18.03.2021 – Andy Marsh, CEO von Plug Power Inc. (ISIN: US72919P2020) lieferte in den letzten Monaten, was der Markt liebt: Grosse Projekte, Guidance-erhöhungen und erfolgreiche Kapitalerhöhungen – ausgedrückt in extrem gestiegenen Aktienkursen. Dann startete eine kräftige Korrekturphase, die sich letzte Woche nach Bodenbildung wieder langsam zu verabschieden schien – und Dienstag Abends das Eingeständnis: Bilanzen 2018,2019 und die vorläufigen zahlen 2020 sind falsch – „nicht mehr vertrauenswürdig“. Vor Eröffnung der Märkte fiel die Aktie zeitweise über 20 %.
Plug Power muss Bilanzen 2018,2019, 2020 korrigieren – aber im Laufe des gestrigen Handels machte sich eine gewisse Entspannung breit
Und die Verluste konnten stark eingegrenzt werden auf – bei Handelsschluss – ein Minus von „nur“ noch 3,35 USD, 7,85 % und einen Schlusskurs von 39,33 USD. Nach den 42,68 USD vom Dienstag ein Rückgang, der bei den hochvolatilen Wasserstoffwerten in den letzten Wochen nicht vollkommen ungewöhnlich ist. Also warum eine solch schnelle Beruhigung und Gegenbewegung nach dem Eingeständnis Plug Powers die Bilanzen von 3 Jahren korrigieren zu müssen und die Börsenfrist vom 16.03.2021 für die Vorlage der 10-k Formulare für das Geschäftsjahr 2020 zu verfehlen.
Kein zweites NIKOLA mit Fakenews und falschen Zahlen und Aufträgen – bei Plug Power geht es – bisher ? – um eine nicht US-GAAP-konforme Verbuchung von realen Geschäftsvorfällen
So zumindest der Stand bisher. Und der Stand, dem der Wirtschaftsprüfer, der den Korrekturbedarf feststellte, nicht widersprochen hat. Abgesehen davon, das solche Fehler in einem Unternehmen mit dem Anspruch einer Plug Power nicht vorkommen dürfen und definitiv Organisationsmängel vorliegen, scheint der Markt sich mit der Vorstellung anzufreunden: 1. Der wichtige Bilanzposten Cash ist nicht von der Korrektur betroffen. 2. Bestehende Geschäftsvorfälle und vertragliche Vereinbarungen sind nicht durch die Korrekturen in ihrer Wirtschaftlichkeit betroffen. Und 3. Alle Prognosen über die zukünftige Umsatzentwicklung seien durch die Korrekturen der Bilanzen nicht betroffen und werden aufrecht erhalten.
Plug Power muss Bilanzen 2018,2019,vorläufige Zahlen 2020 korrigieren, KPMG sieht Verstösse gegen US-GAAP-Regeln. Laut Management keine Auswirkungen auf Prognosen oder Cash-Positionen.
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Was muss geändert werden?
Und die Liste der zu korrigierenden Bilanzposten scheint lang – und wird vom Management größtenteils mit der „Ungewöhnlichkeit“ und „Neuen Formen der Geschäftsvorfälle“ bei dem Wasserstoffwert erklärt. So seien falsche Einschätzungen vorgenommen worden, die US-GAAP widersprächen. Konkrete Änderungen seien nötig bei:
- Buchwerten von genutzten Rechten/Lizenzen und den damit verbundenen finanziellen Verpflichtungen – könnte auf die GuV-Rechnung durchschlagen und möglicherweise die Verluste erhöhen. Liquiditätswirksam sollten diese Verluste nicht sein von der Natur der Sache her.
- aufgelaufene Verluste für einige Service Verträge – auch hier GuV-Wirkung und möglicherweise zukünftig auch liquiditätswirksam, falls zukünftige Verpflichtungen als zu gering eingestuft worden sind
- Abschreibungen für langlebige Wirtschaftsgüter – würde zu einer anderen Zuordnung von Aufwendungen auf die Perioden der Nutzung führen. In Summe blieben die Aufwendungen gleich, aber einzelne Jahre könnten abweichende Gewinne / velruste aufweisen.
- Einstufung diverser Kostengruppen, die zu abnehmenden Forschungs-und Entwicklungskosten und ansteigenden umsatzverbundenen Kosten führen – für die Statistik und Kennzahlen relevant, aber weder liquiditätswirksam noch relevant für die Verlusthöhe in den fraglichen Bilanzen
Und so scheint die Korrektur der Bilanzen, wenn auch rechtlich notwendig, so doch von relativ geringer Auswirkung auf die operative Entwicklung oder die Liquiditätslage der Gesellschaft oder die EBIT-Ergebnisse. Wobei wahrscheinlich die grössten Auswirkungen bei den nicht-liquiditätswirksamen Aufwendungen liegen sollten und somit die Verluste in 2018,2019 und 2020 tendenziell etwas höher angesetzt werden sollten.
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Vertrauensverlust wiegt am schwersten – Jetzt muss unter Hochdruck geliefert werden, um Vertrauen zurückzugewinnen!
