Gestern gab es eine überraschende Exit-Meldung aus München. Eine spannende Entwicklung, insbesondere wenn man sich die STS-Meldungen im Vorjahr anschaut. Und Grund für uns nachzufragen. Und der CIO Johannes Laumann war spontan bereit Fragen zum grössten Exit der Firmengeschichte zu beantworten. Zu Recht selbstbewust – und hinterlässt bei uns eine grosse Erwartungshaltung für die nächsten Monate – scheint noch einiges möglich bei den Carve-Out Spezialisten.
Zum STS-Exit kann man ja nur gratulieren, vor allem wenn man sich die Nachrichten vom letzten Jahr anschaut. Im Herbst gab es einige Rückschläge. Wie ist es gelungen innerhalb dieser kurzen Zeit, die STS wieder auf Kurs zu bringen?
Johannes Laumann: Ich denke der Wechsel im Management-Team der STS Group hat sich stark bemerkbar gemacht. Zusätzlich hatten wir Unterstützung vom Markt und die getroffenen Einsparmaßnahmen haben gegriffen. Rundum eine kurze und harte Umsetzung von Wertsteigerung.
Sie sprechen vom „größten Exit“ der Firmengeschichte. Können Sie schon ungefähr die Bilanzwirkung des Verkaufs beziffern? Wird er Wirkungen auf die Dividendenvorschläge für die HV haben?
Johannes Laumann: Ich erwarte ein Closing im 1. Halbjahr 2021 und damit gibt es eine Relevanz für die Performance-Dividende im nächsten Jahr. Der größte Exit der Firmengeschichte bezieht sich auf die Einnahmen absoluter Euros bei einem Gesamtreturn von 9 Mal Return on Invested Capital.
Wie lange zogen sich denn die Verkaufsverhandlungen hin?
Johannes Laumann: Die Verkaufsverhandlungen wurden im letzten Quartal 2020 gestartet.
Ursprünglich ging die STS ja für 24,00 EUR je Aktie in 2018 an die Börse. Danach gab es einige Rückschläge – auch für die freien Aktionäre. Sind Sie nun mit dem Verkaufserlös von 7,00 Euro je Aktie zufrieden oder hätte eine längere Haltedauer – oder ein Ausstieg in 2018 nicht „mehr gebracht“ respektive „bringen können“?
Johannes Laumann: Ich kann persönlich wenig zur Geschichte und dem IPO 2018 sagen, aber ich denke zum damaligen Zeitpunkt waren die Vorzeichen andere als heute. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Aktie vor nicht allzu langer Zeit bei 1,72 Euro stand. Von daher ist ein Preis von 7,00 Euro pro Aktie zzgl. der Übernahme unserer Darlehensforderungen an die STS Group ein Super Ergebnis.
H2: Ballard Powers Zahlen verfehlen Erwartungen, für 2021 keine Prognose – Aktionären wird Geduld abverlangt…
Nordex mit Frankreich Auftrag – aus dem Portfolioverkauf an RWE – folgerichtig?
PLATOW Brief sieht bei Encavis jetzt Kaufkurse erreicht – einsteigen
Was sagen Sie den Aktionären, die zu 24,00 Euro STS-Aktien gekauft haben? Wie sehen Sie die Perspektiven der fast-Ex-Tochter?
Johannes Laumann: Ich bin zutiefst überzeugt, dass die Adler Pelzer Gruppe der beste neue Eigentümer ist. Die Wachstumsstrategie und Synergien mit dem bestehenden Business eröffnen der STS Group deutlich mehr Möglichkeiten im Vergleich zu einer weiteren Unabhängigkeit.
Gibt es schon Investitionsziele für den Verkaufserlös? Wann erwarten Sie den Zufluss?
Johannes Laumann: Wir sind sehr aktiv am Markt und haben uns als Ziel gesteckt, einen Return on Invested Capital von 7-10 Mal zu erreichen. Danach suchen wir unsere Targets aus und bewerten diese. Ein nicht unwesentlicher Teil fließt aber auch mit Sicherheit an unsere Shareholder. Über die exakte Höhe der Performance-Dividende aus dem STS-Verkauf wird dann zu gegebener Zeit entschieden.
Werden Sie weiterhin im Automotive-Bereich einen Schwerpunkt setzen oder nutzen Sie den Exit jetzt auch für eine Schwerpunktverschiebung?
Johannes Laumann: Nein. Wir haben mit Automotive & Mobility, Engineering & Technology und Goods & Service drei ungefähr gleich große Sektoren und wollen auch keine Schwerpunkte verschieben. Gerade die Balance aus frühzyklischen Branchen (z. B. Automotive) und spätzyklischen Branchen (z .B. Anlagenbau), sowie der nicht-zyklische Teil von Goods & Service (z. B. Consumer Products) ist eine perfekte Art des Chancen- und Risikomanagements, das ich genau so beibehalten möchte.
