Letzte Woche setzte sich das Trauerspiel um die Eyemaxx fort: Vorstand und Hauptaktionär will zu Lasten der Anleihegläubiger österreichische „Sanierung“ – One Square mit Gegenantrag beim Amtsgericht Aschaffenburg. Und heute meldet Northern Data AG ein „uneingeschränktes Testat“ von KPMG für die 2020er Bilanz. Die spannenden „Erläuterungen“ des Geschäftsberichts können noch nicht gelesen werden, (noch?) nicht auf der Homepage zu finden. Sollen/müssen der Hauptversammlung vorgelegt werden. Also warten. Auf jeden Fall Bewegung bei unseren „Geduldsspiel“-Aktien. Direkt mehrfach. Den Anfang machen wir mit Eyemaxx:
Seit dem 25.10.2021, als die Eyemaxx eingestehen musste, die fälligen Zinsen für eine ihrer Anleihen nicht zahlen zu können – es geht um rund 1,5 Mio EUR – war auch dem letzten klar: Einiges geht schief bei Eyemaxx. (Vorgeschichte in Teil1, Teil2, Teil3, Teil4 und Teil5 unserer Reihe „Eyemaxx, Northern Data, PREOS und publity – Geduldsspiel“.)
Dann wurde ein zweiter Vorstand am 29.10. berufen – einer aus „dem internen Kreis“, der vorherige Alleinvorstand verpfändete einige Eyemaxx-Aktien, wofür auch immer, aber „zur Sache gab es nichts“. Am 04.11. dann eine unerwartete Aktion der schweigsamen Vorstände der Eyemaxx. Als es noch um die Platzierung von Kapitalerhöhungen, Zustimmungen zu Änderungen der Anleihebedingungen ging, wurde aktiv kommuniziert. Wurde eine Halbjahresgewinn „aus den Büchern gezaubert“. Wie die angeblichen Gewinne jetzt erklärt werden können, wird wahrscheinlich vor Gericht geklärt werden.
NACHTRAG 9.11.2021, 18:07 Uhr: Northern Data mit insgesamt über 90 Mio EUR Verlust in 2020. Hätte vielleicht etwas deutlicher in der Unternehmensmeldung stehen können.
Positionieren der Juristen scheint angesagt – woher kam der angebliche Gewinn im ersten Halbjahr? Wiieso Sanierunsgverfahren in Österreich? Wo ist der Firmensitz? Waren die Verlautbarungen der Eyemaxx der letzten Monate wahrheitsgemäss?
Spannende Fragen werden die Verlautbarungen der Eyemaxx in den letzten Monaten aufwerfen. Wahrscheinlich wird es sich hier um eine Frage von persönlicher Verantwortung, falsche oder irreführende Kapitalmarktinformationen und Haftungsfragen gehen – wahrscheinlich. Am 04.11. durch eine schwammige Formulierung angedeutet, im Laufe des Tages durch Veröffentlichungen der österreichischen Presseagentur bestätigt: Eyemaxx will – trotz rechtlichem Sitz in Aschaffenburg, Firmenkommunikation „aus Aschaffenburg“, einer deutschen ISIN für die emittierten Wertpapiere, der Vielzahl der Projekte in Deutschland – ein österreichisches „Sanierungsverfahren“ durchlaufen. KEIN Insolvenzantrag beim Amtsgericht in Aschaffenburg. Was doch eigentlich folgerichtig gewesen wäre.
Mutares: überzeugende Zahlen. Kombination aus erfolgreicher Kapitalerhöhung, 9 Mrd Erwerbspipeline, Uplisting – noch Einiges möglich
Wieso in Österrreich? Ganz einfach: In Österreich haben die Aktionäre gegenüber den Anleihe-Gläubigern immense Vorteile!
