Nach einem erfolgreichen Jahresauftakt profitierte die DEUTZ AG (ISIN: DE0006305006), ein weltweit führender Hersteller innovativer Antriebssysteme für den Off-Highway-Bereich, auch im 2. Quartal von der anhaltenden Markterholung relevanter Abnehmerbranchen und erzielte im 1. Halbjahr 2022 eine Ergebnissteigerung. Der Ausbruch des Ukraine-Krieges hatte bislang keine negativen Auswirkungen auf die Nachfrage. Dabei kommt DEUTZ zugute, dass sein Geschäft in Russland, Belarus und der Ukraine lediglich einen Umsatzanteil von rund 20 Mio. € jährlich ausmachte. Zudem hat DEUTZ keine Niederlassungen in der Ukraine oder in Belarus und auch keine direkten, in den Krisenregionen ansässigen Lieferanten.
Deutz: Wir beobachten die makroökonomische Entwicklung mit Sorge
„Trotz Ausbruch des Ukraine-Krieges haben wir ein Umsatzplus von rund 21 Prozent auf 930,4 Millionen Euro erzielt. Gleichzeitig konnten wir unsere bereinigte Ergebnismarge um 2,4 Prozentpunkte auf 4,6 Prozent steigern. Diesen Aufwärtstrend wollen wir nachhaltig fortsetzen, denn bis zum Erreichen unseres angestrebten Zielkorridors liegt noch ein gutes Stück des Weges vor uns. Mit einem verstärkten Fokus auf Kostendisziplin sind erste wichtige Weichen gestellt“, sagt Konzernchef Dr. Sebastian C. Schulte. Mit Blick auf die zweite Jahreshäfte 2022 ergänzt er: „Unser Auftragsbestand lag Ende Juni mit über einer dreiviertel Milliarde Euro auf einem sehr hohen Niveau. Das ist zunächst einmal eine stabile Ausgangslage für die kommenden Monate. Unsere Gesamtjahresprognose steht jedoch weiterhin unter Vorbehalt: Die Versorgungssituation ist nach wie vor herausfordernd und die geopolitischen Auswirkungen des Ukraine-Krieges gehen mit hohen Unsicherheiten einher. Wir beobachten die makroökonomische Entwicklung mit Sorge und sie führt uns einmal mehr vor Augen, dass wir DEUTZ noch resilienter auch für Phasen einer konjunkturellen Abkühlung aufstellen müssen. Hier sind wir aber auf einem guten Weg.“
Neben der positiven operativen Geschäftsentwicklung hat DEUTZ auch weitere strategische Fortschritte erzielt. Um seine Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig sicherzustellen, hatte das Unternehmen Anfang 2022 unter dem Leitmotiv „Powering Progress“ einen mehrphasigen Strategieprozess angestoßen. Er zielt unter anderem darauf ab, die wirtschaftliche sowie technische Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu steigern. Dazu wurden vier prioritäre Handlungsfelder definiert und mit diversen Unterinitiativen wie etwa der kurzfristigen Weitergabe gestiegener Kosten an die Kunden im Zuge mehrerer Preiserhöhungsrunden sowie die Etablierung eines Prozesses zur grundsätzlichen Preis-Neugestaltung im Classic-Geschäft. Dabei wird für das Neumotorenportfolio in diesem Jahr eine Preissteigerung von 8 % bis 12 % angestrebt. Zudem hat sich DEUTZ das Ziel gesetzt, den Umsatz des margenstarken Servicegeschäfts über organisches wie auch anorganisches Wachstum bis 2025 auf mehr als 500 Mio. € zu steigern. Zwei erste Service-Akquisitionen erfolgten Anfang Mai mit dem Erwerb der bisherigen DEUTZ-Servicepartner AUSMA Motorenrevisie B.V. (Niederlande) sowie South Coast Diesels (Irland). Beide Firmen sind in ihren Heimatmärkten im Bereich Vertrieb und Wartung von Dieselmotoren tätig und agieren als Mehrmarkenhändler.
