08.07.2021 – Es ist mittlerweile gerne gepflegte Tradition des nwm Lukas Spang, um seine Einschätzung zu interessanten Einzelwerten aus dem von ihm beobachteten und analysierten Kosmos der deutschen Nebenwerte zu befragen. Spannend ist dabei natürlich auch die Entwicklung dieser Werte seit seinem letzten Beitrag vom 29.11.2020: „Lukas Spang: Stock-Picking zahlt sich aus„.Thema waren seinerzeit unter anderem MBB mit Vorwerk-Phantasie und Allgeier mit bevorstehender Nagarro-Abspaltung – zwei Werte, die er heute wieder aufgreift.
Noch länger reicht Spang’s Begeisterung für die SNP-Aktie zurück. Bereits in einem Interview am 13.11.2019 betonte er die Chancen der Gesellschaft – und hat seitdem auch hier sehr richtig gelegen. Natürlich gäbe es noch einiges von Lukas Spang zu berichten: Über die Performance seiner Wikifolios. Was es mit seinem neuen Investmentfonds auf sich hat. Wieso es jetzt eine Tigris Capital GmbH gibt. UND natürlich wie er generell den Markt und die Chancen einschätzt. Und warum er gerade MBB, Nagarro und SNP für seinen heutigen Beitrag ausgewählt hat. DAZU MEHR AM WOCHENENDE – IN EINEM SPANNENDEN INTERVIEW. Aber jetzt zu „Lukas Spangs Aktien“:
MBB – ein Teil des Portfolios bleibt unberücksichtigt
Als ich in meinem letzten Gastbeitrag Ende November auf die MBB Aktie einging, war für mich der mögliche Börsengang der 2019 erworbenen Beteiligung Friedrich Vorwerk ein wesentlicher Treiber für die Aktie. In diesem Zusammenhang hielt ich eine Bewertung von >700 Mio. € für Friedrich Vorwerk für möglich und errechnete einen Wert von allein 124,00€ für die dann drei börsengelisteten Gesellschaften Aumann, Delignit und Vorwerk sowie den zum 30.09.2020 bestehenden Nettoliquiditätsbestand in der MBB SE (Einzelbilanz). Seitdem stieg der Kurs um knapp 25%. Am 25.03.2021
startete Friedrich Vorwerk schließlich erfolgreich an der Börse
und die Bewertung lag bei einem IPO-Preis von 45,00€ mit 900 Mio. € nochmal deutlich über den von mir als realisierbar erachteten 700 Mio. €. Im Rahmen des Börsengangs hat MBB einen Netto-Erlös aus der Umplatzierung von Aktien i.H.v. 189,2 Mio. € erzielt. Per Ende März stieg die Nettoliquidität im Einzelabschluss der MBB SE folglich auf 376,0 Mio. €. Zur Erinnerung: Im Rahmen der Übernahme hatte MBB für den eigenen Anteil lediglich 14,4 Mio. € (inkl. Liquide Mittel) bezahlt. Der Anteil von MBB an Vorwerk reduzierte sich im Rahmen des Börsengangs auf 36,0% und entspricht somit einem aktuellen Wert von rund 343 Mio. €. Zusammen mit den anderen beiden Beteiligungen Aumann und Delignit ergibt sich derzeit
ein Wert für die gelisteten Gesellschaften von 505,0 Mio. €
Rechnet man die Netto-Cash Position der MBB SE per Ende März hinzu ergibt sich ein Wert von 881,0 Mio. €. Die Marktkapitalisierung liegt mit 791,3 Mio. € aktuell rund 10% darunter. Damit bleibt der Rest des Beteiligungsportfolios, bestehend aus Hanke Tissue, CT Formpolster, OBO sowie der DTS, derzeit in der Bewertung unberücksichtigt. Gelingt es dem MBB Management auch in Zukunft neue Gesellschaften günstig zu erwerben und diese im Nachgang wie auch bei bestehenden Beteiligungen erfolgreich weiterzuentwickeln, dürfte sich dies auch in entsprechend höheren Kursen niederschlagen. Anderenfalls hat sich am Beispiel der Beteiligung Aumann gezeigt, dass eine erfolgreiche Entwicklung auch ein schnelles Ende finden kann, einhergehend mit einem geringeren Beteiligungsansatz.