Und man sollte nicht vergessen das der – bis zum 29.10. – lange Zeit Alleinvorstand Dr. Müller gleichzeitig der Hauptaktionär der Eyemaxx ist. Laut Eyemaxx-Homepage ist der aktuelle Stand der Aktionärsstruktur folgender:
- Dr. Michael Müller: 22,83% (Einschließlich zugerechneter Stimmrechte die von der CONTERRA Leasing & Immobilienberatung GmbH sowie Sankt Leopold Privatstiftung gehalten werden)
- Mag. Johann Kowar: 12,44% *
- Dr. Arnd Bogatzki: 5,02% *
- Vera Molnar: 4,57% *
- Bogoljub Karic: 4,20% *
- Lang & Schwarz AG: 3,45% *
- Streubesitz: 47,49%
Kurz gesagt: Die Eyemaxx-„Führer“ sehen den Unternehmenssitz faktisch in Leopoldsdorf und so die Chance „Das Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung der Eyemaxx Real Estate AG (ISIN DE000A0V9L94) wurde beim Landesgericht Korneuburg zur GZ 36S101/21a eröffnet.“ (CN Eyemaxx, 5.11.2021) zu sehen. Und es fragt sich auch, wie lange das imposante Schloss Leopoldsdorf bei Wien noch das Österreich „Headquarter“ der Eyemaxx beherbergen wird – laut Homepage ist es aktuell noch „in Funktion“. Denkmalgeschützte Immobilie, die möglicherweise mittlerweile „ein paar Nummern“ zu gross und insbesondere zu teuer sein sollte. Ausserdem sollte das Objekt wenig produktiv sein – möglicherweise Teil des Problems? Im Impressum der www.schloss-leopoldsdorf.com findet sich ein bekannter Ansprechpartner, der wohl auch in diesem Fall wenig Auskünfte erteilen wird: Dr. M. Müller.
Österreich’s Sanierungsverfahren bedeutet billige Entschuldung der Eyemaxx zugunsten der Aktionäre
Vorteile: Für 20 % der Anleiheforderungen rückzahlbar in drei Jahren könnten sich die Eigentümer – sprich Aktionäre Dr. Müller (CEO, 22,83 %), J. Kowar (12,44%),… – eine quasi schuldenfreie Eyemaxx sichern. Trotz anegblich in der Bilanz ausgewiesenen Vermögenswerten von knapp 200 Mio EUR. Bei einem deutschen Insolvenzverfahren würden – nach den Forderungen Dritter zuerst die Anleiheinhaber „ausgezahlt“ und erst danach, wenn noch etwas übrig wäre, kämen die Aktionäre zum Zuge. Vergleichbar den Aktionären der Adler Modemärkte, die einen Totalverlust erleiden mussten, ständen dann nach einem deutschen Insolvenzverfahren wahrscheinlich der CEO Dr. Müller, der letztendlich für die Fehlentwicklungen bei Eyemaxx die Verantwortung trägt, und die anderen Aktionäre auch mit leeren Händen da. Aber die Anleihegläubiger würden wahrscheinlich wesentlich mehr als 20 % ihrer Forderungen erhalten. Sofern die Bilanzen der Eyemaxx reale Vermögenswerte widerspiegeln und nicht ala Wirecard gebucht worden ist. Wovon man noch ausgehen sollte.
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Wehrt sich Niemand? DOCH
Offensichtlich formiert sich um die One Square „herum“ Widerstand, wie man einer aktuellen Pressemeldung entnehmen kann:
„DGAP-News: One Square Advisory Services S.á.r.l. / Schlagwort(e): Anleihe/Insolvenz 08.11.2021 / 12:06
One Square und Heuking Kühn Lüer Wojtek bedanken sich bei allen Anleihegläubigern der Eyemaxx Real Estate AG für die Teilnahme an der Investoren-Telefonkonferenz vom 4. November 2021. Die Aufzeichnung der Investoren-Telefonkonferenz kann unter https://onesquareadvisors.com/eyemaxx/ abgerufen werden. (…)
Mittels dieser eng gesetzten Termine und Fristen sollen zeitnah Fakten geschaffen werden. Der enge Zeitplan deutet darauf hin, dass das Verfahren seitens der Gesellschaft von langer Hand vorbereitet ist und ein Sanierungsplan, der die Gläubiger mit einer Quote von 20% abfinden soll, erarbeitet wurde.
