Carmignac Spezialist zur FED Sitzung und mehr. Aktienmärkte scheinen derzeit unentschlossen. Zinsangst. Inflationssorgen. Rohstoff- und Energiepreise auf hohem Niveau. Und dazu die Ungewissheit über die weitere Entwicklung in der Ukraine nach dem russischen Angriff.
Wichtig und teilweise ängstlich beäugt die Entscheidungen oder Ankündigungen der FED. Und FED Entscheidungen zeigen Wirkung. Auf die Märkte, auf die Entscheidungen der EZB. Wie sieht ein Profi die anstehende FED-Sitzung? Gergely Majoros, Mitglied des Investmentkomitees von Carmignac, war bereit seine Meinung und Erwartungen zum morgigen Fed-Meeting mitzuteilen. Und dann schaute er weiter in Richtung EZB Sitzung im Juni…
nwm: Was erwarten Sie von der morgigen FED-Sitzung und der weiteren Entwicklung der Notenbankpolitik. Sehen Sie Auswirkungen auch auf die EZB?
Gergely Majoros: Während eine kurzfristige positive Überraschung auf der nächsten Sitzung der US-Notenbank (Fed), also eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte, unseres Erachtens nicht sehr wahrscheinlich ist, so kann dies längerfristig nicht behauptet werden, da die Sichtweite auf die künftige Inflationsdynamik eingeschränkt bleibt.
Es wird allgemein erwartet, dass die monatlichen Inflationsdaten bald ihren Höhepunkt erreichen werden, wahrscheinlich um den Mai herum, und danach deutlich zurückgehen. Es ist noch nicht klar, ob die Zahlen auf ein vernünftigeres Niveau zurückkehren werden, etwa auf um die 2 Prozent in den nächsten zwölf Monaten. Neben der angespannten Lage auf dem US-Arbeitsmarkt wird viel von Faktoren wie einem möglichen Energieembargo gegen Russland oder dem Ausmaß der chinesischen Abriegelungsmaßnahmen abhängen.
Die Sichtweite im Hinblick auf diese Faktoren ist nach wie vor gering, auch wenn in Bezug auf China Präsident Xi Jinping kürzlich seine Absicht bekundet hat, der Wirtschaft in Zukunft nicht mehr als nötig zu schaden. Darüber hinaus haben die längerfristigen Inflationserwartungen wie der 10-Jahres-Break-Even, ein wichtiger Indikator für die Fed und ihre Glaubwürdigkeit bei der Erreichung von Preisstabilität, in den letzten Wochen deutlich zugenommen, obwohl sich die Rohstoffpreise im gleichen Zeitraum stabilisiert haben. Diese Entwicklung dürfte die US-Notenbank zumindest kurzfristig davon abhalten, ihre derzeitige aggressive Haltung zu ändern, auch wenn erste inflationsdämpfende Faktoren am Horizont aufgetaucht sind: ein starker Dollar und ein abwertender Yuan.
Nicht zuletzt haben sich die Finanzmärkte nach der desinflationären Phase der letzten Jahrzehnte unseres Erachtens noch nicht vollständig auf eine potenziell nachhaltige Inflationsdynamik eingestellt.
—- kurzfristige Überraschungen bei EZB im Juni möglich —-
In dieser Hinsicht könnte das Potenzial für kurzfristige Überraschungen bei der nächsten Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Juni höher sein: Die europäische Währungsbehörde könnte beschließen, die Zinsen früher anzuheben als erwartet, also bereits im Juli statt erst im September. In jedem Fall wird auf beiden Seiten des Atlantiks die Inflation entscheiden! Vor diesem Hintergrund bleiben unsere Fonds sowohl bei der Laufzeit als auch bei den Spread-Produkten, wie Peripherieanleihen, Kredit- und Schwellenländerschulden, vorsichtig positioniert.“
nwm: Vielen Dank für Ihre klaren Aussagen, wie die Spezialisten von Carmignac FED, EZB und Möglichkeiten und Risiken für die Anleger einschätzen.
GergelyMajoros |
Gergely Majoros ist Mitglied des Investment Committee. Er ist seit 2016 bei Carmignac tätig. Seine Karriere begann er im Jahr 2000 als Analyst für deutsche Aktien bei Concord Effekten, anschließend wechselte er als Analyst für europäische Aktien zur BHF Bank. 2007 wurde er zunächst Portfoliomanager für osteuropäische Aktien bei Deka Investment, wechselte dann aber zu Cominvest. 2008 wurde er schließlich Portfoliomanager für Schwellenländeraktien bei Gemway Assets. Gergely Majoros ist Absolvent der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main und der Universität Paris-Dauphine in Paris. Ferner trägt er den Titel Chartered Financial Analyst.
Über Carmignac:
Carmignac ist ein unabhängiger Vermögensverwalter, der 1989 auf der Grundlage von drei bis heute gültigen Grundprinzipien gegründet wurde: Unternehmergeist, menschlicher Sachverstand und aktives Engagement. Unser unternehmerisches Denken ist seit unseren Anfängen ungebrochen. Unser Team von Fondsmanagern hat die Freiheit und den Mut dazu, unabhängige Risikoanalysen durchzuführen und die daraus gewonnenen starken Überzeugungen umzusetzen. Unsere kollaborative Kultur des Austauschs, der Grundlagenarbeit und des internen Researchs gewährleisten, dass datenbasierte Analysen immer durch menschlichen Sachverstand angereichert werden, um Komplexität besser zu steuern und verborgene Risiken einzuschätzen.