Zwar eröffnen in Deutschland traditionell SAP und Daimler als erste Unternehmen aus dem Deutschen Aktienindex in der kommenden Woche erst die Bilanzsaison. Mit Gerresheimer heute und Südzucker morgen öffnen allerdings schon in dieser Woche bereits zwei Unternehmen aus dem MDAX ihre Bücher.
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Gerresheimer „verschiebt“ Gewinnwarnung auf viertes Quartal
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Deutschlands Unternehmen mit Gewinnwachstum von 7,4 Prozent im Jahresvergleich gut in Fahrt
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Stärkerer Euro mit negativen Auswirkungen auf exportabhängige Maschinenbauer
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Brummende Binnennachfrage sorgt für gute Geschäfte der Einzelhändler
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Risiko von Revisionen der hohen Erwartungen für 2018
Bei den heute veröffentlichten Nachrichten von Gerresheimer lohnt sich der Blick hinter die im Rahmen der Erwartungen ausgefallenen Zahlen zum dritten Quartal. Nach den schon im Juli betonten Risiken von Verzögerungen im Produktionsstart sowie der Bestrebungen von Kunden aus der Pharmaindustrie, Vorräte zu senken, lag durchaus eine Gewinnwarnung, also eine Reduzierung der Prognose für das Gesamtjahr, in der Luft. Diese Tür hat sich das Unternehmen nun noch einmal offen gehalten. Das heutige Kursplus ist mit der Hoffnung auf ein gutes viertes Quartal und am Ende doch noch einer Planerfüllung zu erklären. Außerdem hat die Aktie schon in den vergangenen drei Monaten wegen der Risiken gelitten. Die Gewinnwarnung ist für den Moment aber nur aufgeschoben, nicht aufgehoben.
Neben dem Blick auf Gerresheimer haben wir uns vorab angeschaut, was in der zweiten und dritten Reihe der deutschen Unternehmen im Rahmen der Quartalsberichterstattung zu erwarten ist. Insgesamt wird für das dritte Quartal mit einem Gewinnanstieg um 7,4 Prozent bei deutschen Unternehmen gegenüber dem Vorjahresquartal gerechnet, was deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 5,4 Prozent für die Unternehmen im Stoxx600 liegt. Angesichts der schon relativ starken Unternehmenszahlen aus dem Vorjahr sind Deutschlands Firmen damit sehr gut unterwegs, was das Gewinnwachstum angeht.
Wir gehen allerdings davon aus, dass gerade bei exportabhängigen Unternehmen der starke Anstieg des Euro seine Bremsspuren im dritten Quartal hinterlassen hat. Von diesem negativen Währungseffekt dürften neben den großen Autoherstellern wie BMW, Daimler und Volkswagen, auch die Autozulieferer und vor allem die Maschinenbauer aus der zweiten und dritten Reihe betroffen sein. Dies gilt insbesondere für GEA, Krones, MTU und Kion.
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Bei GEA, die ihre Zahlen am 26. Oktober veröffentlichen, geht es darum, ob die schlechten Nachrichten zum zweiten Quartal mit dem nachfolgenden Einstieg des aktivistischen Investors Albert Frére schon verarbeitet sind oder ob die Zahlen nochmals nur durchwachsen ausfallen. Der starke Anstieg der Leerverkaufspositionen bei GEA auf 4,7 Prozent aller Aktien deutet zumindest auf letzteres hin. Einen stärkeren Anstieg der Leerverkaufspositionen gab es in der vergangenen Woche lediglich bei Dürr, die ihre Zahlen allerdings erst am 8. November veröffentlichen werden.
Positiv überraschen könnten dagegen die die Konsumwerte, die stark von der gut laufenden Binnenkonjunktur profitieren. So erwarten wir, dass Fielmann seinen Ausblick auf das Gesamtjahr nach oben anpasst, nachdem bereits die Zahlen zum zweiten Quartal Spielraum für die gesamten zwölf Monate erahnen ließen.
Außerdem sollten auch die zuletzt stark gebeutelten Mode-Einzelhändler – zumindest kurzfristig – etwas Rückenwind erfahren. Laut Branchenblatt Textilwirtschaft lag der Umsatz in diesem Sektor im September 20 Prozent (!) höher als im Vorjahr und markierte damit den besten Monat seit sage und schreibe 17 Jahren. Dies relativiert sich allerdings etwas, da der September des Jahres 2016 vor allem wetterbedingt ein desaströser Monat für die Einzelhändler war und der 9-Monats-Branchenumsatz in diesem Jahr immer noch ein Prozent unter Vorjahr liegt. Dennoch könnten sich bei Werten wie Tom Tailor, Gerry Weber, Hugo Boss oder auch Adler Mode leicht positive Überraschungen bei den Zahlen zum dritten Quartal ergeben.
Spannend ist zudem, ob es im Rahmen der laufenden Berichtssaison schon Revisionen der Gewinnschätzungen für 2018 geben wird. Die Messlatte aus 2017 für weiteres Wachstum liegt schon recht hoch und die aktuellen Schätzungen für das kommende Jahr erscheinen uns in fast allen Branchen ziemlich ambitioniert.
Der Artikel wurde ursprünglich auf www.value.blog veröffentlicht.
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