Daher ist für die Anleihegläubiger Eile geboten, sich zu organisieren und eine starke Vertretung im Insolvenzverfahren zu etablieren. One Square und Heuking Kühn Lüer Wojtek haben sich bereit erklärt, die Vertretung der Anleihegläubiger zu organisieren und im Insolvenzverfahren zu übernehmen.
Sanierungsverfahren in Österreich im Vergleich zu einer Insolvenz in Deutschland
Durch die Antragstellung erkennt man die Bemühungen der Eyemaxx Real Estate AG, das Verfahren in Österreich durchzuführen. Der Grund hierfür kann nur darin liegen, dass sich für die Gesellschaft wesentliche Vorteile ergeben, sehr zum Nachteil der Anleihegläubiger.
Das sogenannte Sanierungsverfahren in Österreich ist ein Insolvenzverfahren und weist gewisse Parallelen zu einem deutschen Schutzschirmverfahren auf.
Dies bedeutet, dass die Eyemaxx Real Estate AG den Gläubigern einen Sanierungsplan mit folgenden Eckpunkten vorlegen wird:
- Der Eigentümer führt das Unternehmen fort
- Die Eigentumsverhältnisse ändern sich nicht
- Die Anleihegläubiger werden mit 20% ihrer Forderungen abgefunden und müssen einen Verlust von 80% hinnehmen
Im Gegensatz zu Österreich ist in Deutschland keine Mindestquote festgelegt, sondern die Quote ermittelt sich aus der tatsächlichen Verwertung der vorhandenen Assets, deren Wert zumindest in dem letzten testierten Einzeljahresabschluss bei €195,8 Mio. lag, ein Indiz für eine deutlich höhere Quote als 20%. In Kombination mit der kurzen Frist sowie der für die meist deutschen Anleihegläubiger nicht geläufigen Vorgehensweise besteht die Gefahr, dass durch diese Quote die Aktionäre der Eyemaxx Real Estate AG überproportional durch das Verfahren in Österreich profitieren. (…)
Bisher ergriffene Maßnahmen – Fremdinsolvenzantrag und Einberufungsverlangen
Fremdinsolvenzantrag
One Square und Heuking Kühn Lüer Wojtek haben bereits eine Reihe von Gegenmaßnahmen ergriffen, um die Rechte der Anleihegläubiger bestmöglich zu schützen und zu vertreten.
One Square hat bereits am 02. November 2021 beim Amtsgericht in Aschaffenburg gegen die Eyemaxx Real Estate AG einen Fremdinsolvenzantrag,(…)
Nächste Schritte
Es ist dringend geboten, dass die Anleihegläubiger ihre Rechte wahrnehmen. Je breiter die Basis ist, desto stärker wird die Position der Anleihegläubiger. Schließen Sie sich daher bitte dem Fremdinsolvenzantrag sowie dem Einberufungsverlangen an.
One Square und Heuking Kühn Lüer Wojtek stehen für die Vertretung der Anleihegläubiger sowohl als gemeinsamer Vertreter als auch auf Basis von Einzelvollmachten zur Verfügung. Den einzelnen Anleihegläubigern entstehen für die Vertretung durch One Square und Heuking Kühn Lüer Wojtek keine zusätzlichen Kosten. Eine eventuelle Vergütung erfolgt im Rahmen des Insolvenzverfahrens.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an One Square unter eyemaxx@onesquareadvisors.com.“
SPANNEND: ZUMINDEST EINE CHANCE FÜR DIE ANLEIEHGLÄUBIGER. Vollständige Pressemeldung der One Square HIER. Es bleibt spannend. Insbesondere wie das Amtsgericht Aschaffenburg sich positioniert. Noch ist einegs möglich…
Und nun zur Northern Data AG – Testate liegen vor!
Northern Data: „geht derzeit davon aus, spätestens im September 2021 vorläufige Zahlen nach IFRS veröffentlichen zu können und anschließend den Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2020 vorzulegen“ – und es hat geklappt. Am 30.09.2021 gab es das Zahlenwerk für 2020. DIE WIRKLICH DÜRFTIGEN ZAHLEN: Umsatzerlöse in Höhe von EUR 16,4 Mio. und ein EBITDA in Höhe von EUR -12,3 Mio – sind zumindest für KPMG nachvollziehbar und testierbar,
NACHTRAG 9.11.2021, 18:07 Uhr: Northern Data mit insgesamt über 90 Mio EUR Verlust in 2020. Hätte vielleicht etwas deutlicher in der Unternehmensmeldung stehen können.
