Cherry Aktie – ein Beispiel für ein IPO wie man es sich nicht für einen Kapitalmarkt wünscht. Getragen von den durch Corona-Lockdowns in die Höhe getriebenen Umsätzen, musste man schnell feststellen, dass die Cherry AG (ISIN:DE000A3CRRN9) trotz positiver Geschäftsentwicklung „alles etwas zu rosig“ gesehen hatte.
Dazu kommt natürlich die Branchenrotation an den Märkten, die dem Börsennewcomer ebenfalls nicht gut bekam. Emittiert zu 32,00 EUR je Aktie im Juni 2021, sowieso schon am unteren Rand der Angebotsspanne, ging es erstmal hoch, nur um dann ab Ende September nach einem Hoch bei 39,00 EUR in einen anhaltenden Abwärtstrend einzutreten, der die Aktie aktuell auf ein Kursniveau von 1,85 EUR (XETRA, 12:56 Uhr) bringt. Nichts mit Bodenbildung. Fall ins Bodenlose?
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Woran liegt’s? Cherry Aktie ein Flop. Weil…
Die Börsenhistorie der Cherry ist geprägt von hohen Erwartungen, die letztendlich nicht erfüllt werden konnten. Prognosereduktionen, verfehlte Prognosen lassen einfach kein Vertrauen aufkommen. Und passend in die Abfolge enttäuschender Botschaften: Nach vorläufigen und noch ungeprüften Zahlen für das Geschäftsjahr 2023 erreichen der Cherry-Konzernumsatz sowie die bereinigte Konzern-EBITDA-Marge nicht die bisherige Prognose. Für das Gesamtjahr 2023 werde nun ein Konzernumsatz von rund 126 Mio EUR (Prognose: rund 140 Mio) sowie eine bereinigte Konzern-EBITDA-Marge von rund 2 % (Prognose: rund 10 %) erwartet.
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Ebenfalls nach vorläufigen und noch ungeprüften Zahlen betrug der Konzernumsatz im 4. Quartal 2023 rund 38 Mio EUR (Q4/2022: 34,5 Mio) und die bereinigte Konzern-EBITDA-Marge rund 1 % (Q4/2022: 4,6 %). Die Abweichung von der Prognose sei auf ein langsameres Wachstum im vierten Geschäftsquartal zurückzuführen. Der Zuwachs in der Nachfrage nach Computer-Peripheriegeräten, insbesondere im B2B-Geschäft, blieb hinter den Erwartungen der Gesellschaft zurück. Der dadurch ausgebliebene Umsatz führte zu einem Absinken der bereinigten EBITDA-Marge, da die Kosten nicht in gleichem Maße reduziert werden konnten.
Und so kommentiert Cherry die Ergebnisse.
„Für das Gesamtjahr konnten wir zwar ein positives zweistelliges Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorjahr in den Bereichen Gaming- und Office-Peripherals verzeichnen, jedoch reichte dieses noch nicht aus, um den Rückgang im Schaltergeschäft und die Verzögerung im Bereich Digital Health and Solutions zu kompensieren. Die angekündigten Restrukturierungs-, Kostensenkungs- und Transformationsmaßnahmen werden stringent umgesetzt und die Gesellschaft erwartet, dass diese zeitnah zu einer Verbesserung der finanziellen Situation von Cherry führen werden.“
Wie sieht die finanzielle Situation konkret aus bei Cherry? Gute Frage.
Dass am 30.01. der Kapitalmarkt darüber informiert werden musste, dass der „Der Finanzvorstand (CFO) der Cherry SE [ISIN: DE000A3CRRN9], Dr. Mathias Dähn (56), (…) seine Aufgaben in der finanziellen Steuerung und Kontrolle des Unternehmens derzeit nicht wahrnehmen“ könne, war in der sowieso schon angespannten Lage bestimmt nicht förderlich. Ohne näheres über die Hintergründe seines Ausscheidens zu wissen, wird es definitiv schnell notwendig seine in der „Transformationsphase“ der Cherry eine funktionsfähige Finanzabteilung zu haben – zum 30.09.2023 beliefen sich nach Abbau liquider Mittel um 48,5 Mio EUR immer noch auf 44,4 Mio EUR. Scheint erstmal zu reichen, bis man – wie immer gesagt – wieder auf 20% EBITDA Marge zurückkehren kann.
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Aber derzeit ist Cherry in einer selbsterklärten Transformationsphase mit unerwarteten Verlusten in 2023. Und wie es letztendlich in 2024 weitergeht – ohne CFO und anderen Wechseln im Vorstand ist bei Betrachtung der aktuellen Kursentwicklung zumindest nach Ansicht der Anleger zweifelhaft. Ob man aktuell Einstiegskurse sieht? Höchstspekulativ mit vielen Fragezeichen. Vielleicht setzen auf eine technische Gegenbewegung in den nächsten Tagen für eine kruzfristige Spekulation, aber langfristige Anlage? Was für sehr mutige. Oder?