General Standard | Enapter CEO exklusiv: „Bewertungen entstehen durch Erwartungen an die Branche und die jeweiligen Unternehmen.“

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Das Nebenwerte Magazin beschäftig sich seit einiger Zeit mit „Wasserstoffwerten“ – einerseits wegen des grossen Interesses unserer Leser an diesem Thema. Aber auch aus der Überzeugung, dass Wasserstoff eine wichtige Rolle für die Erreichung der weltweit gesetzten Klimaziele spielen kann und wird. Wer unseren wöchentlichen Rückblick auf die Entwicklungen der H2-Werte (unter der Rubrik: Specials/Trendthemen) verfolgt, erkennt die steigende Dynamik des Sektors – letzte Woche beispielsweise bei Daimler Trucks, Nel, Ballard Power, SFC, Air Liquide und den anderen Anbietern .

Elektrolyseurproduktion im wettbewerbsfähigen Umfang im Aufbau – Enapter ist dabei!

Und im Chor dieser aufstrebenden Branche ist die „deutsche Stimme“ relativ schwach vertreten: SFC Energy als Pure Player fällt einem ein, dazu einige Konzeren mit hohem Einsatz in diesem Sektor wie beispielsweise Siemens Energy, Linde oder Daimler Trucks. Dann gibt es noch einen von der Kapitalisierung her grossen Anbieter, der derzeit eine Serienproduktionsanlage für Elektrolyseure aufbaut.: Die Enapter AG (ISIN: DE000A255G02). Und das in Deutschland. Spannend. Mit einem Investitionsvolumen von knapp 100 Mio EUR könnte hier ein Gegengewicht zur Heroya-Produktionsstätte von Nel  oder den anderen im Aufbau befindlichen Produktionsstätten entstehen. So sprach Siemens Energy auf seinem kürzlich durchgeführten Hydrogen Day vom Aufbau einer  Elektrolyseproduktion im GW-Bereich. Hier nun das Exklusivinterview mit Sebastian-Justus Schmidt, Gründer und Vorstand Enapter AG. Visionen. Ziele. Aufbruchstimmung.

Herr Schmidt, die Nachfrage nach Wasserstoff-Aktien wurde zuletzt nicht nur aufgrund der Debatte um den Klimawandel stark vorangetrieben. Erklären Sie uns bitte kurz das Geschäftsmodell von Enapter.

Enapter stellt kompakte und skalierbare Anionenaustauschmembran (AEM)-Elektrolyseure her, mit denen sich aus nachhaltigen Energiequellen grüner Wasserstoff herstellen lässt. Die Elektrolyseure haben in etwa die Größe einer Mikrowelle, und lassen sich je nach benötigter Menge problemlos zusammenschalten, um je nach Bedarf die gewünschte Menge an Wasserstoff zu erzeugen. Durch Schrumpfen und Skalieren demokratisiert Enapter sozusagen die Gewinnung von Wasserstoff. Dabei gehen wir denselben Entwicklungspfad wie die Computertechnik: Anstatt auf wartungsintensive Großrechner zu setzen, bündeln wir viele kleine Einheiten. So wie heute eben auch moderne Rechenzentren funktionieren. Bedienen und warten lässt sich das Ganze bequem per App. Welche grüne Energiequelle genutzt wird und wo der Einsatzort ist, spielt keine Rolle. Die Anwendungsmöglichkeiten sind dabei genauso vielfältig wie die Geschäftsmodelle unserer Kunden: Sie reichen vom Wohnungsbau über die Luftfahrt und den Automobilsektor bis hin zur ländlichen Energieversorgung.

Worin liegen die Vorteile der Enapter-Technologie?

Der Vorteil der Enapter-Technologie liegt darin, dass die AEM-Elektrolyseure ein standardisiertes, modular erweiterbares Design haben und grünen Wasserstoff flexibel vor Ort produzieren können. Steuerbar ist dies, wie bereits erwähnt, per App und damit auch aus der Ferne. Unsere AEM-Elektrolyseure sind mit einer semipermeablen Membran ausgestattet, durch welche sich Anionen bewegen können. Flexibilität, schnelle Reaktionszeiten, eine hohe elektrische Stromdichte und hochreiner Wasserstoff sind das Ergebnis. Aufgrund der nicht korrosiven Umgebung sind keine teuren Edelmetalle und vor allem kein Einsatz von Titan im Stackbereich erforderlich. Ähnlich wie das Solarmodul, das durch Massenfertigung unschlagbar günstig wurde, wird unser Elektrolyseur massengefertigt zur Handelsware.

