Encavis – „Windenergieaktie“ oder besser „Erneuerbare Energien – Aktie“ mit Nachhaltigkeitsbonus. Zuletzt musste die Encavis-Aktie kräftige Kursverluste hinnehmen. Auslöser waren zwei Analystenkommentare an aufeinanderfolgenden Tagen. Während der erste Kommentar noch zu moderaten Verlsuten führte,
hatte es der zweite sowohl inhaltlich als auch in der negativen Kurswirkung „in sich“. Ein Analyst von Stifel strich das Kursziel der Encavis Aktie von 28,60 EUR auf 17,60 EUR zusammen. Aus BUY wurde HOLD. Und dann kam dafür eine Begründung, die Irritationen auslöste: Eine aktuelle Präsentation von Encavis habe nach Ansicht des Analysten eine Reduktion der Pipeline um rund 30% und Projektverschiebungen von bis zu 18 Monaten offengelegt. Kursreaktion – Minus rund 10%, Reaktion Encavis? Keine. Keine Klarstellung, kein Kommentar, der die Stifel-Meinung relativierte oder Erklärungen dafür bot. Bis heute. Heute gab es eine Unternehmensmeldung von Encavis, die eher „zufällig“ in einem Nebensatz das Thema aufgriff. Zuerst die Hauptbotschaft:
Encavis sichert sich 300 MW Projektpipeline Photovoltaik in Italien. Top. Noch interessanter, der versteckte Kommentar zur Stifel-Analyse.
Die Hamburger haben mit der ILOS New Energy Italy S.r.l. (eine 100-prozentige Tochterfirma der deutschen ILOS Projects GmbH) eine Rahmenvereinbarung über eine Solar-Projektpipeline von bis zu 300 Megawatt (MW) abgeschlossen. Somit erhält Encavis einen exklusiven Zugang zu zehn Solarpark-Projekten in Italienim “Late Stage”-Stadium. Die einzelnen Projekte mit Erzeugungskapazitäten zwischen 20 MW und 55 MW befinden sich in Mittel- und Süditalien sowie auf Sardinien und Sizilien.
“Gemeinsam mit unserem neuen Partner ILOS bauen wir unsere Präsenz im wichtigen italienischen Markt weiter deutlich aus„, begrüßt Mario Schirru, Chief Investment Officer/Chief Operating Officer (CIO/COO) den Beginn der Zusammenarbeit und ergänzt, “mit ILOS haben wir aktuell wieder 12 hervorragende Strategische Entwicklungspartner an Bord, um den weiterhin diversifizierten Ausbau unserer Solar-Erzeugungskapazitäten in Europa voranzutreiben sowie unser Ziel einer Erzeugungs-kapazität von 3,4 GW bis spätestens 2025 zu erreichen – gegebenenfalls aber auch schon früher”.
Fortgeschrittene Projekte…
Die kompletten Unterlagen für die jeweiligen Genehmigungsverfahren sind bei allen Projekten eingereicht bzw. die Einreichung steht kurz bevor. Die Baureife (RTB) der Pipeline-Projekte wird kurz- bis mittelfristig erwartet. Geplant ist, mehrere dieser italienischen Projekte nach Fertigstellung zu bündeln, um langfristige Stromabnahmeverträge (PPA) auf Basis einer Pay-as-Produced-Struktur abzuschließen. „Unsere Partnerschaft mit Encavis unterstreicht das Engagement von ILOS bei der Entwicklung von Freiflächen PV-Projekten, wobei modernste technische Lösungen eingesetzt werden, um eine hohe Produktion und Rendite zu gewährleisten“, betont Sergio Chiericoni, Geschäftsführer von ILOS Itay S.r.l.
Und jetzt die verbale Ohrfeige für den Stifel-Analysten.
In der entsprechenden Meldung übe r diese Kooperation findet sich folgender Satz: „Das sich stets verändernde Volumen an Erzeugungskapazitäten der Solar-Projektpipeline der Strategischen Entwicklungspartner, die diesen Pool speisen, steigt somit von zuletzt 2,3 Gigawatt (GW) auf aktuell 2,6 GW. Zusätzliche Erzeugungskapazitäten sowohl im Wind- als auch im Solarsegment werden weiterhin direkt im Markt erworben.“ (CN Encavis, 25.01.2023)
Während der Stifel Analyst noch am letzten Donnerstag einen „30%-Rückgang“ der Projektpipeline bei Encavis monierte, durch ihn „in einer aktuellen Firmenpräsentation“ quasi investigativ entdeckt, stellt Encavis jetzt klar: Es gebe ein sich „stets veränderndes“ Volumen der Erzeugungskapazitäten der Pipeline. Also kein Dementi, sondern laut Encavis „normaler Vorgang“ ohne Nachrichtenwert. Und dazu die Klarstellung, dass zumindest die Solarpipeline durch den aktuellen Deal definitv auf 2,6 GW GESTIEGEN sei. Interessant wäre jetzt natürlich noch eine Aussage zur Wind-Pipeline gewesen.