Des Weiteren zielt das initiierte Strategieprogramm auch darauf ab, die Entwicklung alternativer Antriebslösungen beschleunigt voranzutreiben. Einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Serienproduktion seines Wasserstoffmotors TCG 7.8 H2 ist DEUTZ Ende Juni gegangen. Im Rahmen eines gemeinsamen Pilotversuchs haben DEUTZ und der Kölner Energieversorger RheinEnergie ein H2-Genset am RheinEnergie-Heizkraftwerk in Betrieb genommen: Die Kombination aus dem DEUTZ-Wasserstoffmotor mit einem Generator liefert in der ersten sechsmonatigen Testphase bis zu 170 Kilovoltampere elektrische Leistung. Der so erzeugte Strom wird direkt in das lokale Stromnetz eingespeist. In einem zweiten Schritt soll auch die Abwärme aus dem Aggregat zur Wärmeerzeugung genutzt werden. Was DEUTZ und RheinEnergie exemplarisch erproben, bietet großes Potenzial für eine dezentrale und CO2-neutrale Energieversorgung in Ballungsräumen. Grundsätzlich eignet sich der Wasserstoffmotor mit einer Leistung von rund 200 Kilowatt für alle aktuellen DEUTZ-Anwendungen. Die Serienproduktion des Motors ist für 2024 geplant.
Solider Auftragsanstieg – zweistellige Zuwächse bei Absatz und Umsatz
DEUTZ verbuchte im 1. Halbjahr 2022 einen Anstieg des Auftragseingangs gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4,7 % auf 1.077,6 Mio. €, der von allen Regionen getragen wurde.
Der Auftragsbestand stieg zum 30. Juni 2022 im Vorjahresvergleich von 531,3 Mio. € auf ein sehr hohes Niveau von 768,9 Mio. € und indiziert damit eine weiterhin stabile Auftragslage für die kommenden Monate. Der anteilige Auftragsbestand des Servicegeschäfts belief sich auf 36,6 Mio. € nach 35,1 Mio. € im Juni 2021.
Mit insgesamt 108.741 verkauften Motoren erzielte der DEUTZ-Konzern in der ersten Jahreshälfte 2022 eine Absatzsteigerung um 16,1 %, die auf prozentual zweistellige Zuwächse in den beiden größten Absatzregionen, EMEA und Amerika, zurückzuführen ist. Die Anzahl abgesetzter DEUTZ-Motoren[1] erhöhte sich dabei um 19,9 % auf 90.462 Stück. Der Absatz der DEUTZ-Tochtergesellschaft Torqeedo lag mit 18.279 verkauften elektrischen Bootsantrieben knapp über dem Vorjahresniveau von 18.196 E-Motoren. Mit Blick auf die Anwendungen erzielten alle wesentlichen Bereiche deutliche Steigerungsraten, wobei Material Handling, in absoluten Zahlen betrachtet, den größten Beitrag zur positiven Absatzentwicklung leistete.
Einhergehend mit der positiven Absatzentwicklung erwirtschaftete DEUTZ im Berichtszeitraum ein Umsatzplus von 20,8 % auf 930,4 Mio. €, das von allen Regionen und wesentlichen Anwendungsbereichen getragen wurde. Lediglich im Bereich Sonstiges zeigte sich eine Unterschreitung des Vorjahresniveaus. Ursächlich dafür sind rückläufige Umsätze bei Motoren mit einem Hubraum größer 8 Liter sowie bei älteren Baureihen, die durch den Umsatzanstieg bei elektrischen Bootsmotoren der DEUTZ-Tochtergesellschaft Torqeedo nicht kompensiert werden konnten.