Noch im Rahmen der Bilanzerstellung und anschliessenden Prüfung gab es selbst am 24.02.2021, als das Management von Plug Power und das Audit Committee die vorläufigen Zahlen mit KPMG finalisierten, noch keine Feststellungen. Erst nach Veröffentlichung der vorläufigen Zahlen für das Q4 und das Jahr 2020 wurde im Rahmen der Prüfungshandlungen der oben beschriebene Korrekturbedarf festgestellt. Und danach musste Plug Power auch den daraus resultierenden Korrekturbedarf für die Vorjahre konstatieren.
Hierbei betont Plug Powers Management,dass der Korrekturbedarf nicht in einem Kontrollversagen oder Fehlverhalten begründet sei. Und dieses auch von KPMG nicht berichtet worden sei.
Gestern machte Plug Power auf „business as usual“ – Auftrag an Chart Industries über H2-Verflüssigungsanlagen gemeldet
Normalerweise eine vielbeachtete und positiv zu kommentierende Nachricht kam gestern von der Presseabteilung der Plug Power. Und die Einleitung der Nahcricht klingt fast trotzig: „Plug Power Continues Executing on its Green Hydrogen Strategy…“ – klar man macht weiter, egal …
Jedenfalls: Chart Industries, Inc. meldet den Auftrag Plug Powers über zwei Anlagen zur Wasserstoffverflüssigung mit jeweils 15 Tonnen Tagesproduktionsmenge. Und hierbei handelt es sich um passende Komponenten für die von Plug Power geplante und im Aufbau befindliche US-Wasserstoffinfrastruktur. Von den geplanten 5 Produktionsstandorten für grünen Wasserstoff, der in verflüssigter Form für Mobilitätsdienste genutzt wird, ist bereits einer in Betrieb und für einen zweiten wurde vor kurzem die Investitionsentscheidung beschlossen – 290 Mio USD für die Anlage im Bundesstaat New York, die eine Tagesproduktion von 40 Tonnen Wasserstoff täglich erreichen soll.
Und der Auftrag geht an einen „alten“ Geschäftspartner,
die Chart Industries Inc., der man zuletzt im Oktober 2020 einen grösseren Auftrag erteilte, und die seit kurzem auch eng mit Ballard Power zusammenarbeitet. Und die H2-Verflüssigungsanlagen arbeiten mit Chart’s Helium-Kühltechnologie. Die Order umfasst die Verflüssigungsanlagen, Tanks für flüssigen Wasserstoff und LKW-Beladestationen. Und die Auslieferung soll im Q2/2022 erfolgen für zwei weitere der fünf geplanten H2-Produktionsstätten – einmal in der Region Mid-Atlantic und zum anderen im Südosten der USA. Beide sollen vor Ende 2022 grünen Wasserstoff liefern.
“We are proud to be a partner to Plug Power as they execute on their strategic global buildout in the hydrogen industry,” betont Jill Evanko, Chart’s CEO und President. “Their global vision is already demonstrated in the increasing demand for Plug’s hydrogen value chain, and we are pleased to contribute our liquefaction and equipment capabilities to Plug Power’s vision.”
“We are pleased to continue our collaboration with CHART industries as we execute on our green hydrogen strategy with plans to produce 1,000 tons of green hydrogen globally by 2028,” ergänzt Andy Marsh, CEO von Plug Power.
Also sollten bald zwei weitere Standorte des Infrastrukturnetzes verkündet werden – wenn man 2022 in diesen bereits produzieren will – eines im Südosten, eines in Mid-Atlantic.
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Weiterhin „business as usual“ mit einem zweitägigen Auftritt auf einer Investorenkonferenz an der – wie geplant – am 17./18.3. Andy Marsh teilnimmt
Die 33. Roth Small-Cap Investor-Conference wird – so ist zu hoffen -vom CEO auch genutzt werden, um die brennenden Fragen des Kapitalmarktes zu adressieren und weiteren Druck zu nehmen. Sobald Inhalte der Konferenz bekannt werden sollten, werden wir diese nachtragen. Denn Fragen bleiben offen. Neben der essenziellen Frage, wann die Bilanzkorrekturen vorliegen:
Sammelklagen voraus? Vertragskündigungen voraus?
Spannend und entscheidend in den nächsten Tagen wird sein, ob die Fristverletzung der Einreichung der 2020er Zahlen bei der Börse gemäss SEC-Regeln irgendwelche Sanktionen oder Widerrufsklauseln in den diversen Verträgen, Joint-Ventures oder Vereinbarungen Plug Powers auslöst?
Oder ob die „nicht mehr vertrauenswürdigen Bilanzen“ die durchgeführten Kapitalerhöhungen oder Private Placements (SK Group) rückabwickelbar machen könnten? Oder ob Aktionären eine Schadensersatzpflicht entsteht, die aufgrund falscher Bilanzzahlen die Aktie Plug Powers möglicherweise „zu hoch“ eingekauft haben könnten?
Derzeit scheint alles möglich. Und Plug Power wäre gut beraten schnellstmöglich die Korrekturen zu liefern. Weiterhin sollte man zeitnah klarzustellen welche Zahlen definitiv stimmen. Und welche Verträge möglicherweise bei einem derartigen Bilanzfehler stornierbar oder widerrufbar wären. Und hier gilt ganz klar der Satz: ZEIT IST GELD. Je länger die Unsicherheit andauert, desto anfälliger der Kurs der Aktie für weitere Rückschläge – oder wie bei NIKOLA für immer weitere Hiobsbotschaften und aufgehobene Verträge und Kooperationen…
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