Wie wollen Sie gegen die große Konkurrenz auf diesem extrem wachsenden Markt bestehen? Wen sehen Sie als Ihre größten Wettbewerber?

Wie Sie schon sagen, der Markt ist extrem groß und benötigt flexible Lösungen. Das ist unsere Chance. Wir sind flexibel wie die Geschäftsmodelle unserer Kunden vielfältig sind. Viele unserer Wettbewerber im Anlagenbau sind auf industrielle Großanlagen spezialisiert. Diese haben eine lange Planung, sind monolithisch und benötigen spezielles Ingenieurswissen im Betrieb. Wir sind hoch dynamisch und geben für jede Anwendung die korrekt dimensionierte Anwendung. Die Wartung ist denkbar einfach. Selbst wenn eine Komponente ausgetauscht werden muss, läuft die Gesamtanlage weiter. Das ist das gleiche Prinzip wie bei einer Serverfarm. Wir können einzelne Elektrolyseure im laufenden Betrieb wechseln ohne die Anlage vom Netz zu nehmen. Und wenn der Kunde eine höhere Leistung braucht, dann können weitere Elektrolyseure dazu geschaltet werden. Diese Flexibilität ist unser großer Vorteil.

Gibt es Kooperationen oder Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen? Oder mit potenziellen Zulieferern?

Natürlich sind wir auf Zulieferer für Grundstoffe angewiesen. Aber tatsächlich entwickeln wir so viel selbst wie irgend möglich. Das heißt, fertige Komponenten kommen nicht von Dritten. Auch forschen wir selbst und entwickeln unsere Produkte kontinuierlich in unserer eigenen Entwicklungsabteilung am Standort Pisa weiter. So sind wir extrem schnell in der Entwicklung. Einige bekannte Wasserstoffunternehmen nutzen unsere Technik. So zum Beispiel der Supersportwagenhersteller Hyperion oder der Wasserstoffflugzeugentwickler ZeroAvia. Hier in Deutschland macht die Firma Homepowersolution mit einem Haus-Energiespeicher HPS Furore. Überall dort ist Enapter inside.

Wasserstoff wird ja nicht nur in Kleinanlagen nachgefragt. Lassen Sie mit Ihren Geräten da nicht viel Marktpotenzial bei größeren Anlagen liegen?

Was wir produzieren, sind keine Kleinanlagen, sondern kleine Komponenten. In Stacks gebündelt entsteht so eine Großanlage, die aus dutzenden von Elektrolyseuren besteht. Ein Rechenzentrum von Google hat auch eine enorme Rechenleistung, besteht aber aus tausenden von Rechnern, die in Reihe geschaltet sind. Da steht nicht ein Supercomputer. Und genau das Gleiche machen wir. Wir bündeln die Leistung vieler kleinen Komponenten.

Für das Geschäftsjahr 2020 weisen Sie einen Umsatz von rd. 2 Mio. Euro und ein Pro-Forma-EBITDA von -2,9 Mio. Euro aus. Zumindest beim Umsatz lagen Sie deutlich unter den ursprünglichen Erwartungen. Woran hat dies gelegen?

Dass unser Umsatz im Geschäftsjahr unter den ursprünglichen Erwartungen lag, ist im Wesentlichen auf Lieferkettenunterbrechungen in Italien aufgrund der Corona-Pandemie zurückzuführen. Diese Unterbrechungen führten zu erheblichen Beeinträchtigungen bei der Produktion unserer Elektrolyseure. Inzwischen hat sich die Lage jedoch wieder zunehmend normalisiert und unser aktueller Auftragsbestand liegt bei rund 4,6 Mio. Euro.

Wie groß ist eigentlich die Enapter. Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie derzeit und wo?

Enapter wächst sehr dynamisch. Das Unternehmen hat mit elf Mitarbeitern in 2017 begonnen. Ende 2019 waren es bereits 79 und heute 147 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an Standorten in Deutschland, Italien, Russland und Thailand.