Deutliche Verbesserung der Profitabilität
Das EBIT vor Sondereffekten (bereinigtes Ergebnis) verbesserte sich im ersten Halbjahr 2022 trotz gestiegener Aufwendungen für Forschung und Entwicklung auf 42,6 Mio. € nach 16,8 Mio.€ im Vergleichszeitraum. Diese Entwicklung ist im Wesentlichen auf das höhere Geschäftsvolumen, damit einhergehende positive Skaleneffekte sowie Effekte aus Kostensparmaßnahmen zurückzuführen. Die zusätzlichen Kostenbelastungen, die sich infolge anhaltender Lieferengpässe und höherer Materialpreise ergeben, kann DEUTZ durch die Weitergabe an seine Kunden im Zuge von Preiserhöhungen zunehmend abmildern. Zudem proftierte DEUTZ von positiven Währungskurseffekten. Negativ wirkte sich auf das bereinigte Ergebnis des Konzerns weiterhin das Ergebnis der DEUTZ-Tochtergesellschaft Torqeedo aus, die die Gewinnschwelle bislang noch nicht erreicht hat. Die bereinigte EBIT-Rendite verbesserte sich im Vorjahresvergleich ebenfalls deutlich von 2,2 % auf 4,6 %.
Die positive Entwicklung des bereinigten Ergebnisses führte zu einer Verbesserung des Konzernergebnisses vor Sondereffekten auf 34,0 Mio. € nach 14,0 Mio. € im 1. Halbjahr 2021. Das entsprechende Ergebnis je Aktie stieg vor Sondereffekten von 0,12 € auf 0,28 €.
Weiterhin komfortable Finanzlage
Der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit belief sich im 1. Halbjahr 2022 auf 14,6 Mio. € nach 44,7 Mio. € im Vergleichszeitraum. Dieser Rückgang resultierte im Wesentlichen aus dem Vorratsaufbau, der infolge der deutlichen Geschäftsausweitung, längeren Seefrachtzeiten und, angesichts der angespannten Situation des Beschaffungsmarktes, zur Absicherung der Produktion erforderlich wurde. Der Free Cashflow lag mit –24,7 Mio. €, bedingt durch den Rückgang des Cashflows aus laufender Geschäftstätigkeit um 34,4 Mio. €, unter dem Vergleichswert.
Die Nettofinanzverschuldung stieg zum 30. Juni 2022 infolge der Inanspruchnahme einer bestehenden Kreditlinie in Höhe von rund 60 Mio. € gegenüber dem Jahresende 2021 um 43,5 Mio. € auf 123,2 Mio. €.
Die Eigenkapitalquote lag bei 44,5 % nach 45,6 % zum Jahresende 2021. Damit ist die Finanzlage des DEUTZ-Konzerns weiterhin komfortabel. Das ungenutzte Volumen seines syndizierten Kredits belief sich zum Ende des Berichtszeitraums auf rund 155 Mio. €. Damit verfügt DEUTZ über ausreichende finanzielle Mittel, um sein operatives Geschäft zu finanzieren, in seine Transformation zu investieren und auch um anorganisch zu wachsen.
Prognose 2022 aufgrund anhaltend hoher Unsicherheiten weiterhin unter Vorbehalt
Auch wenn sich durch den Ausbruch des Ukraine-Krieges im ersten Halbjahr 2022 keine wesentlichen negativen Auswirkungen auf die Nachfrage zeigten, gehen die geopolitischen Auswirkungen des Krieges und dessen Fortgang weiterhin mit hohen Unsicherheiten auch für DEUTZ einher. Sei es im Hinblick auf die Preisentwicklungen etwa für Energie und Rohstoffe, die Verfügbarkeit von Materialien und Transportkapazitäten oder mögliche Lieferstopps für russisches Gas in Teilen Europas. Aus diesem Grund steht die im Geschäftsbericht 2021 veröffentlichte Prognose für das Gesamtjahr 2022 zunächst weiterhin unter Vorbehalt.
Nachdem DEUTZ sein Motorenneugeschäft mit Russland und Belarus direkt nach Ausbruch des Krieges bis auf Weiteres eingestellt hatte, wurde in einem nächsten Schritt beschlossen, alle technischen und vertrieblichen Aktivitäten einzufrieren.
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