25.04.2021 – Andy Marsh, CEO von Plug Power Inc. (ISIN: US72919P2020) ist derzeit als Krisenmanager gefordert. Seit dem Eingeständnis, dass die Bilanzen 2018,2019 und die vorläufigen Zahlen 2020 falsch sind und korrigiert werden müssen, kämpft er gegen die Zweifel an.
Und nachdem Analysten die Bilanzkorrekturen relativ entspannt sehen und letzte Woche Renault und SK Group den Rücken gestärkt hatten, kämpft Plug Power mit operativen Meldungen dagegen an. Aber bisher „verpuffen“ diese Meldungen – der Kurs scheint bis zur Lieferung der korrigierten Bilanzen „im Tal der Tränen“.
Und nachdem zuletzt Morgan Stanley am 12.04. mit einem Downgrade Plug Powers Kurs unter 30,00 USD drückte, traf es am Montag durch den WSJ-Beitrag eine ganze Branche, aber auch Plug Power schloss 7,6 % niedriger bei „nur noch“ 25,24 USD, Kommen jetzt positivere stimmen zu Wort. Der Roth Capital Partners Analyst Craig Irwin wiederholte gerade wieder sein BUY und bestätigte sein Kursziel von 65,00 USD. Und Dienstag kam die Investmentbank Evercore mit „OUTPERFORM“ und einem Kursziel von 42,oo USD.
Und der US-Senat diskutiert Gesetz zur Förderung grünen Wasserstoffs
Der „Green Hydrogen Production Incentives Act“ liegt beim US-Senat. Und es geht um eine für Plug Power spannende Chance einen „production tax credit for green hydrogen“ zu erhalten. Dazu der Klimagipfel mit Bidens neuen CO2-Zielen für die USA. Viel Perspektive. Dazwischen – fast übersehen – eine Gesellschaft, die für Plug Power das wichtigste überhaupt leifern will: Käufer für die Brennstoffzellen. Und am Sonntag sollte dafür die Zeit sein:
Westech Industrial Ltd. und Plug Power Inc. gehen strategische Partnerschaft ein – Zielmarkt West -Kanda, Produkt: GenSure LP Fuel Cell – Produktpalette
Brennstoffzellen sollen eine alternative Energiequelle für den Westteil Kandas werden: Westech Ltd. wird Vertriebs- und Servicedienstleister für Plug Power’s GenSure LP Fuel Cell Produktpalette. Hier geht es um einen seit 50 Jahren eingeführten Partner der Industrie, der Generatoren für den Notfall – Reservestromkapazität anbeiten will.Jederzeit verfügbar und „grüner“ als die Diesellösungen, die derzeit noch vorherrschen. Und dafür sind Plug Power’s GenSure Produkte geeignet – ohne Emissionen als Notstromaggregat. Denn Plug Power hat bereits mehr als 4,800 GenSure LP Brennstoffzellensysteme US-weit und in über 36 anderen Ländern bei Kunden installiert. Und diese sind somit Unwetter-erprobt und praxiserprobt bei extremen Temperaturen oder Wetterverhältnissen in mehr als 100 Mio Einsatzstunden.
Die GenSure Brennstoffzellen werden mit H2 befüllt und bieten hunderte Betriebsstunden zwischen den Befüllungen und labgfristig zur Verfügung stehende Service- und Wartungsdienste.Und das zu 84% geringeren Betriebskosten als herkömmliche Notstromaggregate.
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Investor Relations Abteilung macht aber Hoffnung auf schnellere Klärung als erwartet!
Im Netz findet sich eine Antwort der IR-Abteilung von Plug Power an einen Aktionär. Sofern diese Antwort authentisch sein sollte, wovon wir ausgehen, sollte bis zur Bekanntgabe der Q1 Zahlen die Bilanzkorrektur erledigt sein. Was natürlich ein Riesenschritt zu einer Normalisierung der Situation wäre, sofern auch die anderen Aussagen der „IR-Antwort“ sich dadurch bestätigen sollten:
„The short answer to your question we are cautiously optimistic this will be concluded prior to our Q1 earnings release, so in that perspective we are hopeful weeks and not months away.