Encavis – interessanter Wert.
Wenn auch kurzfristig vielleicht viel „im Kurs bereits vorweggenommen sein sollte“, so scheinen die Perspektiven als derzeit grösster Bestandshalter erneuerbarer Energien am deutschen Börsenparkett mittel- un d langfristig „nicht übel“. Es bleibt also dabei: ENCAVIS AG (ISIN: DE0006095003 ) – Pureplayer. Als reiner Bestandshalter von erneuerbaren Energieanlagen – europaweit. Die Gesamterzeugungskapazität aus erneuerbaren Energienerreicht rund 3,4 GW, davon im Eigenbestand rund 1,58 GW Solar (in Betrieb) plus 266 MW in Bau/Entwicklung und 481 MW Wind (in Betrieb) plus GW Eigenbestand, der Rest „under Management“.
Davon entfallen beim EIGENBESTAND 229,25 MW auf „deutsche“ Windenergieanlagen (mehrheitlich ab 2015 in Betrieb gegangen-Einzelaufstellung Encavis Homepage), 287,46 auf „deutsche“ Solaranlagen (mehrheitlich ab 2010 in Betrieb gegangen – Einzelaufstellung Encavis Homepage). Was immerhin gut 16 % der Gesamtkapazität für deutsche Solar-und Windanlagen bedeutet und beim EIGENBESTAND ist der Anteil sogar noch wesentlich höher: Rund 24% .
Neben der Encavis AG erzielt man durch die Encavis Asset Management AG steigende Erträge. Dabei handelt es sich um einen kräftig wachsende „Manager“ für Erneuerbare Energien Fonds, der durch die Auswahl, den Betrieb und die wirtschaftliche Steuerung der Energieanlagen der Fonds laufende und einmalige Gebühren/Fee’s erzielt. Zuletzt meldete man die Ausplatzierung des 1,13 Mrd Encavis Infrastrucutr Fonds II.
Bei Encavis sind Perspektiven vorhanden-
Durch Kapazitätsausbau, Effizienzsteigerung bestehender Anlagen und Freisetzung frischer Liquidität für zusätzliche Investments durch „clevere“ Refinanzierungen, zuletzt zweimal mit Rabobank, lassen optimistisch in 2023 und die folgenden Jahre blicken. Dabei nicht zu vergessen das stetig wachsendes Fonds-Portfolio, das durch die Encavis Asset Management verwaltet wird.
Aktuell bestätigte Prognose
Als Reaktion auf die guten – wenn auch vom Markt abgestraften – Q3-Zahlen bestätigte Encavis zuletzt Mitte November seine Prognose: „Unter Berücksichtigung der erhöhten Umsatz- und Ergebnisgrößen in den ersten sieben Monaten dieses Jahres, hat der Vorstand der Encavis AG entschieden den Ausblick 2022 auf die operativen Key-Performance-Indikatoren für das Gesamtjahr 2022 anzupassen. Dabei werden aufgrund der sehr hohen Volatilität der Strompreise weiterhin die bisherigen Planannahmen aus der Ursprungsplanung für die verbleibenden fünf Monate des Geschäftsjahres 2022 angesetzt:
Erwartet wird eine Steigerung des Umsatzes auf > 420 Mio. EUR (zuvor > 380 Mio. EUR),
eine Steigerung des operativen EBITDA auf > 310 Mio. EUR (zuvor > 285 Mio. EUR),
eine Steigerung des operativen EBIT auf > 185 Mio. EUR (zuvor > 166 Mio. EUR),
eine Steigerung des operativen Ergebnisses je Aktie (EPS) von 0,51 EUR auf 0,55 EUR sowie
eine Steigerung des operativen Cashflows auf > 280 Mio. EUR (zuvor > 260 Mio. EUR).“ (Unternehmensmeldung 3.08.2022)
Aktienkurs aktuell: 17,38 EUR (13:44 XETRA, 25.01.2023)
Marktkapitalisierung: 2,8 Mrd EUR
52-Wochen Hoch/Tief: 24,78 EUR/11,82 EUR
Fazit: Aktuell handelt die Aktie weit entfernt vom 52-Wochen Hoch, Prognose 2021 (über-) erfüllt, Prognose 2022 bestätigt. „Meteorologische Auswirkungen“und hohe Spotpreise könnten im vierten Quartal zu einer weiteren Prognose-„Übererfüllung“ führen.
Chart: Encavis AG | Powered by GOYAX.de