Wie sieht das Führungsteam aus?

Der Vorstand der Enapter AG besteht aus Finanzvorstand Hansjörg Plaggemars und mir. Aber viel wichtiger ist das Team. Das macht Enapter aus. Wir werden getragen von Ideen unserer Enapter-Familie und der schnellen Umsetzung. Unsere Unternehmensstrukturen sind extrem flach und so demokratisch wie möglich. Wir experimentieren auch gerne – solange es hilft, unsere Ideen schneller und besser umzusetzen.

Wo liegen die Anfänge der Enapter? Wie kamen Sie auf die Idee sich mit diesem Geschäftsmodell selbstständig zu machen?

2014 wurde ich während der Planung und des Baus des energieautarken „Phi Suea House“ in Thailand auf das Thema Wasserstoff aufmerksam. Mir wurde schnell klar, welch enormes Potenzial in der Wasserstofftechnologie und modularen Elektrolyseuren mit den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten steckt. 2017 kaufte ich dann den Hersteller von Elektrolyseuren ACTA Spa und gründete Enapter mit der Vision, grünen Wasserstoff für jedermann nutzbar zu machen und grüne Energiesysteme zu bauen, mit denen langfristig der Einsatz von fossilen Brennstoffen beendet werden kann. Denn das ist unsere Triebfeder: Die Energiegewinnung zu dekarbonisieren, die Energiewende herbeizuführen und die Klimaerwärmung durch Treibhausgase zu stoppen. Wir wollen tatsächlich die Welt besser machen.

Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie weiter auf Ihre Geschäftstätigkeit?

Aufgrund der Corona-Pandemie kam es im vergangenen Jahr zu Unterbrechungen in den Lieferketten in Italien. Inzwischen hat sich die Situation aber wieder deutlich aufgehellt und wir haben unsere Abläufe sowie den Einkauf auf die bestehenden Umstände angepasst. Nichtsdestotrotz kann niemand eine valide Prognose darüber geben, wie sich die Pandemie in den kommenden Monaten entwickeln wird. Gewisse Risiken schwingen also auch weiterhin mit. Auf der anderen Seite hat die Pandemie auch klargemacht, dass wir uns ebenfalls deutlich anstrengen müssen, unsere Klimaziele zu erreichen.

Welche Umsatz- und Ergebnisentwicklung erwarten Sie in 2021? Die Analysten von First Berlin prognostizieren ja einen Umsatz von über 9 Mio. Euro.

Wir gehen für das Jahr 2021 aufgrund des aktuellen Auftragsbestands und des Auftragseingangs sowie den in den Verhandlungen befindlichen Aufträgen von einem Umsatz von 9,2 Mio. Euro aus. Auch hier bergen möglichen Lieferkettenunterbrechungen ein gewisses Risiko. Das geplante EBITDA wird sich 2021 auf etwa -7,5 Mio. Euro belaufen. Wir planen in 2021 mit Personalkosten von 5,8 Mio. Euro, unter anderem für zusätzliches Personal für den geplanten Aufbau der Massenfertigung der Elektrolyseure in Saerbeck. Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen werden sich voraussichtlich auf 5 Mio. Euro belaufen und umfassen unter anderem Aufwendungen für die Weiterentwicklung unseres Elektrolyseurs, der Softwareentwicklung und Planungskosten für den Enapter Campus.

In Saerbeck in Nordrhein-Westfalen bauen Sie zurzeit den Enapter Campus. Was steckt dahinter und verläuft hier alles nach Plan?

In Saerbeck entsteht unser Enapter Campus mit Produktions- und Logistikhallen für die Massenproduktion der AEM-Elektrolyseure sowie ein Forschungs- und Veranstaltungszentrum. Bisher läuft alles nach Plan: Erst kürzlich haben wir die Vergabe des Planungsauftrages an Goldbeck bekannt gegeben. Kurz danach haben wir im Februar unser erstes Büro in Saerbeck eröffnet und sind derzeit mit dreizehn Mitarbeitern vor Ort. Der Baustart ist für September 2021 vorgesehen. Die Produktionsanlagen sollen Ende 2022 in Betrieb genommen werden. Mit bis zu 300 neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind wir dann in der Lage pro Jahr mehr als 100.000 AEM-Elektrolyseure zu produzieren. Dann sind wir tatsächlich massenproduktionstauglich und einen ganzen Schritt weiter in unserer Vision des Wasserstoffs für jedermann. Diese Skalierung der Produktion wird einen signifikanten Beitrag dazu leisten, die Kosten von grünem Wasserstoff langfristig zu senken.

