Fielmann Aktie hat auf Jahressicht einiges „verloren“. Weniger als die Aktie des Online-Anbieters Mister Spex, der auf Minus 77,98 % kommt, aber immer noch Minus 47,84 % auf 12-Monatsfrist. Und heute sah es noch nach wesentlich höheren Verlusten aus. Im ersten Moment reagierten die Anleger fast panisch auf eine kräftige Reduktion der Gewinnziele für 2022, die im Zusammenhang mit den Q3-Zahlen kommuniziert wurde. Nachdem um 12:36 Uhr Mittags die Meldung über den Ticker ging, fiel die Aktie erstmal wie ein Stein von 32,56 EUR (12:35 Uhr) bis auf 29,20 EUR (13:05 Uhr) – Jetzt wieder auf 31,00 EUR wieder etwas erholt mit „nur noch“ Minus 5% (13:43 Uhr).
BioNTech – Pfizer’s Q3-Zahlen schaffen Klarheit. Umsatzerwartung Comirnaty für 2022 erhöht auf 34 Mrd USD.
Evotec Aktie. Förmlich „heruntergeprügelt“ scheint nun Kraft für eine Trendumkehr zu sammeln. Keine meldepflichtigen Shorts. Disruptive Technologie. Investitionspläne
Nordex sichert sich 48 MW-Auftrag – Anlagen in Polen. Hat auf die heutige Kursentwicklung mit Minus 4% keinen Einfluss.
Was ist passiert? Weit über 10% Minus und dann „berappelt“, innerhalb einer Stunde nicht mal – Fielmann Aktie zeigt angespannte Nerven des Kapitalmarktes.
Erst gegen Ende der heutigen Quartalsmitteiliung kommt Fielmann zur wesentlichen Botschaft dieser ad-hoc-Meldung: „Vor diesem Hintergrund erwarten wir für das Gesamtjahr 2022 einen Außenumsatz von rund 2 Milliarden € (Vorjahr: 1,94 Milliarden €), einen Konzernumsatz von etwa 1,75 Milliarden € (Vorjahr: 1,68 Milliarden €) und ein Vorsteuerergebnis (EBT) von mehr als 160 Millionen € (Vorjahr: 209,7 Millionen €).“ (ad-hoc Fielmann AG, 2.11.2022, 12:36 Uhr).
Um die Kurswirkung dieser Nachricht zu verstehen, muss man wissen, dass „man“ bisher von ganz anderen Gewinnzahlen ausging. Bisher sah die Prognose des Optikers neben Umsätzen von 1,8 Mrd EUR für 2022 (nur wenig höher als die jetzt aktualisierten 1,75 Mrd EUR) ein EBT von 190 Mio EUR vor. Und da sind die nun genannten 160 Mio EUR eine faustdicke Überraschung, die so von den Analysten nicht annähernd erwartet wurde. Bisher gingen die Analysten sogar von mehr als 190 Mio EUR EBT aus. Das erklärt auch die extreme Kursreaktion auf die noch „unanalysierte“ Meldung.
Q3 Zahlen geprägt von kräftigen Gehaltssteigerungen, schwierigerem Konsumklima
Trotz schwächelnder Nachfrage insbesondere auf dem deutschen Stammmarkt, mit kräftig gestiegenen Lohnkosten in Kombination auftretend, hielt Fielmann an seinen ehrgeizigen Investitionsplänen fest, die für erhebliches Wachstum im E-Commerce und in den internationalen Märkten geführt haben sollen. Marktanteilsausbau ging dem Konzern vor Gewinnsicherung.
So erreichte vorläufige Außenumsatz der Fielmann-Gruppe inkl. Mehrwertsteuer und Bestandsveränderungen in den ersten neun Monaten des Jahres ein Plus von 5,4% auf 1,53Mrd EUR (Vorjahr: 1,45 Milliarden €), der Konzernumsatz auf voraussichtlich 1,32 Mrd EUR(Vorjahr: 1,25 Mrd). Das Ergebnis vor Steuern soll sich nach derzeitigem Stand auf rund 141 Mio EUR belaufen (Vorjahr: 181,3 Mio EUR).
