Evotec Aktie „um die 30,00 EUR“ – lange nicht gesehen. Seit dem Squeeze-out bewegte man sich eher in Regionen über 40,00 EUR. Warum? Evotec SE(ISIN: DE0005664809) traf die Einstellung der klinischen Studien der Bayer AG für das „Projekt“ Eliapixant.
Unerwartet, aber eigentlich täglich Brot für forschende Biotechnologieunternehmen. Aber mit einer bereits berechneten Umsatzerwartung von über 1,5 Mrd EUR jährlich und einer angenommenen relativ hohen Wahrscheinlichkeit der Zulassung hatten Analysten hierfür rund 2,00 EUR im Aktienkurs „eingerechnet“.Der Kursrücksetzer aufgrund der Nachricht war heftiger, insbesondere da die Evotec Aktie bereits im Vorfeld geschwächelt hatte. Biotech’s waren sowieso die letzten Monate nicht „en vogue“, wie beispielsweise BB Biotech konstatieren musste.
Gegen Kursschwäche der Evotec Aktie hilft Kommunikation – Herausstellen der Stärken
So heute vom CFO Enno Spillner der Evotec SE auf dem HIT (Hamburger Investoren Tag) der Montega AG. Erst am Ende seiner Asuführungen kam er auf die Einstellung der Eliapixant. Studien zu sprechen: Im Forecast der Evotec kaum Auswirkungen, da zwar auf eine Zulassung ab 2025 gerechnet wurde, aber hierfür nur ein sehr geringer Beitrag eingerechnet worden sei.
Was letztendlich bei Bayer zum Abbruch der Studien führte, sei Evotec noch nicht bekannt. Deshalb sei eine Bewertung eventuell weiterer Schritte für Eliapixant noch nicht möglich. Da Evotec’s Ansatz eigentlich versucht, im Vorfeld klinischer Studien Wirkstoffkandidaten zu „eliminieren“, die geringe Zulassungschancen haben, war der späte Abbruch „um so überraschender“ für die Evotec Verantwortlichen. Im Vorfeld relativierte er die Bedeutung von Eliapixant für den Gesamtkonzern: Derzeit sei Evotec in mehr als 130 co-owned Projekten engagiert, für 2025 soll deren Zahl 170 überschreiten. Davon sind derzeit eines in Phase III Studien, eines in Phase II Studien und 11 in Phase I Studien. Hier sprach er vom
Eisbergeffekt für die Gesamtpipeline von co-owned Projekten.
Gerade Evotec’s Ansatz bietet mit dem Anspruch 30 % schneller und 50 % günstiger als die Benchmark in der „Medikamentenentwicklung“ zu sein, biete Vorteile gegenüber dem Wettbewerb. Und hinzu komme der Ansatz der breiten Basis der Partner/Auftraggeber, die derzeit mehr als 40 Pharmaunternehmen, über 400 Biotechfirmen, mehr als 30 „Academias“ und mehr als 10 Stiftungen umfasse. Evotec als Schnittmengenanbieter mit einer breiten Angebotspalette, die modular gewählt werden könne, sei so breit aufgestellt. Dazu komme der Ansatz des Erwerbs von Beteiligungen im Bereich forschender Biotechnologieunternehmen, als Paradebeispiel die mittlerweile börsennotierte Beteiligung Exscentia, deren 11%ger Evotec Anteil je nach Aktienkurs mit rund 200 Mio EUR bewertet wird.
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Andere Wertansätze von den Beteiligungen werden erst bei Vorlage der Zahlen für 2021 veröffentlicht, aufgrund von teilweise neuen Beteiligungsrunden mit erhöhten Bewertungsansätzen. Fazit die wachstumsstory Evotec ist intakt – auch ohne den weit fortgeschrittenen Wirkstoff Eliapixant.
Bayer – Vorgeschichte
Bayer stellte die Bemühungen um eine Weiterentwicklung des Mittels gegen Reizhusten, Eliapixant, überraschend am 04.02.2022 ein. Gleichzeitig ein Musterbeispiel für den langen Atem, den man braucht, wenn man in der Medikamentenentwicklung tätig ist. Bereits im Oktober 2012 gingen Evotec und Bayer eine Multi-Target-Allianz mit dem gemeinsamen Ziel eingegangen, drei klinische Kandidaten mit einem Fokus im Bereich Endometriose zu entwickeln. Und Evotec’s Rolle in dieser Zusammenarbeit endete bereits 2018 mit einem Ergebnis, dass Evotec die Chancen auf Milestonezahlungen und zukünftige Umsatzbeteiligungen offenhielt und -hält.
Startend 2012 kamen 6 Wirkstoffe in 2018 in die nächste Runde: Evotec Aktie ist eine Marathonaktie, kein Sprinter!
Am 28.02.2019 berichtete das nwm über die Zwischenergebnisse dieser Forschungsallianz anlässlich einer Milestonezahlung: „Die erfolgreiche und produktive langfristige Allianz endete im Jahr 2018 mit sechs präklinischen first-in-class Programmen, von denen drei in die klinische Phase I vorangeschritten sind. Im Juli 2018 initiierte Bayer eine erste Phase-II-Studie in chronischem Husten und hat nun (gemeint ist der 28.02.2019) ein weiteres Projekt in derselben Indikation ebenfalls in die Phase II überführt.“
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Und dann das AUS für einen der Wirkstoffe. Erkenntnis des möglichen Scheiterns trifft die Evotec Aktie schwer
In dürren Worten informierte am 04.02.2022 die Bayer AG Evotec, offensichtlich ohne Einzelheiten zu nennen, wie der CFO heute ausführte: „…wurde heute von Bayer darüber informiert, dass das Unternehmen entschieden hat, die Entwicklung des P2X3-Antagonisten Eliapixant (BAY1817080) einzustellen. Das Programm stammt aus einer früheren Multi-Target-Forschungs-Allianz zwischen Bayer und Evotec.Im Anschluss an eine Prüfung der vorliegenden Daten kam Bayer zu der Einschätzung, dass das Nutzen-Risiko-Verhältnis für Eliapixant (BAY1817080) in den klinisch untersuchten Indikationen nicht mehr positiv sei.
Als Folge dieser Entscheidung erhält Evotec die Rechte an allen P2X3-Assets zurück. Das Unternehmen wird die zugrundeliegenden Daten bewerten sobald diese verfügbar sind und alle Optionen in Betracht ziehen.“
Und über die Unwägbarkeiten der Medikamentenentwicklung und Zulassung gibt die letzte Wasserstandsmeldung zu Eliapixant vom 06.September 2021 ein eindeutiges Bild.
Am 06.09.2021 stimmte noch das Nutzen-Risiko-Profil,
so zumindest Bayer in der Unternehmensmeldung „Eliapixant von Bayer verringerte signifikant die Hustenhäufigkeit in Phase-IIb-Studie bei Patienten mit refraktärem chronischem Husten“:
„Bayer gab heute die Ergebnisse der Phase-IIb-Dosisfindungsstudie PAGANINI bekannt, in der die Wirksamkeit und Sicherheit seines Entwicklungskandidaten Eliapixant (BAY1817080), einem oral verabreichten, potenten und selektiven P2X3-Rezeptor-Antagonisten, bei Patienten mit refraktärem chronischem Husten (refractory chronic cough, RCC) untersucht wurden. Der primäre Wirksamkeitsendpunkt wurde erreicht und zeigte eine statistisch signifikante Reduktion(…)
In der Studie zeigte Eliapixant ein positives Nutzen-Risiko-Profil, (…).“ (Bayer News, 06.09.2021, ORIGINAL)
