Deutz Aktie unter Stress? Der weltälteste Motorenbauer litt in den letzten Jahren sowieso schon unter einer scharfen Transformation des Basisgeschäfts. Und als ob das für die DEUTZ AG (ISIN: DE0006305006) nicht genug wäre, kommen jetzt noch „Personalquerellen“ hinzu.Oder wie soll man es sonst nennen, wenn ein CEO, der bisher operativ wohl einiges richtig gemacht zu haben schien, auf einmal „gehen muss“. Und dann auch noch in derselben Aufsichtsratssitzung ein neuer Aufsichtsratschef gewählt wird. Eigentlich nur verwunderlich, dass nicht auch der entsprechende Aufsichtsrat „verabschiedet wurde“.
Deutz Aktie bräuchte eigentlich Ruhe und nicht samstagabends um 20:10 Uhr eine Ad-hoc ohne Hintergrunderläuterung!
Nüchtern, ohne jedes „freundliche“ oder versöhnliche Wort zum Abschied, was fast immer eigentlich Usus ist, heisst es:
„Die DEUTZ AG teilt mit, dass der Vorsitzende des Vorstands, Herr Dr. Frank Hiller, heute vom Aufsichtsrat einstimming aus dem Vorstand abberufen wurde. Er scheidet mit sofortiger Wirkung aus dem Vorstand aus. Herr Dr. Sebastian Schulte, bisher Finanzvorstand und Arbeitsdirektor, übernimmt den Vorstandsvorsitz der DEUTZ AG. Seine bisherigen Verantwortungsbereiche wird er interimsweise weiterführen. Der Aufsichtsrat hat bereits einen Prozess aufgesetzt, um die Vakanz im Vorstand im Sinne des zweiten Führungspositionen-Gesetzes mit einer Frau zu füllen.
Zudem hat der Aufsichtsrat auf seiner heutigen Sitzung Herrn Dr. Dietmar Voggenreiter zum neuen Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt. Der bisherige Vorsitzende, Herr Dr. Bernd Bohr, hat sein Amt als Vorsitzender niedergelegt und wird dem Gremium weiterhin als ordentliches Mitglied angehören.“
Wow – „einstimmig“! Und mit „sofortger Wirkung“. Ob das die Deutz Aktie am Montag stützt?
Also hatte der „alte CEO“ jeden Rückhalt im Aufsichtsrat verloren, nicht einer stimmte für ihn. Und auch der Aufsichtsratschef musste federn lassen: Der ehemalige Unterstützer des CEO bei dessen letzten Vorstandsbesetzungen verlor zumindest seinen Chefsessel. Warum? In den diversen Publikationen schiesst man sich auf eine Auseinandersetzung im Zusammenhang mit dem Umgang mit dem „Zweite Führungspositionen-Gesetz“, kurz FüPoG II, das im vergangenen Sommer in Kraft getreten war. Für mitbestimmte Unternehmen wird bei mindestens 4 Vorständen – trifft beides auf Deutz zu – mindestens eine Frau vorgesehen, sofern Neubesetzungen anstehen.
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Dieses Gesetz war bereits seit dem Anfang 2021 absehbar und bekannt und trotzdem soll der CEO gemeinsam mit dem Aufsichtsratschef zwei neue Vorstände seitdem berufen haben, die beide Männer waren. Und somit zumindest zwar gesetzeskonform, da vor Inkrafttreten des Gesetzes, aber ohne Voraussehen diesen „Nachbesserungsbedarf“ für eigentlich längere Zeit zementiert zu haben. Natürlich jetzt nicht mehr, da überraschend ja ein Vorstandsposten frei wird! Und sinnigerweise der derzeitige CFO nun zum CEO wird. Mit einer Frau als CFO hatte man bei Deutz bis 2018 bereits gute Erfahrungen sammeln können.
Aber ist das von der Öffentlichkeitswirkung schädliche Umgehen mit der „Frauenquote“ wirklich das Hauptproblem von Deutz?
Glaubt man der Deutz Aktie, dann sieht es bereits jetzt ziemlich übel bei dem Motorenbauer aus. Bereits am 07.02.2022 markierte die Aktie bei 5,68 ihr bisheriges Jahrestief. Ob es Montag neue Tiefststände geben wird? Man darf gespannt sein. Nach dem schwierigen 2020, als man sich u.a. von 1.000 Mitarbeitern trennen musste, um wieder einigermassen „auf Spur zu kommen“. Um die Umstellung des Produktportfolios, weg von Dieselaggregaten hin zu E-Mobilität und Wasserstoffantrieben umzusetzen, waren schmerzhafte Einschnitte erforderlich, die mit dem jetzt „geschassten“ CEO im Zusammenspiel mit dem Aufsichtsrat umgesetzt werden konnten.
In 2021 konnte man den Turnaround schaffen – bisher kaum im Kurs der Deutz Aktie erkennbar
Und wahrscheinlich hat die schlechte Kursperformance der Aktie den Aufsichtsrat unter Druck gesetzt, Aktionismus zu zeigen. Obwohl die Aktionäre, im Wesentlichen grosse Fondsgesellschaften aus Europa und den USA, bisher relativ „wortlos“ das Ganze begleiten, sollte das kein Dauerzustand sein. Die Prognose für 2021 sieht derzeit nach der letzten Prognoseerhöhung vom 13.09.2021 folgende Ziele: Absatz zwischen 155.000 und 170.000 DEUTZ-Motoren für 2021, der zu einem Umsatzanstieg auf 1,6 bis 1,7 Mrd EUR führen soll. Und der anteilige Serviceumsatz soll unverändert bei rund 400 Mio EUR für 2021 liegen. Für die EBIT-Rendite vor Sondereffekten weine Bandbreite zwischen 2,0 und 3,0 % prognostiziert.
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Wollte man vor der Vorlage der Zahlen 2021 und der folgenden Hauptversammlung den „Druck“ nehmen. Wollte der Aufsichtsrat den Aktionären zuvorkommen, um nicht auf der Hauptversammlung mit Forderungen der Aktionäre konfrontiert zu werden? Sah man im Verhalten des CEO bezüglich der „Frauenquote“ einen wichtigen Grund für die Kursschwäche? Viele Fragen, deren Antworten bald vom Unternehmen kommen sollten, um weitere Kursrückgänge zu vermeiden…
Aktuell (13.02.2022 / 11:35 Uhr) notiert die Deutz Aktie im XETRA-Handel zum Freitagsschluss bei 5,80 EUR. Das war VOR VERÖFFENTLICHUNG VOM SAMSTAG ABEND – wohlgemerkt.
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