(Würde bedeuten, dass bis zum 11.05.2021 die strittigen Bilanzfragen geklärt wären, was danach eine Schadensbegrenzung möglich machen würde)
Störend auf jeden Fall die beginnenden „Einsätze“ der Sammelkläger – selbstverständlich für die Vereinigten Staaten
Hier wird auf jeden Fall einiges auf Plug Power zukommen. Beispielsweise sammelt die auf Sammelklagen wegen „Anlegerbetrugs“ spezialisierte Kanzlei Jakubowitz Law Geschädigte, die zwischem dem 09.11.2020 und dem 01.03.2021 Aktien Plug Powers gekauft haben:
„Plug Power is facing a class action lawsuit alleging that the Company made materially false and/or misleading statements and/or failed to disclose that: (1) the Company would be unable to timely file its 2020 annual report due to delays related to the review of classification of certain costs and the recoverability of the right to use assets with certain leases; (2) the Company was reasonably likely to report material weaknesses in its internal control over financial reporting; and (3) as a result of the foregoing, Defendants’ positive statements about the Company’s business, operations, and prospects were materially misleading and/or lacked a reasonable basis.
If you incurred a loss on PLUG stocks purchased between November 9, 2020 and March 1, 2021, this lawsuit is on your behalf. The lawsuit was filed in the the United States District Court for the Southern District of New York, and our firm is reaching out to investors to discuss their legal rights.“
Gleiches wird von der Kanzlei Kessler Topaz Meltzer & Check, LLP mit grossem Werbeaufwand betrieben. Oder wie es in anderen Presseverlautbarungen heisst: „Rosen Law Firm, a global investor rights law firm, announces the filing of a class action lawsuit on behalf of purchasers of the securities of Plug Power Inc.“ Und auch Levi & Korsinsky oder Berger Montague – die Adler kreisen und werden ihre Beute machen.
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Nochmal zur Erinnerung: Kein zweites NIKOLA mit Fakenews und falschen Zahlen und Aufträgen – bei Plug Power geht es – bisher ? – um eine nicht US-GAAP-konforme Verbuchung von realen Geschäftsvorfällen
So zumindest der Stand bisher. Und der Stand, dem der Wirtschaftsprüfer, der den Korrekturbedarf feststellte, nicht widersprochen hat. Abgesehen davon, das solche Fehler in einem Unternehmen mit dem Anspruch einer Plug Power nicht vorkommen dürfen und definitiv Organisationsmängel vorliegen, scheint der Markt sich mit der Vorstellung anzufreunden: 1. Der wichtige Bilanzposten Cash ist nicht von der Korrektur betroffen. 2. Bestehende Geschäftsvorfälle und vertragliche Vereinbarungen sind nicht durch die Korrekturen in ihrer Wirtschaftlichkeit betroffen. Und 3. Alle Prognosen über die zukünftige Umsatzentwicklung seien durch die Korrekturen der Bilanzen nicht betroffen und werden aufrechterhalten.
Was muss geändert werden?
Und die Liste der zu korrigierenden Bilanzposten scheint lang – und wird vom Management grösstenteils mit der „Ungewöhnlichkeit“ und „Neuen Formen der Geschäftsvorfälle“ bei dem Wasserstoffwert erklärt. So seien falsche Einschätzungen vorgenommen worden, die US-GAAP widersprächen. Konkrete Änderungen seien nötig bei:
- Buchwerten von genutzten Rechten/Lizenzen und den damit verbundenen finanziellen Verpflichtungen – könnte auf die GuV-Rechnung durchschlagen und möglicherweise die Verluste erhöhen. Liquiditätswirksam sollten diese Verluste nicht sein von der Natur der Sache her.
- aufgelaufene Verluste für einige Service Verträge – auch hier GuV-Wirkung und möglicherweise zukünftig auch liquiditätswirksam, falls zukünftige Verpflichtungen als zu gering eingestuft worden sind
- Abschreibungen für langlebige Wirtschaftsgüter – würde zu einer anderen Zuordnung von Aufwendungen auf die Perioden der Nutzung führen. In Summe blieben die Aufwendungen gleich, aber einzelne Jahre könnten abweichende Gewinne / Verluste aufweisen.