Wie finanzieren Sie den Campus – es handelt sich hier doch insgesamt wohl um geplante 97 Mio. Euro Investitionssumme?

Enapter verfügt über eine solide Innenfinanzierungskraft. Zudem haben wir kürzlich unsere Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht abgeschlossen und werden die zufließenden Mittel für den Ausbau des Campus nutzen. Darüber hinaus haben wir vom Land Nordrhein-Westfalen Fördermittel erhalten.

Warum haben Sie sich entschlossen, nach Italien nun auch in Deutschland die Produktion aufzubauen?

Wir haben uns viele potenzielle Standorte angeschaut. In der Klimakommune Saerbeck haben wir die für uns optimalen Bedingungen gefunden. Denn Saerbeck ist Teil des internationalen Netzwerkes der Climate Smart Municipalities und ein Kompetenzzentrum für erneuerbare Energien. Hier können wir vollständig mit erneuerbaren Energien aus den Saerbecker Solar-, Wind- und Biomasseanlagen in Verbindung mit eigenen Solaranlagen und Wasserstoffspeichern unsere Produktion betreiben.

Sie wollen alleine in Saerbeck bis zu 300 neue Arbeitsplätze schaffen. Trotz Corona-Krise herrscht auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland quasi Vollbeschäftigung. Wie wollen Sie qualifizierte, neue Mitarbeiter für Ihr Unternehmen gewinnen?

Wir sind bestens in der Branche vernetzt und stehen mit Universitäten in engem Austausch und bieten neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Chance, Teil einer großen Wachstumsstory in einem spannenden und schnell wachsenden Markt zu werden. Wir haben jüngst auch eine neue Initiative „Generation Hydrogen“ gestartet. Bei dieser Initiative können Studenten, Auszubildende und Interessenten bis Ende April 2021 ihre Ideen und Konzepte rund ums Thema Wasserstoff einbringen.

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Wie sieht aus ihrer Sicht die Zukunft der Wasserstoff-Technologie aus? Welche Produkte und Lösungen können dabei helfen, grünen Wasserstoff stärker nutzbar zu machen? Die Sieger werden von Enapter am 19. Mai gekürt. Darüber hinaus werden die Arbeitsbedingungen auf unserem Campus neue Maßstäbe setzen. Auf unserem 76.000 Quadratmeter großen Firmengelände werden sich nicht nur Büro-, Forschungs- und Produktionseinrichtungen befinden. Die zukünftigen Mitarbeitenden erwartet ein angrenzender Park sowie Konferenz- und Meetingräume für Fort- und Weiterbildungen, eine eigene Kantine und ein Fitnessstudio. Auch Wohnungen werden auf dem Campus geschaffen. Wir denken nicht nur die Energieerzeugung neu, sondern auch das Arbeiten.

Ihr Projekt „Phi Suea House“ in Thailand wurde von der Europäischen Union für die „Mission Innovation Hydrogen Valley“-Plattform als eines von 32 Projekten weltweit ausgewählt. Darüber hinaus ist Enapter Teil der European Clean Hydrogen Alliance der EU. Wie wichtig sind Ihnen diese Auszeichnungen? Und worum handelt es sich bei diesem thailändischen Projekt?

Das Phi Suea House ist dank der Enapter-Technologie das weltweit erste energieautarke Wohnhaus auf Wasserstoffbasis. Das Anwesen verfügt über mehrere Gebäude, u. a. ein Energiehaus, das die Enapter-Elektrolyseure beherbergt und das Anwesen unabhängig von Dritten mit Strom versorgt. Das Phi Suea House unterscheidet sich von vielen anderen Projekten insofern, dass die Technologie bereits seit Jahren im Realbetrieb ist und einwandfrei funktioniert. In der Wasserstoffindustrie, in der viele Projekte noch Zukunftsmusik sind, ist dies ein deutliches Alleinstellungsmerkmal. Wir können hier zeigen, dass die Technik langfristig funktioniert.
Natürlich freuen wir uns auch über Auszeichnungen, sind diese doch ein Beleg für unsere Expertise im Bereich Wasserstoff und eine Honorierung unserer Arbeit. Antrieb unserer Tätigkeit ist jedoch unser Anspruch, Wasserstoff für jedermann nutzbar zu machen.