Nagarro – Börsendebut gelungen
Ende November letzten Jahres stellte ich auch die Allgeier Aktie als interessanten Wert vor. Die Aktie stand damals bei rund 80€ und mein Investment-Case war, dass durch den geplanten Spin-off der Nagarro Einheit aus dem Allgeier Konzerns Mitte Dezember ein höherer Wert durch zwei getrennte Börsennotierungen erreichbar ist als bislang. Am Tag vor der Erstnotiz der Nagarro schloss die Allgeier Aktie bei 87,20€. Der erste Preis der Nagarro lag dann bei 69,00€ und der erste Tageskurs der Allgeier bei 24,20€. Aufgrund des Spin-off Verhältnisses von 50 / 50 ergab sich somit bei Handelseröffnung ein summierter Wert von 93,20€.
Heute, ein halbes Jahr später, steht die Nagarro Aktie bei 108,00€ und die Allgeier Aktie bei 23,65€.
Wer also beide Aktien gehalten hat, konnte ein Plus von knapp 65% seit Ende November erzielen. Jüngst wurde die positive Kursentwicklung der Nagarro Aktie auch mit der Aufnahme in den SDAX zum 21.06.2021 gewürdigt. Für die Nagarro war 2020 aufgrund der Pandemie ein Übergangsjahr, in der der Umsatz lediglich um 6,9% gesteigert werden konnte. Durch ein effizientes Kostenmanagement gelang es, das bereinigte EBITDA (die Bereinigungen stehen insbesondere im Zusammenhang mit Aufwendungen im Rahmen des Spin-offs) um 32,1% zu steigern.
Für dieses Jahr erwartet das Management mit einem Umsatzanstieg von ca. 15% wieder ein stärkeres Wachstum und will mittelfristig an die historischen Wachstumsraten der Jahre 2017 – 2019 anknüpfen und formuliert dies konkret mit 20% pro Jahr. Mit Blick auf die bereinigte EBITDA-Marge strebt das Unternehmen einen Wert von 15% an, der im vergangenen Jahr aufgrund der Kostendisziplin mit 17,7% spürbar höher lag. Es bleibt abzuwarten, ob die ambitionierten Ziele des Managements erreicht werden können.
Wegen der vielversprechenden Wachstumsperspektiven, die zusätzlich durch Akquisitionen ergänzt werden können, sowie dem guten Margenprofil, ist die Aktie für mich weiterhin ein spannender Wert im Technologiebereich. Kann das Management dagegen die hohen Wachstumserwartungen nicht erfüllen, beispielsweise weil Kunden aufgrund der Pandemie Projekte verschieben, dürfte dies für Enttäuschung bei Investoren sorgen.
SNP – im Windschatten von SAP
Mein letzter Beitrag hier an dieser Stelle zu SNP ist schon eine Weile her (13.11.2019), sodass seitdem einiges passiert ist. Bereits damals stand für mich der Partnerschaftsansatz und die Strategie auf den deutlichen Ausbau des Softwaregeschäfts im Fokus. Weitere Partnerschaften konnten seitdem beispielsweise mit All for One, Microsoft, Fujitsu, accenture, Cognizant oder PWC Deutschland geschlossen werden. Auch wenn im vergangenen Jahr viele Unternehmen ihre Projekte gestoppt oder erst verspätet gestartet bzw. umgesetzt haben, konnte der Softwareumsatz um 4,8% auf 49,9 Mio. € gesteigert werden, resultierend in einem Umsatzanteil von 34,7% (Vorjahr: 32,8%). Der über Partner generierte Umsatz lag bei 26,2 Mio. € bzw. 18,2% vom Konzernumsatz. Der Auftragseingang über Partner lag dagegen mit 47,6 Mio. € bzw. 25,8% vom gesamten Auftragseingang deutlich höher und zeigt damit die steigende Bedeutung. Da jedoch 2020 ein wichtiger Partnerdeal nicht zustande kam, wurde die Umsatzprognose leicht, die Ergebnisprognose deutlich verfehlt.