Für ein Unternehmen, das zumindest nach der Börsenbewertung „kein kleiner Laden“ ist, definitiv SEHR SEHR SPÄT. Gibt es Probleme, die über unterschiedliche Verbuchungsansichten gemäss IFRS für übernommene Unternehmen hinausgingen? Bleibt (leider) definitiv auch bei Northern Data spannend. Weil die bei den unspektakulären reinen Umsatz und Gewinnzahlen – für ein Unternehmen mit MILLIARDENBEWERTUNG – das wichtigste die Bilanzbeiwerke sind. Die Aussagen auf die sich Analysten, Aktionäre und potentielle Investoren stürzen:
NACHTRAG 9.11.2021, 18:07 Uhr: Northern Data mit insgesamt über 90 Mio EUR Verlust in 2020. Hätte vielleicht etwas deutlicher in der Unternehmensmeldung stehen können.
Welche wichtigen Vorgänge haben zu einer derartig „kurzen Bilanz“ geführt, während der Vorstand der Northern Data noch vor wenigen Monaten den Kapitalmarkt noch von Umsätzen im dreistelligen Millionenbereich ausgehen ließ?
Welche Risiken oder Bewertungsunsicherheiten sehen die Wirtschaftsprüfer in ihrem Testat? Waren die Transaktionen zum Erwerb und Veräusserung von diversen Multimillioennbeteiligungen für KPMG nachvollziehbar und überprüfbar? Wie hoch waren die Umsätze mit den später erworbenen „Kunden“ – hätten sie die dreistelligen Millionenbeträge erreicht von denen der Vorstand der Northern data immer sprach? Und sind sie „nur“ aufgrund einschlägiger IFRS-Vorschriften durch den Eigentümerwechsel nicht mehr bilanzierbar gewesen? Sind die Kauf- und Verkaufspreise der Beteiligungen auf Plausibilität geprüft worden durch KPMG oder war eine solche Prüfung nicht im Umfang der Auftargserteilung durch Northern Data erfasst.
Evotec’s Erwartungen an NASDAQ Börsengang über ADS wurden leicht enttäuscht. Rund 10% weniger Aktien platziert als angeboten.
Daimler Truck setzt auf H2. Mit BP für H2-Infrastruktur in GB. Noch ist NIKOLA weit voraus. Noch?
Um die Antworten zu bekommen braucht man den Geschäftsbericht. Der wird spätestens im Vorfeld der Hauptversammlung am 23.12.2021 „seziert werden können“ – Abwarten angesagt.
Zur Bilanzvorgeschichte und warum die Aussagen von KPMG und der Geselslchaft im Geschäftsbericht so wichtig sind: Am 30.09.2020 äusserte sich der Northern Data CEO Aroosh Thillainathan folgendermassen: „Operativ war das erste Halbjahr durch den Bau des Großrechenzentrums in Texas, USA, geprägt, dessen Grundstein im November 2019 gelegt worden war. Kurz vor Ende des ersten Halbjahres wurde dort die erste Kundenhardware in Betrieb genommen. Damit hat nach dem Kapazitätsaufbau nun die Phase der Kommerzialisierung begonnen. Als Resultat konnten für die Berichtsperiode bereits erste Umsatzerlöse aus dem Kundengeschäft in Höhe von rund EUR 1,5 Mio. erzielt werden bei einem EBITDA von EUR -4,5 Mio.