Sie haben jüngst eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht mit parallellaufender Privatplatzierung abgeschlossen. Wie zufrieden sind Sie mit dem Platzierungsergebnis?

Im Zuge der Kapitalerhöhung sind uns insgesamt 17,8 Mio. Euro brutto zugeflossen. Wir sind mit dem Platzierungsergebnis sehr zufrieden. In Verbindung mit unserer guten Innenfinanzierungskraft erweitern wir mit den zufließenden Mitteln unseren finanziellen Spielraum und blicken optimistisch auf die weitere Geschäftsentwicklung.

Wofür soll das zugeflossene Kapital dienen?

Die zugeflossenen Mittel dienen primär der Finanzierung des Enapter Campus in Saerbeck und der technologischen Weiterentwicklung unserer Elektrolyseure.

Die Enapter GmbH ist in Form eines Reverse takeovers an die Börse gegangen. Wieso dieser Weg?

Der klassische Weg eines Börsengangs ist teuer und zeitintensiv. Wir wollten die beiden knappen Ressourcen Geld und Zeit nicht übermäßig strapazieren. Denn ihr effizienter Einsatz sind die Erfolgsgaranten für Enapter. Uns war aber klar, dass ein früher Börsengang für uns hohe Attraktivität hat. Ein schnellerer und kostengünstigerer Weg an den Kapitalmarkt war die Nutzung eines sogenannten Börsenmantels. Enapter kaufte also beim Börsengang den Börsenmantel der S&O Beteiligungen AG, einem börsennotierten Unternehmen ohne operatives Geschäft. So schonten wir unser Kapital und sparten viel Zeit. Mit dieser Entscheidung sind wir auch im Nachhinein glücklich, haben wir so doch die Aufmerksamkeit von Investoren auf uns lenken und Kapital für unser Wachstum beschaffen können.

Welche Marktkapitalisierung erreichen Sie im Moment?

Aktuell liegt die Marktkapitalisierung von Enapter bei rund 585 Mio. Euro.

Selbstverständlich haben auch Sie durch den Wasserstoffhype der Plug Power’s und Nel’s und deren Kursvervielfachern profitiert. Nun konsolidieren diese Werte – Plug Power hat sich annähernd halbiert von seinem noch vor kurzem erreichten Allzeithoch – könnte das auch Auswirkungen auf Ihren Aktienkurs haben?

Wir konzentrieren uns voll und ganz auf unser operatives Geschäft. Denn das ist, was Wert generiert. Wir wollen die beste Technik bieten und die Massenproduktion erreichen. Darauf fokussieren wir uns. Und das ist auch das, was unsere Investoren von uns erwarten. Wir werden weiter aktiv kommunizieren und Kontakt zu Investoren suchen. Eine Beurteilung des Aktienkurses obliegt uns nicht.

Bei dem derzeitigen Umsatz ist ihre Bewertung freundlich gesagt ambitioniert. Wie sehen denn die mittel- und langfristigen Ziele der Enapter aus?

Bewertungen entstehen durch Erwartungen an die Branche und die jeweiligen Unternehmen. Die Erwartungen an die Wasserstoffindustrie sind hoch. Die Potenziale zur CO2-Einsparung sind gigantisch. Wasserstoff gibt uns die Möglichkeit erneuerbare Energie zu speichern und zu nutzen, wann immer wir diese Energie brauchen. Sie ist der Missing Link zwischen der Erzeugung von Energie durch Wind, Sonne und Wasser und der Nutzung zu einem späteren Zeitpunkt. Das bestehende Speicherproblem erneuerbarer Energie über einen längeren Zeitraum hinweg wäre gelöst.

