flatexDEGIRO – Zahlen, die dem Markt nicht gefallen. Lösung: Gebührenerhöhungen? Futter für Smartbroker und Co?

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flatexDEGIRO Aktie zuerst bei9,34 EUR mittlerweile mit über Minus 4% bei 8,88 EUR (10:46 Uhr). Das Kursniveau sah mal ganz anders aus. Als die  Aktienmärkte geprägt waren durch Rekordkurse, hohe Volatilität, schlagzeilenträchtige Entwicklungen bei Einzelwerten und dazu Negativzinsen auf Guthaben. War eine perfekte Vorlage für Brokerage- oder Kursmakler-Firmen – und entsprechend sah es die letzten beiden Jahre aus bei flatexDEGIRO, Smartbroker, mwb oder Lange und Schwarz aus. Jetzt ist wieder „Brot und Butter “ Geschäft angesagt. Die Kunden lernen gerade, dass Kurse nicht nur nach oben gehen, die Tradingaktivitäten „normalisieren“ sich. Kundenakquise wird wieder mehr Geld kosten. Heute präsentierte flatexDEGIRO seine Q3-Zahlen. Vorab: So schlecht sind die nicht, wenn auch nicht mit den Wachstumsraten der Vorjahre. Unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten scheint das von flatexDEGIRO gewählte Instrument der Gebührenerhöhungen, der Erhöhung der Erträge je Trade der richtige Weg. Fragt sich nur, ob man damit nicht Newcomer wie beispielsweise dem Smartbroker den Weg freimacht.

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Kostensensibilität der Kunden darf nicht zu ausgeprägt sein – sonst könnte flatexDEGIRO Strategie nach hinten…

Und so war eine ganze Branche noch letztes Jahr im Höhenrausch. Immer neue rekordverdächtige Ziele, Planungen und einige machten Gewinne, wie noch nie, andere setzten strategisch ihren Markteintritt um, bei einem ging es eher um eine wertvolle Beteiligung, als um das normale Geschäft. Eine spannende Branche, die zuletzt den Anlegern eine „Verschnaufpause“ oder sogar Abkühlphase bot – Ausgangsbasis für neue Kursanstiege in Zukunft? Die Kurse einer flatexDEGIRO AG (ISIN:DE000FTG1111 )Aktie oder einer Smartbroker Holding AG (ISIN: DE000A2GS609) handeln – schaut man sich die Charts der Aktien an – „verdammt weit unten“ – Chancen?

flatexDEGIRO – höhere Umsätze je Trade tun der Bilanz gut

Und so sind die 91,9 Mio EUR Umsatzerlöse im Q3 immerhin 4,3% höher als im Vorjahresquartal, was vor allem dem gestiegenem Umsatz je Transaktion geschuldet ist. Er erreicht 5,15 EUR, eine Steigerung von 6,5%. Und so können auch die „Earnings“ mithalten -EBITDA von 37,6 Mio EUR, plus 25,1%. Etwas nachdenklicher stimmt die Entwicklung des Adjusted EBITDA, das erreichte in den ersten neun Monaten des Jahres 106,0 Mio EUR (9M 2021: 146,1 Mio EUR) – wesentlicher Rückgang gegenüber dem exorbitant guten 2021. Dazu kommt die Entwicklung bei den Transaktionen: Die Zahl der über die Plattformen von flatexDEGIRO abgewickelten Transaktionen lag in den ersten neun Monaten 2022 bei 53,4 Millionen. Dies entspricht einem Rückgang von 24,9 Prozent gegenüber den 71,2 Millionen Transaktionen aus den ersten neun Monaten 2021 – im Q3 sah es mit Minus 16,3 % besser aus als im Gesamtberichtszeitraum.

Frank Niehage, CEO der flatexDEGIRO AG: „Das Marktumfeld bleibt herausfordernd: Hohe Inflation, steigende Zinsen sowie Rezessionsängste und geopolitische Risiken belasten die allgemeine Stimmung an den Kapitalmärkten. Unser anhaltendes Wachstum und unsere finanzielle Performance zeigen jedoch deutlich die Solidität unseres Geschäftsmodells und die Qualität unserer Kundenbasis. Zusammen mit dem Rückenwind durch stark steigende Zinserträge und die von uns ergriffenen kommerziellen Maßnahmen sind wir sehr zuversichtlich, im vierten Quartal 2022 eine nochmalige Verbesserung der Umsätze je Transaktion zu erreichen, die sich im nächsten Jahr noch weiter beschleunigen sollte.“

Höhere Umsätze je Trade sind für flatexDEGIRO die Lösung

Angesichts der „allgemeinen Inflationsentwicklung“ habe DEGIRO mit Wirkung zum 1. September 2022 die Bearbeitungsgebühr um 0,50 EUR erhöht. Da ein großer und wachsender Anteil der über flatexDEGIRO abgewickelten Transaktionen von DEGIRO stammt, mache sich diese relativ geringe Erhöhung bei Millionen von Transaktionen bemerkbar. Dafür wurde wenigstens auf die Negativzinsen verzichtet – nach Beendigung der Negativzins-Phase der EZB und steigenden Zentralbankzinsen eigentlich „selbstverständlich“ – für flatexDEGIRO besodners erwähnenswert. Spannend wird, inwieweit die steigenden Zentralbankzinsen an die Kunden weitergegeben werden. Scheinen laut Muhamad Chahrour, CFO der flatexDEGIRO AG und CEO von DEGIRO erstmal für flatexDEGIRO’s GuV wichtig, wie man seiner aktuellen Aussage entnehmen kann: „(…)Höhere Zinsen und unsere eigenen kommerziellen Maßnahmen haben das Potenzial, das EBT im nächsten Jahr um mehr als 50 Millionen Euro zu steigern.“