Im zweiten Halbjahr werden wir Umsätze in Höhe von EUR 120 Mio. bis EUR 140 Mio. sowie ein EBITDA zwischen EUR 45 Mio. und EUR 60 Mio. erzielen
und bestätigen damit unsere Prognose“ Und weiter: „Wir blicken auf ein sehr erfolgreiches erstes Halbjahr zurück, in dem wir eine solide Basis für unser künftiges Wachstum gelegt haben. Unsere Aktivitäten, sowohl was die Inbetriebnahme bestehender Kunden als auch die Akquisition neuer Kunden betrifft, entwickeln sich planmäßig. Wir konzentrieren uns nun im zweiten Halbjahr auf das schnelle Hochfahren der installierten Kapazitäten, den Abschluss weiterer Kundenverträge, die Entwicklung weiterer internationaler Rechenzentrumsstandorte sowie das Sicherstellen der erforderlichen Lieferketten.“
„Small, but sexy“- TEIL1: B+S Banksysteme AG ist im Kerngeschäft weiterhin auf Wachstum eingestellt. Zahlen am 30.09. sollten das bestätigen. Dazu eine Beteiligung.
„Small, but sexy?“-TEIL2: mVISE AG. Nichts wird bleiben wie es ist. Chance durch Reverse Takeover?
Am 30.09.20921 DIE VORLÄUFIGEN ZAHLEN FÜR 2020: Die vorläufigen Zahlen für 2020 nach IFRS ergeben Umsatzerlöse in Höhe von EUR 16,4 Mio. und ein EBITDA in Höhe von EUR -12,3 Mio.
TJA. SO IST ES WOHL. Gründe dafür gibt es natürlich viele. Zumindest die Kassen sind im September voll: „Der Betrag der liquiden Mittel zum Jahresende 2020 lag bei EUR 73,9 Mio. und beläuft sich zum Ende September 2021 unter anderem aufgrund des Verkaufs des Großteils der Riot Blockchain-Aktien, die Northern Data als Gegenleistung für den Verkauf der Whinstone US, Inc. erhalten hatte, auf rund EUR 312 Mio.“
Natürlich werden davon zumindest 195 Mio EUR in Cash an Block One fliessen innerhalb der nächsten 12 Monate, denn am 12.08.2021 meldete Northern Data den Kauf von 223.000 CPU’s von Block One: „Die Transaktion setzt sich aus einer Barkomponente in Höhe von EUR 195 Mio., die innerhalb von 12 Monaten bezahlt wird, und einer Sachkapitalerhöhung in Höhe von rund EUR 170 Mio. (2,3 Mio. Aktien) zusammen„
Oft Transaktionen mit eigenen Aktien bezahlt, Übernahmen, Verkäufe. Viele wiederkehrende Namen, Firmen – und endgültige Bilanzen zum 31.12.2020 FEHLEN immer noch.
Northern Data ist ein Unternehmen mit einer derzeitigen Kapitalisierung von gut 1,58 Mrd EUR (war auch schon mal mehr wesentlich mehr, und auch weniger) und bestimmt „kein kleiner Laden“. Und die Geschäfte des Unternehmens in einer Zukunftsbranche mit einem Gemisch aus Bitcoinmining, Kryptowährungen und Hochleistungscomputing – und das oftmals mit erneuerbaren Energien betrieben, machen die Story interessant.
Offensichtlich auch überzeugend für viele Anleger. Wäre nur schön, wenn die Vielzahl der Unternehmenserfolge und Unternehmenstransaktionen auch einmal in einer Bilanz testiert und neutral bestätigt, dokumentiert wären. Hier scheint es jedoch Probleme zu geben. Wegen der Komplexität der Geschäftsvorfälle, wegen der „Neuartigkeit“ der Geschäftsvorfälle und deren Bewertung in IFRS. So immer wieder das Unternehmen – teils beiläufig – in seinen Meldungen.
Zuletzt am 27.09. wurde eine 400 Mio Übernahme gemeldet – bezahlt mit neuen Northern Data Aktien
Und in diesem Zusammenhang: „Northern Data befindet sich weiterhin in der Prüfung ihres erstmals nach IFRS aufgestellten Konzernabschlusses 2020 durch ihren von der Hauptversammlung bestellten Prüfer KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Die Gesellschaft geht derzeit davon aus, bis Ende September 2021 vorläufige Zahlen für das Geschäftsjahr 2020 nach IFRS veröffentlichen zu können und anschließend den Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2020 vorzulegen.“ (CN NorthernData, 27.09.2021, 16:51 Uhr)
Zumindest vorläufige Zahlen untestiert hat man nun also bis Ende September geliefert! Immerhin.
