FORTEC Elektronik AG (ISIN: DE0005774103) meldet ein erneutes Rekordjahr: Nach vorläufigen Zahlen legten die Umsätze im Geschäftsjahr 2022/2023 um 19 % auf 106 Mio EUR zu, die EBIT-Marge kletterte auf 10,0 %. „Wir haben die operativen Herausforderungen erfolgreich gemeistert und konnten die Produktpreise an die neuen Marktbedingungen anpassen“, erläutert FORTEC-CEO Sandra Maile im Exklusivinterview mit dem Nebenwerte-Magazin. Während eine geplante Übernahme nicht weiterverfolgt wird, hat FORTEC seinen Fokus auf das Projekt HEKA verstärkt. Bis 2026 peilt Sandra Maile einen Umsatz von 120 bis 130 Mio EUR an. Und jetzt das Wort an Frau Maile:
Frau Maile, nach vorläufigen Zahlen hat die FORTEC Elektronik AG das Geschäftsjahr 2022/2023 mit einem Umsatz von 106 Mio. Euro im „optimistischen Bereich“ der im Mai 2023 angehobenen Prognose abgeschlossen. Die ursprüngliche Prognose lag mit 91 bis 97 Mio. Euro sogar deutlich tiefer. Gehört die Lieferkettenproblematik nun endgültig der Vergangenheit an?
Sandra Maile: Zunächst möchte ich betonen, dass wir stolz darauf sind, trotz anhaltender geopolitischer Unsicherheiten, Marktvolatilität und ausgeprägten inflatorischen Einflüssen im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/2023 unsere angehobenen Ziele erreicht und damit ein weiteres Rekordjahr in Folge abgeliefert zu haben. Was die Lieferfähigkeit angeht, spüren wir eine Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr, dennoch gibt es immer noch schwer beschaffbare Komponenten, die zur Fertigstellung eines Produktes fehlen. Der Anstieg des Auftragsbestands in den vergangenen zwei Jahren war auch ein Resultat der Lieferkettenproblematik, so dass sich nun der Auftragsbestand mit der verbesserten Materialverfügbarkeit wieder normalisieren wird.
Das operative Ergebnis stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr überdurchschnittlich, entsprechend verbesserte sich die EBIT-Marge auf 10,0 Prozent. Wie ist Ihnen dies angesichts steigender Einkaufs- und Personalkosten gelungen?
Sandra Maile: Wir haben die operativen Herausforderungen erfolgreich gemeistert und konnten die Produktpreise an die neuen Markbedingungen anpassen. Auch unsere höhere Produktkomplexität, ein breiter Mix an Endprodukten sowie das Heben von Synergien in der FORTEC Group haben sich hier bezahlt gemacht.
In den vergangenen Monaten wurde über eine bevorstehende Akquisition spekuliert. Nun haben Sie aber angekündigt, die geplante Übernahme „nach reiflicher Überlegung und intensivem Austausch mit der Verkäuferseite“ aktuell nicht weiterzuverfolgen. Könnten Sie hierzu etwas konkreter werden? Warum sind die Gespräche gescheitert?
Sandra Maile: Es war eine Kombination aus mehreren Punkten, die dazu geführt hat, dass das konkrete Projekt nicht weiterverfolgt wird. Im Interesse unserer Aktionärinnen und Aktionäre, Mitarbeitenden und Partner muss man die Risiken abwägen, die man als Käufer bereit ist, zu einem vereinbarten Preis einzugehen. Und der Käufer muss ebenso abwägen, inwieweit er bereit ist, hierfür Garantien abzugeben. Dieser Abwägungsprozess wird darüber hinaus noch von der emotionalen Bereitschaft und den konjunkturellen Rahmenbedingungen beeinflusst. Es ist nicht ein Momentum, das zu einer solchen Entscheidung führt, sondern ein Prozess.
Und was bedeutet diese Entscheidung für Ihre weitere Strategie?