Nagarro did it again: Kurz vor Q2 Zahlen erhöhte man die Guidance, jetzt kurz vor den Q3-Zahlen wieder. Wachstumsraten von denen träumen..
SNP Schneider Neureither mit 7 Grossaufträgen im Q3 auf Kurs? Sorgen könnte die Kursentwicklung machen. Oder eher eine Chance?
Clearvise erster? Oder einziger? Nach Q3 Zahlen von Photon schien es nur noch eine Frage der Zeit, wer von Encavis PNE Energiekontor oder Clearvise zuerst seine Prognose…

Die Umsatzerlöse in den ersten neun Monaten 2022 beliefen sich auf 301,6 Mio EUR (9M 2021: 314,2 Mio). Sie lagen damit im Vergleich zu den ersten neun Monaten 2021 nur 4,0 Prozent unter dem Vorjahreswert, trotz eines deutlichen Rückgangs der Anzahl der Transaktionen um 25 Prozent. Ein erheblich höherer Umsatz je Transaktion aufgrund der optimierter Monetarisierung trugen positiv zu dieser Entwicklung bei.

Solange Prozesse rationalisiert werden, Gebühren von Societe Genrale oder BNP Paribas Erträge stabilisieren, sollte es keinen Einfluss auf die Kundenbindung haben – alles andere…

Der durchschnittliche Umsatz je Transaktion erreichte in den ersten neun Monaten 2022 5,26 EUR, ein Anstieg von 19,3 % gegenüber dem Vorjahr (9M 2021: 4,41 EUR). Das starke Wachstum resultiere vor allem aus der Nutzung von Früh- und Späthandel durch Kunden in den internationalen Märkten, dem erfolgreichen Start der ETP-Partnerschaften bei DEGIRO mit Société Générale und BNP Paribas im Dezember 2021 sowie der optimierten Preisstruktur bei DEGIRO seit Dezember 2021. Weitere positive Effekte aus der Erhöhung der Bearbeitungsgebühr bei DEGIRO um 0,50 EUR je Transaktion (wirksam seit dem 1. September 2022) und zusätzliche Zinserträge aus der Anhebung des Einlagensatzes der EZB von 0 Basispunkten auf 75 Basispunkte (wirksam seit Mitte September 2022) sollen sich in den ersten neun Monaten 2022 noch nicht wesentlich auf den Umsatz je Transaktion ausgewirkt haben, werden dies aber ab dem vierten Quartal 2022 tun.

Dazu Erweiterung der Wertpapierkredite – mehr Umsatz „ohne Neugeld“ – sollte wohl die Complianceaufwendungen erhöhen, aber…

Im vierten Quartal 2022 will DEGIRO den Zugang seiner Kunden zu Wertpapierkrediten deutlich erweitern. Das Produkt soll nahezu allen unserer mehr als 1,5 Millionen DEGIRO-Kunden zur Verfügung gestellt werden. Bisher steht es nur einem Bruchteil der DEGIRO-Kunden zur Verfügung (ca. 250 Tausend). Unter konservativen Annahmen soll sich das zusätzliche Margenkreditpotenzial auf deutlich über 300 Mio EUR belaufen. Bei einem aktuellen Zinsniveau von 400 Basispunkten entspräche dies einem annualisierten EBT-Potenzial von ca. 13 Mio EUR.

Derzeit ist flatexDEGIRO der „Platzhirsch“ unter den Discountbrokern, der sich einer hohen Kundenbindung erfreut. Ob das Drehen an der Gebührenschraube auf Dauer diese Position festigen kann, wird sich zeigen. Potential hat die Aktie definitiv, insbesondere da potentiellen Konkurrenten Smartbroker gerade bei der Neukundengewinnung bis zur Einführung des Smartbrokers 2.0 – die überraschend auf nächsten Jahr verschoben werden musste – eher Zurückhaltung zu bestehen. Dazu kommt das Warten auf die zur besseren Monetarisierung notwendige Genehmigungserweiterung der BAFin, die ebenfalls – normal – noch auf sich warten lässt. Zu den aktuellen Entwicklungen konnten wir vor Kurzem ein Gespräch führen: Interview: Smartbroker Holding (ex. Wallstreet.online) – der neue – alte – CEO André Kolbinger sagt, wie es weitergeht. Was sich ändert.

Smartbroker oder flatexDEGIRO – Newcomer gegen Platzhirsch

Aktienkurs aktuell: Smartbroker 16,00 EUR (17:30 XETRA, 15.08.2022) – flatexDEGIRO 8,88 EUR (10:46 Uhr, XETRA, 19.10.2022)
Markkapitalisierung: Smartbroker 116 Mio EUR – flatexDEGIRO 975 Mio EUR
52-Wochen Hoch/Tief: Smartbroker 25,40  EUR/ 5,61 EUR – flatexDEGIRO 22,68  EUR/8,30 EUR

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