Als die Baumot Group AG (ISIN: DE000A2G8Y89) am 15.01.2021 die Insolvenz in Eigenverwaltung beantragte, sah es schon finster aus. Aber es gab noch Hoffnung auf einen Investor oder auf die vom Vorstand am 15.01. gesehene Chance auf Sanierung aus eigener Kraft. Sollten die jahrelangen Forschungsaufwendungen, Entwicklungs- und Erprobungsarbeiten für die Abgasnachbehandlung mit vielen bereits erteilten ABE’s wegen Corona nicht zur Markteinführung kommen?
Es scheint so. Alles erledigt. Heute heisst es:
„(…)Sowohl die Baumot Group AG selbst als auch ihre 100 % -igen Tochtergesellschaften Twintec Technologie GmbH, Baumot Technologie GmbH und Baumot Deutschland GmbH haben einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Seit Beginn des Verfahrens war es die Absicht der Gesellschaft eine Gesamtlösung mit Unterstützung eines Investors zu etablieren, so dass der Geschäftsbetrieb fortgesetzt werden kann. Die geführten, durchaus zwischenzeitlich erfolgsversprechenden Verhandlungen haben jedoch nicht zum Ziel des Herbeiführens einer Gesamtlösung geführt, sodass für die Baumot Gruppe eine neue Situation eingetreten ist, die einen Strategiewechsel erforderlich macht.
Auf der Grundlage aller aktuellen Informationen ist eine Fortführung der Gesellschaften nicht mehr wahrscheinlich. Stattdessen wird nunmehr nur noch die Verwertung der Assets der einzelnen Gesellschaften angestrebt, um die Interessen der Gläubiger besser zu befriedigen. Eine Konsequenz hieraus ist ebenfalls der Wegfall der wirtschaftlichen Grundlage der Baumot Group AG, da diese nur in der Gesamtlösung zukünftig eine Funktion gehabt hätte. Vor diesem Hintergrund ist beabsichtigt die Regelinsolvenzverfahren sowohl für die Baumot Group AG als auch für ihre Tochtergesellschaften zu beantragen.“
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Verwertung der Assets, keine Fortführung der Gesellschaften
Also das Ende für die Aktionäre. Assteverkäufe werden wahrscheinlich maximal den Fremdkapitalgebern eine gewisse Quote liefern können. Unwahrscheinlich etwas für die Aktionäre übrig zu behalten. Und so endet eine Geschichte, die bis zum 21.10.2020 nicht so schlecht aussah. Es sah vielmehr nach einem überzeugenden Turn-Around eines innovativen Unternehmens aus.
Mit der Abgasnachbehandlung schien man den Stein der Weisen gefunden zu haben.
Alles stand für die Massenfertigung der Anlagen und deren Einbau bereit. Dann machte Corona diese Planungen und Anstrengungen zunichte: Werkstätten zu. Und das direkt in mehreren Zielmärkten. So stellte es zumindest Baumot dar. Ob das wirklich alles ist? Irritierend sind die im letzten Jahr noch im September gemeldeten Investoren, die angeblich im Laufe der Zeit bis zu 15 Mio EUR Kapital zur Verfügung stellen wollten. Wo ist das Geld? Wie viel Geld ist geflossen? Oder woran ist diese Kapitalzufuhr gescheitert? Oder kaufen diese Investoren jetzt „für kleines Geld“ die Assets?
Ernsthafte Zweifel kamen am 21.10.2020 auf,
als die Baumot Group ihre Prognose einstampfen musste. Und auch wenn der Anbieter im Bereich der Abgasnachbehandlung ABE’s am laufenden Band bekam, gelang es offensichtlich nicht dieses in reale Umsätze „umzuwandeln“. Klar die Corona-Lock-Down-Maßnahmen hatten und haben den Lauf empfindlich gebremst. Und xso schien zumidnest 2020 ein „verlorenes Jahr“ für Baumot. Auch wenn die Eigenkapitalsituation in 2020 Jahr überzeugend gesichert schien.