Sandra Maile: Wir sind davon überzeugt, dass uns diese Entscheidung die Möglichkeit gibt, flexibel auf sich verändernde Marktgegebenheiten zu reagieren und die strategischen Ziele besser zu verfolgen. Zudem sind die während des Zukaufprozesses gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse sehr wertvoll, um künftige Investitionsentscheidungen noch fundierter treffen und in die Wachstumsstrategie der Gesellschaft einfließen lassen zu können. Grundsätzlich halten wir an unserer Strategie fest. Jetzt müssen wir allerdings eine geänderte Route nehmen, die wir in den nächsten Wochen festlegen werden.
In Ihrer Pressemeldung zu den vorläufigen Zahlen 2022/2023 haben Sie angekündigt, Ihren „Fokus auf das Projekt HEKA zu verstärken“: Was steckt hinter diesem Projekt und warum haben Sie dafür eine Tochtergesellschaft in Ägypten gegründet?
Sandra Maile: Hinter dem Projekt HEKA verbirgt sich die Gründung eines Entwicklungsstandorts in Kairo. Mit der Neugründung von FORTEC Egypt, als Tochtergesellschaft der FORTEC Integrated – Distec, wollen wir im ersten Schritt ein Entwicklungsteam von bis zu zehn Mitarbeitenden aufbauen. Am Standort Kairo profitieren wir von einer wachsenden Technologieinfrastruktur, einem großen technischen Talentpool und einer guten Erreichbarkeit innerhalb von nur rund vier Flugstunden von München. Damit planen wir, weitere R&D-Kapazitäten für die Zukunft aufzubauen, um margenstarke Projekt zu entwickeln und um unsere mittelfristigen Wachstumsziele zu realisieren.
Welche Synergien versprechen Sie sich von HEKA innerhalb der FORTEC Gruppe, deren einheitlichen Markenauftritt Sie mit dem Projekt „FORTEC ONE“ forcieren möchten?
Sandra Maile: In der nun konkret geplanten Phase wird in erster Linie FORTEC Integrated in Deutschland profitieren. Wenn das Projekt erfolgreich ist, könnten wir uns auch einen weiteren Ausbau vorstellen, so dass auch FORTEC Power und unsere ausländischen Töchter auf den Entwicklungspool zugreifen können – aber ein Schritt nach dem anderen.
Ohne schon konkrete Umsatz- und Ergebnisziele nennen zu können: Welche Erwartungen haben Sie an das neue Geschäftsjahr 2023/2024?
Sandra Maile: Wir haben bereits unsere mittelfristigen Ziele im Vorstand skizziert und gehen aus heutiger Sicht von einem Konzernumsatz im Jahr 2026 zwischen 120 und 130 Mio Euro aus. Eine zweistellige EBIT-Marge steht weiter im Fokus, wie wir sie nach den vorläufigen Zahlen im Geschäftsjahr 2022/2023 bereits erreicht haben. Im Ausblick geht es uns um eine wiederholbare, nachhaltige Zielerreichung. Die kurzfristige Prognose für das Geschäftsjahr 2023/2024 werden wir dann im Rahmen der Veröffentlichung des Finanzberichts mitteilen.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Maile!
Sandra Maile | CEO – Vorstandsvorsitzende der FORTEC Elektronik AG
2017 ernannte der Aufsichtsrat die Diplom-Kauffrau und qualifizierte Aufsichtsrätin zur Vorstandssprecherin, 2020 zur Vorstandsvorsitzenden. Frau Maile verfügt über langjährige Erfahrung in der Entwicklung und Produktion und verantwortet im Vorstand die Bereiche Finance & Controlling, Personal, Qualitätsmanagement, IT und die Kapitalmarktkommunikation.
Über die FORTEC Elektronik AG:
Die FORTEC Elektronik AG (ISIN Aktie: DE0005774103, WKN: 577410) mit Sitz in Germering wurde 1984 als international tätiger Distributor von Standardlösungen im Bereich Stromversorgungen, Embedded-Systems und Displays gegründet. Darüber hinaus bietet die FORTEC Gruppe heute kundenspezifische Entwicklungen und komplette Systementwicklungen an. Seit April 2020 ist die FORTEC Elektronik AG als Holding für die Steuerung der verbundenen Unternehmen, die Strategie des Konzerns und wesentliche Teile der Administration zuständig. Die FORTEC Elektronik AG hat Tochterunternehmen in Deutschland, in der Schweiz, in UK und in den USA.
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