Die Geschäftsentwicklung der GERRY WEBER International AG (ISIN: DE000A255G36) in den ersten drei Monaten 2021 stand unter dem weiterhin starken Einfluss der weltweiten Coronapandemie. Während die GERRY-WEBER-Filialen in einigen Ländern Europas durchgehend geöffnet waren bzw. nach und nach wieder öffnen durften, waren die Filialen in Deutschland im ersten Quartal fast ununterbrochen geschlossen. Seit dem 8. März 2021 gibt es je nach regionalem Infektionsgeschehen wechselnde Öffnungssituationen (z.B. zugelassene Kundenzahl pro Filiale oder Einkauf nur mit vorher vereinbartem Termin, negativem Testergebnis bzw. Impfung/Genesenenstatus). Insgesamt fehlen der GERRY-WEBER-Gruppe im ersten Quartal 2021 deutschlandweit rund 55 Verkaufstage.
In Folge dessen erwirtschaftete die GERRY-WEBER-Gruppe im ersten Quartal 2021 einen Umsatz von EUR 46,4 Mio. (EUR 83,7 Mio. im ersten Quartal 2020). Das entspricht einem Rückgang von rund 45% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2020, der von den Auswirkungen der Coronapandemie noch wenig betroffen war. Aufgrund des Lockdowns und intensiver Maßnahmen zur Verkaufsförderung konnte der E-Commerce im ersten Quartal um rund 54% zulegen auf EUR 9,1 Mio. (Vorjahr: EUR 5,9 Mio.). Im Retail ging der Umsatz lockdownbedingt deutlich zurück auf EUR 20,1 Mio. (Vorjahr EUR 38,9 Mio.). Mit den Wholesale-Handelspartnern erwirtschaftete GERRY WEBER entsprechend einen Umsatz von EUR 26,3 Mio. (Vorjahr EUR 44,7 Mio.).
Der Rohertrag ging in den ersten drei Monaten weniger deutlich zurück und betrug EUR 31,7 Mio. (Vorjahr: EUR 51,7 Mio.). Dementsprechend verbesserte sich die Rohertragsmarge um 6,5 Prozentpunkte auf 68,3% (61,8% Vorjahr). Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erreichte EUR 4,8 Mio. (Vorjahr: EUR 7,6 Mio.). Das um Effekte aus der Leasingbilanzierung gemäß IFRS 16 normalisierte EBITDA (normalisiertes EBITDA) erreichte EUR -3,0 Mio. und lag damit trotz des Umsatzrückgangs über dem Vorjahreswert von EUR -3,5 Mio. Grund für die über Vorjahr liegende Ergebnisentwicklung sind die umgesetzten Sparmaßnahmen und eine im Konzern konsequent gelebte Kostendisziplin. Das Periodenergebnis im Konzern lag leicht unter Vorjahr bei EUR -10,1 Mio. (Vorjahr: EUR -9,5 Mio.).
„Das erste Quartal 2021 war geprägt vom Lockdown und der Pandemie. Gleichwohl ist es uns gelungen, unser normalisiertes EBTIDA gegenüber dem Vorjahr leicht zu steigern. Das stimmt uns zuversichtlich, auf dem richtigen Weg zu sein – die Restrukturierungen der vergangenen Jahre fangen an, sich auszuzahlen“, so Florian Frank, Chief Financial Officer (CFO) der GERRY WEBER International AG. „Die Fortschritte bei den Impfungen sowie die schrittweise geplante Aufhebung der Lockdowns lassen uns zudem vorsichtig optimistisch sein, dass es auch im Einzelhandel bald wieder aufwärts geht“, so Florian Frank weiter.
Die GERRY-WEBER-Gruppe reagiert mit Finanzierungsmaßnahmen, der Inanspruchnahme staatlicher Unterstützung sowie operativen Maßnahmen auf die Krise. So hat das Unternehmen zur Sicherung der Liquidität im Februar eine zusätzliche Kreditfazilität von EUR 5 Mio. aufgenommen sowie im März staatliche Unterstützung („Überbrückungshilfe III“) von EUR 12 Mio. beantragt und gewährt bekommen. „Wir werden situationsbedingt auch im Jahresverlauf weitere Finanzierungsmaßnahmen, wie zusätzliche Kreditfazilitäten oder staatliche Unterstützungsmaßnahmen, prüfen“, so Florian Frank.
Zu den in Anspruch genommenen staatlichen Unterstützungsleistungen gehört weiterhin Kurzarbeit für die in Deutschland ansässigen Mitarbeiter*innen, ähnliche Lösungen für Mitarbeiter*innen an ausländischen Standorten werden entsprechend der dort geltenden gesetzlichen Möglichkeiten umgesetzt. Die operativen Maßnahmen beinhalten unter anderem den Ausbau des Online-Geschäfts in Verbindung mit einer stärkeren Vernetzung der stationären Verkaufsflächen und digitalen Plattformen. Zur Senkung der Mietkosten wurden und werden weiterhin Verhandlungen mit Vermietern geführt sowie gesetzliche Regelungen genutzt. Darüber hinaus finden Gespräche über mögliche Untervermietungen von Verkaufsflächen an Partner mit ergänzendem Sortiment statt. Investitionen werden weiterhin kritisch geprüft und gegebenenfalls verschoben. Ebenfalls Bestandteil der operativen Maßnahmen sind seit Beginn der Pandemie umfassende Konzepte zur Erhaltung der Gesundheit der Mitarbeiter*innen, Kund*innen und Geschäftspartner*innen der GERRY-WEBER-Gruppe.
Der Vorstand der GERRY WEBER International AG ist davon überzeugt, mit den genannten Maßnahmen die Liquidität des Unternehmens und die Fortführung der Geschäftstätigkeit sichern zu können. Dieser Annahme liegt ein Planungszeitraum bis 2023 zugrunde. Für das Geschäftsjahr 2021 geht der Vorstand unverändert von einem Konzernumsatz zwischen EUR 260 Mio. bis EUR 280 Mio. aus und beabsichtigt gleichzeitig, die Profitabilität des Unternehmens gleichwohl weiter zu verbessern. Das normalisierte Konzern EBITDA soll auf einen negativen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag verbessert werden.
Im März wurde zudem ein Vorvertrag zum Verkauf des firmeneigenen Logistikzentrums Ravenna Park unterzeichnet. Käufer ist die WB Logistik GmbH, eine Gesellschaft von Christian Busch, Mehrheitsgesellschafter der Walbusch Walter Busch GmbH & Co. KG mit Sitz in Solingen. Christian Busch und GERRY WEBER planen, den Ravenna Park künftig gemeinsam zu nutzen. Damit bleibt der Ravenna Park auch künftig Drehkreuz für die Distributionslogistik mit der dann ehemaligen Belegschaft der GERRY WEBER Logistik GmbH. Die Erlöse aus dem Verkauf des Ravenna Park stehen laut Insolvenzplan den Insolvenzgläubigern der GERRY WEBER International AG zu.
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