- Einstufung diverser Kostengruppen, die zu abnehmenden Forschungs- und Entwicklungskosten und ansteigenden umsatzverbundenen Kosten führen – für die Statistik und Kennzahlen relevant, aber weder liquiditätswirksam noch relevant für die Verlusthöhe in den fraglichen Bilanzen
Und so scheint die Korrektur der Bilanzen, wenn auch rechtlich notwendig, so doch von relativ geringer Auswirkung auf die operative Entwicklung oder die Liquiditätslage der Gesellschaft oder die EBIT-Ergebnisse. Wobei wahrscheinlich die grössten Auswirkungen bei den nicht-liquiditätswirksamen Aufwendungen liegen sollten und somit die Verluste in 2018,2019 und 2020 tendenziell etwas höher angesetzt werden sollten.
Vertrauensverlust wiegt am schwersten – Jetzt muss unter Hochdruck geliefert werden, um Vertrauen zurückzugewinnen!
Noch im Rahmen der Bilanzerstellung und anschliessenden Prüfung gab es selbst am 24.02.2021, als das Management von Plug Power und das Audit Committee die vorläufigen Zahlen mit KPMG finalisierten, noch keine Feststellungen. Erst nach Veröffentlichung der vorläufigen Zahlen für das Q4 und das Jahr 2020 wurde im Rahmen der Prüfungshandlungen der oben beschriebene Korrekturbedarf festgestellt. Und danach musste Plug Power auch den daraus resultierenden Korrekturbedarf für die Vorjahre konstatieren.
Hierbei betont Plug Powers Management, dass der Korrekturbedarf nicht in einem Kontrollversagen oder Fehlverhalten begründet sei. Und dieses auch von KPMG nicht berichtet worden sei.
Die Fristen der NASDAQ laufen
Erstmal gilt eine Nachbesserungsfrist von 60 Tagen, also bis zum 17.05.2021, das 10-K Formular mit den Zahlen für 2020 an die SEC zu liefern. Falls Plug Power nicht in der Lage zu sein sollte, diese Frist einzuhalten – und das scheint wohl möglicherwiese der Fall zu sein – gibt es nur eine Alternative. Plug Power muss dann bis zu diesem Stichtag einen konkreten Zeitplan vorlegen, innerhalb welcher Fristen eine Übereinstimmung mit den Regeln für Plug erreichbar sein könnte.
Nur falls die NASDAQ einverstanden wäre, könnte sich die Frist um maximal weitere 120 Tage auf höchstens 180 Tage verlängern
Was als äussersten Termin zur Rückerlangung des regelkonformen Zustands den 13.09.2021 festlegt. Bis zu diesem Tag könnte von der NASDAQ. eine fristverlängerung maximal gewährt werden. Wenn bis dahin oder einem früheren von der NASDAQ festgelegten Termin keine regelkonforme Meldung der 2020er Bilanz erfolgen sollte, wäre das Listing gefährdet. So weit darf es Andy Marsh nicht kommen lassen.
Eine Menge Arbeit liegt vor der Buchhaltung und den Wirtschfatsprüfern: Zuerst muss 2018 korrigiert werden, um dann mit dne neuen Eröffnungssalden 2019 neu aufstellen zu können. Und erst danach kann mit den korrigierten Eröffnungssalden die 2020er Bilanz zum Abschluss gebracht werden. Kompliziert und mit Null-Fehler-Toleranz im Land der Sammelklagen.
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EXKLUSIVINTERVIEW Berentzen Vorstand. „Wenn es in Deutschland soweit ist, werden wir da sein“
Derzeit scheint alles möglich. Und Plug Power wäre gut beraten schnellstmöglich die Korrekturen zu liefern. Weiterhin sollte man zeitnah klarzustellen welche Zahlen definitiv stimmen. Und welche Verträge möglicherweise bei einem derartigen Bilanzfehler stornierbar oder widerrufbar wären. Und hier gilt ganz klar der Satz: ZEIT IST GELD. Je länger die Unsicherheit andauert, desto anfälliger der Kurs der Aktie für weitere Rückschläge – oder wie bei NIKOLA für immer weitere Hiobsbotschaften und aufgehobene Verträge und Kooperationen…