Über die aktuelle Entwicklung und die Potenziale des börsennotierten „FinTechs“ B+S Banksysteme AG (ISIN: DE0001262152) haben wir diese Woche bereits berichtet und die Quartalszahlen machten „Appetit“ auf mehr von dieser Gesellschaft. Im Rahmen eines Exklusivinterviews sprach das Nebenwerte-Magazin mit B+S-Vorstand Wilhelm Berger u. a. über die jüngsten Neuaufträge, die Ergebnisverbesserung im dritten Quartal 2021/2022 und die laufenden Großprojekte. „Unsere Investitionen beginnen sich nun auszuzahlen“, ist Berger überzeugt. Am Beispiel des Münchner Konkurrenten FinAPI, der vor kurzem zu einem kolportierten Preis von 60 bis 80 Mio. Euro an die britische Yapily verkauft worden ist, wird die aktuelle Unterbewertung der B+S-Aktie deutlich.
Herr Berger, das aktuelle Umfeld – Stichworte Ukraine-Krieg, Inflation, Zinsanstieg, Lieferengpässe – stellt viele Unternehmen derzeit vor große Herausforderungen. Wie sieht es bei der B+S Banksysteme AG aus? In welchen Bereichen spüren Sie aktuell Gegenwind?
Wilhelm Berger: Zu den von Ihnen genannten Stichworten sollten wir noch die Cyber-Kriminalität hinzufügen. In diesem Bereich sind für uns als Zahlungsinstitut die Anforderungen und damit verbunden die Investitionen merklich gestiegen. Die hohe Inflation wird sich über kurz oder lang in den Personalkosten wiederfinden. Für eine Überwälzung an unsere Kunden ist ein gewisses Fingerspitzengefühl gefragt. Unsere neueren Verträge beinhalten diesbezüglich jedoch Preisanpassungsklauseln. Und trotz aller Risiken und Herausforderungen überwiegen aktuell nach wie vor die Chancen und Wachstumspotenziale.
Wie bewerten Sie die aktuelle Situation im Finanz- bzw. Bankensektor? Spüren Sie eine zunehmende Investitionszurückhaltung auf Seiten Ihrer Kunden?
Wilhelm Berger: Die Investitionsbereitschaft seitens unserer Kunden ist gerade erst wieder angelaufen. Die gestarteten und geplanten Projekte dienen unseren Kunden zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und werden mit Vehemenz vorangetrieben. Insofern gibt uns die aktuelle Marktentwicklung durchaus Rückenwind. Dies spiegelt sich auch in unserem Auftragseingang, sowohl auf Neukundenseite wie auch bei Zusatzaufträgen im ASP-Bereich wider.
Sie sprechen die jüngsten Neuaufträge an. Über welche Erlöspotenziale sprechen wir hier?
Wilhelm Berger: In Summe sprechen wir über ein zusätzliches Geschäftsvolumen in Höhe von mehreren hunderttausend Euro p. a. bei einer Mindestlaufzeit von drei bis fünf Jahren.
Im dritten Quartal 2021/2022 haben Sie im Gegensatz zum Vorjahresquartal auf EBIT- und auch auf Nettobasis schwarze Zahlen geschrieben. Was lief besser als im Vorjahr?
Wilhelm Berger: Unsere Investitionen der vergangenen Jahre beginnen sich nun auszuzahlen und natürlich haben wir auch einen Blick auf die Kostenseite geworfen. In Summe sind wir trotz weiterer, gezielter Investitionen in Personal und Infrastruktur auf Seiten der Profitabilität einen deutlichen Schritt vorangekommen.
Welche Erwartungen haben Sie an das laufende Schlussquartal?
Wilhelm Berger: Wir erwarten zumindest einen linear stabilen Verlauf. Auf Basis der Zahlen des dritten Quartals, die im Wesentlichen durch Standardgeschäft geprägt sind, ergibt sich bei linearer Hochrechnung für das laufende Geschäftsjahr 2021/2022 eine Betriebsleistung von 11,7 Mio. Euro und ein EBIT von 0,4 Mio. Euro.