Die nackten Zahlen haben wir bereits zuvor genannt. Und sie sind auf jeden Fall wohl in den Augen einiger Anleger „nicht so ganz das, was man von einem Milliardenkonzern erwarten sollte“ – zumindest wenn dieser operativ ist und nicht ein reines „Entwicklungsunternehmen“ sein soll. Irritierend wie seit September 2020 bis zum 31.12.2021 eine derartig drastische Fehleinschätzung des Unternehemnsumsatzes und Gewinns für das Management möglich ist.
Und jetzt sollte man auf den Bilanzbericht und das Testat warten, damit der Rest klarer werden sollte. Die diversen Übernahmen. Die sich oft im dreistelligen Millionenbereich bewegten und bewegen. Hauptsächlich mit Aktien bezahlt wurden und die teilweise mit denselben Partnern oder Kunden, teilweise Aktionären, oder bekannten Personen abgeschlossen wurden und werden. Nicht verwerflich. Aber erwähnenswert.
EXCLUSIVINTERVIEW mit dem CEO der Biofrontera: „… Momentum weiter ausbauen!“ . US Tochter geht an die NASDAQ, aber die Mutter ist eigentlich viel spannender.
DAS Hauptgeschäft – ursprünglich in Texas aufgebaut – wurde verkauft bevor die ersten, in Meldungen avisierten Umsätze, realisiert werden konnten. Zu einem guten Preis wohlgemerkt. Bevor Umsätze verbucht werden konnten, die natürlich einer Bilanzprüfung unterlegen hätten. Und ja es gibt noch einen wichtigen Aktionär, die Cryptology Asset Group (ISIN: MT0001770107), deren CEO Patrik Lowry gleichzeitig Chairman der am 27.09.2021 für rund 400 Mio von Northern übernommenen Bitfield NV ist. Hier lässt sich eine lange Liste aufführen. Block.one …
Interessenskonflikte?
Natürlich ist die Zusammenarbeit mit erprobten Partnern und langjährigen Netzwerken nicht negativ zu werten, aber je enger die Kontakte, je enger die wirtschaftlichen Verflechtungen, desto mehr Augenmerk ist auf Kontrollen, neutrale Prüfungen und natürlich auch – bei aller in der Vergangenheit erwiesenen Schwächen – auf die entsprechenden Bilanzprüfungen der Wirtschaftsprüfer zu legen.
Und bei den WP’s ist möglicherweise nach Steinhoff, Wirecard und vielen anderen irgendwann eine grössere Neutralität, „in die Tiefe gehen“ und Sorgfalt zu erwarten…
FAZIT: AUGEN AUF, UNTERNEHMENSMELDUNGEN GENAU LESEN, DRANBLEIBEN – Aktien kaufen und dann liegen lassen ist nicht immer die beste Lösung.
publity, PREOS und GORE – Status Quo unverändert seit dem letzten angekündigten Beteiligungswechselspiel
Die publity AG (ISIN: DE0006972508) und ihr vor kurzem vorgestelltes Beiteiligungswechselspiel mit letztendlich einem neuen Mehrheitsaktionär für die PREOS und einer vollständig abgegebenen GORE ist noch „im Lauf“ mit ungewissem Ausgang, währenddessen liegt nun die Halbjahresbilanz vor.
Und sieht doch eigentlich ganz gut aus: Umsatz rund 11.6 Mio EUR und ein Nachsteuergewinn von 4,6 Mio EUR. Anlagevermögen in Form von Immobilien besitzt publity nicht, sondern hält diese „über ihre Tochtergesellschaft PREOS“. Und die Beteiligung an PREOS ist dann auch der „dickste Batzen“ des Anlagevermögens: 544 Mio „Beteiligungen an verbundenen Unternehmen“ plus knapp 100 Mio EUR „Ausleihungen an verbundene Unternehmen“ – erinnert: Die Bewertung der PREOS Aktie für den „GORETAUSCH“ lag wesentlich über dem damaligen Börsenkurs, man könnte meinen, um Abschreibungen bei publity auf diesen Bestand zu verhindern. Aber natürlich rein spekulativ.