Nach dem tragischen Tod von Gründer, CEO & Großaktionär Dr. Andreas Schneider-Neureither
im November vergangenen Jahres wird das Unternehmen nun vom bisherigen COO Michael Eberhardt, der die CEO-Rolle übernommen hat, sowie Herrn Dr. Diefenbach (CFO) geleitet. Insbesondere Herr Eberhardt prägt dabei die Entwicklung zum Softwareunternehmen durch seine vorherigen Tätigkeiten bei DXC sowie HP Enterprises. In dem Zusammenhang wurde im Dezember die Trennung von der polnischen Einheit (Umsatz 2020 ca. 23 Mio. €), die im Dienstleistungsbereich aktiv ist, bekannt. Zugleich wurde das Softwareportfolio durch die Übernahme des Software-Spezialisten EXA verstärkt. Darüber hinaus hat die Gesellschaft vor kurzem Gespräche über eine mögliche Übernahme des Wettbewerbers Datavard bekanntgegeben.
Aufgrund der noch bevorstehenden Umstellung der meisten SAP-Kunden auf S/4HANA sowie dem zunehmenden Wechsel in die Cloud vieler Firmen, bei denen die SNP mit ihrer Softwarelösung Crystal Bridge eine schnelle und automatisierte Umsetzung darstellen kann, ist weiterhin Potential für mögliche Umsatzsteigerungen zu erwarten. Sollte sich jedoch zum Beispiel die Umstellung vieler SAP-Kunden auf S/4Hana verzögern, würden diese Potenziale erst später gehoben werden können und sich belastend auf das Ergebnis auswirken.
Hinweis: Die Aktien von Nagarro und SNP befinden sich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im Tigris Small & Micro Cap Growth Fund. Der vorliegende Beitrag beabsichtigt keine Empfehlung zum Kaufen, Halten oder Verkaufen der besprochen Finanzinstrumente; er ist rein akademischer Natur.
Lukas Spang | Geschäftsführer der Tigris Capital GmbH
Lukas Spang beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Börse und Aktien. Er war er im Aktienresearch bei der GBC AG in Augsburg sowie dem Bankhaus Lampe in Düsseldorf tätig und konnte sich im Rahmen dessen wichtige Kenntnisse zur Unternehmensbewertung aneignen. Seit September 2013 ist er auf der Social Trading Plattform wikifolio unter dem Namen „Junolyst“ aktiv und verwaltete dort bis Ende April 2021 das wikifolio „Chancen suchen und finden“ mit Fokus auf Small & Micro Caps aus dem deutschsprachigen Raum sowie derzeit noch das wikifolio „Top Pics of the Year“ . In den vergangenen Jahren konnte er sich so ein umfangreiches Wissen und breites Netzwerk in diesem Marktsegment aufbauen. Seit Mai 2021 ist er als Geschäftsführer der von ihm gegründeten Tigris Capital GmbH in der Funktion des Fondsberaters für den „Tigris Small & Micro Cap Growth Fund“ tätig, der von der Gesellschaft initiiert wurde.
Kurzinfo Tigris Capital GmbH
Die Tigris Capital GmbH mit Sitz in München ist auf Dienstleistungen als vertraglich gebundener Vermittler für Fonds-Advisory spezialisiert, die sich auf den Nischenmarkt deutschsprachige Nebenwerte fokussiert. Die Gesellschaft wurde 2020 von Lukas Spang gegründet, der zugleich Geschäftsführer ist. Im Mai 2021 wurde mit dem Tigris Small & Micro Cap Growth Fund der erste Fonds initiiert, der eine Strategie ähnlich dem wikifolio „Chancen suchen und finden“ fortführt. Lukas Spang verfügt hierdurch über Erfahrungen im Small & Micro Cap-Kapitalmarktumfeld sowie über ein Netzwerk in diesem Marktsegment.
Die Tigris Capital GmbH ist im Rahmen der Anlageberatung und der Anlagevermittlung gem. § 2 Abs. 2 Nrn. 3 und 4 WpIG ausschließlich auf Rechnung und unter der Haftung der NFS Netfonds Financial Service GmbH tätig.