Auf Seiten der laufenden Großprojekte erwarten Sie Verzögerungen. Werden sich diese Verzögerungen auch negativ auf die Ergebnisbeiträge dieser Projekte auswirken?
Wilhelm Berger: Für die einzelnen Projekte haben die möglichen Verzögerungen keine negativen Ergebnisbeiträge. Die Auswirkungen beziehen sich lediglich auf den Zeitpunkt der Ergebnisverbuchung und damit der periodischen Zuordnung.
Demnach erwarten Sie von diesen Projekten deutlich positive Impulse auf die Umsatz- und Ergebnisentwicklung in den kommenden Geschäftsjahren?
Wilhelm Berger: Ja, sowohl bei der aktuellen Gewinnentwicklung als auch bei der Steigerung der wiederkehrenden Erlöse, aus den aus diesen Projekten resultierenden Wartungseinnahmen.
Kommen wir abschließend zur Bewertung: Der in München angesiedelte Konkurrent FinAPI wurde vor kurzem zu einem kolportierten Preis von 60 bis 80 Mio. Euro an die britische Yapily verkauft. B+S wird trotz der doppelten Umsatzgröße derzeit an der Börse mit weniger als 20 Mio. Euro bewertet. Wie sehen Sie sich im Vergleich zu FinAPI positioniert und haben Sie eine Erklärung für diese Bewertungsdiskrepanz?
Wilhelm Berger: Zunächst sind wir produktseitig wesentlich breiter aufgestellt und FinAPI nutzt in Teilbereichen auch unseren DDBAC-Service. Für die Bewertungsdifferenz habe ich keine Erklärung. Die Börsennotierung als solche, sollte ja nicht das Hindernis sein. Wir haben auf jeden Fall in Zusammenhang mit den anstehenden Realisierungen und zusätzlich möglichen Neuaufträgen eine Informationskampagne geplant. Im derzeitigen Bewertungsniveau der B+S-Aktie spiegeln sich weder die aktuelle Leistungsfähigkeit und die weiteren Potenziale unserer Gesellschaft noch die stillen Reserven im Immobilien- und Beteiligungsbereich hinreichend wider.
Herr Berger, vielen Dank für das Interview.
Herr Wilhelm Berger, Vorstandschef und Vorstandssprecher der B+S Banksysteme AG
Kurzinfo zum Unternehmen
Die an der Frankfurter Wertpapierbörse notierte B+S Banksysteme Aktiengesellschaft ist eine Softwaremanufaktur für Banken und Finanzdienstleister, die 1982 in Salzburg gegründet wurde. Der Hauptsitz der Gesellschaft ist seit 2008 in München, weitere Standorte befinden sich in Österreich (Salzburg) und in der Schweiz (Kanton Bern).
Bei B+S stellt sich ein Team von über 80 Experten verschiedenster Fachgebiete den umfangreichen und vielschichtigen Herausforderungen der Finanzwelt. Durch die optimale Teamgestaltung mit fachlichen (Finanzspezialisten, Controllern, Bankern) und technischen Spezialisten (Informatikern, Mathematikern, Organisationsprogrammierern, Systemadministratoren) ist es möglich herausragende Produkte für anspruchsvolle Kunden zu entwickeln und diese auf Wunsch auch im eigenen Rechenzentrum zu betreiben.
B+S bietet seinen Kunden sowohl für die klassischen Bankprozesse als auch für modernes Electronic und Mobile Banking die passenden Softwarelösungen.
Am Standort in Salzburg befindet sich das Kompetenzzentrum für die Bereiche Zahlungsverkehr, Risikomanagement, Währungsmanagement sowie Treasury und Trading. Bei der Konzernmutter in München werden die Lösungen für die Bereiche Electronic Banking und Payment entwickelt. Die Produkte können von den Kunden entweder als Lizenzsoftware erworben oder im Rahmen eines Outsourcings genutzt werden.
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