EXCLUSIVINTERVIEW mit dem CEO der Biofrontera: „… Momentum weiter ausbauen!“ . US Tochter geht an die NASDAQ, aber die Mutter ist eigentlich viel spannender.
Ob die PREOS das wert ist? Geringe prozentuale Wertberichtigungen würden die publity ganz schnell tief in die roten Zahlen schicken
Das beeindruckende Eigenkapital der publity von 584.748.719,49 EUR besteht zum grössten Teil aus Gewinnrücklagen – Gewinnen die grösstenteils wiederum durch Bewertungszuschreibungen im rahmen konzerninterner Transaktionen auf Immobilienbestände erfolgten: Auf publity Ebene im Rahmen der GORE oder bei der PREOS wiederum mit Involvierung von GORE.
Dem Eigenkapital steht auf jeden Fall ein Kassen- und Bankbestand von rund 12,5 Mio EUR gegenüber. Dazu noch Forderungen (ohne die Forderungen von verbundenen Unternehmen gerechnet) und sonstige vermögensgegenstände von rund 11 Mio EUR.
Gut das der Freefloat der publity AG „nur“ 13 % beträgt und der Rest der Aktien in festen Händen liegt
Diese festen Hände: Thomas Olek, Ex-CEO der publity hält mittelbar (stand 30.06.2021) rund 48 % der Aktien und ein nicht näher bezeichnetes Konsortium institutioneller Investoren weitere rund 39 %. So sind wohl dem Aktienkurs „nach unten“ Grenzen gesetzt durch einen relativ geringen Freefloat. BERUHIGEND IST DER RISIKOBERICHT DER MIT DEN HALBJAHRESZAHLEN VERÖFFENTLCIHT WURDE EINIGE RISIKEN NICHT SIEHT, die durchaus denkbar wären:
Offensichtlich scheinen die „Probleme“ zu Jahresanfang mit der BaFin, der Einstellung des PREOS-Tokenverkaufs, der überraschend zurückgestellten Kapitalerhöhung und der damit verbunden Aktienkurseinbruch alle erledigt!
Ansonsten hätte man im Risikobericht der publity doch hierzu etwas finden müssen. Oder im verkürzten Lagebericht? Es werden zwar die Finanzkrise, Corona, Mietausfälle und andere allgemeine Risiken ausführlich dargestellt, aber laut dem Nachfolger von Herrn Olek bestehen keine wesentlichen weiteren Risiken. Auch ein Klumpenrisiko in Form der 95 % der Aktiva ,die direkt mit der PREOS verbunden sind, wird nicht gesehen. Wohl das Risiko möglicherweise Probleme bei der Rückzahlung der Unternehemensanleihe durch die PREOS bei Fälligkeit2025 zu sehen, aber eine möglicherweise notwendig werdende Wertberichtigung auf den Beteiligungsbestand an der PREOS wird wohl nicht gesehen. Interessant – insbesondere wenn man sich die PREOS-Bewertung im Rahmen des GOREverkaufs inclusive Kapitalerhöhung PREOS ansieht – hier hätte durchaus auch an der Stellschraube PREOs, nicht nurbei GORE Berichtigungsbedarf bestehen können.
ES BLEIBT SPANNEND IM PUBLITY KONZERN UND WÄHREND DER ABWICKLUNG DER PREOS – GORE TRANSAKTIONEN, die sich bis ins nächste Jahr hinziehen sollen, sollten investierte Anleger sehr aufmerksam die aktuellen Entwicklungen verfolgen.
Gemeinsamkeiten? Fehlende, selektive oder verzögerte Kommunikation, Intransparenz, viele Bilanztransaktionen mit „verbundenen Unternehmen“, Bewertungsansätze für Unternehmen oder Immobilien bestimmen über Grossteil des Gewinns oder Verlust – wohlgemerkt nicht liquiditätswirksame Umsätze. Und Bewertungen in diesem Zusammenhang sind immer subjektiv.