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Umsatzstütze war das E-Commerce-Geschäft mit +39%. Mit dem weiteren Rollout der geplanten Omnichannel-Plattform erwartet man auch in den kommenden Monaten starkes Wachstum. Da Korrektionsbrillen nach wie vor stationäre Messungen und Services erfordern, ist das Versandgeschäft nach wie vor geprägt von margenschwächeren Sonnenbrillen und Kontaktlinsen. Der sich somit verändernde Produktmix treibt den Umsatz, trägt aber nur unterproportional zum Ergebnis bei. Und im Ausland lief es besser: Die Fielmann-Gruppe wuchs in allen wesentlichen Märkten im Vergleich zum Vorjahr: In Italien, Slowenien, Spanien und in mehreren osteuropäischen Ländern verzeichnete Fielmann sogar zweistelliges Wachstum. Als Preisführer baut man die Marktanteile in einem herausfordernden Umfeld aus.
EBT schwächelt – kräftig gesteigerte Gehälter, Personalausbau, Rabattaktionen und geänderter Produktmix
So erhöhte sich der Personalaufwand nach neun Monaten um 43 Mio EUR auf insgesamt 564,6 Mio EUR (Vorjahr: 521,7 Mio EUR). Neben kräftig erhöhten Gehältern sind hierfür auch knapp 400 zusätzliche Arbeitsplätze „verantwortlich“. Zum Stichtag beschäftigte der Fielmann Konzern insgesamt 22.640 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Vorjahr: 22.245). Der Personalaufbau erfolgte vor allen Dingen im Rahmen der internationalen Expansion der Fielmann-Gruppe in Spanien, Italien, Tschechien und Polen.
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Neben dem veränderten Produktmix hin zu mehr Sonnenbrillen und Kontaktlinsen (vornehmlich Onlinehandelsprodukte), keinen massgeblichen Preiserhöhungen im Berichtszeitraum sowie zusätzlichen Kosten im Zusammenhang mit Jubiläums-Aktionen rund um „50 Jahre Fielmann“ wurde die Ergebnisentwicklung beeinflusst.
Marc Fielmann, CEO der Fielmann-Gruppe: „Während viele Mitbewerber in der Krise ihre Preise bereits deutlich erhöht haben, denken wir langfristig und investieren – wie in vorangegangenen Strukturreformen und Krisen – antizyklisch in garantiert günstige Preise und damit in unsere Marktposition. Das zahlt sich langfristig aus, denn in wirtschaftlich angespannten Zeiten kaufen Kunden dort, wo sie garantierte Qualität zu günstigen Preisen erhalten. In der Augenoptik und Hörakustik ist das die Fielmann-Gruppe. Unsere erfolgreiche Neukundengewinnung bestärkt uns darin, diesen Weg entschlossen weiterzugehen.“
Marktanteilsgewinne, Auslandsexpansion und Ausbau E-Commerce zum „Preis“ einer um 30 Mio zurückgenommenen EBT-Erwartung mit immerhin 160 Mio EUR Vorsteuergewinn in einem schweren Geschäftsjahr, ist zwar „nicht schön“, aber beim derzeitigen Kursniveau wohl grösstenteils verarbeitet. So ist auch nachvollziehbar, dass der heutige kurzfristige Einbruch der Kurs e“nach einer gewissen Bedenkzeit“ als übertrieben aufgefasst wurde. Zu bedenken ist jedoch, dass die Fielmann Aktie charttechnisch angeschlagen ist – möglicherweise ist ein Platz „an der Seitenlinie“ gerade nicht verkehrt. Wobei die aktuellen Bewertungsrelationen, insbesondere wenn man die steigenden E-Commerceumsatzanteile betrachtet, nicht überzogen erscheinen ….
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