Wir konzentrieren uns voll und ganz auf unsere Technologie und deren Fertigung, um das zu ermöglichen. Gegenüber dem Markt haben wir uns einen Wettbewerbsvorteil von mehreren Jahren erarbeitet. Den wollen wir weiter ausbauen und in die Massenproduktion überführen. Dabei sind wir sehr transparent. Wir kommunizieren und zeigen unsere Meilensteine, beispielsweise in der Entstehung unseres Campus in Saerbeck. Unsere Technik wird hundertfach in unterschiedlichsten Bereichen schon heute angewendet. Enapter ist Realität und der Weg zur Massenproduktion ist klar erkennbar.

Wann werden Sie profitabel sein?

Wir erwarten den operativen Break-Even nach Anlaufen der Massenfertigung der Elektrolyseure am Standort Saerbeck. Gleichzeitig hoffen wir, dass die Unwägbarkeiten in Sachen Corona keine weiteren Hindernisse auf unserem Weg darstellen.

Und wieviel Geld werden Sie auf diesem Weg noch von Ihren Aktionären brauchen? Oder denken Sie auch über alternative Finanzierungen über Anleihen, Wandelanleihen oder anderes nach?

Wir haben erst vor Kurzem eine Kapitalmaßnahme erfolgreich abgeschlossen, die uns weiteren Entwicklungsspielraum gibt. Natürlich prüfen wir kontinuierlich alternative Finanzierungsformen und werden mit Sicherheit den besten Mix aus Eigen- und Fremdkapital finden.

Wie würden Sie reagieren, wenn Sie ein Übernahmeangebot eines der großen Player erhalten würden? Wie sähe es bei einem strategischen Investor und einer entsprechenden Beteiligung aus?

Über Übernahmeangebote machen wir uns aktuell keinerlei Gedanken. Enapter verfügt über beste Voraussetzungen, um in den kommenden Jahren aus eigener Kraft deutlich zu wachsen und grünen Wasserstoff für jedermann nutzbar zu machen. Wir sind zuversichtlich, Enapter als eines der führenden Wasserstoffunternehmen in der Branche zu etablieren und unseren Wachstumskurs weiter fortsetzen zu können.

Herr Schmidt, vielen Dank für das Interview.


Chart: Enapter AG | Powered by GOYAX.de
Sebastian-Justus Schmidt | Gründer und Vorstand Enapter AG
Sebastian-Justus Schmidt ist seit mehr als 30 Jahre erfolgreich in der Softwareentwicklung tätig. 1999 hat er die SPB Software, eines der weltweit innovativsten und erfolgreichsten Unternehmen für mobile Software, als CEO mitgegründet. Er ist ebenfalls Berater mehrerer Start-ups im Bereich IoT. Ab 2011 war Sebastian als EVP und GM Mobile für Yandex tätig. Als Sebastian sein Familienhaus in Thailand baute, erkannte er die Möglichkeiten von modularen Elektrolyseuren und arbeitet sich intensiv in die Wasserstofftechnologie ein. Er gründete Enapter, um grüne Energiesysteme zu bauen, bei denen mittelfristig ein finanzieller Vorteil gegenüber der Nutzung von fossilen Brennstoffen besteht. Sebastian ist sich sicher, das zukunftsgerichtete Unternehmen eine anwendungsbezogene, effektive Forschung und Entwicklung mit intensiver Softwareunterstützung als Fundament benötigen.
Kurzinfo zum Unternehmen
Die Enapter AG ist Technologieführerin in der innovativen Anion Exchange Membrane (AEM) -Elektrolyse, mit der grüner Wasserstoff hergestellt werden kann. Die Technologie ermöglicht den Bau effizienter, kostengünstiger und standardisierter Elektrolyseure und Stacks, die nach dem Prinzip der Modularität zu größeren Einheiten hochskaliert werden können. Eine hochmoderne Energy Management System-Software sorgt für einfache Bedienung, Steuerung & Überwachung und hohe Kompatibilität. Patente und starke eigene Forschungs- und Entwicklungskapazitäten geben Enapter einen nachhaltig verteidigbaren Wettbewerbsvorteil. Das Unternehmen imitiert die Entwicklung in der Computerindustrie (vom teuren großen Mainframe zum billigen kleinen PC) und der Solarindustrie (Solarmodule als konkurrenzlos günstiges Commodity) und plant den Aufbau einer Massenproduktion, die die Produktionskosten durch Skalierung, Standardisierung und Automatisierung drastisch senken wird.
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