Welche Branchen erscheinen Ihnen derzeit besonders interessant?
Johannes Laumann: In unserem Geschäftsmodell kann man das nicht sagen. Wir schauen auf unsere Sektoren und wollen darin wachsen und unser Ziel 2023 erreichen, dass einen Konzernumsatz von 3 Mrd. Euro sowie ein Nettoergebnis von 60 Mio. Euro in der Holding vorsieht.
Die Kursentwicklung der Mutares ist in den letzten Monaten eine klare Erfolgsstory. Werden Sie langsam nachdenklich wegen des erreichten Kursniveaus?
Johannes Laumann: Nicht nur weil ich selbst Aktionär bin, freue ich mich natürlich über die Entwicklung der Mutares-Aktie. Aber für mich ist das nur der Anfang und wir haben noch viel vor, was sich auch nachhaltig und mittelfristig in der Bewertung niederschlagen sollte.
Wie sehen die für Sie relevanten Kennziffern aus? Woran ermessen Sie den Erfolg der Mutares?
Johannes Laumann: Wie bereits oben erwähnt, schauen wir auf einen Return on Invested Capital von 7-10 Mal bei all unseren Investments. Konsolidiert gilt unser Augenmerk dem Ziel aus der Guidance von 3 Milliarden Euro Umsatz und 60 Million Euro Nettoergebnis in der Holding.
Wie viele Transaktionen können die Aktionäre in den nächsten Monaten erwarten? Eher mehrere kleine oder haben Sie auch einen „dicken Fisch“ im Blick?
Johannes Laumann: Ich kann nur sagen, dass unsere Pipeline gut gefüllt ist und wir uns aktuell mehrere Opportunitäten sehr genau anschauen; sowohl auf der Kauf- als auch auf der Verkaufsseite.
Sehen Sie derzeit im Portfolio Beteiligungen für die Sie sich in Zukunft ein IPO als Exit vorstellen könnten?
Johannes Laumann: Dazu kann ich aktuell nichts Konkretes sagen. Allerdings glaube ich persönlich, dass es für uns als Mutares wichtig ist, im Falle eines IPOs eine klare ganzheitliche Exit-Strategie zu haben. Das ist für mich eine wesentliche Prämisse für künftige IPO-Gedanken.
Herr Laumann, besten Dank für das Interview.
Chart: Mutares SE & Co. KGaA | Powered by GOYAX.de
Johannes Laumann | CIO
Johannes Laumann, geboren 1983, ist seit 2016 bei der Mutares. Im Mai 2019 wurde er zum Mitglied des Vorstands ernannt. Als Chief Investment Officer verantwortet er die Bereiche M&A und Investor Relations.
Vor seinem Eintritt in die Mutares SE & Co. KGaA hatte er verschiedene Managementpositionen bei der Ernst & Young GmbH, der Porsche Consulting GmbH und in der Oil & Gas Division von Atlas Copco inne.
Johannes Laumann studierte Wirtschaftsrecht und internationales Management an der Hochschule in Pforzheim und der Business School in Kopenhagen.
Kurzinfo zum Unternehmen
Die Mutares SE & Co. KGaA, München (www.mutares.de), erwirbt als börsennotierte Private-Equity-Holding mit Büros in München (HQ), Frankfurt, Helsinki, London, Madrid, Mailand, Paris, Stockholm und Wien mittelständische Unternehmen und Konzernteile mit Sitz in Europa, die ein deutliches operatives Verbesserungspotenzial aufweisen und nach einer Stabilisierung und Neupositionierung wieder veräußert werden. Mutares unterstützt und entwickelt dabei die Portfoliounternehmen aktiv mit eigenen Investment- und Expertenteams sowie durch Akquisitionen strategischer Add-ons. Ziel ist es, mit Fokus auf nachhaltigem Wachstum der Portfoliounternehmen eine signifikante Wertsteigerung mit einer Rendite von 7 bis 10 Mal ROIC (Return on Invested Capital) auf die Gesamtinvestitionen zu erreichen.
Im Geschäftsjahr 2020 erwartet die Mutares SE & Co. KGaA mit über 15.000 weltweit beschäftigten Mitarbeitern in der Gruppe einen konsolidierten Jahresumsatz von rund EUR 1,8 Mrd. Davon ausgehend soll der Konzernumsatz bis 2023 auf ca. EUR 3,0 Mrd. ausgebaut werden. Mutares setzt stark auf eine nachhaltige Dividendenpolitik, die aus einer Basisdividende und einer Performance-Dividende besteht und in den vergangenen Jahren stabil über 10% Dividendenrendite lag.