Cherry Aktie – ein Beispiel für ein IPO wie man es sich nicht für einen Kapitalmarkt wünscht. Getragen von den durch Corona-Lockdowns in die Höhe getriebenen Umsätzen, musste man schnell feststellen, dass die Cherry AG (ISIN:DE000A3CRRN9) trotz positiver Geschäftsentwicklung „alles etwas zu rosig“ gesehen hatte.
Dazu kommt natürlich die Branchenrotation an den Märkten, die dem Börsennewcomer ebenfalls nicht gut bekam. Emittiert zu 32,00 EUR je Aktie im Juni 2021, sowieso schon am unteren Rand der Angebotsspanne, ging es erstmal hoch, nur um dann ab Ende September nach einem Hoch bei 39,00 EUR in einen anhaltenden Abwärtstrend einzutreten, der die Aktie aktuell auf ein Kursniveau von 8,26 EUR (XETRA, 10:51 Uhr) bringt. Dass die Aktie dabei nur ein Minus von 1,2 % aufweist – und das trotz heute gemeldeter Prognosereduktion, könnte ein Hinweis auf eine Bodenbildung sein, die sich seit Mai andeutet.
Woran lag’s bisher? Cherry Aktie ein Flop.
Natürlich kam es nicht gut „an“, dass von dem Bruttoerlös des Listings in Höhe von 416 Mio EUR lediglich 138 an das Unternehmen selbst flossen. Bei Start erreichte man so einen Freefloat von 53%, gut für die Liquidität, möglicherweise zuviel für eine positive Kursentwicklung. Dann erinnert man sich noch an die Aussagen vor dem IPO, wo von „Für das Geschäftsjahr 2021 erwartet das Management, dass der organische Umsatz von Cherry in einer Größenordnung von 30 % bis 40 % über dem Umsatz für das Geschäftsjahr 2020 liegen wird.“ die Rede war. Und in der 2021er Bilanz erreichte man dann „nur“ unter 30 %: „Das Geschäftsjahr war geprägt von einem hohen Umsatzwachstum von 29,4 % auf EUR 168,5 Mio.„.
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Angst vor Lieferkettenproblemen, Chipmangel und „Normalisierung der Nachfrage“ liessen die Cherry Aktie weiter unter Druck geraten. Und so bestätigt die heutige Prognosereduktion eigentlich nur die sowieso bestehenden und in den Kurse wohl weitgehend eskomptierten Grenzen des Wachstums:
Umsatzrückgang im ersten Halbjahr zwingt zur Reduktion des Umsatzziels für 2022 – und Kosten verhageln die Marge
In dürren Worten wird die sogenannte „Aktualisierung“ der Prognose heute präsentiert: „…die Prognose für das laufende Geschäftsjahr wie folgt zu aktualisieren: Der Vorstand erwartet für das Geschäftsjahr 2022 einen Konzernumsatz von rund EUR 150 Mio. bis rund EUR 170 Mio. (bisher: rund EUR 170 Mio. bis rund EUR 190 Mio.) bei einer bereinigten EBITDA-Marge von 14 % bis 19 % (bisher: 23 % bis 26 %).“
Grund die vorläufigen ungeprüften Zahlen für das erste Halbjahr 2022: Konzernumsatz im Q2 rund 32,9 Mio EUR (Q2/2021: 42,6 Mio), was zu einem vorläufigen Konzernumsatz im ersten Halbjahr 2022 von rund 65,9 Mio EUR führt (H1/2021: 80,3 Mio). Unter Berücksichtigung der Umsatzverschiebung innerhalb des Konzerns erwarte die Gesellschaft für das erste Halbjahr ein bereinigtes Konzern-EBITDA von rund 9,4 Mio EUR (H1/2021: 24,2 Mio), was einer bereinigten EBITDA-Marge im ersten Halbjahr 2022 von 14,3 % entspräche (H1/2021: 30,2 %). Schuld soll insbesondere das während der Lockdowns überaus erfolgreiche Gaming-Segment sein. Hohe Lagerbestände der Kunden und rückläufige Nachfrage machen so aus einem erwarteten Wachstum im einstelligen Prozentbereich einen Umsatzrückgang.
Und was wird aus der Cherry Aktie? Immerhin Marktführer in einigen Bereichen. Probleme scheinen temporär.
Ein für die Unternehmensgrösse ungewöhnlich gross erscheinendes Aktienrückkaufprogramm sollte seit Mitte Juni zur Stabilisierung des Kursverlaufs beigetragen haben – wenn auch auf sehr niedrigem Niveau. Respektive durch ein tägliches „Kaufvolumen“ von – betrachtet man die ersten beiden Zwischenmeldungen zum Rückkaufprogramm – rund 100 TEURO börsentäglich kann bei den aktuellen Handelsvolumina durchaus als stark stützend eingeschätzt werden.
„Im Rahmen des Aktienrückkaufprogramms 2022 können in einem Zeitraum vom 13. Juni 2022 bis zum 30. Juni 2023 bis zu insgesamt 2.000.000 eigene Aktien (dies entspricht bis zu ca. 8,2 % des derzeitigen Grundkapitals der Gesellschaft) zu einem Gesamtkaufpreis (ohne Erwerbsnebenkosten) von maximal EUR 25,0 Mio. zurückgekauft werden.“
Wochenrückblick KW28 – 13.000 nicht zu halten. Steinhoff. Nel. TAG. SFC Energy, Plug Power, Allgeier, Nordex,… – News.
Platow Brief: SFC Energy Aktie MEIDEN. Noch nie Gewinne seit dem Börsengang in 2007, dazu hohe Verschuldung. Und die Gewinnschwelle liege…
clearvise und Pacific Renewables sortieren sich neu. Am Ende des Tages zwei fokussiertere Unternehmen mit grundverschiedenem Risikoprofil.
Allgeier Aktie unter der Lupe der „Aktien Spezialwerte“. Und es bleibt dabei – ein KAUF. weiterhin unterhalb von 45 EUR mit Kursziel 63 EUR.
Auch wenn die Aktien wahrscheinlich nicht eingezogen werden – eine wichtige Stütze für den Kurs der Cherry Aktie
Vielmehr scheint man die zurückgekauften Aktien – wohl weil man den Kurs als günstig betrachtet – in unbekanntem Anteil verwenden für Aktienoptionsprogramme der Mitarbeiter, die bereits vereinbart sind, und als „Übernahmewährung“. Wahrscheinlich dann, wenn der Kurs wieder ein höheres Niveau erreicht hat. Keine schlechte Lösung, auch wenn natürlich aus Sicht der Aktionäre ein Aktieneinzug den grössten „Nutzen“ bietet, weil der einer Aktie zuzurechnende Gewinn c.p. steigt.