Evotec – Cyberattacke. Offline. Schäden? Folgen? Zu früh…

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Evotec ist ein Wissenschaftskonzern mit einem einzigartigen Geschäftsmodell, um hochwirksame Medikamente zu erforschen, zu entwickeln und für Patienten verfügbar zu machen.

Evotec – Aktie aus dem Biotechnologiesektor, der in letzter Zeit unter dem Liebesentzug der Märkte leiden musste. Zuletzt meldete Evotec die Zahlen für 2022 – mit mehr Umsatz als erwartet, aber weniger Gewinn. Insgesamt eine stimmige Bilanz mit der Aussicht auf das Salz höherer zukünftiger Milestones für 2023,

wie sich bereits seit Beginn dieses Jahres andeutet. So gab es beispielsweise am 17. März 75 Mio USD von Brsitol Myers Squipp als Milestonezahlung. Bevor es nochmals um die Bilanz geht, ein aktuelles Ereignis, das die positive Entwicklung der Evotec stören könnte. Am 7. April – letzten Freitag – berichtete Evotec im Rahmen einer Ad-hoc-Meldung, was die potentielle Brisanz der Vorgänge einordnen lässt, von einer Cyberattacke, die am Gründonnerstag verübt wurde:

… gibt bekannt, dass es am 06. April 2023 einen Cyberangriff auf Evotecs IT-Systeme gegeben hat. Die Systeme wurden proaktiv heruntergefahren und vom Internet getrennt, um Datenschutzverletzungen und Datenbeschädigungen zu verhindern. Die IT-Systeme sowie der Umfang der Auswirkungen werden aktuell überprüft. Dabei wird mit höchster Sorgfalt auf die Datenintegrität geachtet. “ (Ad-hoc, 7.04.2023, Evotec, 15:10 Uhr)

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Wenn an einem Feiertag das Evotec Management offensichtlich ausreichend Grund für eine ad-hoc Meldung sieht, deutet das auf mehr als „eine Kleinigkeit“ hin.

Was sich im Endeffekt im Update zur Cyberattacke am Ostermontag teilweise bestätigt: „…Evotec bemerkte ungewöhnliche Aktivität in einem der IT-Systeme des Unternehmens und ergriff umgehend Schritte, um die IT-Sicherheit aufrechtzuerhalten und Auswirklungen des Angriffs entgegenzuwirken. Evotecs IT-Systeme wurden proaktiv und präventiv offline gestellt, um Datenbeschädigungen und Datenschutzverstöße zu verhindern. Seitdem wird gemeinsam mit externen IT- und anderen Expert:innen eine forensische Untersuchung zum Umfang und potenziellen Auswirkungen durchgeführt. Evotec hat die relevanten Behörden über den Vorfall informiert.

Heisst: Welche Schäden oder Folgen der Cyberangriff hate, ist noch nicht abschätzbar. Auf jeden Fall ist das Offline-Setzen der gesamten Evotec-Systeme ein Hinweis darauf, wie ernst man diesen Vorgang nimmt.

Evotecs Systeme sind aktuell zwar nicht mit dem Netzwerk verbunden, aber das Unternehmen bestätigt, dass die Geschäftskontinuität an allen globalen Standorten aufrechterhalten ist. Weil mit höchster Sorgfalt auf Datenintegrität geachtet wird, werden ausgewählte Systeme offline bleiben bis die forensische Untersuchung abgeschlossen ist, und Sicherheitspläne implementiert sind.

Es werden Lösungen aufgebaut, damit das komplette Serviceangebot für Partner weiterhin verfügbar ist. Partner und Lieferanten können ihre Kontakte über ein zentrales E-Mail-Postfach (info@evotec.eu) erreichen. Effizientere E-Mail-Kommunikation wird in den nächsten Tagen wieder verfügbar sein. (Corporate News, 10.04.2023, Evotec, 14:00 Uhr)

Heisst: Wenn bis zur Implementierung von Sicherheitsplänen „ausgewählte Systeme“ offline bleiben werden sollen, dann scheint der Cyberangriff durchaus effektiv gewesen zu sein. Dass ein geamtes e-mail-System offline geschaltet sit, wird definitv die Kommunikation empfindlich stören, aber scheint wohl notwendig. Auf weitere Entwicklungen sollten man achten.

Auf jeden Fall ist dieser Cyberangriff, respektive dessen offnesichtlicher Erfolg oder auch nur Teilerfolg bis zur Definition der tatsächlich entstandenen Schäden für Evotec eine Bremse für eine eigentlich „befreit aufspielende Evotec Aktie“ seit man mit einem Mix aus Zahlen und erweiterter Kooperation am 28. März an die Öffentlichkeit trat:

Gute Zahlen mit kleinem Schönheitsfehler plus Bristol Myers Squibb mit Vertrauensbeweis für Evotec, der sofort 50 Mio USD in die Kassen spülte.

Evotec SE (ISIN: DE0005664809) verfehlte die Erwartungen des Marktes bezüglich Gewinn/EBITDA zwar nur knapp (bereinigt 104,1 Mio EUR – zuvor genannte Spanne von 105 bis 120 Mio EUR), aber der kräftig erhöhte Umsatz ( 751,4 Mio EUR in 2022 – avisierte Umsatzspanne: 715 bis 735 Mio EUR) und die parallel gemeldete Verlängerung und Erweiterung der Kooperation mit Bristol Myers Squipp mit einer Abschlagszahlung von 50 Mio USD und einem möglichen Gesamtvolumen von 4 Mrd USD durch zukünftige Lizenz- und leistungsbasierte Meilensteinzahlungen, mehrstufige Umsatzbeteiligungen und Abschlagszahlungen,  gefielen in der Summe.