Im Oktober hörte sich das noch optimistischer an
Aber was hilft es? Seinerzeit hiess es: Baumot „passt die Umsatz- und Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2020 an. Bedingt durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die globale Wirtschaft und sämtliche für Baumot relevanten Märkte, kann das Umsatz- und Ergebnisziel des laufenden Geschäftsjahrs nicht erreicht werden. Besonders die weitreichenden Lockdown-Maßnahmen in Deutschland, dem Vereinigten Königreich und Israel in Q2 und Q4 2020, welche auch Werkstattschließungen beinhalten, belasten die geplante Umsatz- und Ergebnisentwicklung. Basierend auf aktuell verfügbaren Informationen erwartet der Vorstand daher nun 6,4 Mio. EUR, was etwa dem Umsatz 2018 entspricht. Bislang war Baumot für 2020 von einem Umsatz in einer Größenordnung von rund 20 Mio. EUR und einem EBITDA im Bereich von 0,4 Mio. EUR ausgegangen. Es wird erwartet, dass der dieses Jahr nicht mehr zu realisierende Umsatz ins kommende Jahr verschoben wird, da es bislang erfreulicherweise zu keinerlei Auftragsstornierungen kam und die staatlichen Förderungen weiter gelten.“
Fragt sich nur: Sind die 15 Mio schon verbrannt worden oder doch nicht gekommen?
Eigentlich sah es für die Liquidität nicht so bedrohlich aus. Nach einer „kleineren Kapitalerhöhung“ über gut 700.000 EUR folgte am 11.09.2020 eine beruhigende Meldung: 15 MIO EUR Liquidität: „Die Rahmenvereinbarung umfasst ein Gesamtvolumen von € 15 Mio. und hat eine Laufzeit von 3 Jahren. Die Mittel kann Baumot innerhalb des Zeitraums bei Bedarf zeitlich wie auch volumenmäßig flexibel in Tranchen abrufen. Die Ausgabe der Wandelanleihen ist dabei sowohl mit als auch ohne Bezugsrecht für Altaktionäre möglich. Spätestens nach 12 Monaten erfolgt die Rückzahlung der Tranchen durch Wandelung in Aktien der Baumot Group AG. Die Wandelanleihen selbst werden zu 0% verzinst und sind unbesichert.“ Sollte Geld aus Amerika sein. Fragt sich nur : Wenn 15 Mio EUR Liquidität wirklich zur Verfügung standen, warum reichte das nicht?
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Im ersten Halbjahr „nur 2,7 Mio Verlust“
In den ersten sechs Monaten 2020 erzielte Baumot nur Umsätze in Höhe von 3,2 Mio Euro (Vorjahr: 7,8 Euro) bei einem EBITDA von -2,7 Mio Euro (Vorjahr 0,5 Mio Euro). Während im ersten Quartal noch nahtlos an die gute Entwicklung aus dem Vorjahr angeschlossen werden konnte und in allen relevanten Märkten nahezu der geplante Umsatz erreicht wurde, war der Umsatz im zweiten Quartal massiv von Lockdowns besonders in Grossbritannien, Italien und Israel betroffen. In all diesen Märkten konnte teils über Wochen trotz voller Auftragsbücher und umfassender staatlicher Förderung kaum Umsatz erzielt werden.
Und selbst da strahlte Stefan Beinkämpen, Vorstandsvorsitzender der Baumot Group, Optimismus aus – Mitte November: „Auch mit Blick auf das Gesamtjahr wird die Gesellschaft massive Auswirkungen durch Corona im Ergebnis der für Baumot relevanten Märkte sehen. Aber aufgrund der Tatsache, dass Aufträge und Förderungen nicht storniert worden sind, geht Baumot aktuell von einer Erholung der Märkte und damit einer positiveren Entwicklung nach den durch Corona bedingten harten Maßnahmen aus.“
Und das reichte nicht?
Selbst wenn im zweiten Halbjahr nochmals solche Verluste angefallen sein sollten. Und diese Verluste liquiditätswirksam sein sollten, müsste doch die Liquidität mit den 15 Mio EUR gesichert sein? Oder gibt es Klauseln für die Auszahlung, die nicht öffentlich sind? Oder ist das ganze Paket geplatzt?Hätte doch eigentlich dann dem Kapitalmarkt kommuniziert werden sollen.
Die Aktie handelt bei 0,10 EUR unter starken Schwankungen. Reiner Spielball der Spekulation. Baumot ist keine investierbare Aktie mehr, ausser als Mantel nicht mehr von Interesse.