wie geplant beim Verlassen des Produktionsbands kompletter – Boote von fast 60 auf 8 zurückgegangen. Das ist eine mehr als erfreuliche Entwicklung.
Wie sieht es auf der Nachfrageseite aus? Welche Modelle laufen aktuell besonders gut und auf welche Lieferzeiten müssen sich Ihre Kunden einstellen?
Hanjo Runde: Der Auftragsbestand ist seit Beginn des Geschäftsjahres auf konstant hohem Niveau – und das trotz unserer Preiserhöhungen und unser strikten Rabattpolitik, also des Verzichts auf die Sonderrabatte der Vergangenheit. Sicherlich führt die aktuelle Zinspolitik zu einem stärkeren Druck auf die Anbieter weniger differenzierter Produkte und damit auch auf deren Preise. HanseYachts hat in den vergangenen beiden Jahren deutlich auf Innovation gesetzt, die Anzahl an Ingenieuren nochmals deutlich erhöht, und das zahlt sich in diesem Marktumfeld sichtbar aus. Unsere neuen Produkte – und ich spreche hier nicht über Facelifts, sondern über wirkliche Innovationen – verschaffen uns hier einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Im Mai 2023 haben Sie durch die Ausgabe eines Wandeldarlehens 3 Mio. Euro frisches Kapital aufgenommen. Wie sieht aktuell Ihre finanzielle Situation aus?
Hanjo Runde: Gut.
Ihr Großaktionär AURELIUS hat seinen Börsenrückzug angekündigt. Ist ein solcher Schritt auch für die HanseYachts AG eine Option, über die Sie nachdenken?
Hanjo Runde: Die Börsennotierung hat für uns diverse Vorteile. Ich sehe aktuell keinen Grund, hier etwas zu verändern.
Lassen Sie uns abschließend etwas weiter in die Zukunft blicken: Wo sehen Sie die HanseYachts AG bzw. die Hanse Group in fünf Jahren?
Hanjo Runde: Unser klares Ziel ist ein Jahresumsatz von konstant über 200 Mio. Euro bei einer EBITDA-Marge von 10 Prozent – und das erreichen wir sicherlich nicht erst in fünf Jahren.
Herr Runde, vielen Dank für das Interview.
Hanjo Runde | Vorstandsvorsitzender (CEO) der HanseYachts AG
Nach seinem Studium an der ETH Zürich und der Harvard Business School leitete Hanjo Runde verschiedene Bereiche in Sales, Marketing und Supply Chain bei der Hilti Gruppe und bei Airbus. Herr Runde, Jahrgang 1979, war zuletzt als Geschäftsführer des Premium-Küchenherstellers SieMatic tätig und übernahm im Oktober 2021 den Vorstandsvorsitz der HanseYachts AG.
Kurzinfo zum Unternehmen
Die HanseYachts AG ist der zweitgrößte Segelyacht-Hersteller der Welt, gemessen an der Anzahl der jährlich in Serie gefertigten Yachten. Bei Motoryachten gehört das Unternehmen zu den Top-10-Herstellern weltweit. Die HanseYachts AG betreibt unter dem Dachnamen „HanseGroup“ die Segelyachtmarken Hanse, Dehler, Moody, sowie die Motoryachtmarken Sealine, Fjord und Ryck. Über 40 verschiedene Modelle bilden eines der modernsten und vielfältigsten Freizeityacht-Angebote auf dem Markt. Am Standort Greifswald werden in unmittelbarer Nähe zur Ostsee Premiumyachten – Made in Germany – hergestellt und in über 100 Länder exportiert. Seit 2007 ist die HanseYachts AG börsennotiert (General Standard).
Aktuell im nwm:
EXCLUSIVINTERVIEW: „… auf der Ziellinie!“ Smartbroker+ Gamechanger? Wie weit ist CEO Kolbinger mit Smartbroker Holding auf dem Weg zu „attraktivsten Broker“, was ist mit der Aktie?
Wochenrückblick Aktien KW 43 Kampf gegen die Bären. Verloren? News Fuchs, Nel, Plug Power, paragon, Mensch und Maschine, Pyramid, Puma, Takkt,…
paragon Aktie könnte spannend werden. Dabei soll die ausstehende Anleihe durch Rückkäufe auf 25 Mio EUR nominal reduzeirt werden.
Gastbeitrag: McKesson Aktie – aktuell nahe am Allzeithoch ist schon bemerkenswert. Und da soll noch mehr gehen, so der Platow Brief mit klarem „KAUFEN“.
INTERVIEW: Pyramid will wachsen. Vorstände im Gespräch. Bisher ist die Kursentwicklung eher enttäuschend, aber man hat einiges vor.
H2-US-Hubs – Teil1: Plug Power. thyssenKrupp nucera. Air Liquide. Air Products. Nikola. Ballard Power u.a. sind beim 7 Mrd. USD Jackpot für 7 US-Wasserstoffhubs dabei.
H2-US-Hubs – Teil2: Plug Power. Nel. Bloom Energy. thyssenKrupp nucera. Air Liquide. Air Products. Siemens Energy beim 7 Mrd Jackpot dabei?
H2-US-Hubs – Teil3: Bloom Energy, Plug Power, Nel, Air Liquide, Siemens Energy, RWE, ITM Power – beim 7 Mrd Jackpot dabei?