Zahlen 2022 – starkes Wachstum – EBITDA bleibt hinter Umsatzwachstum zurück.

Im Jahr 2022 hat Evotec seinen Konzernumsatz um 22 % auf 751,4 Mio EUR gesteigert. Und der deutliche Anstieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum basiere auf der starken Performance des Basisgeschäftes, das einen langsameren Start von Just – Evotec Biologics, das sich noch in der Hochlaufphase befindet, kompensierte. Darüber hinaus war im Jahr 2021 die vergleichbare Basis für Umsätze aus Meilensteinen, Upfronts und Lizenzen außergewöhnlich stark. Das Wachstum des Basisgeschäfts lag bei 30 % von 556,7 Mio EUR in 2021 auf 725,5 Mio EUR in 2022.

Das bereinigte Konzern-EBITDA für die zwölf Monate bis zum 31. Dezember 2022 betrug 101,7 Mio EUR und 104,1 Mio EUR, ohne Akquisitions- und M&A-bezogene Kosten (2021: 107,3 Mio) – Ergebnis aus sehr starken Wachstum und Rentabilität von Evotecs Basisgeschäft, den Aufwendungen für zukünftiges Wachstum von Just – Evotec Biologics und einem geringeren Beitrag von Meilensteinen, Upfronts und Lizenzen. Darüber hinaus wirken sich höhere Energiekosten sowie die Gesamtinflation auf den Jahresvergleich aus. EINZELHEITEN ZUM JAHRESERGEBNIS -HIER.

Ausblick 2023 – Wachstum mit anlaufendem Just – Evotec’s Geschäft.

Im Jahr 2023 erwartet Evotec, basierend auf den aktuellen Wechselkursen der Hauptwährungen (insbesondere USD; GBP), einen Umsatz von 820 – 840 Mio EUR. Basierend auf den konstanten Wechselkursen gegenüber 2022 wird ein Anstieg des Konzernumsatzes auf 835 – 855 Mio EUR erwartet. Diese Annahme basiere auf dem aktuellen Auftragsbestand, absehbaren Neuverträgen und Vertragsverlängerungen sowie voraussichtlichen Meilensteinzahlungen. Darüber hinaus berücksichtige die Prognose – soweit möglich – die möglichen Auswirkungen der aktuellen globalen Unsicherheiten.

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Und das bereinigte EBITDA soll voraussichtlich im Bereich von 115 – 130 Mio EUR liegen. Diese Prognose berücksichtige die starke Auftragslage, einen verbesserten Umsatzmix, aber auch steigende Aufwendungen für Löhne, Materialien, Energie, vielversprechende F&E-Projekte, die Anpassung von Organisationsstrukturen zur Sicherstellung eines nachhaltigen Wachstums und den weiteren Hochlauf des Just – Evotec Biologics Geschäfts über die verbleibenden Investitionen in den weiteren Ausbau der J.POD-Kapazität in den USA und den Bau des zweiten J.POD in Europa (Toulouse, Frankreich). Bei konstanten Währungen erwartet Evotec, dass das bereinigte Konzern-EBITDA auf 125 – 140 Mio EUR ansteigen werde.

Und was könnte die Erholung der Evotec Aktie stören? Shortseller? Cyberattacke?

Wichtig zu wissen dabei. Die Evotec Aktie findet zwar mittlerweile ein etwas erhöhteres interesse bei den Shortsellern, aber immer noch kein Vergleich zu den Zahlen vor dem Short-Squeeze im Gamestopp-Umfeld. Interesse der Shortseller. Nachdem am 16.03.23 nur 0,56 % der Evotec Aktien in meldepflichtigen Positionen (mindestens 0,5%) leerverkauft im Bundesanzeiger registriert waren, sind es mittlerweile – Stand11.04.2023 – wieder 1,58 % an meldepflichtigen Positionen. Also „short“. Selbst wenn man jetzt die vielleicht in zwei- oder dreifacher Positionsgrösse nicht meldepflichtigen Shortpositionen hinzurechnet, ist die Erwartung auf fallende Kurse der Evotec Aktie im langjährigen Vergleich noch immer gering ausgeprägt. Natürlich hat der Short Squeeze im „Gamestop-Zusammenhang“ die Shortseller bei der Evotec Aktie  vorsichtiger werden lassen. Aber selbst diese Vorsicht erklärt nur teilweise die relativ geringe Shortquote. Also scheinen derzeit auf der Shortsellingseite keine kräftigen Kursverluste erwartet zu werden.

Und die aktuelle Cyberattacke? Zu früh etwas hierzu zu sagen. Hängt von den Folgen der Attacke ab: Welche Schäden sind entstanden und wie teuer wird der Schutz vor zukünftigen Attacken. Bisher scheint sich hier kein wirklich bilanzrelevantes Problem aufzubauen, aber noch ist zu wenig bekannt…
Chartbilder evotec mutares encavis varta - Evotec
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